Ich sehe, das Interesse ist gross und die rudimentären physikalischen Gesetze, die in den techn. Berufsschulen und auch Fortbildungen, Handwerkern mit auf den Weg gegeben werden, sind sehr bescheiden.
Thema Herz ist mein Lieblingsthema :lol:
Ich möchte keineswegs überheblich sein, mir liegt wirklich daran mit einigen Mythen mal aufzuräumen.
Für alle die´s interessiert:
Das Herz ist ein Ausnahmeorgan, Ausnahme insofern als es das einzige Organ ist, das komplett elektrisch gesteuert wird. Elektro ist ja euer Fachgebiet, weshalb ihr das folgende ganz sicher auch verstehen werdet.
Die Erregung des Herzmuskels fängt im rechten Vorhof, im Sinusknoten an, läuft zum AV-Knoten (artrio-ventrikulär knoten) verteilt sich dann auf die beiden Tawara-Schenkel, welche die beiden Ventrikel versorgen. Solch ein elktrischer Impuls breitet sich keineswegs, wie auf einem Kupferleiter, mit Lichtgeschwindigkeit aus, sondern liegt im mS-Bereich. Dieses "Lauffeuer" kann man im EKG darstellen.
Der Vorhof beginnt seine Erregung mit der P-Zacke, kurz darauf antworten die Ventrikel mit dem QRS-Komplex, worauf dann die Entspannung mit der T-welle folgt. Dieser ganze Ablauf nennt sich Refraktärzeit, das ist die Zeit, in der die Herzmuskelzellen äusserst gespannt sind und nicht auf weitere Reize regieren können.
Nach der T-Welle beginnt die vulnerable Phase (verletzliche Phase), das ist eine Phase in der die Herzzellen äusserst empfindlich auf äussere elektrische Impulse reagieren. Ein Impuls der in die vulnerable Phase fällt, kann schlagartig alle Zellen zum Flimmern bringen.
Warum reagieren die Zellen so:
Die Herzzelle ist einzigartig, sie ist im Prinzip eine Ionenpumpe.
Sie hat eine semipermeable Membran, d.h. die Membran kann positive Kalium- und negative Calcium-Ionen durchlassen.
Eine entspannte Zelle saugt sich voll mit Kalium-Ionen und entlässt im Gegenzug Calcium-Ionen.
Wenn die Zelle kein Kalium mehr aufnehmen kann, dann entlädt sie sich schlagartig, was man im EKG als Spannungsimpuls nachweisen kann.
Dieses immerwieder auf- und entladen kann man mittels elektrischer Spannung triggern. Nichts anderes machen z.B. Schrittmacher.
Im normalen Leben besorgt das aber der Sinusknoten.
Die Spannungswerte die dabei an der Zelle auftreten sind für das Kalium etwa 70mV und für das Calcium 30mV.
Ihr seht also, mit Spannungen >100mV direkt am Herzen, gelingt es mühelos die Muskelzellen ausser Tritt zu bekommen.
Jetzt kommen wir zu der äusserst interessanten vulnerablen Phase, der Phase, in der die Zellen äusserst sensible auf äussere Reize reagieren.
Geschieht jetzt ein Ereignis elektrischer Art, dann ist die Gefahr riesengross, dass die Herzzellen ins Flimmern umkippen.
Ein 50Hz-Wechselstrom kann das ganz hervorragend.
Eine Gleichspannung, wenn sie länger dauert als ein Herzschlag, entlässt die Zellen danach wieder alle im gleichen Zustand, sodass sie sofort wieder vom Sinusknoten synchronisiert werden können.
Soviel zu Unterschied Gleich- zu Wechselstrom
Dabei ist überhauptnicht, wie hier fälschlicherweise mehrfach behauptet, der Strom wichtig, sondern einzig und alleine die Spannung, denn selbige löst den Ionenwechsel aus.
Ich will euch jetzt nicht zutexten, wer mehr wissen will, ist herzlich willkommen.