Stoffummantelte Leitung

Diskutiere Stoffummantelte Leitung im Forum Installation von Leitungen und Betriebsmitteln im Bereich ELEKTRO-INSTALLATION & HAUSELEKTRIK - Hallo Forum, Unser neuer Nachbar hat mich gebeten ihm bei der SAT-Verkabelung zu helfen. Dabei ist mir aufgefallen das in dem Haus noch zur...
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Hesse

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Hallo Forum,

Unser neuer Nachbar hat mich gebeten ihm bei der SAT-Verkabelung zu helfen. Dabei ist mir aufgefallen das in dem Haus noch zur hälfte stoffummantelte Stromleitungen liegen (Bj. des Hauses um die 1900) Die anderen Leitungen sind zweiadrig aus den 60ern. Ein von ihm bekannter Elektriker-Rentener meinte man müsste nur einfach neue Steckdosen setzen und dann den Grün/gelben welcher ja bei allen fehlt über den Grauen bzw. roten anschließt. Des weiteren meinte dieser auch das eine 25A Sicherung für das das komplette Haus ausreicht(ist aktuell so) Er würde aber auch SELBST 50A zum Zähler umklemmen (am Stromkasten vom Energieversorger). FI Schalter gibt es nirgens...

Was meint ihr dazu? Ich Versuch gegen den alten Elektro"Meister" zu argumentieren das das ein Unding ist sowas zu machen. Zumal da ein junges Paar mit Famielienplanung einzieht....
 
Ich weiß gar nicht was ich sagen soll, als Elektriker-Rentner. Aber wer dort die Auskunft gegeben hat, der hat keine Ahnung.

25A für die Licht- und Steckdosenleitungen sind brandgefährlich (schon mal die Feuerwehr bestellen).

25A für das ganze Haus reicht vorn und hinten nicht. Da kannst du nicht mal einen E-Herd vernünftig betreiben. Für ihn mag das ja ausreichen.

Ein FI (oder mehrere) müssen auf alle Fälle her.
Der Vorschlag mit dem Steckdosentausch ist lebensgefährlich.

Die stoffummantelten Leitungen sind das geringere Übel.

Das heißt: 100% neu!
 
Es besteht keine Modernisierungspflicht, wenn die Anlage zum Zeitpunkt der Errichtung dem Stand der Dinge entsprach. Das sich die Nutzungsanforderungen und das Sicherheitsniveau geändert haben steht auf einem anderen Blatt. Eine Reparatur darf so durchgeführt werden, dass der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt wird - eine Erweiterung, eine Nutzungsänderung oder gar eine komplett neue Anlage sind aber nach aktueller Normlage auszuführen.

Nichts desto trotz ist aus fachlicher Sicht eine Komplett neue Installation mehr als empfehlenswert - Allein die in den letzten Jahren gewachsenen Ansprüche in Form starker und einer größeren Anzahl an (Haushalts)geräten kann eine Anlage aus dem Jahr 1900 nicht erfüllen.

Es ist ja nicht so, dass früher jeder zweite Nutzer tot umgefallen ist, weil es keine Schutzmaßnahmen gab - diese waren aber eben sehr viel geringer als heute und es gab weder Fernseher, noch Waschmaschine, noch Geschirrspüle oder Computer - diese Geräte waren schlichtweg nicht eingeplant und man müsste genau genommen darauf verzichten diese zu nutzen - und wer will das schon.

In welchem Zustand, aufgrund von sicher vorgenommenen Erweiterungen, sich die Anlage tatsächlich befindet wäre im Detail zu prüfen - Aus praktischer Erfahrung in Kombination mit deinen Aussagen läuft das aber im wesentlichen auf eine komplette Neuinstallation hinaus, wenn man nicht nur flicken will.
 
Hallo. Vielen Dank für die Antworten.

Könnt ihr mir sagen wie gefährlich der Plan des Elektrikers ist? Kenn mich damit nicht aus, möcht die Hausbesitzer aber überzeugen das es neu gemacht werden muss.

Wieso ist der steckdosentausch gefährlich? Wieso besteht Brandgefahr?

Gruß und danke an euch. Helft mir die Besitzer zu überzeugen :cry:
 
Konkrete Gefahren kann man nur anhand der Beurteilung der Anlage benennen.

Prinzipiell gibt es folgende Probleme:

1.) Klassische Nullung - Stromkreise ohne eigenen Schutzleiter können im Fehlerfall das Gehäuse von Schutzklasse I-Geräten unter Spannung setzen - hier besteht Gefahr eines Stromschlags - diese Netzform nennt sich TN-C und ist für Neuinstallationen in Endstromkreisen (üblicher Wohnhäuser) schon lange untersagt - TN-S und TT-Netze haben diese Gefahrenquelle nicht.

2.) Leitungsisolationen des besagten Alters sind in aller Regel komplett ausgetrocknet, brüchig und anfällig für Schäden - Das ist normale Materialermüdung, die in Kurz- und Erdschlüssen enden kann - selten auch in direktem Stromschlag. Viel schlimmer sind aber Schleichende Schlüsse durch noch nicht vollständig zersetzte Isolationen - hier entstehen Schlüsse mit einem permanenten Stromfluss, der zu hoher Hitze führt.

