EMV-Elektroverteiler

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yul01

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Hallo

Ich denke dass die Elektroverteiler (Hauptverteiler,Unterverteiler, Zählerschrank) in einem Wohnhaus mit in den Potentialausgleich einbezogen werden sollten. Aus EMV-technischer Sicht ist das besser, oder ?
Leider werden auf dem Markt überwiegend schutzisolierte Verteiler angeboten.
Was denkt Ihr darüber ?
 
Schutzmassnahme oder Missverständnis ?!?

Hallo,

Anmerkung:
Zählerschränke sind nach TAB/EVU und VNB-Richtlinien zumeist nach "Schutzklasse II" zu installieren !

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Was darf man(n) Deiner Meinung nach als "Einbeziehung in den Potentialausgleich" verstehen ?
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Gruß,
Gretel
 
Es gibt eine sehr einfache Lösung dafür: Man nimmt ein Stahlblechgehäuse (größe Standverteiler, also min. 0,8x1,8x0,4m (b*h*t)) und setzt darein einen gleinen Zählerkasten (ohne jeden Schnickschnack haben die nur eine vorzählerschiene, eine Nachzählerschiene und einen Zählerplatz und haben so die Maße von etwa einem 4-reihigen Unterverteiler, sind aber etwa doppelt so tief und verbreuchen deshalb nur wenig Platz im Verteiler). Die Unterverteilung kann man dann in Sk1 (im Verteiler selbst) oder SKII (Verteiler im Verteiler oder Schutzisolierte Schienen und Abdeckungen im Verteiler) ausführen. Vor den Zählerverteiler kann jenachdem ob der VNB es erlaubt, ein Leistungsschalter mit drei oder vier nachgeschalteten koordinierten B-Ableitern in einem verplombbaren Gehäuse. Dies kostet zwar je nach Quelle 200-400 Euro, aber ich würde dies schon empfehlen! Am besten sind IMO die Leistungsschalter von moeller!

MfG; Fenta
 
Fentanyl schrieb:
Es gibt eine sehr einfache Lösung dafür: Man nimmt ein Stahlblechgehäuse (größe Standverteiler, also min. 0,8x1,8x0,4m (b*h*t)) und setzt darein einen gleinen Zählerkasten (ohne jeden Schnickschnack haben die nur eine vorzählerschiene, eine Nachzählerschiene und einen Zählerplatz und haben so die Maße von etwa einem 4-reihigen Unterverteiler, sind aber etwa doppelt so tief und verbreuchen deshalb nur wenig Platz im Verteiler). Die Unterverteilung kann man dann in Sk1 (im Verteiler selbst) oder SKII (Verteiler im Verteiler oder Schutzisolierte Schienen und Abdeckungen im Verteiler) ausführen. Vor den Zählerverteiler kann jenachdem ob der VNB es erlaubt, ein Leistungsschalter mit drei oder vier nachgeschalteten koordinierten B-Ableitern in einem verplombbaren Gehäuse. Dies kostet zwar je nach Quelle 200-400 Euro, aber ich würde dies schon empfehlen! Am besten sind IMO die Leistungsschalter von moeller!

MfG; Fenta

Danke Fentanyl für Deine ausführliche Beschreibung. Ich kann mir das schon ungefähr vorstellen.
Das von Dir beschriebene Standverteiler-Stahlblechgehäuse ist 1,8m hoch. Das ist ein ziemliches Monster, das bei mir im Flur nicht besonders schön aussehen wird.
Ein 4-reihiger Unterverteiler hat ca. 48 TE. Ich brauche aber mindestens 150 TE.
Wie meinst Du das mit dem Leistungsschalter mit drei oder vier nachgeschalteten koordinierten B-Ableitern. Was ist das genau? Dient das als eine Art Sicherung?

Danke für Deine Tipps im voraus.

Eine fertige Lösung gibt es wohl nicht, bei der man selber nicht so viel rumbasteln muß?

Gruß yul01
 
Wenn du 150 TLE brauchst, kommen für dich eh nur Feldverteiler und Standverteiler (als Feld- oder Universalverteiler) in Frage und ob der besseren Platzmöglichkeiten tendiere ich zum Standverteiler, auch weil dieser Wasser- oder staubdicht sein kann und man den EMV-Schutz schon inklusive hat (bei Verwendung von Metallgehäusen). Sind empfindliche Bauteile im Verteiler zu installieren, empfiehlt sich eine mehrgeteilte Variante (z.B. ein Einspeise-Schrank, der Leistungsschalter, Zähler und Ableiter enthält und ein Verteilschrank für die eigentlichen Stromkreissicherungen und -LF). Natürlich sind große Verteilschränke für die meisten Leute keine Schöne Wohnraumdekoration, aber das sind die Leitungsstränge ja auch nicht und wenn man viel Platz braucht, geht es halt nicht anders. Es ist aber natürlich möglich, sich ein e Dekorative Abdeckung vor den Verteiler zu bauen, z.B. aus Holz und/oder Aluminium und/oder satiniertem und klarem Plexiglas und anderem.

