Weshalb hat klassische Nullung immer noch Bestandsschutz?

Diskutiere Weshalb hat klassische Nullung immer noch Bestandsschutz? im Forum Blitzschutz, EMV, Erdung & Potentialausgleich im Bereich ELEKTRO-INSTALLATION & HAUSELEKTRIK - Hallo zusammen, vorweg: Ich bin Laie, was Elektrik angeht. Ich habe festgestellt, dass in meiner Mietswohnung immer noch zweiadrige Leitungen...
Danke für eure Antworten! Das ist ja wirklich ein interessanten Thema. Aber man kann nicht beziffern, zu wie vielen Schadensfällen es durch klassische Nullung kommt? Irgendwie ist das ja sonst auch (in den Medien, in der Politik, am Stammtisch, beim Kaffeekränzchen, ...) null Thema.

Es passiert eben (statistisch betrachtet) wenig, auf die Gesamtmenge der Versicherten gesehen. Siehst ja in einem aktuellen Thread: da wird trotz Stromschlag in der Dusche erstmal fertig geduscht. Was will man bei so wenig Gefahrenbewusstsein noch sagen
Danke auch für den Hinweis auf diesen unterhaltsamen Nachbarthread ;) Hoffentlich ist dem Verfasser nichts zugestoßen...

Auf das Thema aufmerksam geworden bin ich überhaupt erst, da ich in meiner neuen Mietswohnung ein "vibrierendes Gefühl" an der Eingangstür habe und mir dachte: Das fühlt sich an, als sei dort leichte Wechselspannung drauf (ich hatte das schon einmal in einem anderen Haus, und da hatte sich mein Verdacht bestätigt: siehe erster Thread in diesem Forum von mir). Außerdem sagt mir meine Steckerleiste mit Ground Check, dass ich gar keine Erdung habe.

Aber dafür mache ich dann vielleicht nochmal einen eigenen Thread auf. Der Elektriker ist in jedem Fall schon bestellt. Dass dieses Problem aber vermutlich etlichen Vormieten nicht aufgefallen ist, zeigt auch, wie wenig Gefahrenbewusstsein da bei den meisten vorherrscht. Wenn ich Freunden von dem Problem erzähle, muss ich teilweise erklären, was Erdung und wofür die gut ist.
 
@thorr Biete doch deinem Vermieter einfach eine Mieterhohung von 100€/mtl an, wenn er die Anlage auf den aktuellen Stand bringen lässt und du während der Umbauzeit selbstverständlich zum Hotel/Ferienwohnung/Eltern ziehst und dies natürlich selbst bezahlst. Wenn dein Vermieter rechnen kann, würde er es machen.
 
Ist doch ganz einfach: Wenn ich als Vermieter in einem bewohnten Bestand umfangreichere Modernisierungsmaßnahmen durchführen möchte - wozu die Erneuerung von Elektroleitungen gehört -, möchte ich als Vermieter denn evtl. in dem Zuge weiteres erneuern. Z.B neue Wasser- und Heizungsleitungen - die häufig genau so alt sind.
Nur diese Maßnahmen sind mit einem Haufen Dreck verbunden, also wäre es hilfreich, wenn da keiner zum Zeitpunkt drin wohnt. Denn wenn die Handwerker nicht zügig arbeiten können, dann bekomme ich keine oder die nehmen mehr und die Maßnahme zieht sich. D.h.: Ich müsste die Mieter erst mal in einer Behelfswohnung ausquatieren, also Ferienwohnung oder Hotel. Ich müsste auf einen Teil der Miete verzichten und hätte die ext. Unterbringungskosten, wenn ich nicht zufällig eine äquivalente Wohnung im eigenen Bestand habe.