Letztendlich schadet dieser der Isolation weiter, bis die Sicherung (hoffentlich) auslöst - schlimmstenfalls entzündet sie aber auch den 40 Jahre alten Staub und kann so zu einem Brand führen.

3.) Fehlerstromschutzschalter sind auch als Personenschutzschalter bekannt und das nicht umsonst - auch wenn diese nicht jeden erdenklichen Fehler abdecken können, schalten diese in einer Unmenge an Fehlersituationen die Spannung ab, bevor ein für einen gesunden Menschen gefährlicher Strom auf irgendeine Weise den Stromkreis verlässt - dieser Strom liegt um den Faktor 2700 mal niedriger als der Strom, der einen typischen B16A-Leitungsschutzschalter sicher rechtzeitig auslösen lässt - letzterer schützt nur die Leitung respektive die Installation, nicht den Menschen.

Zu den möglichen Absicherungen vorhandener Leitungen kann ohne weitere Angaben keine Aussage getroffen werden - Am Hausanschlusskasten und Zählerschrank haben aber nur konzessionierte Unternehmen und der Netzbetreiber Ihre Finger verloren - Der Betreiber (i.d.R. Eigentümer) haftet für den sicheren Zustand der Anlage!
 
Hallo!

Da Du schreibst "ich kenn mich nicht aus", warum lässt Du das den Nachbarn nicht selber entscheiden?

Warum gibst nicht den Rat, der soll ich von einem "FM" beraten lassen, so wie es Heutzutage mormal gemacht wird bzw. sein soll o. muss!
 
Hallo T. Paul,

Vielen Dank für die Infos. Also ist das was der Kerl geplant hat absolut fahrlässig.

Was bedeutet dein Punkt 1 wenn der Elektriker den Grün/gelben ersetzt durch überbrücken an den roten bzw grauen?

@ A.O. Der Elektriker ist ein bekannter von den Eigentümern welcher schon immer sich "gut" um die Elektrik gekümmert hat und sie verlassen sich auf dessen aussage. Ja, ich hab keine Ahnung aber bisschen Verstand schon um zu erkennen das das nicht korrekt ist.
 
Hallo!

Wenn die sich aber auf diesen "verlassen" dann soll es nicht Dein, bzw. auch unser Problem sein o. werden!
 
Das denke ich mir, ansonsten wäre Dein Beitrag nicht hier gelandet.
Mach Deine SAT-Verkabelung so gut es geht, aber nicht am Dach, sonst kommen die nächsten Probleme u. alles ist o. wird "vielleicht" gut!
 
Ja die sat Anlage kommt in den geschützten Bereich. Bin jemand der sich um das andere halt immer Nächte lang Gedanken macht :)
 
Hesse schrieb:
Was bedeutet dein Punkt 1 wenn der Elektriker den Grün/gelben ersetzt durch überbrücken an den roten bzw grauen?

Ich verstehe den Sinn der Frage nicht oder die Antwortet lautet: Ja, das ist klassische Nullung.
 
T.Paul schrieb:
Hesse schrieb:
Was bedeutet dein Punkt 1 wenn der Elektriker den Grün/gelben ersetzt durch überbrücken an den roten bzw grauen?

Ich verstehe den Sinn der Frage nicht oder die Antwortet lautet: Ja, das ist klassische Nullung.

Wobei der Schutzleiterkontakt nicht angeschlossen ist und jetzt mit einer Brücke realisiert werden soll. Und wenn es kein TN ist?

Lutz
 
Hallo was versteht ihr unter Stoffummantelte Leitungen? Mir sind solche verdrillte Litzendrähte welche im Stoffmantel noch eine Gummiisolierung hatten und auf Porzellan Körpern montiert waren. bekannt .
Auch sind heute noch Bügeleisenschnüre Stoffummantelt. Die dritte Art sind Einziehdrähte welche gummiisoliert waren und Außen einen Teergetränkten Stoffmantel hatten was dazu geführt hat das diese wieder schwer herausgezoben werden konnten, was bei den damals verwendeten Bergmannsrohren welche innen mit Teergetränkten Papier ausgekleidet waren die Sache noch zusätzlich erschwerte. Beim diesen war die die Gummiisolierung nach dem herauszihen meist nur ein Brösel Haufen. Zudem war der Querschnitt meist nur 1 mm². Was damals vollkommen reichte zumal die Lampen meist nur 25-40 Watt hatten.Auch die ungeregelten Bügeleisen hatten nur eine Strom- Aufnahme von 400 Watt
mfg Sepp
 
Klingt so, dass hier momentan 'flache' Steckdosen ohne Schutzleiteranschuss verbaut sind - Schutz durch isolierende Räume (oder so ähnlich).

Diese dürfen natürlich nicht durch genullte Schutzkontakt-Steckdosen ersetzt werden.
 
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