Das Handwerk hat was gegen Studierende

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Das Plakat habe ich heute in der Fußgängerzone in der Stadt gesehen.

Vielleicht sollten die lieber mal sich in den sozialen Netzwerken umhören, als dies auf Plakaten in Fußgängerzonen zu fragen!

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Wo sind viele Studienabbrecher? Im Handwerk!
Außerdem kann man nach der Gesellen und Meisterprüfung studieren. Meister, Ingenieur und Techniker sind gleichgestellt.
 
Er meint sicherlich den EQR-Rahmen, womit Studien-/Industriequalifikationen mit Handwerksqualifikationen gleichgestellt werden. Also ein Elektrotechniker wäre dem Elektromeister gleichgestellt (EQR 7). Ein Ingenieur hat EQR 8, das Pedant dazu wäre der Technische Betriebswirt, nicht der Meister.

Das Problem bei der Azubisuche ist doch eher, dass die Kohorte zahlenmäßig weniger ist und auch der sehr starke Wandel der Handwerksberufe in den letzten Jahren nicht gerade ein Imagegewinn für die Wahl eines solchen Berufes sind. Ich selber bin ja als SV fast nur im Neubaubereich tätig, die meist heutzutage von BT/GÜ errichtet werden. Aktuell habe ich nur noch ein Neubau eines Privaten dabei, der noch klassisch von einem Betrieb mit eigenen Leuten hochgezogen wird - nur die Heizung macht ein Partnerbetrieb. Der große Rest wird von BT/GÜ für ihre Auftraggeber errichtet, die wiederum Handwerksbetriebe mit den Einzelleistungen beauftragt. Und da stehen die Handwerksbetriebe mächtig unter Druck. Mir sagte mal einer: „Man kann nur noch Geld verdienen, wenn man schnell ist“. Im Neubaubereich hat sich das gesamte Handwerk industralisiert.
Den Universalhandwerker gibt es nicht mehr - nicht mal mehr den Universalelektriker, der von der Elektroverteilung über die Reparatur einer Waschmaschine bis hin der Smart-Home alles macht, nur noch Spezialisten, die ihre Aufgaben in 1/3 der Zeit eines Universellen erledigen. Das ist wie bei VW am Fliesband, nur bezahlt VW für ihre stupide Arbeit mehr als das Doppelte, als das Handwerk.

Bei den Elektrikern kommen vorweg von ‚Schlitz und Klopf‘ welche, die die Wände an Hand der vom Meister angebrachten Graffitos durchpflügen, dann die Leitungslegetruppe, die das Zeug in Windeseile reinlegt und festtackert und wenn die Glück haben, dürfen die auch mal einen Wechselschalter einbauen und Blenden befestigen. Dimmer und so‘n Zeug gibt es bei den Investorenwohnungen nicht. Ich habe letzten auf dem Bau so‘n Azubi geroffen und ihn gefragt, ob es jetzt mit den kaputten Knien auch bei Arbeitshosen modern ist. Der sage nur „Hör bloß auf, habe ich den Chef auch angesprochen, der hat mir 10,-€ gegeben, damit meine Mutter die flickt. Der hört den Schuss nicht mehr, noch zwei Monate, dann habe ich meine Gesellenbrief und bin denn weg. Dann kann er hier selber herumkriechen und die Leitungen befestigen“

Und dies spricht sich unter den Jugendlichen herum, das der Beruf längst nicht mehr mit dem Berufsbild auf der Ausbildungsmesse präsentierten übereinstimmt. Ich kenne Tischlereien mit Azubies, die bauen den ganzen Tag Bauelemente aus Kunststoff ein. Das ist zudem bei den dreifach verglasten ein Knochenjob, den man mit Fünfzig nicht mehr macht. Ich kenne mehrere aus meiner Altersgruppe 60+, die sind körperlich auf. Einige haben noch rechtzeitig über Umschulung und trallala in einen Bürojob geschafft, andere ihr Leben lang hart gearbeitet um dann auf Harzt4-Niveau in die Rente zu schlittern. Die alle haben natürlich ihren Kindern empfohlen, den gleichen Berufsweg einzuschlagen.
Denn es ist nun mal so: Akademikereltern produzieren Akademikerkinder, Handwerkereltern produzieren Handwerkerkinder. Das klappt aber nur, wenn das Berufsbild stimmt, die Aufgaben interessant sind und man sein Leben lang eine Beschäftigungsmöglichkeit hat!

