Überspannungsschutz wo, wie, was?

Diskutiere Überspannungsschutz wo, wie, was? im Forum Blitzschutz, EMV, Erdung & Potentialausgleich im Bereich ELEKTRO-INSTALLATION & HAUSELEKTRIK - Hallo zusammen, vorab erstmal: hab zwar eine abgeschlossene Ausbildung als Elektroanlageninstallateur, bin aber seit über 30 Jahren nicht im...
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wuWewi

Guest
Hallo zusammen,
vorab erstmal: hab zwar eine abgeschlossene Ausbildung als Elektroanlageninstallateur, bin aber seit über 30 Jahren nicht im Beruf. Grundlagen sind noch da; also für (fast) alles hinterm Zähler im privaten Wohnbereich bin ich noch brauchbar; inkl. Sicherheitsangelegenheiten.
Unter "fast" fällt jetzt folgende Frage:
Die in letzter Zeit zunehmende Anzahl von Gewittern lässt mich drüber nachdenken meine elektrischen/elektronischen Geräte (insbesonder IT, und TV) auf irgendeine nicht zu aufwändige Art durch einen Überspannungsschutz zu sichern.
Was ist denn da am Sinvollsten möglichst ohne dass ich eventuell an den Zähler mit den Hauptsicherungen ran muß? (der übrigens im Keller ist und meine Mietwohnung ist im Erdgeschoß)
Wenn ich mir anschaue,was es da für Preisunterschiede z.B. bei den Steckdosenleisten gibt versteh ich die Welt nicht mehr. Ein HiFi-Händler verkauft so eine Leiste für knapp 250,- € und bei Conrad gibts das Zeug teilweise für 8,- €.
Vermute das hängt u.a. auch von der Höhe der Spannung ab vor der geschützt wird. Aber ist sowas überhaupt sinnvoll oder einfach nur "Spielzeug" für ängstliche Sicherheitsfanatiker?
Übrigens: alle Steckdosen, Schalter, Lampenleitungen usw. in der Wohnung hab ich in einen Vt-Kasten mit Untersicherungen geführt; also keine Verteilerdosen in der ganzen Wohnung. Könnte also theoretisch auf der dortigen Klemmleiste eventuell jede Steckdose einzeln schützen. (da gibt es doch so Elektronik-Teile mit den drei Anschlußdrähten P-N-E)
Gesamte Anlage geerdet aber noch ohne FI-Schutz weil das zur Bauzeit vor ca. 40 Jahren noch nicht erforderlich/üblich war.
Kurzum: gibt es eine Möglichkeit einen wirksamen Überspannungsschutz hier zu installieren?
Danke schon mal für eventuelle Antworten...
 
Hallo,
bevor du in solch einer Anlage mit Überspannungsschutz anfängst, würde ich mir erst mal Gedanken um den Personenschutz machen (FI-Schutzschalter).
 
werner_1 schrieb:
Hallo,
bevor du in solch einer Anlage mit Überspannungsschutz anfängst, würde ich mir erst mal Gedanken um den Personenschutz machen (FI-Schutzschalter).

Die Anlage vom TE ist 40 Jahre alt, also zu den damals gängigen Bestimmungen errichtet worden.
Ein RCD ist nur dann erforderlich wenn du was an den Endstromkreisen veränderst, also wäre eine derzeitige Nachrüstung eine rein freiwillige Sache.
Der Überspannungsschutz ist nach den heutigen Bestimmungen im Vorzählerbereich einzusetzen soweit ich informiert bin und nicht in der Anlage in Bereich der UV.
 
Sorry Werner... war eventuell mißverständlich: die Frage lautete nicht, was du zuerst machen würdest.
 
Der Überspannungsschutz ist nach den heutigen Bestimmungen im Vorzählerbereich einzusetzen soweit ich informiert bin und nicht in der Anlage in Bereich der UV.

Die Überspanungstechnik ist i VDE 0100-443 und VDE 0100-534 gefordert.
Dabei ist die Frage ob es sich um einen reinen Überspannungsschutz oder auch noch noch um einen Blitzschutz handelt. Hier gibt es verschienene Varianten.
 
