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crispinus
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Hallo zusammen,
in der Familie ist vor kurzer Zeit eine Eigentumswohnung erworben worden. Nach Aussage des Verkäufers wurde die (wohnungseigene) Elektroinstallation vor einiger Zeit (grob wohl Anfang - Mitte der 90er) von einem Fachbetrieb komplett modernisiert (Baujahr des Hauses ist 1937). Diese Aussage wirkt anhand der noch recht neu wirkenden Schalterprogramme und des auf den ersten Blick aufgeräumt wirkenden, dreireihigen Aufputzverteilers mit LS-Schaltern (Typ B, überwiegend 16A) sowie der durchgängigen Verwendung der Aderfarben braun-blau-gn/ge im NYM-J-Kabel glaubhaft. Gemäß der damals gültigen Vorgaben wurde ein FI installiert (natürlich nur fürs Bad).
Kommen wir nun nach dieser kurzen Einführung zur eigentlichen Frage: Beim Einzug war nun auch das neue Induktionskochfeld anzuklemmen. Dieses hat eine maximale Leistungsaufnahme von 6 kW und benötigt somit zum ordnungsgemäßen Betrieb laut Handbuch entweder eine mit 32A belastbare Wechselstromleitung oder mindestens zwei bis 16A belastbare Phasen eines Drehstromnetzes. Hier ergab sich zunächst noch kein offensichtliches Problem, schließlich hatte auch der Vorbesitzer einen E-Herd (in diesem Fall ein Kombinationsgerät mit Herd und Backofen) in Betrieb, eine Herdanschlussdose war an der richtigen Stelle bereits vorhanden. Hier lagen auf den fünf Klemmen vermutlich 1,5mm² messende Adern in den Farben blau, braun, 2x schwarz, gn/ge auf. Der Weg vom Wohnungsverteiler zur Anschlussdose ist übrigens nur durch eine Wand, also höchstens 1m, eher weniger. Damit sollte der Querschnitt von 1,5mm² für 16A Belastbarkeit möglich sein. Nun noch mal schnell den Duspol gezückt zum Messen der einzelnen Adern. Braun und schwarz zu blau und gn/ge jeweils 230V - bis hierhin also alles wie es soll. Nun kommt das große ABER: statt der erwarteten 400V zwischen den vermeintlichen Phasen stattdessen ein Durchgangssignal! Erster Gedanke: Da hat wohl der Elektriker damals versehentlich alle Außenleiter der Herdanschlussdose versehentlich auf eine Phase geklemmt, das wäre ja leicht zu korrigieren. Also ein Blick in den Wohnungsverteiler geworfen. Dort kommt aus dem Keller ein 5-adriges Kabel an, die drei Reihen des Verteilers werden für je eine Phase genutzt, entsprechend sind die drei B16A-Sicherungen des Herdes auf die drei Reihen verteilt. Auf den ersten Blick scheint die Verkabelung so wie sie sollte, aber eine Messung hier direkt an den LSS bestätigt, dass die vermeintlichen drei Phasen Durchgang haben. Einziger verbleibender Schluss also: In der Wohnung liegt kein Drehstrom, sondern Wechselstrom an. Ein Blick in den Zählerschrank im Keller lieferte die Bestätigung in Form eines dort für diese Wohneinheit installierten Wechselstromzählers. Somit wurde die Wohnungsinstallation wohl nur darauf vorbereitet, dass irgendwann dieser Wechselstromzähler mal durch einen Drehstromzähler ersetzt würde. Ich weiß zwar nicht, ob das grundsätzlich so üblich ist, aber die Intention scheint zumindest logisch nachvollziehbar.
Ein paar Aspekte stoßen mir aber sauer auf. Müsste in einem solchen Fall nicht wenigstens im Wohnungsverteiler ein Hinweis angebracht sein, dass hier eben kein Drehstrom sondern nur Wechselstrom ankommt?