Wenn das Handwerk wirklich noch an die Azubies rankommen möchte, müssen die erst mal dafür sorgen, das soziale Netzwerke und Smartphones verboten werden, damit das Fussvolk dumm bleibt.
 
@Www
Ja es hat sich im Handwerk sehr viel geändert auch auf dem Bau.
Ich sehe es ja auf der Großbaustelle hier schräg gegenüber wo nur Bulgaren ihre 50-Stundenwoche an 6 Tagen die Woche arbeiten.
Zu meiner Berufsaktiven zeit war es die letzten 30 Jahre Usus gewesen dass Türken, Polen, Umgarn, Rumänen und Bulgaren via Werkverträge auf den Baustellen gearbeitet haben.
Polen, Kroaten und Rumänen arbeiten im Trockenbau, Türken die sich inzwischen selbständig gemacht haben verputzen die Wände.
Aber es gibt inzwischen auch Polnische und auch Türkische Elektriker.
Einer arbeitete hier im Haus und baute eine Wohnung um und was kam dabei heraus? Ein unzufriedener Kunde der sich einen anderen holte weil der erste nur Mist gebaut hatte und auch so manches vergessen hatte .
 
Ja es hat sich im Handwerk sehr viel geändert auch auf dem Bau.
Ich sehe es ja auf der Großbaustelle hier schräg gegenüber wo nur Bulgaren ihre 50-Stundenwoche an 6 Tagen die Woche arbeiten.
Zu meiner Berufsaktiven zeit war es die letzten 30 Jahre Usus gewesen dass Türken, Polen, Umgarn, Rumänen und Bulgaren via Werkverträge auf den Baustellen gearbeitet haben.
Polen, Kroaten und Rumänen arbeiten im Trockenbau, Türken die sich inzwischen selbständig gemacht haben verputzen die Wände.
Aber es gibt inzwischen auch Polnische und auch Türkische Elektriker.
Einer arbeitete hier im Haus und baute eine Wohnung um und was kam dabei heraus? Ein unzufriedener Kunde der sich einen anderen holte weil der erste nur Mist gebaut hatte und auch so manches vergessen hatte .
Ein weiterer lies in einer Neuanlage nicht einmal einen Drehstromzähler einbauen .
Trotz 10,5KW-Herd.
 
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Solche Formulierungen finde ich schon etwas übertrieben.

Ich denke eher es geht darum, dass viele Studierende heutzutage gar nicht mehr selbst wissen warum sie das überhaupt machen.
Es ist halt einfach so. Was sie wirklich wollen oder können (bzw. nicht können) spielt dabei eine untergeordnete Rolle.

Also haben wir Studenten, die sich gerade so durchkämpfen und von technischen Studiengängen auf Geisteswissenschaften wechseln, damit sie überhaupt fertig werden.

Und dem Handwerk bleiben dann die, die nicht annähernd einen Studienplatz bekommen hätten.
Ich kann mich bei den Bewerbungen der letzten Jahre nicht erinnern mal eine 2, außer in Sport, gesehen zu haben.
Und auch 3er waren sehr selten.

Und dass auf dem Bau inzwischen jeder nur noch Teilbereiche abdeckt kann ich nicht sagen.
Zumindest bei uns muss eigentlich jeder alles vom 150qmm bis Netzwerkverkabelung alles können.
Auch die einfacheren Smart-Home Systeme sollten einen Elektriker nicht überfordern.

KNX und Artverwandte sind natürlich ein eigenes Thema.
Ich bin gespannt was da demnächst aus den Berufsschulen als Systemintegrator kommt.
 
solange die höhere Qualifikation mit dem besseren Gehalt lockt und dort auch massenweise Stellen offen sind, bleibt bei denen die weniger zahlen die Stelle offen...
 
(Eine 1,5 oder 2 Zimmer Wohnung braucht nicht wirklich einen Drehstromanschluss
Leider blockiert es die VDE-Bestimmung, dass ein E-Herd ab 4,5 KW. einen Drehstromzähler auch in kleinen Wohnungen benötigt, egal ob 1,5-2 Zimmer-Wohnungen.
Bei meinen vorherigen Beitrag sollte es 10,5KW -Herd sein aber 2 Zahlen wurden geschluckt und den Beitrag hatte ich auch geändert.
 
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Also ein Bachelor ist auch schon ein Ingenieur. Wenn er sich denn so nennen möchte.

