Blitzschutz Nachrüsten für PV-Anlage?

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westgate

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Hallo,
wir haben vor 2 Jahren ein Haus gekauft, dieses wurde 2012 gebaut. Nun möchten wir eine PV-Anlage < 10 KWPeak aufs Dach bauen.

Nun stellt sich mir die Frage soll ich gleich Blitzschutz nachrüsten bzw. wie Verbinde ich die PV-Anlage(DC Seite + Wechselrichter) und das Gestell der PV Anlage am besten mit der bestehenden Hausinstallation.

Aktuelle Situation

Das Haus ist ein Bungalow mit Kaltdach und steht in einer Senke. Im Abstand von ca. 30m stehen auf 3 Seiten höhere Häuser. Somit ist das Risiko eines Blitzeinschlags meiner Einschätzung nach eher gering.

https://s31.postimg.org/m9im3vs0n/Schema_Fundamenterder.png

Anhand der Dokumenation die ich zum Haus bekomme habe wurde die Fundamenterdung wie im Bild zu sehen ausgeführt.

-Funktionspotentialausgleich mit der Bewährung der Bodenplatte verbunden
-Ringerder ca. 1m außerhalb der Bodenplatte
-6 Verbindungen zwischen beiden sind dort angebracht wo die Abflüsse für die Dachrinnen sind (Abstand zwischen 6 und 18 m)
-Dies Verbindungen stehen auch ca. 50 cm neben den Dachrinen heraus sind aber nicht mit diesen Verbunden
-In der Mitte gibt es wohl eine Verbindung somit sind die Schleifen ca. 13 x 10 m
-Die Potentialausgleichsschiene sitzt links am Haus dort ist auch die Verteilung sowie die Hauseinführung für Strom und Telefon


Blitzschutz Nachrüsten


Frage 1:
Wäre so ein Aufbau überhaupt mit Blitzschutz nachrüstbar?
Nachdem was ich gelesen habe, soll die Schleifen ja maximal 10x10m sein und Ringerder und Funktionspotentialausgleich alle 10m Verbunden.

Frage 2:
Wie würde dann der Äußere Blitzschutz aussehen?
Auf dem First eine Leitung Ziehen und die dann mit den herausstehenden Fahnen und der Dachrinne verbinden?

Frage 3:
Momentan exisitiert noch keine innerer Blitzschutz.
Ich würde auf der Sammelschiene einen Kombiableiter (SPA301Z Nachrüsten). Ist das Sinnvoll?

Frage 4:
Für die Telefonleitung würde ich eine Dehnbox TC 180 nehmen. Sinnvoll?


Anbindung der PV Anlage


https://s31.postimg.org/txa40bdlz/Schema_Fundamenterder_PV.png

Die PV Anlage soll Rechts auf dem Dach erichtet werden. Den Wechselrichter würde ich dann auf den Rechten Giebel Schrauben.

- Zwischen der Verteilung und dem Wechselrichter werde ich NYM Kabel 5x4² verlegen. Dieses führt durch den Dachstuhl zur Verteilung
- Die DC Leitungen werd ich Möglichst nahe beieinander verlegen
- Außen am Gebäude könnte man die Erdungsfahnen zu den Modulgestellen hin verlängern
-Von Dehn gibt es ein Dokument, welches den Aufbau des Blitzschutes beschreibt:
https://www.dehn.de/sites/default/files/uploads/dehn/pdf/white-papers/ab-juli15/wp018-d-pv_dach.pdf

Frage 5:
Wenn ich keinen Äußeren Blitzschutz habe. Macht es wirklich sinn durch das Gebäude hindurch mit 6mm^2 Cu zur Haupterdungsschiene zu gehen? Hole ich mir so den Blitz nicht ins Gebäude?