Und viel wichtiger noch: Ist es in irgendeiner Form zu rechtfertigen, dass nach aktuellem Installationsstand (hergestellt durch einen Fachbetrieb(!)) eine Herdanschlussdose mit drei jeweils mit B16A abgesicherten Adern mit ein und derselben Phase beschickt wird, aber (selbstverständlich) nur ein Neutral- und Schutzleiter vorhanden sind? Das öffnet nach meinem Verständnis einer Neutralleiterüberlastung Tür und Tor. Der E-Herd des Vorbesitzers wurde übrigens von ein und demselben installierenden Betrieb an diese Herdanschlussdose angeschlossen und ohne weitere Einschränkungen zur Benutzung freigegeben.
Nach diesen reinen Interessensfragen nun aber noch eine praktischer orientierte: Es wurde nun ein (anderes) ortsansässiges Elektroinstallationsunternehmen eingeschaltet, und zwar mit dem Auftrag, den Wechselstromzähler in einen Drehstromzähler zu tauschen. Von diesem Unternehmen kam der Vorschlag (deutlich preisgünstigere Lösung, weniger Aufwand etc. pp.), dass man stattdessen die vorhandene 5x1,5mm²-Leitung zur Herdanschlussdose wie folgt belegen könnte, um das Kochfeld auch mit Wechselstrom zu betreiben: zwei Adern Phase (je mit B16A abgesichert, ob zweipolig ausgeführt oder nicht wurde nicht mitgeteilt, würde ich aber im Zweifelsfall drauf bestehen), zwei Adern Neutralleiter, eine Ader PE. Das Kochfeld besitzt zwei N-Klemmen, ein Anschluss zweier N-Adern wäre also möglich. Somit wäre nach meinem Verständnis zwar der Neutralleiterüberlastung Einhalt geboten, nun scheint mir aber die Dimensionierung des Schutzleiters nicht ausreichend. Das Unternehmen, dass den Vorschlag unterbreitet hat, sah hier - ohne weitere Begründung - kein Problem. Mich würde interessieren, welche Meinungen es hier im Forum dazu gibt.
Vielen Dank für das Lesen dieses ausführlichen Beitrags. Wie man vielleicht merkt, hat mich diese aus meiner Sicht verpfuschte Ausführung der Modernisierung durch ein Fachunternehmen sehr beschäftigt und stellt mich vor die Frage, wie eigentlich ein Laie erkennen soll, ob das Fachunternehmen, was er beauftragt, vernünftige, normgerechte, oder doch brandgefährliche Arbeit geleistet hat. Welche Möglichkeiten gibt es hier, Spreu von Weizen zu trennen? Solche Erlebnisse bewegen, ketzerisch gesprochen, den nicht ganz unkundigen Häuslebauer (in dieser Situation befinde ich mich selbst aktuell) doch zu der Überlegung, lieber alles selbst zu installieren und dann von einem Fachbetrieb mit geeignetem Gerät messen/prüfen zu lassen. Denn wäre ein Unternehmen mit der Installation beauftragt, würde diese natürlich zu normalen Arbeitszeiten durchgeführt und wäre somit von mir als Vollzeit Berufstätigem nicht vollumfänglich zu überwachen. Und wieso soll ich auch jemandem 50€ Stundenlohn zahlen wenn ich doch die ganze Zeit daneben stehen muss (neulich erst wieder erlebt bei dem Installationsfachbetrieb der hier im Haus eine Gasleitung neu verlegt hat - wenn ich nicht dabei gewesen wäre hätten die doch glatt die nicht-gasgeeigneten Dichtungen in den eigentlich für die Wasserinstallation gedachten Fittingen belassen - ohne Worte... Und dann haben sie beim Anbringen eines neuen Hahns auch noch die Armatur eines Geysers geschrottet, sodass zunächst ein Haarriss entstand, der einige Wochen später für ein großes Gasleck in der Küche sorgte - gut nur, dass das Gas sich an der Sparflamme des Geysers selbst entzündet hat, wer weiß was sonst noch passiert wäre oO).
