Nachrüsten FI in Haus BJ1974

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David91

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Hallo zusammen,

kurz vorab: Ich komme nicht aus dem Bereich der Elektrik und habe deshalb nicht wirklich viel Fachwissen hier.

Wir sind kurz vor Kauf eines Reiheneckhauses BJ1974. In dem aktuellen Sicherungskasten gibt es keinen FI-Schalter. Die Verkabelung im gesamten Haus ist aber laut Aussage des Verkäufers 3-adrig. Das werde ich aber zeitnah nochmal selbst überprüfen.
Meiner Meinung nach sollte hier dementsprechend eine "moderne Nullung" und keine "klassicher Nullung" vorliegen, korrekt?
Ist es somit technisch möglich, einfach einen oder mehrere FI-Schalter nachzurüsten? Muss hier ein neuer Sicherungskasten her (der alte sieht mMn recht "voll" aus)?
Macht es in dem Rahmen dann auch Sinn, die restlichen Sicherungen komplett auszutauschen? Ich meine gelesen zu haben, dass Sicherungen vom Typ "H" schneller auslösen und heute standardmäßig Typ "B" eingesetzt wird.

Anbei zur Übersicht mal zwei Fotos vom Sicherungskasten.

Vielen Dank im Voraus!

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Da ist in der Tat wenig Platz. Es gibt neuerdings von Siemens FI+LS-Kombinationen, die genauso breit sind wie einfache LS. Kosten allerdings etwa 30 EUR pro Stück. Es gibt oberhalb der oberen LS-Reihe eine PE-Klemme und eine N-Klemme. Die N-Adern für jeden Stromkreis musst Du dann entsprechend dem korrekten FI+LS zuordnen und dort anklemmen.
 
Eine moderne Nullung ?

Wie gesagt, ich habe hier nicht viel Erfahrungen und Wissen. Ich habe die Definition so von Wikipedia:
Man unterscheidet die Nullung ohne besonderen Schutzleiter, oft als Klassische Nullung bezeichnet, bei der der PEN-Leiter sowohl als Neutralleiterals auch als Schutzleiter dient , und die Nullung mit besonderem Schutzleiter, gelegentlich als stromlose oder moderne Nullung bezeichnet, bei der separate PE- und N-Leiter gegeben sind.
 
Eine dreiadrige Verlegung lässt nicht automatisch darauf schliessen, dass (in allen Stromkreisen) PE und N strikt getrennt sind. In meinem Haus (ca. 1970) habe ich auf einigen Stromkreisen eine klassischen Nullung, auf anderen nicht, trotz durchgehend dreiadriger Verlegung. Die klassische Nullung muss auch nicht unbedingt erst in den Steckdosen erfolgen, sondern kann irgendwo in einer Verteilerdose versteckt sein. Das kann man durch entsprechende Messungen feststellen, z.B. durch Messung des Widerstands zwischen N und PE für jeden Stromkreis separat.
 
Eher ein in Österreich verwendeter Begriff.

Generell sprechen wir in AT beim TN System immer von Nullung. FI ist dann lediglich ein Zusatzschutz zur Nullung.
2-adrig = klassische Nullung
3-adrig = moderne Nullung.
 
@Couscous 1970 war im Gegensatz zu 1974 die klassische Nullung noch erlaubt. (bis 1973)

Den Zählerschrank sollte man hier komplett erneuern. Kostenpunkt ca 2k€
Für weitere Installationen wie FI oder ähnliches ist da gar kein Platz mehr.
Die H Automaten haben zwei Nachteile:
1. bei Einschaltströmen (z.B. durch elektronische Netzteile) lösen diese unnötig schnell aus, und damit auch sehr häufig. (kurze sehr hohe Ströme)
2. Leider lösen die Teile bei Überlasten viel zu spät aus und erfüllen somit nicht den Schutz der Leitungen ausreichend.

Mit dem Austausch des Kastens ist es dann auch möglich Überspannungsschutz vor zu sehen.

Ansonsten ist die elektrische Anlage nur mit Bildern nicht zu beurteilen, ein Zustand lässt sich nur mit Messgerät und Fachverstand vor Ort fest stellen.
 
War die moderne nullung nicht die, die erreicht wurde wenn man im Verteiler die N und PE Schiene gebrückt hat? Also innerhalb der Installation getrennte N und PE hatte.

Klassische Nullung kann überall verbunden werden, diese komplett zu entfernen kann mitunter ziemlich zeitaufwendig sein
 
Klassische Nullung sind TN-C Netze mit Querschnitten unter 10mm² Cu.
bis 2010 war es noch zulässig TN-C Netze mit Querschnitten ab 10mm² Cu zu errichten.
Seit 2010 ist ab dem HAK ein TN-S Netz zu erstellen.

Die hier gezeigte Zählerverteilung scheint keine nachfolgenden Stromkreise mit 10mm² oder mehr auf zu weisen, die dann in TN-C ausgeführt hätten sein können.
 
