Vorsicherung der Automaten - TAB-konforme Ausführung?

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Ich habe unseren Schaltschrank unseres Gewerbe-Neubaus aufgebaut.

Der Verlauf führt vom HAK über einen SLS (50A) an den Zähler (Gesamtbezugzähler). Bei der Vorbesprechung des Anschlusses mit dem EVU kam folgendes Gespräch auf:

  • EVU: "Haben sie nach dem Zähler auch einen SLS vorgeplant?"
    Wir: "Äh, nein."
    EVU: "Warum nicht?"
    Wir: "Wir haben doch einen SLS vor dem Zähler?"
    EVU: "Ja und?"
    Wir: "Das wird gleichzeitig unser SH-Schalter."
    EVU: "Ganz sicher nicht. Der SLS vor dem Zähler wird verplombt und ist dann gar nicht mehr zugänglich."
    Wir: "Ugh!"
    EVU: "Bauen sie einen SLS nach dem Zähler ein. Der kommt dann in den oberen Anschlussraum. Dort können sie dann soviel daran herumschalten, wie sie lustig sind."
    Wir: "Aber den können wir ja sicher nicht auch mit 50 A auslegen."
    EVU: "Nein, natürlich nicht."
    Wir: "Dann muss ich ja den nächstgeringeren SLS einbauen. Das heißt, ich kann der Anlage maximal [blätter, blätter] - öh - 35A abverlangen..."
    EVU: "Genau."
    Wir: "Aber wir haben doch schon im Juli eine Anschlußleistung von 50A vereinbart."
    EVU: "Die haben sie doch auch."
    Wir: "Aber wir können sie ja dann überhaupt nicht nutzen."
    EVU: "Aber wir stellen ihnen den Anschluss so zu Verfügung. wie vereinbart."
    Wir: "Aber, aber - öh, ähm ... Was wäre, wenn wir einen SLS vor dem Zähler mit 63 A einbauen und nach dem Zähler dann einen mit 50 A?"
    EVU: "Nicht zulässig. Das Verhältnis von dieser Konfiguration wäre dann 1,25. Geht gar nicht."
    Wir: "Und 80/50?"
    EVU: "Einen Anschluß mit 80A wurde nicht vereinbart. Das mit den 63A geht daher auch schonmal garnicht."
    Wir: "[Tilt!]"

Vorgestern wurde der Zähler angeschlossen und die Anlage in Betrieb genommen. Mir fällt auf: Der SLS vor dem Zähler ist überhaupt nicht verplombt. Der Service-Techniker, der den Zählereinbau vorgenommen hat, hat uns noch ausgelacht. "Was haben sie denn da gemacht? Haben sie zuviel Geld?"

Jetzt habe ich mir die TAB noch einmal genau zur Brust genommen. Da steht nichts von einem zweiten SLS nach dem Zähler. Oder zumindest finde ich nichts. Selbst nach drei Tassen Kaffee nicht. Kann aber auch sein, dass ich zu dumm zum finden bin.

Ich bin jetzt minderschwer angesäuert. Was ist denn nun Fakt?

  1. Brauche ich wirklich einen SLS vor und nach dem Zähler? Ich erachte das nach wie vor für Quatsch.
  2. Sollte der SLS vor dem Zähler wirklich plombiert sein? Ich denke, dass das behämmert ist. Aber hat das EVU doch recht?
  3. Wenn ich den zweiten SLS nach dem Zähler nicht haben muss, ist dann meine Anfangsüberlegung (LS-Schalter, 10kA, Kat C oder D, 50A) in Ordnung? Ich kann die Anlage freischalten und im oberen Anschlußraum umbauen.
 
Nach TAB 2000 kommt bei verwendung eines SLS im Vorzählerbereich in den oberen Anschlussraum eine Blockklemme, und eventuell noch 1-3 LS für anwendungen im Kellerbereich. Sonst nicht. Ein zweiter SLS währe, wie du schon selber festgestellt hast, blödsinning.

Die Plombiermöglichkeit des SLS bezieht sich auf das Sperren des anschlusses z.B. bei nicht bezahlen der Stromrechnung.

Insofern würde ich mir meinen teil zur Kompetenz des VNB Mitarbeiters denken, und den zweiten SLS wieder demontieren.
 
AgentBRD schrieb:
Brauche ich wirklich einen SLS vor und nach dem Zähler? Ich erachte das nach wie vor für Quatsch.

Ist es auch.

AgentBRD schrieb:
Sollte der SLS vor dem Zähler wirklich plombiert sein?

Ist mir nicht bekannt.

AgentBRD schrieb:
Wenn ich den zweiten SLS nach dem Zähler nicht haben muss, ist dann meine Anfangsüberlegung (LS-Schalter, 10kA, Kat C oder D, 50A) in Ordnung?

