schrippe schrieb:
Vielen Dank für deine ausführlichen Erklärungen.
Bitte bitte! Ist ja schließlich eines meiner Spezialgebiete und um zu helfen bin ich ja in diesem Forum!
Das ist aber übel mit den gesamten Sachen an die man denken muss.
Ich würde es eher "komplex" oder "umfangreich" nennen! Übel ist es eigentlich nicht, schließlich bekommst du ja hier Hilfe. Übel ist es vor allem für Leute, die niemanden haben, der sich auskennt und sich auch selbst nicht voll auskennen und dann einem normalen Elektriker vertrauen müssen, der dieses Vertrauen in den meisten Fällen zumindest partiell enttäuschen wird
Setzt eine geerdete Satschüssel und eine geerdete Solarthermieanlage auf dem Dach dein genanntes Konzept außer Kraft?
Nein, natürlich nicht! Man benötigt dann halt eben zwingend einen grobschutz in der HV oder, sofern der VNB es gestattet, zwischen HAK und HV (Zählerschrank). Mehr dazu unten!*
Zudem sitzt vor einer UV (also vor der gesamten Wohnung mit versorgtem Außenbereich (Garage usw.)) ein 40A FI. .. du hattest davon etwas erwähnt.?.
Der Mittelschutz für den Netzseitigen Schutz muss VOR den FI, da der FI im Falle einer Ableitung auslösen würde. Da der FI in der Regel nur 10kA hat und nur begrenzt stoßstromfest ist, würde die Auslösung bei einer stärkeren Überspannung wahrscheinlich zur Zerstörung des FI führen: Entweder der FI würde abfackeln (wobei das eher passiert, wenn irgendein Depp B-Ableiter für Netzseitigen Schutz hinter dem FI installiert hat) oder, besonders tückisch, der FI ist optisch in Ordnung, löst aber nicht mehr aus! Daher ist folgendes zu beachten: Ist nur ein Netzseitiger Schutz erforderlich, müssen B- und C-Ableiter in Speiserichtung vor den FI. Ist zusätzlich ein Schutz von Außenleitungen erforderlich, müssen
zusätzlich C- und B-Ableiter nach dem FI installiert werden. Hat man in Speiserichtung umfassend mit B- und C-Ableitern geschützt, kann man auch nach dem FI B- und C-Ableiter einbauen. Die netzseitigen Ableiter sollten dabei mindestens genauso stark sein, wie die nachgeschalteten! D-Ableiter hoher Kapazität lassen sich auch installieren! D-Ableiter niedriger Kapazität lassen sich auch ohne vor dem FI installierte B- und C-Ableiter betreiben, jedoch ist hierbei kein Schutzkonzept gegeben!
In "deinem" Thread, sind dort auch genaue Typen der Bauteile beschrieben? Also Hersteller usw.?
Yep! Aber warte noch, bis ich einige Schaltpläne nachgefügt habe, ich werde da wahrscheinlich am Wochenende zu kommen, kann es aber noch nicht garantieren, weil ich momentan mal wieder ziemlichen Stress an der Backe kleben hab und zudem gesundheitlich nicht ganz auf der Höhe bin
Wenn ich jetzt nur einen Mittelschutz, denn etwas ist wohl besser als gar nichts, in den HausAK einsetze,
Haaaallt! Der Hausanschlußkasten (HAK) ist der Übergabekasten des VNB, also der, in dem die ersten Sicherungen des Hauses sind, meistens NH, manchmal aber auch DII, DIII oder DIV. Darein wird garnichts installiert - höchstens
zwischen HAK und Zählerschrank. Da aber auch nur leckstromfreie Ableiter, meist Typ B. Es gibt zwar auch schon leckstromfreie Typ C-Ableiter, die man zusätzlich installieren könnte, aber ich weiß nicht, ob die VNB schon so weit sind, das zu genehmigen. Allerdings ist dies auch nicht nötig. Mehr dazu unten!*
also in jedes Feld was dann weiter zu den UVen geht, müsste dies doch gehen, oder?
Was für Felder meist du? Die Hutschiene über den Zählern? Nun, dann lass dir von mir gesagt sein, dass jede UV vor ort einen C-Ableiterblock haben sollte. Man kann zwar in den Zählerschrank noch einen C-Block setzen, was z.B. dann Sinn macht, wenn direkt vom Zählerschrank aus noch Endstromkreise abgehen - der Mittelschutzblock in den jeweiligen dezentralen UVen sollte nicht fehlen, dies macht Schutztechnisch wesentlich mehr Sinn, als alle im Zählerschrank zu installieren. Zumindest bei Leitungslängen zu den UVen von 10m oder mehr. Zwischen C- und D-Ableiter sollte mindestens 5m Koordinationsabstand liegen. D-Ableiter sollten möglichst nah an den zu schützenden Geräten sein. D-Ableiter sind im Prinzip C-Ableiter mit verbessertem Querschutz und gegen PE meist Leckstromfrei und mit meist geringerer Kapazität, als C-Ableiter (B = Grobschutz, C = Mittelschutz, D = Feinschutz. Dies gilt für Energieversorgungsableiter. Datenleitungsschutzgeräte werden meist anders kategorisiert).
*
Wenn dann, dann aber das OBO Teil, richtig? 10qmm liegen in jede UV.