Wenn man gerade ein Haus gekauft hat, möchte man nicht sofort Abertausende für zwar sinnvolle aber nicht zwingend notwendige Arbeiten am Haus ausgeben. Die Anlage hat ohne Zweifel Bestandsschutz und ist nicht akut gefährlich. Als frischer Hauseigentümer würde ich gezielt für 1-2 neuralgische Stromkreise (z.B. Steckdosen im Bad, Kinderzimmer) die LS durch die von mir oben erwähnten FI+LS-Kombinationen ersetzen. Nach ein paar Jahren kann man dann einen grösseren Umbau in Angriff nehmen.
 
Bestandsschutz Ja leider, sofern diese keine Schäden aufweist.
Sicher, ist diese Anlage nach heutigen Erkenntnissen aber nicht.
Fehlende Geräteschlitzabdeckungen sind auch zum Errichtungszeitpunkt schon ein Mangel gewesen.
Noch nicht mal der Schutz vor Überlast ist ausreichend gegeben.

Und wenn man vor Einzug solche Probleme nicht beseitigt ist es nicht einfacher diese nachträglich zu lösen
 
Man sieht in der oberen Reihe der Automaten, dritter von rechts, einen H25A für eine Steckdose?

Zu welchem Endstromkreis gehört der? Hoffentlich nicht zu der Steckdose links im Bild? Das müsste schnell korrigiert werden.


Sind da auch Stecker an NYM montiert?
 
Man sieht in der oberen Reihe der Automaten, dritter von rechts, einen H25A für eine Steckdose?

Zu welchem Endstromkreis gehört der? Hoffentlich nicht zu der Steckdose links im Bild? Das müsste schnell korrigiert werden.


Sind da auch Stecker an NYM montiert?

Das kann ich aktuell leider nicht sagen. Bin kommenden Dienstag nochmal vor Ort und würde mir das dann mal genauer anschauen.

Tipps worauf ich dabei achten sollte?
 
Was ich noch sagen kann: Das Dachgeschoss wurde 1985 draufgesetzt. Gehe deshalb davon aus, dass die beiden LS oben rechts fürs Dachgeschoss zuständig sind.
Der Dritte von rechts in der oberen Reihe evtl für Steckdose in der Garage?
 
Tipps worauf ich dabei achten sollte?

Durch Ausschalten dieses 25A Automaten könnte man feststellen, was dran hängt. Wenn der Abgang dieses LS-Schalters direkt zu Schuko-Steckdosen geht, das wäre sehr gefährlich. Hoffentlich ist da noch eine 16A Absicherung dazwischen oder es hängt wirklich eine einphasige blaue CEE-Steckdose 32A dran???
 
Es ist natürlich nicht zulässig, Schuko-Steckdosen mit > 16 A abzusichern, aber "sehr gefährlich" wird das erst, wenn man an ein und derselben Steckdose Verbraucher mit mehr als 3.680 VA Leistung betreibt.
 
Oder auch, wenn man einen Verbraucher mit 0,75mm² Anschlussschnur betreibt und es entsteht ein Kurzschluss im Verbraucher.

Da ja noch kein RCD vorhanden ist, erfolgt auch keine schnelle Abschaltung, falls ein langer Leitungsroller angesteckt wird und an dessen Ende gibt es einen Körperschluss.
Es können bis zu einer Stunde lang 36A fließen.

25A vor Schukosteckdose ist absolutes "no go"
.
 
Nabend zusammen,
danke für eure Antworten und Tipps! Werde mich Mitte kommender Woche wieder melden, nachdem ich mir den Schaltkasten mal genauer angeschaut habe. Ich werde einen bekannten Elektriker mitnehmen, der wohl mehr davon versteht, als ich
 
Eher ein in Österreich verwendeter Begriff.
Auch in der DDR gab es Nullung und Stromlose Nullung, :D.
Als ich gelernt habe, waren Schutzmaßnahme und Netzform noch 2 unterschiedliche Angelegenheiten.
Und Schutzmaßnahme war halt Nullung, stromlose Nullung, FI-Schutzschaltung (heute TT-Netz), FU-Schutzschaltung (wurde neu nicht mehr gebaut) oder auch FI-Nullung (heute FI im TNC-S Netz) oder auch Schutztrennung evtl mit Schutzleitungssystem(heute IT) oder auch Schutzkleinspannung.
FI-Nullung hat man damals z.B. gemacht, wenn man irgendwo auf dem Dorf eine Maschine angeschlossen hat, die 35A Sicherung brauchte und der Schleifenwiderstand das nicht her gab. FI-Schutzschaltung dort, wo es kein umbruchsicheres Netz gab. Dazu brauchte ich als ELI aber keinen Versorger fragen. Wenn die Holzmaste Betonschuhe hatten und wenn am Isolator des PEN am Mast ein S-Haken hing, dann war das Netz Nullungsfähig ebenso Erdkabel, Betonmaste oder Stahlmaste, egal ob ich in Suhl, Berlin oder Rostock installiert habe.:cool:
 
Thema: Nachrüsten FI in Haus BJ1974
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