Nein, LSS taugen nicht als Vorsicherung. Entweder Schalter setzen oder Klemmen.

Lutz
 
Zum Thema SLS plombieren. Es gibt EVUs die in ihren TAB sagen das der Vorzähler-SLS plombiert wird. Wieso die das machen ist für mich nicht begreifbar, aber sie tun es.

Allerdings ist in diesem Fall ein zweiter SLS nach dem Zähler, wie schon oft gesagt wurde, unsinn. Ein Neozed-Element mit mit Einsätzen die selektiv zum Nennstrom des SLS sind reicht.
Aber sonst (ohne plombierten SLS) einfach eine Blockklemme nach dem Zähler, und danach Neozed-Elemente für Abgänge zu anderen UVs.

Zumindest klappt es bei mir immer so. Und Streit wegen plombiertem SLS gab es auch schon öfter als einmal.
Allerdings ist das Problem bei der Sache, der Mann mit der Plombierzange entscheidet ob du deinen nächsten Kaffee mit Baustrom oder mit Hausstrom kochst.
 
ego1 schrieb:
Nach TAB 2000 kommt bei verwendung eines SLS im Vorzählerbereich in den oberen Anschlussraum eine Blockklemme, und eventuell noch 1-3 LS für anwendungen im Kellerbereich.

Jupp, genau so sah das anfangs auch aus. Ich werde auf diesen Stand zurückbauen.

Ich wollte nur etwas haben, dass als Vorsicherung für die Automaten wirkt. Dank des unverplomten SLS vor dem Zähler habe ich das ja nun.
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elo22 schrieb:
LSS taugen nicht als Vorsicherung. Entweder Schalter setzen oder Klemmen.
1000Volt schrieb:
[...] einfach eine Blockklemme nach dem Zähler, und danach Neozed-Elemente für Abgänge zu anderen UVs.

Nach dem Gesamtbezugszähler wird auf vier Stromverteiler verteilt (EG, OG, Werkstatt, Carport). Mein Unterverteiler EG ist mit dem Zählerplatz in einem Schrank kombiniert. Nun würde ich gerne die Abzweige zu den anderen drei Stellen trennbar gestalten. Ein einfacher Schalter erscheint mir nicht als beste Lösung und NEOZED-Elemente sind gnadenlos häßlich. Wäre es denn nicht sinnvoll und möglich, Leitungsschutzschalter mit niedriger Auslösecharakteristik zu verwenden? So könnte man Teile der Anlage schnell und einfach abschalten.
 
1000Volt schrieb:
Es gibt EVUs die in ihren TAB sagen das der Vorzähler-SLS plombiert wird

Normalerweise wird eigentlich nur das Feld plombiert
(bzw.Abdeckung) nicht der SLS selber auch wenn er oft ein Loch für Plombendraht oder Vorhängeschloss hat, eigentlich ist das mehr zahlungssäumigen Kunden vorbehalten.
Die Logik das die noch einen SLS nach dem SLS haben wollen erschließt sich mir nicht erstmal gilt der
SLS als "laienbedienbar" zweitens ist er selektiv.
D.h. manche EVUs wollen deshalb nach der 63A NH Sicherungen im HAK einen 63A SLS im Zählerschrank unten also vor dem Zähler,dann wird die leistung nicht eingeschränkt deffinitiv könnte zum Abschalten der UVs ein (sicherungsloser) 3pol.Aus/Hauptschalter
mit 63A oder ein Sicherungslasttrennschalter verwendet werden.
Die Selektivität meist 1,6 gilt in der Regel sowiso eher für GL Sicherungen (wozu auch die NHs gehören)
weniger für SLS schon gar nicht LSS ltztere sind nämlich kaum selektiv zueinander (außer vielleicht
1A zu B16 oder höher...)
 
spannung24 schrieb:
Normalerweise wird eigentlich nur das Feld plombiert (bzw.Abdeckung) nicht der SLS selber [...]
Da hake ich mich unter. Genau so sehe ich das nämlich auch. Per TAB wird ein SLS im unteren Anschlußraum (ergo vor dem Zähler) gefordert. Macht ja auch Sinn.

Weiter ist im unteren Anschlußraum eine (laienbedienbare) Trennvorrichtung gefordert. Da ist es natürlich praktisch, dass der SLS Überstromschutz und Trennvorrichtung in einem ist, die der davor plazierte Laie sogar bedienen kann. Toll!

