Technikgeschichte: Wann entstanden bei Euch die Stromnetze?

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EBC41

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Bei uns in einer kleinen Ortschaft, mit damals etwa 800 Einwohnern, begann man mit der Elektrifizierung 1898 mit 110 Volt Gleichspannung, erzeugt von einer lokalen Dynamomaschine. .

Ich wohne aber paar Kilometer außerhalb, das hätte mit 110 Volt nicht geklappt auf die Entfernung. So mussten meine Vorfahren noch bis 1927 warten. Aber dafür bekamen sie gleich 220/380 Volt Drehstrom von einer Trafo-Turmstation, die im Zuge einer damals 10kV Überlandleitung über mehrere Landkreise, errichtet wurde.

In der Ortschaft selbst wurde erst nach dem Krieg auf 220 V AC umgestellt.
 
Also genau weiß ich nichts oder habe es in zwischen vergessen.
Bei mir im Ort gab es Leinen-Industrie.
Der größte Betrieb hat sich um 1900 herum ein eigenes Kraftwerk geleistet( das kann nicht groß gewesen sein, wahrscheinlich ähnlich wie bei EBC41) von dem dann auch die Häuser in der Stadt mit versorgt wurden.
Ging ganz gut denn die Industrie war direkt dran, nicht etwa außerhalb.
Welche Spannungen da genutz twurden ist mir leider gänzlich unbekannt .

Freileitungen kann es nicht lange gegeben haben. Ältere Kabel-Hausanschlüsse sind oft, nach der Bauart, wahrscheinlich von der Mitte des Jahrhunderts.
 
Im Keller früher Einzeladern auf Porzellan-Isolatoren nach einem Erdkabel Anschluss kenne ich bei uns nicht, auch nicht aus Erzählungen.

Bei uns gab es um 1900 keine Industrie. Nur Handwerk und Landwirtschaft. Der Unternehmer, der damals unseren Hauptort mit 110 Volt versorgte, betrieb eine Hammerschmiede von einem Bachlauf angetrieben. Am Abend nach der Arbeit trieb die Wasserkraft dann eine 110 Volt-Dynamomaschine, um Licht zu haben.

Ich denke, bei Euch hatten die Industriebetriebe große Dampfmaschinen, an denen neben den üblichen Riemen - Transmissionen, auch die Generatoren hingen.

In unserem Hauptort wurde bis etwa 1980 alles mit Freileitungen versorgt. Sogar neu entstandene Siedlungen.

In Oberbayern entstanden bei uns in der Gegend um 1917 erste Mittelspannungsfreileitungen über mehrere Landkreise, die von größeren Wasserkraftwerken am Alpenrand gespeist wurden. Das war dann der Siegeszug der 220 / 380 Volt Drehstromversorgung. Zeitlich parallel dazu existierten viele kleine 110 Volt Gleichspannungsnetze in einzelnen Ortschaften, die ein paar Jahrzehnte unabhängig vom Überlandnetz blieben. Erst nach dem zweiten Weltkrieg stellten sie auf Drehstrom um und bezogen, infolge größeren Leistungsbedarfs, auch Energie aus den Überlandnetzen. .
 
Ich denke, bei Euch hatten die Industriebetriebe große Dampfmaschinen, an denen neben den üblichen Riemen - Transmissionen, auch die Generatoren hingen.
Vermutlich wird das richtig sein.
Zwei Dinge fallen mir gerade ein:
Erstens ist sogar hier OT: Vor 15 Jahren habe ich mal Leitungen in einer Tischlerei verlegt, und zwar im Halbkeller. Da war doch tatsächlich die Transmission noch aktiv.
Also ein Glück nicht als ich darin war! ist das eigentlich irgendwo noch regelmäßig üblich?
Zweitens: Mir ist eingefallen das ich noch eine 15W E27 Kohlefaden-Lampe im Schrank habe. So richtig schön mit Spitze oben drauf. Meine die wäre für 220V, funktionieren tut sie jedenfalls. Weiß du bis wann die so gefertigt wurden?
 
Bei uns auf dem Dorf gibt es ca. seit den 20er Jahren 220/380V Vierleiter-Drehstrom. Kleinere Anwesen hatten nur 220V WS; bekamen aber, wenn ein E-Herd angeschlossen werden sollte, kostenlos einen Drehstromanschluss.