Strippe-HH schrieb:
...
Die Anlage vom TE ist 40 Jahre alt, also zu den damals gängigen Bestimmungen errichtet worden.
Ein RCD ist nur dann erforderlich wenn du was an den Endstromkreisen veränderst, also wäre eine derzeitige Nachrüstung eine rein freiwillige Sache.
...
Eine sehr gewagte Aussage in Verbindung mit
wuWewi schrieb:
Übrigens: alle Steckdosen, Schalter, Lampenleitungen usw. in der Wohnung hab ich in einen Vt-Kasten mit Untersicherungen geführt; also keine Verteilerdosen in der ganzen Wohnung. Könnte also theoretisch auf der dortigen Klemmleiste eventuell jede Steckdose einzeln schützen. (da gibt es doch so Elektronik-Teile mit den drei Anschlußdrähten P-N-E)
Strippe-HH schrieb:
...
Der Überspannungsschutz ist nach den heutigen Bestimmungen im Vorzählerbereich einzusetzen soweit ich informiert bin und nicht in der Anlage in Bereich der UV.
Warum behältst du deine Meinung nicht einfach für dich solange diesselbe nichts anderes ist?

@TE: ja es gibt Möglichkeiten einen wirksamen ÜSS zur realisieren. Deinen Ausführungen nach zu beurteilen würde ich dir jedoch eine Fachkraft empfehlen die mit dem aktuellen Regelwerk und den jetztigen Möglichkeiten vertraut ist.
 
wuWewi schrieb:
Was ist denn da am Sinvollsten möglichst ohne dass ich eventuell an den Zähler mit den Hauptsicherungen ran muß? (der übrigens im Keller ist und meine Mietwohnung ist im Erdgeschoß)



wuWewi schrieb:
Kurzum: gibt es eine Möglichkeit einen wirksamen Überspannungsschutz hier zu installieren?

Wenn du den Eingang deines Wohnungsverteilers mit einem Ueberspannungsschutz ausruestest, ist schonmal ein guter Teil geschafft. Ueberspannungsableiter Kat II (Mittelschutz), Einbau auf Hutschiene, passend zur Netzform der Zuleitung zu deinem Verteiler (TN-C oder TN-C-S), Anschluss an Erdung auf moeglichst kurzen Weg.

Fuer besonders empfindsame Geraete koennte noch ueber den Einsatz eines zusaetzlichen Feinschutz (Kat III) nachgedacht werden.

Die ueblichen Hersteller (Dehn, Citel, Phoenix, Proebster...) bieten dazu einen reichhaltigen Schriftsatz und passende (z.T. kostenfreie) Schulungen
 
wuWewi schrieb:
Was ist denn da am Sinvollsten möglichst ohne dass ich eventuell an den Zähler mit den Hauptsicherungen ran muß? (der übrigens im Keller ist und meine Mietwohnung ist im Erdgeschoß)
Dann machst Du da gar nichts und bittest deinen Vermieter.

Lutz
 
Überspannugnsschutz beutet die Umsetzung eines Konzeptes das am Eintrittspunkt aller Leitungen ins Haus anfängt.

Spätestens 0,5m Kabellänge nach Eintritt in das Gebäude wäre zunächst mal ein Typ1 Ableiter zu setzen. Das wäre dann schon mal im Vorzählerbereich.
Der Typ2 oder Typ2/3 Kombiableiter wäre dann in deiner Unterverteilung zu setzen.
Des weiteren sind dann Ableiter für Kabelanschluß, Telefonanschluß und sonstiges zu setzen.

Für ein Ein Familien Haus ist man da schnell 1000€ nur für das Material los.
Informationen dazu gibt der Dehn Blitzplaner den man sich kostenlos laden kann.

Ich würde es allerdings auch so sehen, daß man erst mal mit einem FI 30mA anfängt, auch wenn ein Überspannungsschutz auch ein Personenschutz ist, welcher allerdings gegen andere Gefahren schützt als der FI.

Einfach eine Steckdosenleiste mit Überspannungsschutz zu kaufen ist völlig sinnlos, denn ohne grob und Mittelschutz kann diese Leiste auch nicht viel bewirken.
 
Octavian1977 schrieb:
Überspannugnsschutz bedeutet die Umsetzung eines Konzeptes das am Eintrittspunkt aller Leitungen ins Haus anfängt.

Spätestens 0,5m Kabellänge nach Eintritt in das Gebäude wäre zunächst mal ein Typ1 Ableiter zu setzen. Das wäre dann schon mal im Vorzählerbereich.

Meines Wissens nach ist ein Ableiter Grobschutz (Typ 1) nur bei Anlagen mit äusseren Blitzschutz oder Freileitungszuführung zum Gebäude erforderlich.

Octavian1977 schrieb:
Für ein Ein Familien Haus ist man da schnell 1000€ nur für das Material los.
Informationen dazu gibt der Dehn Blitzplaner den man sich kostenlos laden kann.

Ich würde hier eher die diversen Auswahlhilfen Überspannungsschutz empfehlen, dort findet man das Thema komprimiert vor.
 