So wie beschrieben, wird die Gesamtmaßnahme mit allem drum und dran um die 20-25k€ kosten. Auf Vermieterseite rechnet man normal für solche Verbesserung-/Erneuerungsmaßnahme kalkulatorisch mit 8,-€ Mehrmiete/mtl pro 1k€/Investment. In deinem Fall wäre dies eine kalkulatorische Mieterhöhung um 160-200€/mtl (neben der sonst üblichen Mieterhöhung), damit sich das für deinen Vermieter rechnet. Und inflationsbedingt werden die Mieten fast alle binnen zwei Jahren um 10% steigen!
Wenn dies sich nicht erzielen lässt, dann macht man dies nur aus Werterhaltung oder aus ext. Vorgaben - hier wäre die Heizungsanlage und/oder die Wärmedämmung zu nennen, bei E-Anlagen gibt es diese Vorgaben nicht.

Nun kannst du ja mit deinem Vermieter verhandeln in dem du sagst, du tauscht die Leitungen selber (fachgerecht) aus und richtest die Wände hinterher wieder fachgerecht her und sein Elektriker kommt denn ab und an vorbei und schliesst die neuen Steckdosen/Schalter an und erneuert die Verteilung. Wird ihm auch 2k€ kosten, deine Mieterhöhung fällt moderat oder ganz aus.

Muss immer dran denken: Auch Vermieter können den € zwar mehrfach umdrehen, aber nur einmal ausgeben!
 
Klar, das wäre für den Vermieter eine Rieseninvestition, wenn überall noch zweiadrige Kabel verlegt sind - was bei mir vermutlich der Fall ist. Aber ich habe ja nun gerade gar keine Erdung, auch keine klassische Nullung - das ist dann ja was anderes.
 
So kann ich das nicht stehen lassen. Denn dann hättest du noch 2 polige Steckdosen ohne PE.
Die klassische Nullung benutzt den L und den PEN. PEN ist die Vereinigung des Schutzleiters mit dem Neutralleiter.
Eine weitere Nullung ist die moderne Nullung mit L +N +PE . Und selbst beim TT-Netz hast du L +N +PE
 
Also Fakt ist, dass mir meine Steckerleiste anzeigt, keine Erdung zu haben. Und höchstwahrscheinlich liegt in meinem Haus klassische Nullung vor.
 
Nullung besagt das Der N und auch der PE geerdet sind. Trotzdem gibt es auch Schukosteckdosen ohne angeschlossenen PE ! Das ist aber Klipp und Klar unerlaubt und stellt einen gravierenden Fehler dar!
Bei der Klasischen Nullung geht der PEN zuerst auf den PE und dann weiter zum N !
 
Trotzdem gibt es auch Schukosteckdosen ohne angeschlossenen PE ! Das ist aber Klipp und Klar unerlaubt und stellt einen gravierenden Fehler dar!
Ja, das scheint hier so zu sein. Daher war auch der Elektriker schon da und will daran nun "etwas machen", evtl. mit einer FI-Steckdose. Würde es nicht eigentlich reichen, in der Steckdose die Verbindung zwischen PE und PEN herzustellen?
 
Physikalisch reicht die Brücke in der Steckdose um den PEN erst dort in PE und N auf zu teilen.
Es aber leider so, daß bei Schaden an dem PEN und da langt schon eine schlechte Klemmverbindung, eine Spannung auf dem PE Kontakt entsteht.
Diese Spannung kann lebensgefährliche Werte annehmen, auch eine verbaute FI-Steckdose schützt davor nicht!

Da es nun mal so ist, daß JEDER Leiter einen Widerstand hat, also auch der intakte PEN, ergibt sich grundsätzlich eine Spannung zwischen PEN und Erde die Lastabhängig ist.
Diese Spannung kann massive Probleme für elektronische Geräte bedeuten.
 
Ja, das ist klar. Aber in diesem Haus liegt nunmal klassische Nullung vor und vermutlich sind auch nur zweiadrige Leitungen verlegt. Eine Alternative zur Brücke in der Steckdose wird es ja also nicht geben, oder?
 
