Funktion der RCD-Prüftaste.

Diskutiere Funktion der RCD-Prüftaste. im Forum Installation von Leitungen und Betriebsmitteln im Bereich ELEKTRO-INSTALLATION & HAUSELEKTRIK - Hallo und guten Abend! Beim Betätigen der RCD-Prüftaste bin ich, -beruflich aus der Mess- und Prüftechnik kommend-, bisher davon ausgegangen...
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Hallo und guten Abend!

Beim Betätigen der RCD-Prüftaste bin ich, -beruflich aus der Mess- und Prüftechnik kommend-, bisher davon ausgegangen, dass dabei die in den Gerätespezifikationen vorgegebenen Abschaltbedingungen kontrolliert werden. Ich war der Meinung, dass ausgehend von der für die Schaltung gewählten Spannung 230V oder 400V über den im dem RCD verbauten Widerstand ein maximal zulässiger Fehlerstom 30mA simmuliert wird, der zur Abschaltung führt. Ein im Betrieb u.U. geringerer Abschaltstrom wäre durch diese "worst case"-Prüfung abgedeckt.

Nachdem ich mir das Datenblatt der in meiner VT verbauten RCD (EATON) angesehen habe, muss ich meine Meinung offenbar revidieren. Dort steht nämlich:

Spannungsbereich der Prüftaste RCD 2pol. 184-250V
RCD 4pol. 184-440V

Dies heißt doch, dass die Prüfung per Taste keinesfalls eine korrekte Abschaltung zumindest beim maximal zulässigen Fehlerstrom 30mA bestätigt, sondern dass mit vermutlich deutlich höheren Fehlerströmen lediglich die Funktion der mechanischen Komponenten (Korrossion?/Verklebung?) überprüft wird. Die Einhaltung der elektrotechnischen Vorgaben werden damit nicht kontrolliert.

Wenn ihr dies bestätigt, wäre es für mich ein weiterer Anlass, mir ein vernünftiges Messgerät anzuschaffen, mit dem unter Anderem auch eine ordnungsgemäße RCD-Prüfung in den vorgeschriebenen Intervallen durchgeführt werden kann.

Was haltet ihr in diesem Zusammenhang von dem Testgerät " Testboy tv 445 ", das nach meinem Eindruck ein vernünftiges Preis/Leistungsverhältnis aufweist?

Im Voraus schon mal danke für euere Stellungnahmen.
Gruß H&O
 
Duspol, Amprobe mit Lasttaste gehen auch. Erzeugen laut Datenblatt ca 50mA bei 230V

Tinkerbell
 
Tinkerbell schrieb:
Duspol, Amprobe mit Lasttaste gehen auch. Erzeugen laut Datenblatt ca 50mA bei 230V

Tinkerbell
... und damit hast du (der TE) das selbe Problem als mit der Prüftaste.
(reiner Funktionstest - keine Prüfung auf korrekte Abschaltbedingungen)
 
Tinkerbell schrieb:
Duspol, Amprobe mit Lasttaste gehen auch. Erzeugen laut Datenblatt ca 50mA bei 230V

Das stimmt so allgemein nicht. Zwar für die aktuelle Generation, aber ältere Duspol Analog z.B. können das unter Umständen nicht.
 
Die Wirksamkeit der Schutzmaßnahme „Automatische Abschaltung der Stromversorgung“ ist immer messtechnisch nachzuweisen. Dazu solltest du ein Protokoll mindest von der Erstprüfung haben!

Darüber hinaus können Forderungen für Dich wirksam sein (z.B. Arbeitsschutz), die Wirksamkeit erneut zu prüfen - dies erfolgt immer messtechnisch. Die von den Herstellern empfohlene halbjährliche Prüfung der Auslösung per Test-Taste ist ein grober Funktionstest - keine Prüfung der Wirksamkeit der Schutzmaßnahme im dahinter liegenden Stromkreis! Ein dort unterbrochener Schutzleiter hat keine Auswirkung auf die Test-Funktion, selbst wenn diese die einzuhaltenden Zeit- und Strom-Parameter prüfen würde (was sie nicht tut).

Die Prüfung der Auslösung per Test-Taste kann, z.B. auf Baustellen, auch arbeitstäglich gefordert sein.
 
Auf unseren Baustellen geht täglich der Elektriker herum und betätigt die Prüftasten der FIs.
Die Prüfung wird auf einem Blatt in der Verteilertür festgehalten.

Die Prüftaste kann den FI nicht vollständig prüfen.
Hier werden die Abschaltzeiten nicht überprüft, sowie nur eine Phase.
Ich hatte schon FIs die auf einer Phase tadellos funktionierten auf den beiden anderen allerdings erst bei der Prüfung mit dem 10 fachen Nennfehlerstrom überhaupt auslösten.

