Sanierung von Fachwerkhaus

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resben

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Hallo,
wir haben ein Fachwerkhaus geerbt und ich möchte die Elektrik gerne erneuern (bzw. erneuern lassen mit ein wenig Eigenleistung als Unterstützung wenn möglich). Dazu sollen LAN-Kabel gezogen werden.

Ich weiß, für alle Fragen in der Richtung ist ein Fachmann zu rate zu ziehen und auch die Installation selbst soll von einem vorgenommen werden.
Ich möchte aber einfach vorab schon mal Meinungen und Tipps haben, damit ich dann vorbereitet in das Gespräch mit einem Elektriker gehe und besser abschätzen kann, wie kompetent der Mann ist und ob ich da den richtigen ausgesucht habe für mein Vorhaben.

Besagtes Haus ist von 1890, auch wenn nicht mehr viel von dem ursprünglichen Haus besteht.
Die Größte Sorge bereitet mir momentan das Leitung verlegen selbst und das Setzen der Dosen.
1) Estrich zu schlitzen für Kabel fällt nach erstem googlen raus, da man so mit Pech den Estrich direkt zerstört oder dieser dann über kurz oder lang kaputt geht. Estrich komplett rausreißen, neu machen und Kabel da drunter verlegen würde ich gerne vermeiden, da das ein ziemlicher Aufwand wäre.
2) Decke abhängen: Da dies ein Fachwerkhaus ist, liegt der Charme natürlich auch an den Holzbalken unter der Decke. Abhängen ist also nur ganz schwer möglich, bzw. müsste so tief sein, dass die Räume winzig werden und die Balken verschwinden. Folglich auch keine wirklich gute Option für die Kabel
3) Als letzte und klassische Idee hab ich natürlich an das Wände schlitzen. Da würde ich aber das Problem sehen, dass ich ja nicht beliebig viele Kabel in die Wand bekomme, da ich ja nur oberflächlich in den Putz schlitzen würde wegen der Statik.

Das zweite Problem sind die Dosen, welche ja deutlich mehr tiefe brauchen als Kabel in der Wand. Irgendwie habe ich Angst, dass ich damit die Statik des Hauses zerstöre, wenn ich an x Stellen die Wand mit anbohre.

Ich freu mich über Tipps/ideen/Meinungen :)
 
Wenn Du hier wirklich ein Fachwerkhaus hast, dann Sind Schlitze und Dosen nur dort ein Problem wo sich Holzbalken befinden.
Die Balken bilden die Statik das Hauses alles was dazwischen ist ist für die Statik egal.

Es stellt sich die Frage wie Du innen das Haus gestalten willst.
Soll innen Dämmung aufgebracht werden?
Oder ist es ein Haus mit verputztem Fachwerk und Dämmung kommt mal später außen drauf?

Es gibt auch die Möglichkeit der Auf Putz installation, wenn z.B. innen die Balken sichtbar sein sollen.
Dafür gibt es für die UP Schalter und Dosen Aufputzkappen.
Diese könnte man auch von einer Unterputz Leitung versorgen wenn hier nur die tiefe der Dosen das Problem sein sollte.

Mach Dir erst Gedanken wie die Wand innen aufgebaut sein soll/ist und entscheide dann was Du machen kannst.
 
Wenn das haus einen Keller hat kann man zumindest das EG weitgehend über Leitungen an der Kellerdecke versorgen
 
Ich habe schon genug in Fachwerk installiert. Wie Octavian schon schrieb: Die Dosen sind kein Problem - wahrscheinlich fällt dann der ganze Stein in der Tiefe weg.
Manchmal haben Fachwerkwände so dicken Lehmputz, dass ganze Rohre drin verschwinden können. Bei Sicht-Fachwerk bleibt wahrscheinlich - zumindest teilweise - nur die AP-Installation.
 
Geht es gar nicht anders kann man immer noch viel in einem Sockelleisten Kanal verschwinden lassen
 
Sockelleiste mit den Passenden Geräteaufsätzen (z. B. Hager Tehalit) wäre hier wohl eine gute Variante.
An den Schaltern bestünde das Problem zwar trotzdem, aber ein Großteil wäre damit abgedeckt.

Für den Rest gibt es inzwischen mehr oder weniger charmante auf Putz Lösungen in vielen Formen und Farben.

Was viele vergessen ist, dass auch im EFH einiges an Leitungen zusammenkommen.
Je dichter man dem Verteiler kommt, umso dicker werden die Bündel. Hierfür wird vom Architekten oft einfach beschlossen, dass man beim Rohrleger mit durch kann... Aber in den meisten Fällen geht das nicht und ist auch nicht wirklich erlaubt.

Brandschutz sollte auch ein wenig bedacht werden.... Gehe mal davon aus da ist viel mit Schilfputz-Decken und die Etagenböden sind sicherlich auch aus Holz.
Also auch die Beleuchtung über FI (ist demnächst eh Vorschrift).
Es gibt inzwischen auch Brandschutzschalter.
 