Neu installieren oder still legen.
Sollte es sich hier noch ein sehr altes System handeln in dem noch der "Schutz durch nichtleitende Räume " maß der Dinge war, wäre die nachträgliche Änderung auf klassische Nullung ohnehin nicht zulässig.
Es wäre auch zu prüfen ob der Schutz durch nicht leitende Räume überhaupt noch funktionsfähig ist.
Spätestens mit dem Einbringen von Heizungen ist dieser Schutz nicht mehr gegeben.
Hier wären auch zusätzlich Steckdosen ohne Schutzleiterkontakt mit verkleinerten Öffnungen zu installieren.
Da es die aber auch nicht mehr zu kaufen gibt wäre auch aus diesem Grund die Installation zu erneuern.
 
Eine Alternative zur Brücke in der Steckdose wird es ja also nicht geben, oder?
Auch das wäre nicht zulässig, da es eine Änderung der Anlage ist mit allem Drumherum. Auch eine PEN <10mm² wäre nicht zulässig und eine FI-Steckdose funktioniert ohne PE/PEN nicht.
 
Die Anlage ist Schrott, Erdung fehlt ja nach Deinen Angaben.
Folglich ist hier was installiert, das noch NIE den anerkannten Regeln der Technik entsprochen hat.
Folge ist, daß damit keine Reparatur einer Bestandsanlage erfolgen kann und es bleibt nur die Installation nach aktueller Norm.

Grundsätzlich baue ich aber an Anlagen mit klassischer Nullung nichts mehr, maximal Prüfung und kleine Reparaturen.
 
Nun ist klassische Nullung ja für Neuanlagen seit 1973 verboten, was schlanke 50 Jahre her ist
Kommt darauf an, wo du wohnst in den Neuen Bundesländern war die bis 1990 erlaubt
Der sogenannte Bestandsschutz (eigentlich die Nichtverpflichtung zur Aufrüstung) verleitet viele Vermieter dazu, kein Geld in die elektrische Anlage zu investieren.
Das hat aber mit Vermietern nichts zu tun. In vielen Eigenheimen wird viel Geld in eine Neue Küche, Bad, Wintergarten usw investiert nur niemals in die 50 oder 80 Jahre alte Elektrik. Die sieht man ja nicht. Ging doch bisher.
Und zur klassischen Nullung. Da merkt man, wenn der PEN unterbrochen ist. denn man hat keinen Strom. Und wenn man dann Vorsicht walten lässt, Sicherung raus Fehler suchen usw. Ist die sicherer als die modernere Anlage, wo du nicht merkst, das der PE irgendwo unterbrochen ist.
Absolute Sicherheit wird es nie geben.
 
Vielen Dank für eure Antworten! Was ihr so schreibt, hat mich jetzt doch ziemlich skeptisch gemacht, daher habe ich mal einen extra Thread zu meinen Problemen aufgemacht.
 
Und zur klassischen Nullung. Da merkt man, wenn der PEN unterbrochen ist. denn man hat keinen Strom. Und wenn man dann Vorsicht walten lässt, Sicherung raus Fehler suchen usw. Ist die sicherer als die modernere Anlage, wo du nicht merkst, das der PE irgendwo unterbrochen ist.
Absolute Sicherheit wird es nie geben.
Entschuldige, wenn ich jetzt etwas direkt werde: OIDA gehts da net guat?
Wenn der PEN in einem Stromkreis unterbrochen ist, kann der Schutzleiterbügel an jeder Schukosteckdose unter Spannung stehen. Ja, das merkt man dann auch sehr schnell.
 
Wie oft am Tag greifst du an den Schutzleiterbügel und wie viele SKI Geräte gibt es in deinem Haushalt prozentual? Und bei wie vielen davon berührst du das Metall?
 
Thema: Weshalb hat klassische Nullung immer noch Bestandsschutz?
Zurück
Oben