Nach Norm kann man auf den Typ 1 ohne äußeren Blitzschutz verzichten, allerdings muß auch der Typ 2 Ableiter möglichst nahe an der Eintrittsstelle des Kabels zum Gebäude sitzen.
Eine Anordnung irgendwo mitten im Gebäude erzeugt keinen Schutz.
Zudem macht es wenn dann Sinn den Schutz komplett zu erstellen und nicht nur die Norm so eben zu erfüllen.
Bei Einschlag des Blitzes in unmittelbarer Nähe zum Gebäude wird spätestens der Typ 1 notwendig auch wenn kein äußerer Blitzschutz vorhanden ist.
Gerade bei diesen nahen Einschlägen ist ohne Schutz auch mit Schäden zu rechnen bei denen Personen zu Schaden kommen können, z.B. durch umherfliegende abgesprengte Teile von Putz.

Entweder man baut das System von vorne bis hinten richtig auf oder man lässt es gleich.
 
Octavian1977 schrieb:
Überspannugnsschutz beutet die Umsetzung eines Konzeptes das am Eintrittspunkt aller Leitungen ins Haus anfängt.

Spätestens 0,5m Kabellänge nach Eintritt in das Gebäude wäre zunächst mal ein Typ1 Ableiter zu setzen.

Wie soll deine immer wieder gepostete 0.5m-Forderung in der Praxis umgesetzt werden?

Schon die Einspeisung in den HAK ist i.d.R. länger als 0,5m und zudem für den Kunden nicht zugänglich. Ähnliches gilt meist für die Verbindung HAK > Zählerschrank.

Die Forderung könnte im Grunde z.B. nur dadurch realisiert werden, dass direkt neben dem HAK ein zusätzlicher blitzstromgeprüfter Kasten für den Typ1 Ableiter angeordnet wird, wie er z.B. von DEHN angeboten wird (IGA 10 V2 IP54, ca. 125€!).

Gruß H&O
 
Octavian1977 schrieb:
Gerade bei diesen nahen Einschlägen ist ohne Schutz auch mit Schäden zu rechnen bei denen Personen zu Schaden kommen können, z.B. durch umherfliegende abgesprengte Teile von Putz.

Entweder man baut das System von vorne bis hinten richtig auf oder man lässt es gleich.
Das ist ziemlicher Blödsinn. Bei einem Einschlag, der den putz von der Wand sprengt, hilft auch kein Überspannungsableiter, denn das ist dann ein direkter Einschlag und da hilft erst mal nur ein äußerer Blitzschutz. Überspannungsableiter sollen in Erster Linie Geräte schützen. Für den Personenschutz ist zuerst mal der Potentialausgleich zuständig.
Und wenn ich Mieter bin, dann ist kann ich den Schutz genauso für meine Wohnung vorsehen, indem ich alle Leitungen, die in meine Wohnung kommen mit Überspannungsableitern versehe, einen örtlichen Potentialausgleich schaffe und diesen auch mit allen metallennen Rohren verbinde. Und das geht auch mit einem Typ 2 Ableiter. Bei einem Direkteinschlag ohne äußeren Blitzschutz liegen die Probleme sowieso an anderer Stelle. aber für alles andere ist das ein ausreichender Schutz.
Aber wie gesagt, man darf halt Telefon Antenne Sprechanlage usw. nicht vergessen. Genausowenig wie die Gartenleuchten in einem Einfamilienhaus.
 
Eine Überspannung die über eine Leitung/Kabel ins Haus eindringt hat durch aus die Kraft Leitungen unter dem Putz heraus zu sprengen. Dazu muß es keinen direkten Einschlag in das Gebäude geben.

Der Einschlag in der Nähe oder auch in das Zuleitugnskabel reicht da durchaus aus.
Dies zu verhindern vermag aber kein Typ 2 Ableiter alleine.
Ein richtig zusammen gestelltes Konzept verhindert auch das entstehen von Bränden durch Überspannungen.
Wieder Personen Schutz.

Der Typ 3 Ableiter ist dann wirklich nur noch für den Geräteschutz
 
Octavian1977 schrieb:
Eine Überspannung die über eine Leitung/Kabel ins Haus eindringt hat durch aus die Kraft Leitungen unter dem Putz heraus zu sprengen. Dazu muß es keinen direkten Einschlag in das Gebäude geben.