Die Prüftaste ist für den Laien gedacht damit dieser auf einfachem Weg feststellen kann, ob der FI überhaupt abschaltet. Diese Prüfung ist besser als nichts und die Mechanik des FIs wird auch mal bewegt, was bei dieser ein dauerhaftes Festsitzen verhindert.
 
Tinkerbell schrieb:
Reicht es jetzt 50mA per Duspol u.a. dort raufzugeben oder muss man den Wert langsam hochfahren und festhalten, bei welchen Fehlerstrom er auslöst.

Auslösezeit und -strom werden je Außenleiter gemessen und der schlechteste Wert in das Prüfprotokoll eingetragen bzw. aus dem Messgerät heraus erstellt, dann dauert es bei vorhandener Datenbank auch nur so lange wie der Drucker zum drucken braucht ...

Tinkerbell schrieb:
Jetzt sag nicht, du läuft jeden morgen auf eurer Baustelle rum, machst das und trägst es in einem Prüfbuch ein?

Dann sag ich Dir das halt nicht, aber wenn Du in der professionellen Arbeitswelt ankommen möchtest, siehe Octavian.

Aktuell habe ich das "Problem" aber tatsächlich nicht - denn 1.) lag die Baustromversorgung nicht in unseren Händen und 2.) Ist die Baustelle so weit fortgeschritten, dass die elektrische Anlage überall soweit läuft und geprüft ist, dass es keinen Baustrom mehr gibt seit einem Monat ungefähr.
 
Octavian1977 schrieb:
Auf unseren Baustellen geht täglich der Elektriker herum und betätigt die Prüftasten der FIs.
Die Prüfung wird auf einem Blatt in der Verteilertür festgehalten.
Der hat wohl wenig Freunde.
 
Auf unseren Baustellen geht täglich der Elektriker herum und betätigt die Prüftasten der FIs.

Sind bestimmt Baustellen wo es nur 2-3 FI´s gibt.... :lol: :lol:
 
H&O schrieb:
Hallo und guten Abend!

Beim Betätigen der RCD-Prüftaste bin ich, -beruflich aus der Mess- und Prüftechnik kommend-, bisher davon ausgegangen, dass dabei die in den Gerätespezifikationen vorgegebenen Abschaltbedingungen kontrolliert werden. Ich war der Meinung, dass ausgehend von der für die Schaltung gewählten Spannung 230V oder 400V über den im dem RCD verbauten Widerstand ein maximal zulässiger Fehlerstom 30mA simmuliert wird, der zur Abschaltung führt. Ein im Betrieb u.U. geringerer Abschaltstrom wäre durch diese "worst case"-Prüfung abgedeckt.

Naja, die Netzspannung darf ja 230V +-10% betragen. Also müsstest Du den Widerstand so wählen, das bei 207V 30mA fließen. Und wie viel Strom fließt dann bei 253V?

Die Testtaste ist nur dafür da um zu prüfen, ob der FI überhaupt noch funktioniert. Nicht ob er in Rahmen seiner Spezifikationen arbeitet. Empfehle die Fluke Messfibel. (Gibts auch online)
 
Hallo Max60!

Den Einwand bezüglich der 230V+-10% habe ich schon erwartet. Bei dem verbauten Festwiderstand und gleicher Toleranz für eine Auslösung mit 30mA+-10%, - wohlgemerkt generiert per "Prüftaste" - hätte man schon eine bessere Information im Hinblick auf den tatsächlichen Zustand des Bauteils. Bei 33mA und 30mA müßte der RCD auslösen, bei 27mA ohne Auslösung wäre er noch! ok., aber vermutlich grenzwertig.Es gibt mehrere einfache Messgeräte, die den 30mA- Fehlerstrom (+-?) offenbar auf diese Weise simulieren.

Ein solcher Test per Taste kann eine Messung aller relevanten RCD-Parameter nicht ersetzen, wäre aber wie Oktavian geschrieben hat:...." besser als nichts!"