Hallo,
wow, vielen Dank für die schnellen und ausführlichen Antworten, da habt ihr mir schonmal jede Menge Input mit auf den Weg gegeben.
Sockelleisten hatte ich auch im Kopf, würde ich aber wie geschrieben dann als letzte Lösung wählen. Den Platz braucht man ja oft wenn man dann doch mal irgendwann zusätzliche Kabel einziehen will und dann ist es blöd, wenn die Sockelleisten schon voll sind. Dazu kommt natürlich der Wunsch meiner Frau, wenn irgendwie möglich eine Unterputz-Lösung zu haben.

Zur Dämmung: Die Fenster wurden vor 5 Jahren ausgetauscht und die Wände damals auch neu verputzt. Wir planen derzeit daran nichts zu ändern (Außer natürlich neu putzen / putz ausbessern falls geschlitzt wird)

Keller gibt es leider nur einen einzigen "Kriechkeller"-Raum, in dem die Abwasser und Wasserleitungen münden. Kabel kann ich über den Weg leider nicht legen, der nimmt nur einen Bruchteil des Hauses ein.
Da gäbe es nur den Dachboden als Option, wobei ich da nicht wirklich viel gewinnen würde. Vom Erdgeschoss müsste ich senkrecht in den ersten Stock in die "Abseiten" gehen und von da müsste ich dann doch wieder irgendwie durch den Putz in den Dachboden kommen.

Wir können das Haus erst ab dem 1.9 beziehen, weshalb es leider gerade schwierig ist jetzt noch mehr über die Wandstärke herauszufinden. Wie kann ich das dann überhaupt sinnvoll rausfinden, wie dick das Mauerwerk / der Putz ist? Bohrt ihr das an, oder wie macht man so etwas?
 
Beleuchtung über FI IST schon Vorschrift seit Oktober 2018 siehe Hierzu VDE0100-410.
allerdings würde ich prinzipiell keine Endstromkreise ohne FI Schutz vorsehen
Zusätzlich natürlich Überspannungsschutz.
Verteiler sind pro Etage vor zu sehen, ansonsten wirkt aufgrund der zusätzlichen Leitungslängen auch der Überspannungsschutz nur noch sehr eingeschränkt.
Leider bauen viele Elektriker immer noch gerne Zentralverteiler für das Ganze Haus auf, was auch zur Folge hat, daß der Spannungsfall und manchmal auch der Kurzschlußstrom nicht mehr eingehalten wird. Abgesehen davon ist es unpraktisch wegen jeder Sicherung in den Keller rennen zu müssen.
 
Hallo!

Kommt ganz drauf an wie gut u. schön die Wände innen verputzt wurden, also gibt es sowieso das "Fachwerkhaus", optisch nur mehr nach aussen hin.
Ansonsten könnte man an den wichtigen Stellen innen, mit Rigips o. Gleichwertigem, die Wand aufdoppeln, damit der Grossteil der neuen Verkabelung dahinter verschwindet.

Bei Medienleitungen benötigt man normal Leerrohr, mit stemmen u. klopfen wird da nix, da muss man eben leider mit einer Fräse im Putz arbeiten, damit das Ziegelwerk selber nicht so sehr beleidigt wird

Zum Thema Wandstärke ermitteln, wenn man nicht bohren will, entweder bei der Tür o. Fenster jeweils aussen u. innen eine Holzlatte, der Abstand dazwischen, ergibt normal an der Stelle zumindest die halbwegs aktuelle Wandstärke.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Sockelleisten hatte ich auch im Kopf, würde ich aber wie geschrieben dann als letzte Lösung wählen. Den Platz braucht man ja oft wenn man dann doch mal irgendwann zusätzliche Kabel einziehen will und dann ist es blöd, wenn die Sockelleisten schon voll sind.

Man braucht ja nicht für alles Kabel...wenn du im (echten) Fachwerkhaus keine Stahlbetondecken hast, sondern Holzbalkendecken, reicht für Telefon, Internet auch eine Funklösung (DECT, WLAN). Genauso lassen sich diverse Schaltbefehle per Funk (z.B. enocean) übertragen. Leuchtenzuleitungen kann man in der Decke fädeln, usw.

Problem bei deiner Hütte wird wohl eher das hier sein:

Besagtes Haus ist von 1890, auch wenn nicht mehr viel von dem ursprünglichen Haus besteht.

Klingt nach jahrzentelangen Basteln an der alten Bausubstanz.
 
Wie verlegst du denn die Heizungsrohre? Von Rehau gibt es Sockelleisten, in die Heizung und Elektrik passen. Aber UP in den Wänden ist in der Regel auch kein Akt. Ist eher die Frage, ob die dünnen Außenwände genug Dämmen. Ich hab schon oft gesehen, das die Fächer neu ausgemauert bzw. geklebt wurden mit Porenbeton der dann dicker war als die Balken und innen wurden dann ebenfalls Porenbeton über die Balken verbaut. Einfacher wird es, wenn man innen eine 50er Ständerwand stellt mit Gipskartonplatten. Der raum wird zwar ein paar cm kleiner, aber man hat eine zusätzliche Dämmung, Platz für die Leitungen und eine gerade Wand:D
 
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