Der Einschlag in der Nähe oder auch in das Zuleitugnskabel reicht da durchaus aus.
Dies zu verhindern vermag aber kein Typ 2 Ableiter alleine.
Jetzt weht der Wind wieder von der Märchenwiese
 
Eine einzelne Wohnung aus einem Haus gegen Überspannung zu schützen ist nur bedingt möglich, da Überspannungen im Haus sich auch auf Rohrleitungen von Wasser, Gas, Heizung und Metallkonstruktionen des Hauses übertragen.
Innerhalb der Wohnung müsste dann ein separater Potentialausgleich geschaffen werden, auch ne Möglichkeit aber wenig umsetzbar ohne Leitungen in der Wohnung zu ziehen.
 
Octavian1977 schrieb:
Der Einschlag in der Nähe oder auch in das Zuleitugnskabel reicht da durchaus aus.
Dies zu verhindern vermag aber kein Typ 2 Ableiter alleine.

Warum unterscheidet wohl die Norm zwischen Schutz gegen direkten Einschlag (Typ 1 erforderlich) und Schutz gegen Einkopplungen oder Überspannung infolge von Schalthandlungen (Typ 2 ausreichend)?

Die 0,5m gelten übrigens für den Leitungsweg von Anschlusspunkt ÜSP an Hauptleitung bis HES...
 
Besten Dank schon mal für die bisherigen Antworten.
Jetzt weiß ich zumindest schon mal, dass es mehrere Klassen gibt und was deren hauptsächliche Arbeitsweise/Funktion/Wirksamkeit ist.
Meine Vermutung, dass "kleine" Lösungen -wie Einabauten in Steckdosen oder ähnliches- dann wohl sinnlos sind wenns richtig knallt hat sich auf jeden Fall bestätigt. Mal gucken ob ich den Vermieter zu was Soliderem/Größeren "animieren" kann.

Noch nicht so ganz klar ist mir allerdings der Schutz des Telefon/Internetanschlusses....zumal da in letzter Zeit von der Telekom sogar öfter Gewitterwarnungen mit dem Tipp die Geräte vom Netz zu nehmen kamen. Ist damit ausschließlich das Stromnetz oder auch das Netz der Telekom gemeint?
 
Die Telekom kann nur Aussagen zu Ihrem Netz machen.
Klar ist aber, daß ein Gewitter nicht speziell für ein bestimmtes Netz auftritt, sondern an dem Ort wo der Blitz einschlägt sämtliche Netzarten gleich betroffen sind.

Zum Schutz bei Gewitter hilft es also nichts nur Telefonanschluß oder Strom ab zu klemmen, sondern immer beides.

Überspannungen im Stromnetz können zudem auch von Schalthandlungen im Netz oder defekten Geräten mit elektronischen Komponenten (z.B. FU von PV Analgen, defekte Netzteile,...) erzeugt werden.
Diese Überspannungen sind allerdings in Ihrer Energie geringer und schädigen meist nur Geräte.
 
wuWewi schrieb:
Noch nicht so ganz klar ist mir allerdings der Schutz des Telefon/Internetanschlusses..
Überspannungsableiter ist eigentlich die falsche Bezeichnung, weil die Teile die Überspannung nicht ableiten ondern nur ab einer bestimmten Spannungshöhe leiten und somit einen Kurzschluss/Erdschluss erzeugen. Ein Blitz hat aber eine riesige Energie und der Erdübergangswiderstand selbst der besten Erdungsanlage ist nicht Null ohm sondern hat einen endlichen Wert. Und wenn der Blitz einen Stoßstrom von 100kA hat, dann kannst du dir die Spannung selbst ausrechnen, die über z.B. 1 Ohm abfällt. Das gesamte Haus und auch das umliegende Gelände wird dahre Spannungsmäßig über das Erdpotential angehoben. Die Überspannungsableiter sorgen nun dafür, das Strom und auch Kommunikationsleitungen, die ja eigentlich auf Erdpotential liegen oder nicht weit davon entfernt, auf das Potential des Hauses und der Erdungsanlage angehoben wird. Dadurch werden gefählich hohe Spannungen für Geräte vermieden. Dadurch wird aber auch ein Teil der Energie über die Stromleitung abgeleitet. Und dadurch fließt natürlich auch ein Teil des Blitzstroms über Erdungsanlagen in benachbarten Grundstücken ab und auch dort wird das Hauspotential gegen Erde angehoben. Je weiter weg, um so kleiner der Strom und die Potentialerhöhung und umso geringer die Energie, die der dortige Überspannungsschutz beherrschen muss. Und da die Wahrscheinlichkeit für einen Direckteinschlag 1000mal geringer ist wie für einen Einschlag in 500m Umkreis, nützt auch die "kleine" Version von Überspannungsschutz.
 
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