TT-Netz ?

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Kurt M

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wir haben hier (in ländlicher Gegend) ein TT Netz.
Vom Versorger kommt ein 4 adriges Kabel mit N,L1,L2,L3 am Hausanschlusskasten an.
Dazu haben wir natürlich den Fundamenterder, der an die PE Schiene geht.

Bei Grabungsarbeiten haben wir jetzt ein Erdungsband gefunden, dass ein paar Meter außerhalb des Hauses vergraben ist und mit einem ziemlich dicken Kabel mit dem N im Hausanschlusskasten verbunden ist.

Diese zusätzliche Erdung habe ich in den Beschreibungen des TT Netzes nicht gesehen. Ist das normal, oder ist diese Erde bei uns irgendeine Besonderheit ?
 
Hallo Kurt,

Du könntest mal in den Hager-Zählerplatzlisten nachschauen, welche Netzform Euer VNB i.Allg. bei Euch vorschreibt. Tatsache nach Deiner Zeichnung ist allerdings, dass Dein Haus als TT-System installiert ist.

Das ist (insbesondere im ländlichen Bereich) nicht besonderes. In Stallungen war früher sogar grundsätzlich ein TT-System vorgeschrieben wurde! Selbst dann, wenn der Rest (das Wohnhaus) klassisch genullt war.

Zwei verschiedene Netzformen sind (in meinen Augen) auf einem Grundstück nicht wirklich sinnvoll. Vielleicht hat der damaligen Installateur ähnlich gedacht und alles "schutzgeerdet".

Oder der Versorger hat versucht, das Versorgungsnetz nullungsfähig aufzubauten (TN-System) und daher lange Netzausläufer zusätzlich geerdet (PEN-Stützung) und es ist ihm nicht gelungen den GesamtErdungswiderstand gering zu halten, hat die Lust verloren und bietet nur ein TT-System an .....

0V
 
Hallo,

was ist auf Betreiberseite eigentlich der Unterschied zwischen TT und TN-C ?
Ich hab mir beide Bilder in Wikipedia angesehen:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/thumb/6/68/TT-Netz.png/180px-TT-Netz.png http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/thumb/a/a8/TNC-Netz.png/180px-TNC-Netz.png

sieht doch gleich aus, mit dem einzigen Unterschied, wie der PE im Haus verwendet wird. Aber auf der Seite der Trafostation und dem HAK sehe ich keinen Unterschied.
Ein TN-C Netz wäre dann eigentlich ein TT Netz, bei dem man auf den Fundamenterder verzichtet hat.

Scheinbar ist es hier wirklich so wie ihr schreibt, dass der PEN gestützt werden sollte. Im Moment ist diese PEN-Stütze allerdings weg, da sie der Bagger herausgerissen hat. Wenn ich das richtig verstehe, ist das wohl nicht so wichtig, da der Fundamenterder als PE benutzt wird.

Danke auch für den Hinwei mit der Zählerplatzliste, sie schreibt für unseren VNB (EON Ostbayern) ein TT-Netz.

Grüße
Kurt
 
Kurt M schrieb:
Hallo,

was ist auf Betreiberseite eigentlich der Unterschied zwischen TT und TN-C ?
[....]
sieht doch gleich aus, mit dem einzigen Unterschied, ...

Ja und nein. Sieht zwar gleich aus, aber die Widerstände sind anders! Erstens Widerstand R, das ist der Betriebserdungswiderstand, also der Erdungswiderstand des Sternpunktes am Trafo. Und zweitens der Widerstand des "vierten" Leiters (vom Sternpunkt zum Verbraucher).

Früher gab es sogenannte Nullungsbedingungen (1. 2. 3.)

Der Gesamtwiderstand des Sternpunktleiters musste früher kleiner/gleich 2Ohm sein, damit dieser als Nulleiter benutzt werden durfte, ansonsten war's ein schnöder Mittelleiter (Mp), heute Neutralleiter genannt!

Heute wird im TN-System eine sogenannte Spannungswaage gefordert. Ist komplizierter, aber auch besser, denn allein die Trafoerdung ist für die Nullungsfähigkeit in nicht ausreichend:

Man stelle sich vor Trafosternpunkt ideal geerdet, also hat der Nulleiter ideales Erdpotential. Nun stelle man sich aber weiter am Ende eines Netzausläufers einen satten Kurzschluss an einem SK-I-Gerät vor, aber der Leitungswiderstand (Schleifenimpedanz) ist zu hoch. Es kommt nicht zur Auslösung. Dann steht aufgrund des Leiterwiderstands die halbe Netzspannung am Gehäuse an! 115V! :shock: Hat man jedoch durch zusätzliche Erdungen den Nulleiter auf Erdpotential geheftet, kann das nicht passieren und der größere Teil der Fehlerspannung fällt am Außenleiter ab! Da heute ja grundsätzlich auch bei Nullung Fundamenterder gesetzt werden, die den Nulleiter zusätzlich stützen, wurde dieses Risiko weiter reduziert. Aber früher lag die volle Verwantwortung für den Nulleiter beim EVU (heute rechtlich zwar auch noch), aber durch die Forderung nach dem Potentialausgleich schiebt er einen Teil dieser Verantwortung an den Kunden zurück.

0V
 
NEIN, wenn du ein TT netz hast kann du den erder nicht einfach weglassen!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
 
äh nur mal so.. Beim TT Netz kommt doch eine Erde vom Generator über Kabel und die Betriebsmittel werden zusätzlich noch über einen fundamenterder geerdet oder?
 
