Alter Transportaufzugsmotor (DEMAG)

Diskutiere Alter Transportaufzugsmotor (DEMAG) im Forum Automatisierung, Gebäudesystemtechnik & Elektronik im Bereich DIVERSES - Hallihallo! Ich stehe gerade mit etwas fragendem Gesicht vor dem Anschlussfeld eines alten Demag Motors. Ich ziehe gerade in eine Werkstatt ein...
S

S2nr

Beiträge
10
Hallihallo!
Ich stehe gerade mit etwas fragendem Gesicht vor dem Anschlussfeld eines alten Demag Motors. Ich ziehe gerade in eine Werkstatt ein, in der es diesen alten Materiallift gibt (der explizit nicht mitvermietet ist, aber "wenn du den wieder zum laufen bekommst kann ich ja nix dagegen tun").
Es gibt da eine kleine Schützverdrahtung die auch vor sich hinklackert, der Aufzug bewegt sich jedoch nicht.
Ich bin erst seit kurzem Elektrofachkraft (Automatisierungstechnik), aber diese Art von Winde muss offenbar noch irgendwelche Special features haben die im Lehrmaterial nicht vorkamen... Erwartet habe ich U1 V1 W1 /U2 V2 W2. Da hätte ich dann zuerst mal strangwiderstände gemessen, um mir ein erstes Bild zu machen. Ich finde auch nichts vergleichbares im Netz, geschweige denn eine Dokumentation. Das Motortypenschild ist auch mehr als dürftig und hat keinerlei Angaben, die ich so gewohnt bin in irgendwelchen Hausaufgaben auseinanderzunehmen :D

Kann mir da jemand auf die Sprünge helfen? Ich will das Ding gar nicht zwingend wieder zum laufen bekommen, bin nur verdutzt und interessiert....

Beste Grüße!
 

Anhänge

  • IMG-20220619-WA0005.jpg
    IMG-20220619-WA0005.jpg
    183,3 KB · Aufrufe: 30
Die Sternbrücke sieht man ja ganz gut, Zuleitung habe ich tatsächlich noch nicht genau angeschaut, da ist gerade noch etwas schwer ranzukommen. Vom Typenschild auch nur ein halsbrecherisch entstandenes Foto im weiteren Anhang - ich kann es selbst kaum lesen, muss die Tage nochmal mit dreckigen Fingern über die gestanzten Buchstaben wischen und es nochmal fotografieren... Aber offenbar fehlen da alle typischen Angaben (vielleicht gibt es noch ein Schild auf der anderen Seite? Da bin ich nicht rangekommen...)

Ich wüsste wirklich zu gerne welchen zweck diese weiteren Kontakte und Verdrahtungen haben... Hängt das irgendwie mit einer Bremsfunktion zusammen?
 

Anhänge

  • IMG_20220619_133901.jpg
    IMG_20220619_133901.jpg
    246,5 KB · Aufrufe: 23
  • IMG_20220619_133908.jpg
    IMG_20220619_133908.jpg
    238 KB · Aufrufe: 22
Zuletzt bearbeitet:
Mit diesem Motor kenne ich mich auch nicht aus, aber eine Bremse in irgendeiner Art wird er ganz sicher haben.

Es gibt die unterschiedlichsten Bremsen: Solche, die elektrisch gelüftet werden, solche, die elektrisch betätigt werden ... und auch z.B. solche, bei denen der Läufer mit Federkraft gegen die Bremse gedrückt wird und im Betrieb längsseitig verschoben wird.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aaah okay, danke schonmal! Ja das ergibt ja auch Sinn bei einem Aufzug. Ich glaube das die Zuleitung auch nur 4-polig ist, dann (wilde Vermutung) löst sich die Bremse wahrscheinlich einfach unter Spannung (wie auch immer en detail) und das erklärt die über UVW hinausgehende interne Verdrahtung. Ich zeichne mir das auf jeden Fall erstmal ab bevor ich es eventuell auseinanderpflücke.
Das abfotografierte Typenschild ist wahrscheinlich auch nur die Winde selbst (nehme ich zumindest gerade an), vermutlich ist das eigentliche Motortypenschild dann auf der gerade schwer zugänglichen Seite. Aber da kommt die Verkleidung eh auch ab und neu, dann kann ich vielleicht mehr erfahren.

