Überspannungsproblem

Diskutiere Überspannungsproblem im Forum Blitzschutz, EMV, Erdung & Potentialausgleich im Bereich ELEKTRO-INSTALLATION & HAUSELEKTRIK - Hi Leute, ich hätte mal eine Frage bezüglich Überspannung. Bei meinem Nachbarn hat vor zwei Tagen der Blitz eingeschlagen, aufgrund der...
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frichris90

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Hi Leute,

ich hätte mal eine Frage bezüglich Überspannung.

Bei meinem Nachbarn hat vor zwei Tagen der Blitz eingeschlagen, aufgrund der Überspannung sind in seiner ganzen Wohnung die Kabel zusammengeschmort, zwei Nachbarn hatten (keine Ahnung wie lange) keinen Strom, und mein DSL-Modem ist kaputt.

Da das jetzt schon das zweite mal innerhalb eines Jahres, wo mein DSL-Modem aufgrund von Überspannung den Geist aufgibt, wollte ich fragen, ob sich die Installation eines Überspannungsableiter lohnt.

Unser Haus ist durch Blitzableiter blitzsicher gemacht.

Was für einen Überspannungsableiter brauche ich dazu? Weil da gibts ja auch wieder zichverschiedene. Welche Marke würdet ihr mir empfehlen?
Würdet ihr einem Lehrling im zweiten Lehrjahr die Installation des Überspannungsableiters zutrauen?
Ist dann mein Haus dann ganz sicher gegen Überspannung geschützt?
 
Einen Brauchbaren Überspannungsschutz gibt es nicht im Baumarkt.
Für einen anständigen Schutz ist mit ca 1000€ zu rechnen.
Dieser besteht aus Grob, Mittel und Feinschutz.
(bzw Klasse1,2,3)Steckdosenleisten mit integriertem Überspannungschutz sind kaum ein Schutz ohne Grob und Mittelschutz die in den Verteilungen und Einspeiseleitungen sitzen.
 
Ich glaube das DSL-Modem verendet eher durch die Telefonleitung, da bringen SPDs allein für die Elektrik nicht unbedingt den Erfolg. Auf dem Land, wo die Telefonleitungen auch oberirdisch am Mast geführt werden, kommt das Problem sogar eher von dort. Ich habe bei den Nachbarn schon diverse Modems ersetzen müssen, die per Überspannung aus der Telefonleitung ins ewige Jenseits befördert wurden. Auf der Stromseite war nicht das geringste Problem.
So wird es auch mit dem DSL-Modem sein, was ja auf der einen Seite an der Telefonleitung hängt und am Stromnetz über ein Steckernetzteil, wo eigentlich schon mal ein paar KV Spannungsfestigkeit sein sollten.
Es muß in diesem Fall, wenn ich das richtig sehe, je ein Überspannungsableiter zwischen den beiden Drähten der Telefonleitung und der PA-Schiene geschaltet werden, damit allzu große Potentialunterschiede zwischen diesen Systemen ausgeglichen werden können.

Wenn der Blitz in die Blitzschutzanlage oder das Stromnetz einschlägt, hebt er ja den PA (und damit auch den PE(N)) entsprechend spannungsmäßig an und es ensteht eine Differenz zwischen der Hausinstallation und der TK-Leitung. Schlägt der Blitz in die TK-Leitung, dann umgekehrt.

Daß die Stromseite über Grob- und Mittelschutz gesichert wird, ist natürlich ziemlich sinnvoll, aber selbst ein Kombigerät für 1 und 2 kostet schon mal etwas im 'oberen 3-stelligen Eurobereich' und ein DSL-Modem gibt's beim Provider für umsonst wenn kaputt oder für 30 Euro zu kaufen, oft zahlt ja auch die Versicherung.

Ob sich da der Aufwand lohnt? Im Sinne des Brandschutzes schon, den solche Geräte verursachen auch schon mal nen Zimmerbrand und wenn man grad nicht zu Hause ist ...

Akki
 
Wenn der Blitz in eine fachgerecht ausgeführte äußere Blitzschutzanlage einschlägt hebt er keines Falls das Potential des Häuslichen PAs an!
Der Blitz wird außerhalb des Gebäudes in das Erdreich geleitet ohne auf den PA zu gelangen!

Bei einer inneren Blitzschutzanlage (Grob mittel Feinschutz) ist selbstverständlich jedes in das Haus Führende Kabel über einen Entprechenden Baustein zu fühen, also auch Kabelanschluß und Telefonleitung.

Es bringt schließlich nichts die tür zu verschließen wenn im Haus keine Fenster eingebaut sind.
 
Octavian1977 schrieb:
Wenn der Blitz in eine fachgerecht ausgeführte äußere Blitzschutzanlage einschlägt hebt er keines Falls das Potential des Häuslichen PAs an!
Der Blitz wird außerhalb des Gebäudes in das Erdreich geleitet ohne auf den PA zu gelangen!

Hallo Octavian,
die Aussage halte ich für zweifelhaft. Der Blitzschutzerder ist ja mit der PA-Schiene verbunden, da er auf den gleichen Erder führt, mit dem die PA-Schiene verbunden ist (siehe das bereits von Tome zitierte Blatt von Dehn
http://www.dehn.de/design07_frame/pdf/ds/DS614.pdf
).
Wenn ein externer Erder verwendet wird, z.B. für eine Antennenanlage , so muß er laut DIN EN 60728-11 (VDE 0855-1) mit dem PA verbunden werden. Also die gleiche Situation

Wenn dann der Blitz mit nur 5kA in die Blitzschutzanlage reinhaut und der Erder optimistischerweise eine Widerstand von 1Ohm hat, dann habe ich am PA 5000V und damit in der gesamten Hausinstallation und es kann zu Überschlägen, Brand etc kommen.