Viele Grüße
crispinus
in der Familie ist vor kurzer Zeit eine Eigentumswohnung erworben worden. Nach Aussage des Verkäufers wurde die (wohnungseigene) Elektroinstallation vor einiger Zeit (grob wohl Anfang - Mitte der 90er) von einem Fachbetrieb komplett modernisiert (Baujahr des Hauses ist 1937). Diese Aussage wirkt anhand der noch recht neu wirkenden Schalterprogramme und des auf den ersten Blick aufgeräumt wirkenden, dreireihigen Aufputzverteilers mit LS-Schaltern (Typ B, überwiegend 16A) sowie der durchgängigen Verwendung der Aderfarben braun-blau-gn/ge im NYM-J-Kabel glaubhaft. Gemäß der damals gültigen Vorgaben wurde ein FI installiert (natürlich nur fürs Bad).
Kommen wir nun nach dieser kurzen Einführung zur eigentlichen Frage: Beim Einzug war nun auch das neue Induktionskochfeld anzuklemmen. Dieses hat eine maximale Leistungsaufnahme von 6 kW und benötigt somit zum ordnungsgemäßen Betrieb laut Handbuch entweder eine mit 32A belastbare Wechselstromleitung oder mindestens zwei bis 16A belastbare Phasen eines Drehstromnetzes. Hier ergab sich zunächst noch kein offensichtliches Problem, schließlich hatte auch der Vorbesitzer einen E-Herd (in diesem Fall ein Kombinationsgerät mit Herd und Backofen) in Betrieb, eine Herdanschlussdose war an der richtigen Stelle bereits vorhanden. Hier lagen auf den fünf Klemmen vermutlich 1,5mm² messende Adern in den Farben blau, braun, 2x schwarz, gn/ge auf. Der Weg vom Wohnungsverteiler zur Anschlussdose ist übrigens nur durch eine Wand, also höchstens 1m, eher weniger. Damit sollte der Querschnitt von 1,5mm² für 16A Belastbarkeit möglich sein. Nun noch mal schnell den Duspol gezückt zum Messen der einzelnen Adern. Braun und schwarz zu blau und gn/ge jeweils 230V - bis hierhin also alles wie es soll. Nun kommt das große ABER: statt der erwarteten 400V zwischen den vermeintlichen Phasen stattdessen ein Durchgangssignal! Erster Gedanke: Da hat wohl der Elektriker damals versehentlich alle Außenleiter der Herdanschlussdose versehentlich auf eine Phase geklemmt, das wäre ja leicht zu korrigieren. Also ein Blick in den Wohnungsverteiler geworfen. Dort kommt aus dem Keller ein 5-adriges Kabel an, die drei Reihen des Verteilers werden für je eine Phase genutzt, entsprechend sind die drei B16A-Sicherungen des Herdes auf die drei Reihen verteilt. Auf den ersten Blick scheint die Verkabelung so wie sie sollte, aber eine Messung hier direkt an den LSS bestätigt, dass die vermeintlichen drei Phasen Durchgang haben. Einziger verbleibender Schluss also: In der Wohnung liegt kein Drehstrom, sondern Wechselstrom an. Ein Blick in den Zählerschrank im Keller lieferte die Bestätigung in Form eines dort für diese Wohneinheit installierten Wechselstromzählers. Somit wurde die Wohnungsinstallation wohl nur darauf vorbereitet, dass irgendwann dieser Wechselstromzähler mal durch einen Drehstromzähler ersetzt würde. Ich weiß zwar nicht, ob das grundsätzlich so üblich ist, aber die Intention scheint zumindest logisch nachvollziehbar.
Ein paar Aspekte stoßen mir aber sauer auf. Müsste in einem solchen Fall nicht wenigstens im Wohnungsverteiler ein Hinweis angebracht sein, dass hier eben kein Drehstrom sondern nur Wechselstrom ankommt?