Spannend! Vielleicht ist es ja gar nix wildes, irgendein festgebappter Endschalter in der VPS oder so. Ich denke ich gehe dann aber tatsächlich erstmal so vor, das ich die UVW Klemmen mal befreie und die Strangwiderstände messe, da sollte man ja eigentlich erahnen ob es überhaupt eine Chance auf Reperatur gibt. Wenn der Motor hinüber ist, ist das Projekt in jedem Fall gestorben, einen neuen bekomme ich da nicht rein.
 
Den Fotos und Typenschild nach ist das ein DEMAG P-Zug mit nur einer Hub-/Senkgeschwindigkeit.
Hier wird kein Wendeschütz benötigt.
Die Bedienflasche beinhaltet standardmäßig einen Stromwender.
Für den Betrieb wird kein N benötigt.
Wenn du Probleme mit dem Anschlussfeld des Zuges hast, kann ich dir auf die Sprünge helfen.

Allstromer
 
Ich mache heute Abend noch einmal ein Bild von der fest installierten Schützverdrahtung, tatsächlich sah die gar nicht so wenig umfangreich aus - eine Bedienflasche gibts erstmal nicht im klassischen Sinne, in jeder der beiden Etagen befindet sich ein kleines Schaltpanel mit drei Tastern. Aber leider habe ich vom Rest der Installation grade keine Fotos zur Hand, ich habe erst seit vorgestern die Schlüssel zur Werkstatt, Forschung dementsprechend auch bisher nur rudimentär.

Wenn ich die Verdrahtung verstanden habe UND der Motor noch läuft wärs mir den Spaß auch wert, mit modernen Schützen / Motorschutzschaltern nachzubauen.
Vielleicht bekommt der Schwarm das Teil ja tatsächlich wieder zum laufen, das wäre ja zu schön um wahr zu sein. Vielen Dank auf jeden Fall schon einmal für die Tips und Links bisher!
 
Dank eines findigen Kollegen (Danke, Maik!) konnte ich noch ein paar Dinge herausfinden. Ehrlicherweise hat er sie remote rausgefunden während ich nur Fotos gemacht und gemessen habe :x

Zuallervorderst ist das Hauptproblem wohl so simpel wie peinlich: L2 in der Zuleitung ist weg. Ich hatte vor 2 Monaten zur Begehung aus Spaß mal gemessen, den Aufzug aber nicht ausprobiert. Jetzt, nach diversen Umbau und Renovierungsmaßnahmen und der Schlüsselübergabe ist die Phase weg - und derzeit ist der Verteiler leider auch nur über den Vermieter zugänglich (das ändere ich noch).
Ansonsten in Kurzfassung: Auch mein Demag läuft mit konstant anliegender L1 (blau) , die beiden Schütze (siehe Bild) für Auf und Ab schalten jeweils zwei Adern (grau) . Die zusätzliche Verkabelung im Klemmfeld sind tatsächlich nur Endschalter direkt an der Winde (E1/E2 E2/E4 Endschalter unten, E5/E6 E7/E8 Endschalter oben) - mutmaßlich keine Bremse.

Vielleicht habe ich es jetzt falsch wiedergegeben weil sich bei mir der Schleier noch nicht ganz gelegt hat (das ist einfach ganz anders als Schulbuchtheorie) und ich die Verdrahtung einfach nochmal abzeichnen muss um sie wirklich nachzuvollziehen, aber es gibt auf jeden Fall erstmal einen recht easy zu verhaftenden Hauptverdächtigen (L2 in der Zuleitung). Ein paar pappende mechanische Öffner habe ich auch noch gefunden, die vermutlich in Reihe mit dem Bedienpanel-Stop liegen, aber das ist ja auch recht einfach behebbar.