Frage 6:
Wäre es nicht Sinnvoller eine der Erdnungsfahnen zu nehmen und diese zu den Modulgestellen zu führen? Dann würde doch der Blitz wenigstens großteils außen am Gebäude abfließen. Ausgeführt in 16mm²

Frage 7:
Wenn es Sinn macht die Erdungsfahne zu nutzen. Dann am Wechselrichter noch eine Potentialausgleichschiene wo ich die WR Zuleitung 5x4mm² mit der Fahne verbinde?

Frage 8:
DC Seitig würde ich dann einen Dehguard DG M YPV wie im Dokument benutzen?

Frage 9:
Wir haben hier TT-System. Muss da zwischen AC Seite des Wechselrichters und Verteilung wirklich nichts? Im Dehn Dokument ist das nur für TNS System beschrieben.

Das wars an Fragen
Schon mal Danke für die Beantwortung
Gruß Westgate
 
westgate schrieb:
Frage 1:
Wäre so ein Aufbau überhaupt mit Blitzschutz nachrüstbar?
Nachdem was ich gelesen habe, soll die Schleifen ja maximal 10x10m sein und Ringerder und Funktionspotentialausgleich alle 10m Verbunden.

Prinzipiell schon. Notwendigkeit aeusserer Blitzschutz kann man mittels Risikoanalyse DIN EN 62305-2 oder ueberschlaegig unter Zugrundelegung des Blitzkugelverfahrens ermitteln. Die geringfuegig groessere Maschenweite sehe ich als unkritisch, der Blitz kommt ja nicht mit Zollstock und Lineal.

westgate schrieb:
Frage 2:
Wie würde dann der Äußere Blitzschutz aussehen?
Auf dem First eine Leitung Ziehen und die dann mit den herausstehenden Fahnen und der Dachrinne verbinden?

Haengt von Dachform, Dachaufbau, Material, Schutzklasse usw. ab, vermutlich wuerde man mittels Fangstange einen Schutzbereich fuer die PV schaffen.

westgate schrieb:
Frage 3:
Momentan exisitiert noch keine innerer Blitzschutz.
Ich würde auf der Sammelschiene einen Kombiableiter (SPA301Z Nachrüsten). Ist das Sinnvoll?

Kombiableiter Typ I/II auf SaS funktioniert, Typ I ist allerdings nur bei aeusseren Blitzschutz oder Versorgung ueber Freileitung erforderlich. Kostenguenstiger (falls kein aeusserer Blitzschutz erforderlich) Typ II Ableiter auf Hutschiene ueber Zaehler vorsehen.

westgate schrieb:
Frage 4:
Für die Telefonleitung würde ich eine Dehnbox TC 180 nehmen. Sinnvoll?

Vermutlich, haengt von Art der Telefonleitung und angebotenen Diensten (ADSL, VDSL...) ab.


westgate schrieb:
Anbindung der PV Anlage

- Die DC Leitungen werd ich Möglichst nahe beieinander verlegen

Es gibt die Empfehlung, DC-Leitung kurz- und erdschlussfest zu verlegen.

westgate schrieb:
Frage 5:
Wenn ich keinen Äußeren Blitzschutz habe. Macht es wirklich sinn durch das Gebäude hindurch mit 6mm^2 Cu zur Haupterdungsschiene zu gehen? Hole ich mir so den Blitz nicht ins Gebäude?

Frage 6:
Wäre es nicht Sinnvoller eine der Erdnungsfahnen zu nehmen und diese zu den Modulgestellen zu führen? Dann würde doch der Blitz wenigstens großteils außen am Gebäude abfließen. Ausgeführt in 16mm²

Frage 7:
Wenn es Sinn macht die Erdungsfahne zu nutzen. Dann am Wechselrichter noch eine Potentialausgleichschiene wo ich die WR Zuleitung 5x4mm² mit der Fahne verbinde?

Potentialausgleich macht wirklich Sinn. Besonders bei externen Generator, PV...Hier muss man aber ein Gesamtkonzept betrachten, was wird wie in den PA einbezogen.
 
