Erdung einer Sat-Anlage im Altbau

Diskutiere Erdung einer Sat-Anlage im Altbau im Forum Blitzschutz, EMV, Erdung & Potentialausgleich im Bereich ELEKTRO-INSTALLATION & HAUSELEKTRIK - Hallo, ich habe vor Jahren mal eine Ausbildung zum Elektroinstallateur gemacht, bin aber schon seit Jahren raus aus dem Beruf. Es handelt sich...
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
S

Stefan Kuppi

Guest
Hallo,

ich habe vor Jahren mal eine Ausbildung zum Elektroinstallateur gemacht, bin aber schon seit Jahren raus aus dem Beruf. Es handelt sich nun um die Erdung der SAT-Anlage im 1 Familienhaus bei einer Renovierung. Dazu kamen mir ein paar Fragen:
1.) Meine Frau hat Erdleitung aus dem Baumarkt gekauft, 16mm², massiv, allerdings mehrere Adern. Der Baumarkt meinte es ist ok. Ist die Leitung wirklich dafür geeignet, also muss es nicht eindratig sein?
2) Erdleitung ist kein NYM, nur normale Isolierung grün-gelb. Ist die Leitung immernoch dafür geeigent, wenn man sie im Leerrohr verlegt?
3) Es gibt drei Varianten zur Verlegung der Erde. Welche wäre die Beste?

a) Verlegung nach außen mit Kuparohr auf Klinker, was optisch schlecht ist und auch wenn es so gemacht werden soll, meiner Meinung nach nie gemacht wird!

b) Verlegung im senkrechten Schacht, wo die NYM herlaufen bzw. im Keller mit dem NYM im Kabelkanal und weiter zur PAS

c) komplett in den Schacht, wo die Heizungsrohre herlaufen und dann im Dachboden hinter der Holzvertäfelung (im Leerrohr) bis zur Antenne. Zudem ist hinter Holzvertäfelung Dämmwolle (Brandschutzgefahr?)

Also so glücklich machen mich alle Varianten nicht, eine bessere fällt mir jedoch nicht ein.
Über jeden Rat bin ich euch dankbar, bevorzugt von Elektroinstallateuren Gesellen / Meistern.

Danke ;)
 
Hallo,

ist deine Erdleitung mehrdrährig oder feindrähtig?

NYM (mehrdrähtig) würde ich mindestens benutzen, auch wenn einige sagen, dass das nicht erlaubt ist. Eindrähtig ist meines Wissens "nur" ne Empfehlung. Das führt auch direkt zum zweiten Punkt:


Willst Du die Erdung "Alibimäßig" machen, oder so, dass sie im Fall des Falles auch bestmöglich hilft? Im letzteren Fall bräuchtest Du wohl NYY-J 1x16 (Eindrähtig, Erdkabel, UV-Beständig) und müsstest das an der Fassade entlang verlegen.

Die anderen beiden Optionen (Mit den Elektroleitungen oder hinter der Holzvertäfelung) sind beide nicht so richtig pralle.

Ist denn ein Erder vorhanden?
 
Stefan Kuppi schrieb:
1.) Meine Frau hat Erdleitung aus dem Baumarkt gekauft, 16mm², massiv, allerdings mehrere Adern. Der Baumarkt meinte es ist ok. Ist die Leitung wirklich dafür geeignet, also muss es nicht eindratig sein
Seit der mit VDE 0855 Teil 1 1984 erfolgten Querschnittserhöhung ist es in den harmonisierten Nachfolgenormen EN 50083-1 und EN 60728-11 aber auch der nationalen DIN VDE 0855-300 für Funksende-/empfangsantennen mit Verbot und Wiederzulassung mehrdrähtiger 16 mm² Cu reichlich hin und her gegangen.

Aktuell wird in der Norm ein Einzelmassivdraht als "geeignet" bezeichnet und nur feindrähtige Erdleiter sind verboten. Grob mehrdrähtige 16 mm² Cu mit 7 Einzeladern aber auch mehrdrähtige mit 19 Adern sind - vorbehaltlich für die verwendete Drahtart Klasse H = 100 kA zertifizierter Klemmen - nicht verboten. Im Entwurf der IEC 60728-11 und somit voraussichtlich auch der nächsten DIN EN 60728-11 (VDE 0855-1) ist das nunmehr weniger kryptisch geregelt.

Auch ein viel leichter zu fixierender Einzelmassivdraht kann den in Blitzschutzklasse 3 geforderten Schutzpegel von 100 kA nur gewährleisten, wenn speziell nicht nur Banderdungsschellen mit lediglich M6-Schrauben und Überleger aber auch blitzstromtragfähige HES/PAS mit "Fahrstuhlklemmen" verwendet werden.