Bei dem Studienabschluss "Bachelor of Engineering" steckt das Wort sogar schon im Namen.
Ein Meister kann sich Meister nennen, aber da den außerhalb der deutschsprachigen Länder niemand zuordnen kann, heißt der Meister auch "Bachelor Professional", beim Techniker ähnlich. Der heißt in Europa "State-certified technical engineer".
 

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solange die höhere Qualifikation mit dem besseren Gehalt lockt und dort auch massenweise Stellen offen sind, bleibt bei denen die weniger zahlen die Stelle offen...
Vor allem Fortbildungsmöglichkeiten, Betriebsrat, soziale Leitungen, die ihr Geld wert sind und oft auch interessantere Tätigkeiten.
Das Handwerk - gerade die im Fließbandneubau tätigen wird sich noch umschauen, dass der Markt der 25-40jährigen komplett leergefegt ist.
 
Bin selbst Handwerker und beobachte seit Jahren das sich das Bild dreht. Es gibt immer weniger Handwerker und wenn man irgendwo hinkommt
wird man gefeiert wie ein Rockstar. Wer braucht "studenten"?? Leuchtet nicht ein..
 
Ich war selbst Handwerker. Dann habe ich den Techniker gemacht und jetzt wird nebenzu noch an der Fernuni studiert.

Für mich trägt das Handwerk selbst eine Große Teilschuld am Handwerkermangel. Klar gibt es auch Faktoren wie den Demografischen Wandel in die Deutsche Baupolitik, bei der ein paar einzelne abkassieren und am Ende nur die Krümel vom Kuchen bei den Schuftenden übrigbleiben.
Im meiner Lehr- und Gesellenzeit war ich in zwei Betrieben, darunter der Innungsobermeister. Dort waren Sachen normal, die sind in der Industrie unvorstellbar. Unbezahlte Überstunden, nicht bezahlte Fahrtzeiten bei bis zu acht Stunden am Tag im Auto, Arbeitskleidung selber kaufen für jedes Wetter, auch Rohbau bei -10°C ohne Fenster, cholerische Cheffs, nicht vorhandene Arbeitssicherheit wie nicht mal Staubmasken oder Staubsauger beim schlitze Fräsen, nicht vorhandene Ausbildung ... . Ich könnte ewig so weiter schreiben und das alles für einen Lohn, bei dem jeder Hilfsarbeiter am Fließband mehr bekommt.
Solange es solche Betriebe gibt und die HWKs nicht dagegen vorgeht wird sich nix ändern. Zwar greift in solchen Betrieben langsam die natürliche Selektion da sie keine Arbeiter mehr haben, aber es gibt noch genug von der Sorte. Diese Betriebe haben den Ruf vom Handwerk ruiniert das niemand mehr so einen Job machen will und die Handwerkskammern zeigen nur mit dem Finger auf andere anstatt intern auch aufzuräumen.
 
Das Geld für die Löhne muss aber auch irgendwoher kommen.
Und gerade in so kleinen Handwerksbetrieben gibt es keinen riesigen Vorstand, der sich schwachsinnig hohe Gehälter/Diäten/Abfindungen zahlt.

Das Problem sehe ich eher darin, dass Betriebe unter 20-30 Angestellten (auf der Baustelle!) nicht genug reinholen um den notwendigen Wasserkopf zu bezahlen.
Also kümmert sich der Chef und vielleicht noch eine Sekretärin um alles was so im unternehmerischen Alltag anfällt.
Und dabei haben natürlich Auftragsaquise, Materialeinkauf und Rechnungswesen einen viel höheren Stellenwert als Arbeitssicherheit.
Bzw der Aufwand um solche Dinge komplett wasserdicht zu organisieren ist einfach zeitlich nicht drin.

Also klein Drei-Mann Bude würde ich kaum jemandem empfehlen.
 
Das Geld für die Löhne muss aber auch irgendwoher kommen.
Und gerade in so kleinen Handwerksbetrieben gibt es keinen riesigen Vorstand, der sich schwachsinnig hohe Gehälter/Diäten/Abfindungen zahlt.
Hmm - lies sich so, als würden die hohe Löhne zahlen. Das dies nicht so ist, wissen wir beide. Es ist ja nicht nur das Geld, auch die zahlreichen geldwerten Vorteile sind nicht ohne. Zu meinem 60ten hat meine Frau einen Tag Sonderurlaub bekommen - ich nicht. Zu der Hochzeit meiner Tochter musste ich Urlaub nehmen, sie hat einen Tag Sonderurlaub bekommen. Weihnachten und Sylvester sind pauschal dienstfrei und ihre Arbeitswoche ist nach 38,5h zu Ende, ich müsste 40, wenn ich nicht TZ arbeiten würde. Regelmäßige Vorbildungsveranstaltungen sind bei ihr inkludiert. War früher bei uns auch so, aber seit C19 im Dauerlockdown, dafür winkt mehr Arbeit. Also bleiben wir auf den Wissensstand von 2020. Und wer denkt, der ÖD zahlt schlecht, der glaubt auch an den Fachkräftemangel.
 
