Hallo
@Elektro123 ,
ich finde deinen Beitrag #5 sehr interessant und möchte auf der Basis meine Meinung zu deiner eigendlichen Frage dir mitteilen.
Wie du ja berichtest schaut es um die Qualität der richtigen "Betreuung" der elektrischen Anlagen bei euch nicht gerade sehr rosig aus. Vermutlich liegen da noch in vielen Ecken viele Leichen rum, die zwar noch nicht stinken, aber schon mächtig am vergammeln sind. Da du von Instandhaltung und Schichtbetrieb schreibst, würde ich mal von einem produktiven Betrieb ausgehen wollen.
Wenn du nun die Bestellung zur VEFK annimmst, solltest du dir im Klaren sein, das du eine von zwei Eigenschaften haben musst.
Entweder kein Rückgrat, um damit die bislang gefahrene Schiene beizuhalten. Damit einher geht natürlich die Gratwanderung zwischen "kein Gewissen haben" und "Opferung wenn was schief geht". Sowas muss man können wollen, ansonsten zerbricht man daran sehr schnell.
Beachte und vorallem bedenke auch, wenn du für den Standort im gesamten als VEFK bestellt wirst, bist in Verantwortung vom Lichtschalter im Abstellraum der Büros bis zur der/einer Produktionsmaschine/-anlage. Heisst viel Verantwortung für etwas, was vielleicht aktuell nicht so wirklich dein Aufgabe war.
Die zweite Möglichkeit sind riesige E**er, und den Willen, Änderungen durchzusetzten. Da, wie du schon schreibst, seit 2016 das Thema "sicherer elektrische Anlage" nicht so wirklich ein Thema war, wird sich das nach deiner Berufung sicherlich auch nicht unmittelbar ändern. Da du nun aber zeitnah umzusetzen sind, da nun dein Kopf in der Schlinge ist.
Nehmen wir alleine nur mal die Fälle von nötigen Modernisierungsmaßnahmen oder Ertüchtigungen an, die sicherlich vorhanden sein werden. Spätestens wenn du der Produktion das zweite mal die Anlage still legst, wird das ein interessantes Gespräch mitsamt aller Beteiligten bei der GF geben. Auch wenn du beispielsweise den Damen und Herren in den Büros die privaten Kaffeemaschinen/Wasserkocher/etc untersagst, und die unzähligen altertümlichen Tischsteckdosen abnimmst, wird das dein Ansehen nicht unbedingt förderlich sein. Von den nötigen Schulungen wollen wir ja erst garnicht anfangen. Die müssen vorbereitet, terminiert, duchgeführt und vorallem deren EInhaltung/Inhalte auch stetig überprüft werden. Ist dann halt auch die Frage wie sich der Schlosser dann grundsätzlich verhält, wenn du ihm das Anklemmen von den Motoren einfach mal so untersagen musst, um dein Beispiel mal aufzunehmen. Ich würde fast meinen wollen, das besagter Schlosser dann mehr auf sein eigendliches Aufgabenfeld sich konzentrieren wird.
Wie es bei dir im Betrieb läuft weißt du am besten. Auch ob Änderungen überhaupt, und vorallem mit welchen Druck, durchgeführt werden können. Du bist mit der Bestelliung zur VEFK nicht nur in Verantwortung, sondern mitunter auch weisungsbefugt gegenüber der GF. Wenn zb. eine Verteilung erneuert werden muss, dann hat die GF theoretisch nur noch die Möglichkeit die zeitliche Terminierung zu beinflussen, aber nicht die Maßnahme ansich. Solche Gespräche sind selten leicht und vorallem meist von einem sehr bitteren Nachgeschmack geprägt. Das kann natürlich bei dir im Betrieb ganz anders sein, so das du ein passendes Budget bekommst und auch die Umsetzuung von Maßnahmen von allen getragen wird.
Das ganze sollte bei deiner Betrachtung, meiner Meinung nach, erstmal mehr im Vordergrund stehen, als die Vergütung. Was nutzt es dir wenn du statt der bisherigen 48.000€ dann (theoretische) 72.000€ verdienen würdest, wenn schon nach einem halben Jahr der Job wegen "nicht überbrückbarer Differenzen" weg ist, oder das ganze dich psychisch so belastet, das du morgens nicht mehr auf die Arbeit willst.
Ja, ich finde die von
@Octavian1977 vorgeschlagenen 72.000€ für die Größenordnung des Betriebs, sogar noch als recht wenig. Es kommt aber auch schon sehr auf das Betätigungsfeld des Betriebes an. Jedoch sollte der GF und vorallem dir klar sein, das sich dann deine Aufgabengebiete verschieben werden. Du wirst dein Betrieb wesendlich mehr kosten, als aktuelle. Zum einen weil deine produktive Arbeitskraft wegfällt und zum anderen weil dir für deine Aufgaben auch zb. die nötigen Schulungen/Seminare/etc ermöglicht werden müssen.
Empfehlendswert ist schon mit den 72.000€ als Basis einzusteigen, ich würde aber mal vermuten wollen, das die GF da mit so max. 60.000€ um die Ecke kommt. Bist du eigendlich jetzt schon in leitender Position angestellt? Wenn nein, kommen auch, ich sag mal bewusst unbezahlte Überstundenpauschalen, auf dich zu. Das können auch mal gerne 40-50Std/Monat sein, was bei einem so hohen Gehalt runtergebrochen auf die Stunde schon nicht unerheblich ist.
Ich kann dir aus meinem persönlichen Umfeld ein Beispiel geben. Automotive, Vollschicht-Betrieb, Betriebsangehörigkeit >20 Jahre, VEFK nur für die Abteilung "Elektrische Instandhaltung", Industriemeister...60.000€ Grundgehalt, 14. Monatsgehälter, zuzüglich Schichtzulagen und betriebliche Pension. Also kein 9-17-Job, viel Stress, viele Aneckpunkte, aber für denjenigen ein lukrativer und erfüllender Job. Ok, sowas bekommst man heutzutage eher weniger, ich weiß, dürfte heute eher um die 45-50.000€ und 13. Monatsgehälter liegen und natürlich ohne Betriebspension, stattdessen mit diesen dusseligen betrieb. Altersversorgungsverträgen, sofern der Betrieb im Arbeitgeberverband ist.
Kleine Instandhaltungsmaßnahmen in der Nacht-/Wochenendschicht, große in den zwei Betriebspausen Sommer/Winter. Kämpfe nur gegen den Werks-/Produktionsleiter und 16-Mann im gesamten Verantwortungsbereich. Schaut man da in Richtung Glas, Chemie/Petrochemie oder gar Kunststoff, wird das ganze deutlich unentspannter, sind aber ähnliche Gehaltsstrukturen.
Viel Text, aber ich hoffe ich konnte ein wenig mehr Informationen vermitteln, als "xxxx€ Gehalt"