Wenn man schon bei Standverteilern ist: Hier hat man hervorragende Möglichkeiten, die man ansonsten nicht hat, man kann beispielsweise die Vorsicherungen alle als Reiterelemente im Sammelschienensystem ausführen, was erstens bei der Installation richtig Zeit spart und auch von Seiten Performance und Sicherheit einiges für sich hat. Zudem kann man so leicht Schraubsicherungen (Diazed/Neozed) als Sockelversion oder Lasttrenner, NH-Sicherungen als Sockelversion oder Lasttrenner, SLS und andere, über Aufrast-Adapter angeschlossene Schutzgeräte kombinieren!

Leistungsschalter sind, wie der Name sagt, Schalter, die auch höchste Leistungen schalten können. Sie können z.B. auch bei starken Kurzschlüssen die Leitung trennen, ohne beschädigt zu werden. Meistens verteht man (im Niederspannungsbereich) darunter Leistungsschalter mit angebauten Auslösemodulen - somit hat der Leistungsschalter Sicherungs-Funktionalität und schaltet bei zu hohen Strömen ab - die Werte sind variabel einstellbar und je nach LS-Typ gibt es verschiedene zusatzfunktionen wie FI-Schutz, Selektive Auslösung, Stromverbrauchsprofil, ..., wobei die VNB sicher keine LS im Vorzählerbereich dulden, die selbst Strom Verbrauchen. Leistungsschalter ermöglichen eine sichere Trennung des gesamten Netzes auch unter widrigen Bedingungen und ermöglichen (bei 4-poliger Version) eine Allpolige Abschaltung im Vorzählerbereich(!). Die VNB, die ich kenne, erlauben Leistungsschalter und Lasttrennschalter im Vorzählerbereich, wenn diese keine Betriebsspannung benötigen und in einem plombierbaren Gehäuse installiert sind. Betätigen kann der Anlagenbetreiber seinen Schalter natürlich trotzdem, da ein Handgriff nach Außen geführt wird!

Lasttrennschalter (hochwertiger Version, nicht zu verwechseln mit Trennschaltern, deren Einsatz ich eher nicht empfehle) kann man natürlich auch nehmen, wenn man keine Sicherungsfunktionalität benötigt und Abstriche bei der Abschaltkapazität machen kann (wobei ein normaler Privatnutzer nicht mal annähernd an die Kapazitätsschwelle von Leistungsschaltern kommen wird und so auch mit einem Lasttrenner gut bedient ist!

Mit "Ableiter" Meine Ich Blitzstrom- und Überspannungsableiter. Blitzstromableiter (Grobschutz, Kategorien 1, B, I) sollten prinzipiell nahe am Hauseintrittspunkt der Versorgungsleitung (*) liegen, am besten vor dem Zähler, da dieser meist nur mit H07V-K 10mm² angeschlossen ist. Da man im Fehlerfall aus Sicherheitsgründen die Ableiter freischalten können sollte, ohne den HAK zu öffnen, empfiehlt es sich, diese hinter den Leistungs- oder Lasttrennschalter zu setzen, den man im Vorzählerbereich meist installieren kann (sollte kein Problem sein, sowas trotzdem generell vorher mit dem VNB besprechen und sich die Erlaubnis für den Fall der Fälle schriftlich geben lassen, selbiges gilt für den einsatz (leckstromfreier) Blitzstromableiter im Vorzählerbereich!).

Überspannungsschutzgeräte für die Niederspannungs-Energieversorgung sind in Kategorien eingeteilt:

- Kategorie B/1/I: Grobschutz für starke Blitzteilströme bis 100kA bei 10/350µs oder mehr! Diese Ableiter werden als 1. Schutzglied in die Versorgungsleitung eingebunden, sowie als letztes Schutzglied bei Leitungen zu gefährdeten Außenanlagen. Meine Empfehlung: OBO-Bettermann MCD-50B (Einzelableiter) bzw. MCD-125B (Summenstromableiter N-PE) (wichtig: Auf das D bei "MCD" achten). Diese Ableiter sind koordinierte Typen und haben besonders niedrige Schutzschwellen (niedrig bedeutet: Der Ableiter spricht bei relativ geringen Spannungen an) von 1,3kV(!) (Normal sind 2kV für koordinierte und bis zu 6kV für unkoordinierte Ableiter).

- Kategorie C/2/II: Mittelschutz. Diese Ableiterkategorie ist die Wichtigste. Feinschutz braucht man nicht zwangsläufig, genauso wie Grobschutz (ersteres wird an zu schützenden Geräten festgemacht, letzteres an den örtlichen Gegebenheiten und an der der Liegenschaft zugewiesenen Schutzklasse bzw. dem Wert des Gebäudes).
Einen guten Mittelschutz hingegen sollte spätestens in Zeiten von ih-bäh jeder haben! Der Mittelschutz verhindert schon bei relativ starken Überspannungen defekte an elektrischen Geräten, für elektronische braucht man noch einen Feinschutz und evtl darüber hinausgehende Maßnahmen, je nach empfindlichkeit der Technik.
Der Mittelschutz wird in jede UV eingebaut, die für sich alleine Steht, deren Entfernung zur HV und zu anderen UVen also mindestens 5-10m beträgt. Bei mehreren UVen nebeneinander reicht selbstverständlich ein Mittelschutzblock und wenn nur ein Zählerschrank mit integrierter Unterverteilung vorhanden ist, reicht auch ein Ableiterblock im Zählerschrank im Nachzählerbereich. Weiterhin zu sichern sind Leitungen für Außenanlagen. Empfehlung: OBO V25-B+C oder Dehnguard/Dehnguard modular von Dehn.
Alternative für Overkill-fans: Epcos-Blockvaristoren mit 100kA bei 8/20µs (5-facher wert eines normalen Dehnguards).