TT Netz

Beim TT Netz kommt doch eine Erde vom Generator über Kabel und die Betriebsmittel werden zusätzlich noch über einen Fundamenterder geerdet oder?

Hallo,

nein...siehe Bild oben....es kommt nur ein Neutralleiter-der hat keinerlei " Schutz- oder Erderfunktion".....
 
Nullvolt schrieb:
Früher gab es sogenannte Nullungsbedingungen (1. 2. 3.)

Der Gesamtwiderstand des Sternpunktleiters musste früher kleiner/gleich 2Ohm sein, damit dieser als Nulleiter benutzt werden durfte, ansonsten war's ein schnöder Mittelleiter (Mp), heute Neutralleiter genannt!

Wann wurde das geändert?

Nullvolt schrieb:
Heute wird im TN-System eine sogenannte Spannungswaage gefordert. Ist komplizierter, aber auch besser, denn allein die Trafoerdung ist für die Nullungsfähigkeit in nicht ausreichend

Die Trafoerdung war nie ausreichend. Um die 2 Ohm zu erfüllen wurde ein Bandeisen mit installiert das ab und an mit dem PEN verbunden wurde.

Lutz
 
Warum eigentlich ein TT-System??

Hallo,
ich stelle mir seit ein paar Stunden die Frage, weshalb man eigentlich ein TT-System aufbauen sollte? Gibt es dafür eine oder mehrere plausible Begründungen?

Hallo Nullvolt,
ich zitiere Dich kurz:
"Man stelle sich vor Trafosternpunkt ideal geerdet, also hat der Nulleiter ideales Erdpotential. Nun stelle man sich aber weiter am Ende eines Netzausläufers einen satten Kurzschluss an einem SK-I-Gerät vor, aber der Leitungswiderstand (Schleifenimpedanz) ist zu hoch. Es kommt nicht zur Auslösung. Dann steht aufgrund des Leiterwiderstands die halbe Netzspannung am Gehäuse an! 115V!"
Warum habe ich denn bei einem Kurzschluß 115V am Gehäuse anliegen?? Kapier ich nicht. Kannst Du mir bitte weiterhelfen?
Danke.
LG
C.
 
burg63568 schrieb:
Warum habe ich denn bei einem Kurzschluß 115V am Gehäuse anliegen?? Kapier ich nicht. Kannst Du mir bitte weiterhelfen?

@burg63568:
Ich versuch's mal...

Stell Dir vor, Du hast
- ein über eine längere Strecke ankommendes TT-Netz
- ohne lokale Hilfserdung an der Hauseinführung,
- im Haus noch klassische Nullung(!)
- zwar einen lokalen PA als Fundamenterder,
- aber (TT-Netz) keine Verbindung zwischen lokalem PA und Neutralleiter

Bei klassischer Nullung gegen einen Leiter, der ein Neutralleiter (also kein Nullleiter!) ist liegen z.B. Gehäuse von Geräten der Schutzklasse I dann nicht auf lokalem Erdpotential, sondern auf Neutralleiter-Niveau.

Der Schleifenwiderstand besteht aus dem Widerstand des Außenleiters plus dem des Neutralleiters.
Die Erdung am Trafo-Sternpunkt ist zwar ideal, aber die Strecke des Neutralleiters von Dir bis zum Trafo hat ja auch einen Widerstand.

Da Außenleiter und Neutralleiter gleich lang sein werden und sicherlich auch den gleichen Querschnitt haben, sind beide Widerstände in etwa gleich.

Das bedeutet: schon im normalen Betrieb fällt über den Widerstand einer Richtung der Strecke eine Teilspannung ab. Diese ist (U=IxR) umso höher, je größer der Laststrom ist. Diese liegt also auch schon im Normalbetrieb am Gehäuse an, weil das ja mit dem Neutralleiter verbunden ist.

Bei einem Körperschluss erfolgt dieser dann auch gegen den Neutralleiter.
Das Gerät stellt dann keinen Widerstand mehr dar.
Dadurch befindet sich Dein Gerät dann genau in der Mitte (der Schleife) und auch auf halber Spannung, da der Widerstand von Außen- und Neutralleiter als Spannungsteiler wirkt.
230V/2=115V ...

Ist die Zuleitung kurz und der Erdwiderstand am Trafo hinreichend klein, sind die Auslösebedingungen für eine lokale Kurzschluss-Abschaltung noch erreichbar.

Ist die Zuleitung jedoch länger, wird der Leitungswiderstand relevant.
Da man Hin- und Rückleitung berücksichtigen muss, immer x2.
Dann kann es sogar passieren, dass der Kurzschluss-Schutz nicht korrekt ansprechen kann.

Mit der zusätzlichen lokalen Erdung des Neutralleiters am Einführungspunkt, bevor man lokal weiter als TT-Netz installiert, schafft man die Voraussetzungen für eine sichere Abschaltung im Kurzschlussfall.

Der Körperschutz im TT-Netz muss von einem lokalen PE gewährleistet werden.
Eine klassische Nullung ist da eher nutzlos bis lebensgefährlich, da der Erdwiderstand in vielen Fällen zu hoch ist. Ein FI ist im TT-Netz dringend zu empfehlen, sofern Leben und Gesundheit wichtiger sind als Ausfallsicherheit.


Zur Frage nach den Vorteilen und Gründen für ein TT-Netz:
-> http://www.elektrikforum.de/ftopic1095.html
 
Also ehrlich, ich bin begeistert.
Vielen Dank für die ausführliche und sehr gut verständliche Antwort. Super.
LG
Christoph
 
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