Urpils schrieb:
Nun meine ich gelesen zu haben daß es eigentlich ein 16mm2 Massiv-Draht sein müsste.
Das Internet vergisst nichts, auch wenn es nicht mehr zutrifft. 8)
Urpils schrieb:
Warum wird eigentlich ein massiver Erddraht gefordert? Was ist an einem mehradrigen Draht gleichen Querschnitts schlechter?
Richtigerweise muss es
wurde und nicht
wird lauten.
Blitze sind Gleichströme, verhalten sich aber durch den steilen Anstieg der
Stirnzeit wie HF. Einerseits sind wegen des damit verbundenen Skin-Effekts möglichst vieladrige Leiter besser, andererseits werden Einzelmassivdrähte nicht so schnell durch die elektrodynamischen Kräfte aus den Klemmen gezogen.
Im für Antennensicherheit zuständigen Normengremium DKE K735 gab man sich temporär der Illusion hin, dass Einzelmassivdrähte schon irgendwie halten werden und hat
- die ursprünglich zugelassenen mehrdrähtigen Leiter verboten, die im Blitzschutzbau mit 1,7 mm Durchmesser der Einzeladern und zertifizierten Klemmen weiterhin zulässig waren,
- dann als Kehrtwende zunächst mehrdrähtige Leiter mit zertifizierten Klemmen wieder zugelassen und schlussendlich
- mit DIN EN 60728-11:2011-06 eine komplette Angleichung an die Blitzschutznorm vollzogen und für beide Leiterarten nach Prüfnorm zertifizierte Verbinder vorgeschrieben. Feindrähtige Leiter bleiben im Antennenbau primär wegen der Korrosionsgefahr untersagt, sind aber bei industriell gefertigten und herstellergeprüften Ausgleichsbändern im Blitzschutzbau durchaus gebräuchlich.
Eine Kette ist nur so stark wie das schwächste Glied. Nur wenn mehrdrähtige wie auch massive Erdungsleiter mit dafür zertifizierten Verbindern mit Klasse H = 100 kA angeschlossen wurden, ist von einer funktionstüchtigen Erdung auszugehen.
Lediglich für nicht blitzstromtragfähigen PA konzipierte Banderdungsschellen mit einem M6er-Schräubchen und Überleger entsprechen noch nicht einmal der 2000 abgelösten Normenreihe DIN 488xx für Blitzschutzbauteile. Früher übliche Gusserschellen mit Kastenklemmen sind viel blitzstromtragfähiger als nicht zertifizierte aber lagerfreundliche Banderdungsschellen.
Da die Prüfnorm nicht im
VDE-Auswahlabo für das Elektrotechniker-Handwerk enthalten ist, sind diese Bestimmungen selbst den meisten EFK unbekannt, die noch vertragstreu die Normen greifbar haben.
wechselstromer schrieb:
https://www.vde.com/de/blitzschutz/arbeitsgebiete/faq/blitzschutz-antennenerdung
Im Zuge der Neugestaltung der VDE-Homepage tröpfeln auch die alten ABB-Merkblätter wieder ein. Die Passage zu "dünnen" Leitern kann man für Antennenbau gerade noch akzeptieren, nach Blitzschutznorm sind sie falsch, den in der IEC 62305 sind auch blitzstromtragfähige PA-Leiter ein Begriff.
Auch in der für Antennensicherheit primär maßgeblichen DIN EN 60728-11 (VDE 0855-1):2011-06 gibt es diverse Beispielbilder mit 16 mm² Cu zwischen Außenerdern und den HES an Fundamenterdern, die ebenso wie Rund- oder Bandstähle zwischen den Erdern von Blitzschutzsystemen ziemlich "dicke" blitzstromtragfähige Potenzialausgleichsleiter sind.
Das Stichwort Außenableitung wurde schon genannt. Noch immer werden mangels Problembewusstseins die Erdungsleiter von Antennen zumeist innen mit gefährlichen Näherungen und unter Missachtung der
Prüfnorm für Verbinder installiert. Da die federführenden Fachleute im DKE K735 den EFK die Berechnung der Trennungsabstände nicht zutrauen, wurde vor zwei Jahren beschlossen Außenableitung vorzuschreiben. In der nicht national harmonisierten letzten Ausgabe der IEC 60720-11:2016 ist das aber trotz deutscher Kommittee-Leitung nicht eingeflossen.
Stell bitte mal Bilder von den Anschlüssen des Erdungsleiters am Antennenträger und der Anschlussfahne ein. Ich würde mich sehr wundern, wenn die normkonform wären.