Ist die ETS-Projekt-Datei nicht übergeben worden, so ist es in bestimmten Fällen nötig und möglich die einzelnen Teilnehmer mittels Reverse-Engineering auszulesen. Für diesen Fall wurde ein Tool entwickelt, welches sich „Rekonstruktion“ nennt.
Mit diesem Tool ist es möglich die im Busankoppler vorher vorhandenen Daten (Physikalische Adresse, Applikationsprogramm und Einstellungen, Gruppenadressen) auszulesen.
Was man leider nicht auslesen kann, ist die Struktur der Gruppenadressen, wie sie vorher im ETS-Projekt vorhanden waren, sowie sämtliche Texte und Beschreibungen, weil diese nicht in den Busankoppler geladen werden. Anschliessend ist noch viel Handarbeit nötig. Und das kostet Zeit.
Ich würde dem Elektriker eine angemessene Frist zur Lieferung der Projekt-Datei setzen. Mit Androhung von Rechtsanwalt. Außerdem, wenn die Anlage nicht zu umfrangreich ist, wäre zu überlegen, ob man die Anlage nicht einfach neu parametriert und programmiert. Außerdem, käme mir dieser Elektriker nie wieder ins Haus.....
Ich hab solche Praktiken während meiner Berufszeit nie angewendet. Ich hab die Projekt-Datei in allen meinen Anlagen im Hauptverteiler in einer Klebetasche auf einem USB-Stick deponiert und immer aktuell gehalten. Wenn man gute Arbeit abliefert, hat der Kunde keinen Grund, einen anderen Elektriker mit der Betreuung der Anlage zu beauftragen. Es gibt auch Zeitgenossen, die alle Beschreibungen aus der Projekt-Datei löschen, bevor sie die Datei an den Kunden übergeben. Der Kunde kann die Datei ja nicht prüfen. Er hat ja normalwerweise keine ETS-Software.
Das einzige Problem ist die Gewährleistung.
Der Elektriker darf die Datei in einem versiegelten Umschlag übergeben und eine Gewährleistung ablehnen, wenn das Siegel beschädigt ist.