In den 60ern habe ich noch eine Waschkücheninstallation mit Porzellanisolatoren demontiert.

Damals konnte man den Lieferanten ja noch nicht wählen. Unser Versorger hat aber immer nach dem "Bestpreis" abgerechnet; d.h. je nach Verbrauch bekam man am Jahresende die Abrechnung nach dem günstigsten Tarif.
 
Ich hab's schon mehrmals verlinkt aber hier passt es thematisch natürlich ziemlich gut rein:
http://delibra.bg.polsl.pl/Content/30727/BCPS_34486_1939_AEG-Hilfsbuch-fur-el.pdf
Inzwischen findet sich ja viel alte Literatur kostenlos im Netz.
Die Version des Hilfsbuchs von 1926(?) findet sich auf archive.org.

Da findet sich sowohl etwas zum Freileitungsbau als auch zur offenen Installation mit Porzellanisolatoren.

Finde ich immer wieder mal spannend wie die Installation damals gemacht wurde und was schon bekannt war und was nicht.
 
Also ein Glück nicht als ich darin war! ist das eigentlich irgendwo noch regelmäßig üblich?

In aktuell produzierenden Betrieben kenne ich Transmissionen nicht. Da Elektromotoren immer preiswerter wurden, hat jede Maschine ihren eigenen (oder sogar mehrere) Motoren bekommen.

Es gibt aber so alte Betriebe, die als Technikmuseum erhalten wurden, da kann man durchaus noch Transmissionen finden.

Keine Ahnung, wie lange Kohlefadenlampen produziert wurden? Aber da hast Du wirklich eine Rarität. Selbst hatte ich noch keine in der Hand.


Bei uns auf dem Dorf gibt es ca. seit den 20er Jahren 220/380V Vierleiter-Drehstrom. Kleinere Anwesen hatten nur 220V WS

Bei uns genau so, ab etwa 1927. Normale Haushalte hatten immer nur 220 V Wechselstrom. Sogar die Grundschule, die ich damals besuchte bis 1972 hatte nur Wechselstrom. Im HAK eine 25A Diazed, das reichte locker.

Ja, da war noch Monopol beim Strom. Aber der Preis war sozusagen staatlich reglementiert. Da gabs doch diese Formel, nach der der Strompreis abhängig vom Kohlepreis zu berechnen war.

Hausinterne Installationen auf Porzellanisolatoren sind mir nicht untergekommen. Dafür gab es bei uns nach dem Zähler vom Hauptgebäude massenhaft Freileitungen zu Nebengebäuden an Porzellanisolatoren, teils an Wänden teils an privaten Dachständern. Licht und Kraft getrennt, also sechs Drähte.

Wenn man im Dachgeschoß das Fenster öffnete, hätte man ohne Mühe die blanken Drähte berühren können, die außen unter dem Vordach entlang liefen.

Von dieser Art Installation hatte ich einiges abgebaut und gegen NYM unter Putz oder NYY getauscht.
 
Es gibt aber so alte Betriebe, die als Technikmuseum erhalten wurden, da kann man durchaus noch Transmissionen finden.
Nö - das war scheinbar noch ganz regulär in Betrieb. Kraftquelle war aber schon ein Elektromotor. Konnte mir das aber wegen der Zeit nicht genauer ansehen.

Wenn man im Dachgeschoß das Fenster öffnete, hätte man ohne Mühe die blanken Drähte berühren können, die außen unter dem Vordach entlang liefen.
Wenn ich das verlinkte Hilfsbuch richtig in Erinnerung habe war das auch damals schon nicht erlaubt.
 
Kraftquelle war aber schon ein Elektromotor.

Oder bei uns gibt es eins, da kann die Transmission von E-Motor auf Wasserradantrieb umgestellt werden. War immer das Prinzip, einen flachen Treibriemen mittels einer Gabel vom auf der Welle festsitzenden Rad auf ein freilaufendes Rad herumzuschieben.
 
Die Elektrifizierung begann in Hamburg vor ungefähr 120 Jahren so wie ich informiert bin.
Das damals 1897 erbaute Hamburger Rathaus war eines der ersten Gebäude die elektrischen Strom hatten, sonst gab es nur Gaslicht in den Häusern. Nur die Speicherstadt hatte schon eher elektrisches Licht von einem eigenen Dampfkraftwerk erzeugt, gehabt.
In den 1920-er Jahren wurden ganze Neubaugebiete mit elektrischen Strom versorgt der noch aus Wasserkraft oder mit Kohle erzeugt wurde.
10 Jahre später begann die Elektrifizierung auch in den Wohnvierteln mit vorhandener Bebauung, Selten aber sieht man heute noch die Aufputz verlegten Bergmannrohre in diesen Häusern.
 