Gerne würde ich auch eine fachliche Bewertung zu den für die RCD-Prüfung angebotenen Messgeräten erhalten. Dabei gehe ich davon aus, dass Geräte für <50€ sicher nicht das gelbe vom Ei sind.
Aber in der nächsten Preisklasse ca.100€ werden mit "FI/RCD-Tester PCE-RCD1/ CEM DT-9054" zwei baugleiche Geräte angeboten, die die meisten relevanten Kenndaten erfassen ( wählbare Fehlerströme 10-650mA mit Rampentest; Abschaltzeit; Phasenwinkel 0/180; auch selektiver RCD; Berührungsspannung <50V; Schutzleiterkontrolle ). Werden für die Messungen Steckdosenstromkreise für die drei Außenleiter ausgewählt, so kann damit ein RCD schon recht umfänglich geprüft werden.
Eine Empfehlung aus dem Forum zu einem "Gossen Metrawatt Metraline RCD Check" ist sicher professioneller, liegt aber schon bei ca.420€. Ein weiteres Upgrade wäre ein "Testboy TV445", ca.550€, mit entsprechend erweiterten Möglichkeiten für Schleifen- und Isolationsmessungen. Beide bieten auch éine automatisierte Messung aller Parameter mit einer abschließenden GUT/SCHLECHT-Bewertung.

Die beiden letztgenannten Geräte wären natürlich eine erhebliche Investition, aber bald ist ja schon wieder Weihnachten, vieleicht kann ich mich dann selbst beschenken.

Gruß und schönen Abend an alle,
H&O
 
Du wirst in kaum einem professionell arbeitenden Betrieb solche Einzelprüfgeräte finden, weswegen eine Bewertung nur theoretischer Natur sein kann - es macht für ein Unternehmen, dass auf verschiedene Messungen zur Überprüfung der Schutzmaßnahmen angewiesen ist weder logistisch noch wirtschaftlich Sinn dafür 10 unterschiedliche Messgeräte anstelle eines umfangreichen anzuschaffen.

Die einzige Messung, die bei uns durch mehrere Einzelgeräte vertreten ist, ist die Isolationsmessung - diese muss in der Praxis tatsächlich während der Bauphase öfters partiell vollzogen werden, zu dessen Zeitpunkt andere Messungen noch irrelevant sind, weswegen sie quasi pro aktiver Baustelle verfügbar ist, während eine komplette Überprüfung wesentlich seltener ansteht, nämlich i.d.R. nur zum Schluss (bzw. bei beauftragten Wiederholungsprüfungen).
 
H&O schrieb:
Bei 33mA und 30mA müßte der RCD auslösen, bei 27mA ohne Auslösung wäre er noch! ok., aber vermutlich grenzwertig.

So genau sind FIs nicht. ein 30mA-FI muss bei einem Fehlerstrom von höchstens 30mA und frühestens 15mA auslösen. Meiner Erfahrung nach liegt der Wert meist zwischen 18mA und 24mA.
 
Octavian1977 schrieb:
Ich hatte schon FIs die auf einer Phase tadellos funktionierten auf den beiden anderen allerdings erst bei der Prüfung mit dem 10 fachen Nennfehlerstrom überhaupt auslösten.
Ist praktisch nicht möglich und wenn doch, dann ist das kein Fehler des FI.
 
erklären konnte ich mir das auch nicht.
Selbst nach Ausbauen und Prüfung in einem Testaufbau zeigte sich der gleiche Fehler.

Der Ausgetauschte FI funktionierte dann einwandfrei.

Da der FI erst 1 Jahr alt war vermute ich dabei einen Produktionsfehler und eine unsachgemäße Prüfung der Anlage nach Fertigstellung.
 
Manchmal steckt man da nicht drin. Ich hatte mal einen alten 500mA-FI, der einen schwebenden Sternpunkt verursacht hat. Ausgelöst, und danach hatte der N keinen vernünftigen Kontakt mehr. Sollte eigentlich auch unmöglich sein. Nach ein paar mal betätigen gings dann wieder... aber woran das gelegen hat, keine Ahnung. Müsste den noch irgendwo haben, wollte bei Gelegenheit mal aufmachen...
 
Dann müsste ja der Summenstromwandler fehlerhaft sein bzw. die eine Phase anders durchgelegt. Das würde aber wiederum bedeuten, das bei Belastung dieser Phase der FI auslöst, weil der Strom auf dem N dann anders ausgewertet wird.
 
Hallo und guten Abend.

Gerade solche beispielhaften Fehler, wie sie von Oktavian und OEmer (schwebender Sternpunkt!) beschrieben wurden und die damit mögliche Gefährdung machen mir Bauchweh. In meinen Verteilungen sind 8 RCDs verbaut. Solche Fehler werden bestenfalls erst beim nächsten, bis jetzt freiwilligen!, E-Check festgestellt. Mit der Pseudo-"PRÜFUNG" per Testtaste bleiben sie unerkannt.

Gruß H&O
 
Habt ihr es auch hin und wieder, dass die Testtaste an einem RCD funktionslos ist, obwohl genauso angeschlossen wie seine Kumpels?
 
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