Bei Aufbaue der PV Analge wird ein Überspannugnsschutzokonzept notwendig.

Dies besteht aber auf keinen Fall aus 1-2 wahlos zusammengewürfelten Komponenten.
1. Alle Komponenten vom gleichen Hersteller wählen. Nur so ist sicher gewährleistet, daß diese auch zusammenpassen.
2. es sind alle Teile ein zu beziehen, auch die Gleichstromleitung der PV Anlage, die Leitung zur Gartenhütte etc.

hierzu kannst Du Dir gerne mal den DEHN Blitzplaner durchlesen den gibt es im Netz kostenlos.

Die PV Anlage ist mit Gestell etc. selbstverständlich mit dem Potentialausgleich zu verbinden.
Der Äußere angedachte Blitzschutz muß auch diese Anlage vor Einschlägen schützen und darf auf keinen Fall mit der Anlage oder sonstigen leitfähigen Bauteilen auf dem Dach verbunden werden!

Die Masche hängt von der Blitzschutzklasse ab und kann auch 15x15m sein für Klasse 3.
Das Ganze wird Dir ein Blitzschutzfachbetrieb fachgerecht installieren können. Die dafür notwendige Ausbildung lässt sich nicht in einem Forum absolvieren.
 
Octavian1977 schrieb:
Bei Aufbaue der PV Analge wird ein Überspannugnsschutzokonzept notwendig.

Die Frage des TE richtete sich ja an den äusseren Blitzschutz und den inneren Blitzschutz (Überspannungsschutz).

Octavian1977 schrieb:
Dies besteht aber auf keinen Fall aus 1-2 wahlos zusammengewürfelten Komponenten.
1. Alle Komponenten vom gleichen Hersteller wählen. Nur so ist sicher gewährleistet, daß diese auch zusammenpassen.

Nennt sich "Nachweis der energetischen Koordination". Kann man auch mit Elementen verschiedener Hersteller machen, ist nur aufwendiger.

Octavian1977 schrieb:
.
Der Äußere angedachte Blitzschutz muß auch diese Anlage vor Einschlägen schützen und darf auf keinen Fall mit der Anlage oder sonstigen leitfähigen Bauteilen auf dem Dach verbunden werden!

Den Satz würde ich so nicht stehen lassen. Stichwort Einhaltung Trennungsabstand und Blitzschutzpotentialausgleich...
 
Klar mit einfach nur nicht an den Blitzschutz anschließen ist das noch nicht getan.

Das Ganze Thema ist aber zu komplex um dies hier mit ein paar Beiträgen und Worten zu umfassen.

Erst eine Begutachtung vor Ort durch eine entsprechend kundige Fachkraft und Aufstellung eines Konzeptes durch diese, wird alle notwendigen Maßnahmen aufzeigen.
 
westgate schrieb:
Nachdem was ich gelesen habe, soll die Schleifen ja maximal 10x10m sein und Ringerder und Funktionspotentialausgleich alle 10m Verbunden.
So interpretiert ist das falsch.

Fundamenterder und Funktionspotenzialausgleichsleiter, die in gleicher Weise zu verlegen sind, müssen mit und ohne LPS max. 20 m x 20 m Maschenweite einhalten. Der Satz in der abgelösten DIN 18014:2007-09, dass Ring- und Fundamenterder die gleiche Maschenweite haben müssen, ist in der aktuellen DIN 18014:2014-03 entfallen und war eigentlich schon 2007-09 nicht mehr aktuell und stand im Gegensatz zu anderen Textstellen.

Mit LPS beträgt die max. Maschenweite von Ringerdern 10 m x 10 m und Verbindungen zum PA-Leiter sind an jeder Anschlussfahne bzw. je 20 m Gebäudeumfang also nicht alle 10 m vorgeschrieben. Die kleinere Maschenweite soll angeblich Überschläge gegen die Armierung der Bodenplatte verhindern, einen anderen Zweck hat sie nicht.