Stefan Kuppi schrieb:
2) Erdleitung ist kein NYM, nur normale Isolierung grün-gelb. Ist die Leitung immernoch dafür geeigent, wenn man sie im Leerrohr verlegt?
Schlaue Normenkoryphäen machen sich seit der VDE 0855 Teil 1 von 1959 (!!!) Gedanken wie groß die Umwegschleifen von Erdleitern sein dürfen, damit es zu keinem (drahtinternen) brandauslösendem Überschlag kommt. Trennungsabstand ist aber bis heute in der IEC 60728-11 bislang nur bei Blitzableitungen oder Erdleitern von Fangstangen erwähnt.

Vereinfachte Faustformel für Trennungsabstände in BSK 3 mit einem Erdleiter:

Trennungsabstand "s" = Länge ab PA-Ebene "l" * 0,04 in Luft und 0,08 durch und über feste Stoffe.

Wer blitzschutztechnisches Verständnis hat, legt sich innen weder einen 50 mm² Blitzableiterdraht noch einen 16 mm² Kupferdraht, der lediglich stärker erwärmt wird, ohne äquivalente Trennungsabstände mit gefährlichen Näherungen zu Personen und anderen Leitungen als Blitzeinleiter durchs Haus.

Stefan Kuppi schrieb:
a) Verlegung nach außen mit Kuparohr auf Klinker, was optisch schlecht ist und auch wenn es so gemacht werden soll, meiner Meinung nach nie gemacht wird!

b) Verlegung im senkrechten Schacht, wo die NYM herlaufen bzw. im Keller mit dem NYM im Kabelkanal und weiter zur PAS

c) komplett in den Schacht, wo die Heizungsrohre herlaufen und dann im Dachboden hinter der Holzvertäfelung (im Leerrohr) bis zur Antenne. Zudem ist hinter Holzvertäfelung Dämmwolle (Brandschutzgefahr?)
  • Neue Antennen sollen nach Normempfehlungen möglichst nur noch in geschützten Räumen (nicht erdungspflichtige Schutzzone der Fassade oder LPZ 0B einer getrennten Fangstange) erstellt werden
  • Für eine Fangstange ist 50 mm² Blitzableiterdraht gefordert, der auch als Außenableitung für eine suboptimale Antennen-Direkterdung nicht nur optisch vorteilhaft ist
  • Mit getrennter Fangstange wie auch Direkterdung an eine Blitzschutzanlage, ist der Mast + der PA der Antennenkabel nach dem Gebäudeeintritt mit einem PA-Leiter von min. 4 mm² Cu (ungeschützt) oder 2,5 mm² (geschützte Verlegung) innen an den geerdeten normkonformen Schutzpotenzialausgleich (HES/PAS) anzuschließen
  • Sofern das Gebäude über keinen Fundamenterder verfügt, ist z. B. ein Vertialerder mit min. 1 x 2,5 m Länge oder 2 x 1,5 m (Abstand 3 m) nachzurüsten
  • BEACHTE: Ein Multischalter im UG erfordert stets, dass möglichst abstandslos mit den LNB-Leitungen ein PA-Leiter mitverlegt wird
http://s29.postimg.org/6ckgawogz/Erdung_DIN_VDE0855_Blitzschutz_Potentialausgleich.jpg

Stefan Kuppi schrieb:
Über jeden Rat bin ich euch dankbar, bevorzugt von Elektroinstallateuren Gesellen / Meistern.
Erdung und PA sind integraler Bestandteil der Elektroanlage. Bis die EU-Kommission das Meisterprivileg weiter aufgeweicht hat sind Installationsarbeiten nach NAV § 13 konzessionierten EFK vorbehalten.

Da kann man aber leider auch an den falschen geraten. Frag deinen konzessionierten Eli des geringsten Misstrauens mal nach seinem VDE-Auswahlabo zu dem er sich gegenüber seinem VNB vertraglich verpflichtet hat. Elis die sich in der Normenflut ein Abo leisten oder sich immerhin über Sekundärliteratur oder Forenmitwirkung antennen- und blitzschutztechnisch normenkundig gemacht haben, sind leider rar.
 
Ich frage mich bei diesen Optik-Diskussionen immer, was wohl hässlicher aussieht ... Der Runddraht-Ableiter Außen, oder das tote Kind Innen, von Putz und Asche bedeckt, neben dem ausgebrannten Installationsschacht, vor dem Elektronik-Schrotthaufen, der mal Playstation und Fernseher waren ...
 
Offenbar haben viele aktive und noch mehr ehemalige Elis Berührungsprobleme mit Blitzableiterdraht.

Dabei ist es jedenfalls kein Hexenwerk Alu-Knetlegierung zu tordieren und verlegen und dabei auch Dachrinnen und Fallrohre ohne untaugliche Bastellösungen mit anzuklemmen.
 
Wie ja hier schon mehr als angedeutet, ist die Verlegung neben elektrischen Leitungen auf jeden Fall zu vermeiden. Im Einschlagsfall werden in diesen hohe elektrische Spannungen induziert, die zu Personenschäden inkl. Todesfolge, mindestens aber zu schweren Sachschäden führen!

MfG; Fenta
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Thema: Erdung einer Sat-Anlage im Altbau
Zurück
Oben