Nun zum oben erwähnten Positionieren:
B-Ableiter sollten möglichst nah an Ein- und Austrittsstellen (falls es zu schützende Außeninstallationen gibt) der Leitungen aus dem Haus installiert werden. Netzseitig ist die ideale Position zwischen HAK und Zählerschrank, wobei der Ableiter möglichst nah am HAK liegen sollte und mit mindestens 16mm² mehrdrähtig oder besser eindrähtig anzubinden ist. Alternativ kann man auch 25mm² oder mehr mehrdrähtig verwenden, lediglich feindrähtig geht nicht! Da eine Vorzählerinstallation die Zustimmung des VNB erfordert, würde ich folgendermaßen vorgehen:
- 1.: Anrufen und sich einen möglichst hohen Angestellten des VNB geben lassen, der derartige Entscheidungen treffen kann. Situation schildern und fragen, ob dies gestattet wird.
- 2.: Wird es laut Aussage gestattet, eine schriftliche Anfrage an den VNB richten (evtl. an den entsprechenden Mitarbeiter oder allgemein) und sich die Erlaubnis so schriftlich geben lassen, damit man abgesichert ist, falls irgendwer beim VNB später meint, dies sei unzulässig gewesen - dann kann man denen nämlich den Wisch unter die Nase halten!
- 3.: Ich persönlich würde gleichzeitig in der schriftlichen Anfrage nachfragen, ob der VNB auch Leistungsschalter im Vorzählerbereich erlaubt, die in einem plombierbaren Gehäuse nach IP65 gekapselt sind und einen nach Außen geführten Bediengriff haben, ob dreipolige oder vierpolige erlaubt sind und ob auch Lasttrennschalter zulässig sind, sofern sie einen mindestens so hohen Nennstrom haben, wie die HAK-Sicherung.
Das gute an so einer Sache ist nämlich, dass ein solcher Schalter die Abschaltung der kompletten Hausanlage im Vorzählerbereich ermöglicht und so auch die Ableiter trennbar sind. Sofern vom VNB-erlaubt, wäre es sogar denkbar, den Ableitern noch einen eigenen Schalter zu spendieren, der nach dem Hauptschalter installiert wird. Das ist zwar alles optional, aber sofern du bei ih-bäh einen guten Leistungsschalter von Moeller (NZM-*******) günstig bekommst (die gehen oft für unter 50 Euro weg), benötigst du nur noch das Gehäuse, die Drehbetätigung und den Türkupplungsgriff und hast eine super Schaltmöglichkeit. Die wirkliche stärke zeigt sich aber, wenn du einen vierpoligen bekommst. Denn da es keinen PEN bei dir gibt, kann man den N voll mitsichern und schalten. Das bedeutet zusätzlichen Schutz des N UND vor allem eine sehr saubere Trennung. Sofern getrennt, ist eine Arbeit am Netz selbst bei Fehlverklemmung im VNB-Netz völlig gefahrlos.
Netzseitige C-Ableiter sollten vor den Gruppen-FI vor Endstromkreisen installiert werden und das möglichst nah an den Endstromkreis-LS, also idealerweise in oder bei den UVen.
Empfehlungen:
- OBO V25-B+C in TT-Version (angeblicher B/C-Kombischutz, ist aber "nur" ein sehr guter C-Ableiter - gut für besonders wertvolle Installationen/Geräte. Ableitvermögen 30kA bei 8/20µs. Manchmal günstig bei ih-bäh erhältlich - 100 Euro ist ein guter Preis, 50 Euro glatt geschenkt!)
- OBO V20-C in TT-Version (Ableitvermögen 20kA bei 8/20µs). Wie Dehnguard.
- Dehnguard mehrpolig/modular in TT-Version (wahrscheinlich das, was du nehmen wirst, weil man diese Ableiter fast immer günstig bei ih-bäh bekommt, besonders im Winter)
- Dehnguard T VA (Dehnguard mit Nachgeschaltetem Gasentladungsableiter, leckstromfrei)
- Dehnguard H LI (Dehnguard mit zusätzlicher Anzeige, dass der ableiter bald verbraucht ist).
D-Ableiter sollten möglichst nah an den Geräten installiert werden. Die Leitungslänge zwischen C- und D-Ableiter sollte, wie schon geschrieben, mindestens 5m betragen. Anderenfalls muss man Induktivitäten dazwischenschalten (Nennstrom!!). Die Induktivität der meisten LS ist besser als nichts, aber nicht optimal. Bei zweipoligen LS noch weniger, weil sich deren Induktivität teilweise wieder aufhebt. Auch externe Induktivitäten müssen einen gewissen Abstand zueinander haben!
Gute D-Ableiter:
D-Ableiter baue ich praktisch nur noch selbst, weil das ganz easy ist und sehr günstig und weil man (fast) beliebig hohe Kapazitäten erreichen kann (wobei mehr als 20kA bei 8/20µs keinen Sinn machen). Für Verteilerinstallationen nehm ich hier und da noch Dehnrail, Dehnrail 3P, Dehnrail modular, einen der D-Ableiter von Obo oder eonen von Phoenix-Contact. Auch eine USV mit gutem Schutz kann man z.B. für den Serverschrank verwenden, wobei ich meist noch einen zusätzlichen Schutz installiere. Von Steckdosenleisten a la Brennenstuhl oder ähnlichem oder gar Fertigableitern unter 50 Euro muss ich ehrlichgesagt abraten - entweder es fehlt der Längsspannungsschutz, der Querspannungsschutz oder, sehr gefährlich, die Thermosicherungen!
MfG; Fenta