- Kategorie D/3/III: Feinschutzableiter übernehmen den "letzten Rest" der Überspannung, die noch vom Mittelschutz "überschwappt". Sie haben ihren Namen zurecht, sind also für starke Überspannungen nicht geeignet und können eine Ableitung selbiger ohnehin nicht zuverlässig übernehmen, weil die Zuleitung meistens nur 1,5mm² oder 2,5mm² beträgt - von daher sind Überspannungssteckdosen als Allheilmittel - auch wenn diese vorgeben, bis zu 120kA (wohlgemerkt in der Form 8/20µs und als einfach zusammenaddierter Wert von Einzelvaristoren, der selbst bei niedrigerer Flankensteilheit nie erreicht werden kann) ableiten zu können, absolut ungeeignet und dürfen AUSSCHLIESSLICH als ergänzender Schutz zum Mittelschutz verstanden werden! Kaufempfehlung: Die Ableiter von Dehn, OBO und Phoenix-contact sind qualitativ gut! Ebenfalls gut geeignet ist der Schutz in guten offline-USVen, bei hochqualitativen Steckdosenleisten und anderen Ableitern, die eine gewisse Qualität nicht unterschreiten. Aufgrund der geringeren Kurzschlussströme ist auch ein selbstbau relativ einfach, bedeutet aber unter umständen bürokratische Probleme.

Für besonders empfindliche und/oder wertvolle Anlagen gibt es weitere Möglichkeiten des Schutzes, genannt seien hier Netzfiltertechnik für hochfrequente Störungen, Doppelwandler-USV-Technik, die einerseits eine gewisse Blockade für Überspannung darstellen und, sowohl vor Spannungsausfall als auch vor schlechter Netzquelität schützen. ESD-Schutz erreicht man durch die Benutzung von Suppressordioden und SMD-Varistoren. Aufgrund der niedrigen Leistungsfähigkeit der Bauteile würde ich diese allerdings nicht bei Anlagen einsetzen, die mit mehr als C6A vorgesichert sind!

*natürlich sind auch das Haus verlassende Leitungen zu Außenanlagen entsprechend des Blitzschutzzonenkonzepts gegen Überspannungseintritt zu schützen, damit die Überspannung nicht durch die Hintertür ins Netz kommt! Welche ableiter dafür benötigt werden, richtet sich nach den örtlichen Gegebenheiten! Ausgenommen werden von dieser Absicherung dürfen z.B. direkt am Haus befestigte Lampen, sofern diese im Schutzbereich des Hauses liegen (ermittelbar mit dem Blitzkugelmodell oder dem Schutzwinkelverfahren) und NICHT in unmittelbarer nähe einer Leitenden Metallteils, welches nicht Teil des Schutzbereiches ist oder welches Bestandteil einer äußeren Blitzschutzanlage ("Blitzableiter") ist!

Wie auch der Schutz der Energieversorgung ist auch der Schutz anderer möglicher Eintritsstellen wichtig! eine besondere Rolle kommt hier der Telefonleitung zu, da diese auch die Verbindung zu einem weitverzweigten Netz darstellt, das viele Verwundbarkeiten besitzt (BK-Technik lasse ich ob der geringen Verbreitung außen vor). Hier ist der Schutz leichter, da es keine Austritsstellen aus dem Haus gibt (in der Regel jedenfalls ;). Hier eignen sich diverse Schutzgeräte von Dehn, oder auch ein Selbstbau mittels Bauteilen von Epcos.

MfG; Fenta
 
Nachtrag:
- fertige Lösungen gibt es teilweise, aber aufgrund der höheren Kosten und der geringeren individuellen Möglichkeiten rate ich aber davon ab. Natürlich kannst du dir den Verteiler auch von einem Schaltschrankbauer fertigen lassen, dies ist aber mit erheblichen Zusatzkosten verbunden und ob der Schaltschrankbauer kompetent war, sieht man teilweise erst dann, wenn der Schrank fertig ist.

- Überspannungsschutzsysteme werden u.A. in Abhängigkeit von der Netzform ausgewählt. Es gibt auch Kombiableiter (B + C).
Bei Bedarf helf ich aber gern bei der Auswahl und der Planung des Schutzkonzeptes. Bei ih-bäh bekommt man die meisten Sachen oft für 10-20% des normalpreises!

- Fragen sind immer willkommen!

MfG; Fenta
 
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Thema: EMV-Elektroverteiler
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