Wenn der nun plombiert wäre, kann der Laie ja garnicht bedienen....
Ergo verdichtet sich mein Anfangsverdacht, dass der EVU-Mogli mir "Nahrungsschlacke" erzählt hat.


spannung24 schrieb:
[...] definitiv könnte zum Abschalten der UVs ein (sicherungsloser) 3pol.Aus/Hauptschalter
mit 63A [Belastbarkeit ]oder ein Sicherungslasttrennschalter verwendet werden.
Kann ich nachvollziehen. Die TAB fordert aber:
TAB schrieb:
[Man] legt die elektrischen Anlagen hinter [dem HAK] mindestens für folgende prospektive Kurzschlussströme aus: [...]
– 10 kA für die Betriebsmittel zwischen der letzten Überstrom-Schutzeinrichtung bzw.
Hauptleitungsabzweigklemme vor der Messeinrichtung und dem Stromkreisverteiler.

Also spricht doch nichts dagegen, hier LS-Schutzschalter zu verwenden (Kat C, 35A, 10 kA), oder? Leistungstrennschalter sind natürlich auch eine Lösung, aber eine finanzielle Herausforderung: Zum Beispiel Hager HHA041H für 180,- €. Und Lasttrennschalter für 10kA kann ich nicht finden (Bin aber offen für Vorschläge).

Die Selektivität meist 1,6 gilt in der Regel sowiso eher für GL Sicherungen (wozu auch die NHs gehören)
weniger für SLS schon gar nicht LSS letztere sind nämlich kaum selektiv zueinander (außer vielleicht
1A zu B16 oder höher...)
So kenne ich das nämlich auch noch aus dem Studium. Mich reut, dass ich eine Vorbesprechung mit dem EVU gemacht habe. Das war von deren Seite nicht vorgesehen und musste "demütig erbeten" und auch teuer bezahlt werden. Umso mehr ärgert es mich, dass einem dann solche Fäzes in's Ohr gesungen wird.
 
AgentBRD schrieb:
Nun würde ich gerne die Abzweige zu den anderen drei Stellen trennbar gestalten. Ein einfacher Schalter erscheint mir nicht als beste Lösung und NEOZED-Elemente sind gnadenlos häßlich.

Mach dir Tür zu und gut.

AgentBRD schrieb:
Wäre es denn nicht sinnvoll und möglich, Leitungsschutzschalter mit niedriger Auslösecharakteristik zu verwenden?

Da bleiben dir nur SLS.

Lutz
 
[...] NEOZED-Elemente sind gnadenlos häßlich. Wäre es denn nicht sinnvoll und möglich, Leitungsschutzschalter mit niedriger Auslösecharakteristik zu verwenden?

Habe schon oft C-Automaten als Abgangssicherung gesehen, würde ich aber nicht machen.
Wenn dir Neozed-Elemente zu häßlich sind dann nimm Linocour-Schalter.

@topic: Ich sehe das ja alles genauso wie ihr. Plombierte SLS sind unsinn, aber ich habe schon plombierte SLS gesehen und war bei der Plombierung dabei. Habe wie schon gesagt genug Stress mit dem Plombierer gehabt.
 
1000Volt schrieb:
Habe schon oft C-Automaten als Abgangssicherung gesehen, würde ich aber nicht machen.
Nach einer guten Tasse Kaffee habe ich nochmal drüber nachgedacht. Aber ich brauche da einen Fingerzeig von euch, weshalb LSS für den genannten Zweck nicht zu verwenden sind. Welche Aspekte sprechen dagegen?
1000Volt schrieb:
Wenn dir Neozed-Elemente zu häßlich sind dann nimm Linocour-Schalter.
Respekt! Das ist ein hervorragender Vorschlag. Das wäre dann das entsprechende Produkt, dass ich verwenden würde:
 
ich würde mich mal von der TAB 2000 trennen und die aktuelle version lesen. und das ist immer noch TAB 2007 und nicht mehr die 2000er ! und der junge man vomn EVU sollte sich mal über die technischen anschlußbedingungen schlau machen und sich vielleicht mal bei einigen herstellern. aber wer lesen kann ist klar im vorteil.

die TAB 2007 kann man sich auch herrunter laden wenn man will.
 
AC DC Master schrieb:
ich würde mich mal von der TAB 2000 trennen und die aktuelle version lesen. und das ist immer noch TAB 2007 und nicht mehr die 2000er ! und der junge man vomn EVU sollte sich mal über die technischen anschlußbedingungen schlau machen und sich vielleicht mal bei einigen herstellern. aber wer lesen kann ist klar im vorteil.

die TAB 2007 kann man sich auch herrunter laden wenn man will.
Aha, danke. An wen richtet sich der Apell und was möchtest du eigentlich mitteilen?
Die TAB 2007 habe ich herangezogen (und auch schon im ersten Beitrag verlinkt).
 
AgentBRD schrieb:
1000Volt schrieb:
Habe schon oft C-Automaten als Abgangssicherung gesehen, würde ich aber nicht machen.
Npdf.php?scr=1024&id=297590&action=prismaproductsheet&proid=16491]Hager L73M[/url][/list]

Diese Teile sind sehr gut die "GLs" einfach einzustecken,habe die baugleichen aber von Moeller :D
 
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