Und viel wichtiger noch: Ist es in irgendeiner Form zu rechtfertigen, dass nach aktuellem Installationsstand (hergestellt durch einen Fachbetrieb(!)) eine Herdanschlussdose mit drei jeweils mit B16A abgesicherten Adern mit ein und derselben Phase beschickt wird, aber (selbstverständlich) nur ein Neutral- und Schutzleiter vorhanden sind? Das öffnet nach meinem Verständnis einer Neutralleiterüberlastung Tür und Tor. Der E-Herd des Vorbesitzers wurde übrigens von ein und demselben installierenden Betrieb an diese Herdanschlussdose angeschlossen und ohne weitere Einschränkungen zur Benutzung freigegeben.
Nach diesen reinen Interessensfragen nun aber noch eine praktischer orientierte: Es wurde nun ein (anderes) ortsansässiges Elektroinstallationsunternehmen eingeschaltet, und zwar mit dem Auftrag, den Wechselstromzähler in einen Drehstromzähler zu tauschen. Von diesem Unternehmen kam der Vorschlag (deutlich preisgünstigere Lösung, weniger Aufwand etc. pp.), dass man stattdessen die vorhandene 5x1,5mm²-Leitung zur Herdanschlussdose wie folgt belegen könnte, um das Kochfeld auch mit Wechselstrom zu betreiben: zwei Adern Phase (je mit B16A abgesichert, ob zweipolig ausgeführt oder nicht wurde nicht mitgeteilt, würde ich aber im Zweifelsfall drauf bestehen), zwei Adern Neutralleiter, eine Ader PE. Das Kochfeld besitzt zwei N-Klemmen, ein Anschluss zweier N-Adern wäre also möglich. Somit wäre nach meinem Verständnis zwar der Neutralleiterüberlastung Einhalt geboten, nun scheint mir aber die Dimensionierung des Schutzleiters nicht ausreichend. Das Unternehmen, dass den Vorschlag unterbreitet hat, sah hier - ohne weitere Begründung - kein Problem. Mich würde interessieren, welche Meinungen es hier im Forum dazu gibt.
Vielen Dank für das Lesen dieses ausführlichen Beitrags. Wie man vielleicht merkt, hat mich diese aus meiner Sicht verpfuschte Ausführung der Modernisierung durch ein Fachunternehmen sehr beschäftigt und stellt mich vor die Frage, wie eigentlich ein Laie erkennen soll, ob das Fachunternehmen, was er beauftragt, vernünftige, normgerechte, oder doch brandgefährliche Arbeit geleistet hat. Welche Möglichkeiten gibt es hier, Spreu von Weizen zu trennen? Solche Erlebnisse bewegen, ketzerisch gesprochen, den nicht ganz unkundigen Häuslebauer (in dieser Situation befinde ich mich selbst aktuell) doch zu der Überlegung, lieber alles selbst zu installieren und dann von einem Fachbetrieb mit geeignetem Gerät messen/prüfen zu lassen. Denn wäre ein Unternehmen mit der Installation beauftragt, würde diese natürlich zu normalen Arbeitszeiten durchgeführt und wäre somit von mir als Vollzeit Berufstätigem nicht vollumfänglich zu überwachen. Und wieso soll ich auch jemandem 50€ Stundenlohn zahlen wenn ich doch die ganze Zeit daneben stehen muss (neulich erst wieder erlebt bei dem Installationsfachbetrieb der hier im Haus eine Gasleitung neu verlegt hat - wenn ich nicht dabei gewesen wäre hätten die doch glatt die nicht-gasgeeigneten Dichtungen in den eigentlich für die Wasserinstallation gedachten Fittingen belassen - ohne Worte... Und dann haben sie beim Anbringen eines neuen Hahns auch noch die Armatur eines Geysers geschrottet, sodass zunächst ein Haarriss entstand, der einige Wochen später für ein großes Gasleck in der Küche sorgte - gut nur, dass das Gas sich an der Sparflamme des Geysers selbst entzündet hat, wer weiß was sonst noch passiert wäre oO).
Viele Grüße
crispinus