Lasst mich gern wissen ob ihr mehr Details wollt :)

Besten Dank schonmal an alle, man wird sehen ob sich da noch einmal was bewegt. In jedem Fall spendier ich dem Ding noch einmal einen Motorschutzschalter.
 

Anhänge

  • IMG_20220620_195346.jpg
    IMG_20220620_195346.jpg
    412,6 KB · Aufrufe: 16
  • IMG_20220620_195454.jpg
    IMG_20220620_195454.jpg
    409,4 KB · Aufrufe: 18
  • IMG_20220620_195501.jpg
    IMG_20220620_195501.jpg
    378,1 KB · Aufrufe: 17
  • IMG_20220620_194212.jpg
    IMG_20220620_194212.jpg
    191,7 KB · Aufrufe: 19
  • IMG_20220620_193531.jpg
    IMG_20220620_193531.jpg
    369,4 KB · Aufrufe: 19
  • IMG_20220620_193056.jpg
    IMG_20220620_193056.jpg
    333,3 KB · Aufrufe: 19
mutmaßlich keine Bremse.
Nachdem ich wegen meinem Hinweis "Learning bei Doing" kritisiert wurde,
möchte ich dem TE dringend raten sich bezüglich der Bremse nicht auf Vermutungen zu verlassen.
Vielleicht hat er ja Glück und findet beim Aufzeichnen der Gesamtschaltung die Adern, die zur Bremse führen,
oder es ist die bereits erwähnte Automatikbremse:
Durch axiale Verschiebung des Läufers wird die konische Bremse gelüftet.
.
 
Danke für den Hinweis - ich habe auch gar nicht vor, da unglaublich viel dran rumzufummeln, entweder es funktioniert noch - oder nicht :) denke auch, die antiken Schütze tausche ich nicht aus, die schalten ja noch wunderbar (und ohrenbetäubend laut), insofern bleibt das alles irgendwie "Bestand" (lediglich Motorschutz würde ich nachrüsten, evtl Not-Aus aber da er augenscheinlich keine Selbsthaltung hat ist das vll auch nicht notwendig).
Elektrotechnische Ausbildung ist vorhanden, wenn auch mit wenig Praxis - aber über die Gefahren bin ich mir erstmal bewusst. Das mechanische Risiko halte ich erstmal für überschaubar, wenn überhaupt fährt da mal n Sack Zement oder n bißchen Holz hoch und runter, er wird nur von mir benutzt und umsichtig behandelt. Seil und Winde machen optisch erstmal keinen schlechten Eindruck.
 
Njoaaa, also ich meine das der Motor (noch) gar keine Töne von sich gibt, aber das ist auch ein guter Hinweis, ich horche später mal genauer hin ob sich schon irgendwas tut. Schlussendlich wird man dann sehen, ob er sich zur Abeit überreden lässt wenn L2 wieder da ist - da komm ich wie gesagt leider grad nicht dran :x
Wir haben es bereits soweit auseinandergedröselt, das die fraglichen Leitungen nur Positionsschalter sein können. Ich bin sehr gespannt was da intern im Motor noch passiert wenn er angefahren wird, irgendeine Bremse muss da ja wirken - aber das wird ziemlich definitiv nicht extern angesteuert, da gehen nur besagte 4 graue Adern für hoch/runter, die blaue stets anliegende phase, PE in rot wie damals üblich und ein nicht angeschlossener gelber Leiter hoch ins Anschlussfeld. Wenn ich nur mehr Zeit hätte, ich hätte es schon lange mal aufgekritzelt.
Nevertheless, ich kann nucht oft genug für den Input danken.

Bis bald!
 
. und somit ist Beitrag #8 obsolet !

Ist er nicht!
Der Stromlauf ist nach wie vor richtig dargestellt.
Was nicht stimmt sind die Bezeichnungen der Anschlussklemmen (Zeichnung ist vom DEMAG PK- Zug).
Anstelle der Bedienflasche mit Stromwender sind in der Anlage vom TE 2 Schütze in Wendeschaltung installiert.

die antiken Schütze tausche ich nicht aus, die schalten ja noch wunderbar (und ohrenbetäubend laut),

Antik?
Es sind Klöckner- Moeller Schütze aus den 60 -70er Jahren.
Die schauen noch recht gut aus und können noch viele Jahre ihren Dienst verrichten
Antik vielleicht für jemand der noch sehr jung ist wie du, nehme ich einfach mal an.