Unter Hinweis auf NAV § 13 und den Vorgaben zur Qualifikation von Blitzschutzfachkräften, überspringe ich die Fragen 2 bis 4.

westgate schrieb:
Frage 5:
Wenn ich keinen Äußeren Blitzschutz habe. Macht es wirklich sinn durch das Gebäude hindurch mit 6mm^2 Cu zur Haupterdungsschiene zu gehen? Hole ich mir so den Blitz nicht ins Gebäude?
Nur Blitze die durch getrennte Blitzschutzmaßnahmen abgefangen werden, düsen bei innen verlegten Stringleitungen nicht durch Haus. Ein Schutz-PA macht stets Sinn, ist aber bei schutzisolierten Modulen normativ nicht vorgeschrieben. Der PA-Leiter "5" im Bild 12 vom DEHN Schutzvorschlag basiert auf einer Empfehlung des Beiblatts 5 der DIN EN 62305-3, die ja nur für Blitzschutzanlagen zuständig ist.
 
Octavian1977 schrieb:
hierzu kannst Du Dir gerne mal den DEHN Blitzplaner durchlesen den gibt es im Netz kostenlos.
Es gibt Multiposter die den auch mal selbst gründlich lesen und vor allem auch verstehen sollten.

Octavian1977 schrieb:
Die PV Anlage ist mit Gestell etc. selbstverständlich mit dem Potentialausgleich zu verbinden.
Der Äußere angedachte Blitzschutz muß auch diese Anlage vor Einschlägen schützen und darf auf keinen Fall mit der Anlage oder sonstigen leitfähigen Bauteilen auf dem Dach verbunden werden!
Bevor du zum x.-ten Mal wieder nicht der Versuchung widerstehen kannst mit Superlativen geballtes Halbwissen und Falschaussagen zu Blitzschutznormen zu posten, schau dir bitte mal das Bild 17 im DEHN Schutzvorschlag an, was gemacht werden muss, wenn die Trennungsabstände für den Idealfall von getrenntem Blitzschutz nicht ausreichen.

Octavian1977 schrieb:
Die Masche hängt von der Blitzschutzklasse ab und kann auch 15x15m sein für Klasse 3.
Das Ganze wird Dir ein Blitzschutzfachbetrieb fachgerecht installieren können. Die dafür notwendige Ausbildung lässt sich nicht in einem Forum absolvieren.
Mann o Mann Octavian: Die 15 x 15 m in BSK 3 gelten für Maschenweiten von Blitzschutzanlagen, der Hinweis passt zu Maschenweiten von Erdungsanlagen wie die Faust aufs Auge. :roll: :roll: :roll:
 
..., schau dir bitte mal das Bild 17 im DEHN Schutzvorschlag an, was gemacht werden muss, wenn die Trennungsabstände für den Idealfall von getrenntem Blitzschutz nicht ausreichen.
Zufällig habe ich mich in den alten Fred verirrt und dabei bemerkt:

Zum Beitragsdatum 2018 führte der Link noch auf den Schutzvorschlag WP018/D0615 von 2015. Mittlerweile führt er auf den aktualisierten Schutzvorschlag WPX029/D/0719 von 2019, wo das Beispiel mit zu kleinen Trennungsabständen zum LPS in Bild 15 dargestellt ist. Im alten Schutzvorschlag war der WR noch oben, im neuen ist er unten dargestellt.

Bei diesem Anlass ein Nachtrag: Der PA der Modulgestelle ist über harmonisierte IEC 62305 bei Gebäuden mit einem Blitzschutzsystem gleich geregelt, ohne LPS differieren die Anforderungen in Deutschland (Funktionserdung nur empfohlen), Österreich (generell Pflicht) und der Schweiz (nur bei trafolosen WR Pflicht).
 
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