Finde ich halt auch :)!

Und manchmal total informativ:
Z.B. - Ich hatte es an anderer Stelle schon mal angeführt - der ewige Vorwurf das man erkannt hat das L-Automaten die Leitungen nicht genug schützen.
Schaue ich mir da pdf-Seite 402f an steht dort zum einen das man den Leitungsschutz schon damals betrachtet hat und zum anderen das für 1,5mm² nicht mehr als L10 vorgesehen war und nach heutigen Maßstäben der L10 eher als Pendant zu einem B16 betrachtet werden muss.
Auch über Marketing kann man richtig was lernen!

Überhaupt wundert man sich wenn man in "altem" Kram schmökert.
Z.B. Spannungsfall war auch vor 1900 schon ein Thema. Und auch wenn die verwendeten Bezeichnungen sich verändert haben so ist dir Materie doch im Kern die gleiche geblieben.
Da verstehe man mal dass das heute immer noch nicht jedem klar ist....
 
Was mich daran gewundert hat dass diese Ausgabe von 1939 schon Impu-Leitungen beschreibt.
Soweit mir bekannt ist gibt es diese doch erst seit 1950.
Interessant ist es auch mit dem Bergmannrohren, dort Isolierrohre genannt und auch mit dem Rohrdraht-Leitungen.
Diese Installationen hatte ich oft entfernt wenn es um Neuinstallationen von Altbauwohnungen ging.
 
Was mich daran gewundert hat dass diese Ausgabe von 1939 schon Impu-Leitungen beschreibt.
Soweit mir bekannt ist gibt es diese doch erst seit 1950.
Ich hatte auch immer so ab 1955 geschätzt.
Vermutlich hat der Krieg einfach einfach die Verbreitung verhindert.

Interessant ist es auch mit dem Bergmannrohren, dort Isolierrohre genannt und auch mit dem Rohrdraht-Leitungen.
Diese Installationen hatte ich oft entfernt wenn es um Neuinstallationen von Altbauwohnungen ging.
Abgebaut, auch wenn diese Anlagen zum Teil handwerklich echt schön waren, habe ich die auch oft.

Für mich besonders relevant finde ich das die "Bergmannrohre" immer schon als Isolierrohre gedacht waren. Man macht also scheinbar nicht viel verkehrt wenn sie in Ordnung sind und man neue Adern einzieht!
 
Für mich besonders relevant finde ich das die "Bergmannrohre" immer schon als Isolierrohre gedacht waren. Man macht also scheinbar nicht viel verkehrt wenn sie in Ordnung sind und man neue Adern einzieht!
Das Verfahren kann man höchstens noch bei Instandsetzungen in bewohnten Wohnungen anwenden.
Bei einer Kompletten Modernisierung ist es nicht gerade angebracht da die heutigen Ansprüche an moderner Elektroinstallation überhaupt nicht mehr dazu Passen.
Wer will denn heutzutage noch 1-2 Steckdosen im Zimmer und Schalterhöhen von 135cm sowie Abzweigdosen unter der Tapete.
Hauptsache man kann darin zu den Deckenbrennstellen noch NYM einziehen.
 
Also bei uns sollen die Häuser in der Wallapampa erst 1958 an das Stromnetz angeschlossen worden sein, da hat mir mein Großonkel immer so erzählt. Ob da was in den Chroniken dazu steht, keine Ahnung.
 
@Strippe-HH
Mir ging es da eher um den Sicherheitsaspekt,nicht um den Umfang der Ausstattung.
Hauptsache man kann darin zu den Deckenbrennstellen noch NYM einziehen.
Selbst da sehe ich halt wegen der isolierenden Eigenschaften Aderleitungen als O.K. an.

Stegleitung auf Schilfrohrmatten finde ich dagegen ausgesprochen heikel.
Da bin ich dann raus!

Nebenbei: Hast du in der Praxis die im AEG-Hilfsbuch angeführten, besonders Flachen Installations-Geräte vor gefunden?
Bei mir gab es eigentlich immer nur die konventionellen.
 
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