(lediglich Motorschutz würde ich nachrüsten, evtl Not-Aus aber da er augenscheinlich keine Selbsthaltung hat ist das vll auch nicht notwendig).

Eine Selbsthaltung bei einer Krananlage, und um so eine handelt es sich hier, ist ungewöhnlich und aus der Anlagensicherheit nicht zu verantworten.
Hier kommt nur Tastbetrieb (Totmann) in Frage und somit ist der Einsatz von einen Motorschutzschalter kein besonderer Benefit.

Wir haben es bereits soweit auseinandergedröselt, das die fraglichen Leitungen nur Positionsschalter sein können.
Bis bald!

Die beiden Seilendschalteranschlüsse E1-4 und E5-8 sind jeweils 2pol ausgeführt.

irgendeine Bremse muss da ja wirken - aber das wird ziemlich definitiv nicht extern angesteuert,

Das habe ich bereits schon beschrieben #6.
Es gibt hier keine getrennte Bremse und damit auch keine dazugehörigen Anschlüsse.
Motor bestromt = Bremse frei,
Motor stromlos = Bremse blockiert.

@S2nr, noch eine kleine Hilfestellung.
Die Krananlagensteuerung ins nichts anderes wie eine Wendeschützschaltung mit mehreren Bedienstellen ohne Selbsthaltung.
Mir einer kleinen Eigenart, dass die 3Phase direkt am Motor aufgelegt ist und nicht über die Schütze geführt wird.

Die vorhandene Schaltung zu rekonstruiren sollte auch für einen Jungfuchs gerade aus dem Automatisierungsbereich kein Problem sein.

Zur Beachtung:
Die Steuerung ist in 2Phasigen Anschluß also 400V ausgeführt!!!

Allstromer
 
Ich freue mich auf jeden Fall über jeden Input, vielen Dank!
Njoa ganz so jung bin ich auch nicht mehr, aber mit 37 vermutlich gute 10-15 Jahre oder noch jünger als Kran und zugehörige Schütze :) eigentlich bin ich Veranstaltungstechniker, ich habe als das ganze Coronazeug losging noch einmal eine zweijährige Umschulung als Automatisierer gewagt (tatsächlich auch extrem interessant, im Nachgang hätte ich aber vermutlich eine andere Spezialisierung gewählt - in der Industrie kann und werde ich wohl nie arbeiten, dieses 9 to 5 und die starren Strukturen gehen mir total gegen den Strich). Aber genug OT. Wenn ich bald mal wieder etwas Zeit habe, evtl Freitag, male ich mir (und euch) das ganze mal auf - letztendlich geht es mir mehr darum, das Ding zu verstehen als wirklich zu benutzen. Ich finde den Aufzug tatsächlich einfach schön und erhaltenswert, auch wenn er keinen echten Mehrwert für mich hat. Deswegen habe ich den Vermieter mehr oder minder bekniet, ihn einfach drin zu lassen anstatt auf den Schrott zu verfrachten :)

Beste Grüße!
 
Auch der Hinweis das Motorschutz vermutlich gar nicht so viel Benefit bringt ist sehr gut. Am liebsten würde ich so viel wie möglich im historischen Zustand lassen - ganz ab von Haftung im Fehlerfall oder so, da gefährde ich aber wenn überhaupt erstmal nur mich selber bzw das zu transportierende Material.

Ist vielleicht etwas schwer verständlich für manchen, diese verschwurbelte Technikromantik, aber das ist tatsächlich die eigentliche Motivation. Rational netrachtet steht das Ding im Weg und wird nicht wirklich gebraucht :)
 
Thema: Alter Transportaufzugsmotor (DEMAG)
Zurück
Oben