Ich habe beim Innungsobermeister in einem mit um die dreißig Mitarbeiter gelernt und bin kurz danach zu einem Paar-Mann-Betrieb der mich abgeworben hat. Empfehlen kann ich keinen wobei schon ein Unterschied zwischen den Betreiben war.

Beide haben miserabel gezahlt. In der Lehre wurden schon Lohnerhöhungen unterschlagen und nach der Lehre als Vorarbeiter ab es einen Lohn, bei dem ich leichter Regale eingeräumt hätte. Die ersten zwei Lehrjahre bestanden zu 91% aus Rohbau ( ich hab mal meine Tätigkeiten vom Berichtshaft in Excel sortiert), und zwar ohne Maske und Staubsauger. Wirklich Zeit genommen und einem etwas gezeigt hat mir nie jemand in der Lehre. Man war nur die billige Arbeitskraft. Meine Urkunde für einen der Besten Gesellenbriefe war auch nur zur Weihräucherung des Meisters. Die Beste Prüfung hatte wie immer der Lehrling eines Industriebetriebes mit richtigem Ausbilder und Lehrwerkstatt.

Als ich dann den Betreib gewechselt habe lies ich blenden. Ein Paar-Mann-Betrieb bot mir Übertarifliche Bezahlung und die Firma hatte eine Ausstattung von der viele nur träumen können wie eine CNC-Workstation für Schaltschränke und so weiter. Da habe ich soft gekündigt. Irgendwann, als ich gut einem Monat in dem Betreib war kam endlich der Arbeitsvertrag da ich ständig danach gefragt habe. Einen Zweiteiler in dem Stand, da ich ein Arbeitsverhältnis habe. An den vereinbarten Lohn hat man sich nicht gehalten, Fahrzeiten wurden gar nicht gezahlt (bei bis zu acht Stunden Fahrt an manchen Tagen) und auch rund 15% der Stunden wurden nicht gezahlt. Die versprochenen 30 Tage Urlaub gab es erst nach 7 Jahren und Auslöse gab es auch nicht. Die Versprochenen Fortbildungen wären gewesen, wenn ich in meiner Freizeit der Chef sein eigentlich nicht vorhandenes Wissen gegen Bezahlung geteilt hätte und ich ihn dafür bezahlt hätte. In dem Betreib gab es einen Polnischen Hilfsarbeiter, bei dem öfters die Polizei kam, da er die KFZ-Versicherung nicht zahlen konnte und der Chef hatte mit Frau und Sohn vier BMWs, beginnend beim M1 und endend beim M5. Am Ende habe ich weniger verdient als beim Innungsobermeister. Überstunden und Urlaub wurden nicht mal richtig dokumentiert. Ich könnte ewig so weiter schreiben.

Unterm Strich kann ich sagen, ich hab nur von miserabler Arbeit zu noch miserabler Behandlung bei gleich miserabler Bezahlung gewechselt. Schon Arbeitsrechtlich ist für mich vieles im Handwerk fragwürdig. Das Handwerk bleibt auch untätig wenn immer bei den gleichen Betreiben die Azubis abbrechen, wechseln oder zwangsversetzt werden. Dia ganzen Studenten aus der "Regale-bei-Aldi-Einräumen-Fächern" verdienen oft bei Hilfsjobs das gleiche wie Handwerker, und das ohne ihre Gesundheit zu gefährden. Ich bekam während dem Techniker mit Anfang 20 die Diagnose für eine Staublunge, vermutlich vom Schlitzehacken. Auch habe ich in den Schulferien beim Techniker einen Studentenjob gemacht. Nur für einen Job ohne Qualifikation habe ich 33% mehr verdient und nach zwei Wochen wurde noch aufgestockt da das Arbeitsergebnis passte.
 
Bei manchen Beiträgen muss man sich schon fragen, warum die Leutchen beim Schreiben nicht die autom. Textkorrektur einschalten.
Unwissenheit oder Wurstigkeit gegenüber dem Leser ?
 
Thema: Das Handwerk hat was gegen Studierende
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