Genau deshalb werden SPDs verlangt, wenn ein Haus einen äußeren Blitzschutz oder eine Stromeinspeisung übers Dach hat, da dann die Differenzspannung zwischen PE(N) mit der Blitzspannung und den Phasen, die die normale Spannung führen, kontrolliert abgeleitet werden muß.

Akki
 
Akki schrieb:
Octavian1977 schrieb:
Wenn der Blitz in eine fachgerecht ausgeführte äußere Blitzschutzanlage einschlägt hebt er keines Falls das Potential des Häuslichen PAs an!
Der Blitz wird außerhalb des Gebäudes in das Erdreich geleitet ohne auf den PA zu gelangen!

Hallo Octavian,
die Aussage halte ich für zweifelhaft.

Ich auch.

Akki schrieb:
Der Blitzschutzerder ist ja mit der PA-Schiene verbunden, da er auf den gleichen Erder führt, mit dem die PA-Schiene verbunden ist

Deshalb ja PA.

Lutz
 
Hallo ich möchte die Frage stellen ob durch geeignete Maasnahmen die Zerstörung der Panzer / Hausanschlusssicherung und des Fi verhindert werden kann ? Die Überspannungs - Abbleiter müssten um die Panzersicherung zu schützen dann wohl schon vor dieser der montiert werden und nicht erst im Zählerkasten.Gibt es solche überhaupt bzw werden solche von Versorgern akzeptiert. mfgsepp
 
Hallo,

Spreche zwar nicht aus eigener Erfahrung sondern nur über eine Sendung zum Thema "Blitz". Dort wurde gesagt, das es bei einem direkten Blitzeinschlag sowieso keinen Schutz gibt. Wenn nicht der Strom selber etwas zerstört, tat es das elektromagnetische Feld was am Blitzableiter entsteht. Als sichere und billige Methode galt das herausziehen der Stecker. Ich denke mal, daß das absichern eines Hauses mit grob/mittel/feinen Blitzschutz teurer wäre, als sich hin und wieder mal neue Geräte zu kaufen (oder den Stecker rauszuziehen). Denn, so ging es aus der Sendung hervor, muß der teure Blitzschutz bei Blitzeinschlag sowieso erneuert werden. (Weiß jetzt aber nicht warum)

Gruß
Benjamin
 
hi jungs

bei einen Blitzvolltrefer (norm Blitz in europa = ca.60KA aber laut neuester wissenschaftlicher Studien+Messungen mindestens 3x so hoch)ist am besten man verständigt die Feuerwehr
trotz Blitzschutz + Ü-Ableiter
die Ü-Ableiter schützen die Anlage eigentlich nur vor Indirekten Einschlägen was heißt wenn der Blitz in einen Nachbargebäude oder in der näheren Umgebung einschlägt und das unter Vorbehalt
weiters wenn der blitz einen Volltreffer landet dann kannst du deinen Blitzschutz höchstwarscheinlich erneuern weil nur noch die Fransen von ihm davonhängen
aber nichts desto trotz ich hab trozdem einen Blitzschutz auf dem Dach und Ü-Ableiter eingebaut 1x im Hauptverteiler + je 1 x in den 2 UVs
und für PCs+TV Geräte hab ich mir noch Steckdosenleisten mit einen Überspannungschutz zugelegt

gruss pepp
 
Hallo Pepp,

was meinst du denn mit einem Volltreffer? Daß mir der Blitz direkt ins Hirn schlägt? Dann hilft wirklich nichts mehr. ;-)
Wenn der Blitz ins Haus bzw z.B. durchs Dach in eine Elektroleitung einschlägt, dann sieht es vermutlich wirklich übel aus. Aber wie oft ist das der Fall? ich selbst habe das noch nicht erlebt. Öfters jedoch, daß der in die Freileitung rein ist und danach ein paar Birnen kaputt waren oder eine Heizspirale meines Boilers und auch schon mal die Sicherungen am Dachständer zerbröselt waren. Also eigentlich 'nur' eine Überspannung.
Was auch vorkommt ist der Einschlag in die Haus-Blitzschutzanlage (Das wäre m.E. ein Volltreffer). Da geht man typischerweise davon aus, daß der Blitzstrom sich aufteilt zur Hälfte über den Fundamenterder und zur anderen Hälfte über die Stromleitungen. Bei der typischen 3-phasigen Anbindung verteilt sich dieser Strom auf 4 Leitungen. -> Die 60kA zweigeteilt = 30kA, verteilt auf 4 Leitungen = 7,5kA. Das sollte ein Standard-SPD Typ 1 ohne auszufransen aushalten, da er bis 25kA dimensioniert ist. Er würde also auch Deinen neuesten wissenschaftlichen Studien mit 3-facher Stärke (22,5kA) noch gerecht, vorausgesetzt alle Kabel und die PA-Schiene sind blitzstromtragfähig ausgeführt.
Der Vorteil des Überspannungsschutzes besteht nun darin, daß er die Spannungsdifferenzen im System in Grenzen hält (einige wenige KV) und damit unkontrollierte Überschläge mit Brandfolgewirkung weitgehend verhindert. Die Feuerwehr muß dann bei indirekten Einschlägen vielleicht doch nicht kommen.

Ham' denn Deine Schutzmaßnahmen schon mal einen Belastungstest überstanden? Und wie hast Du den Schutz des Internetzugangs realisiert, um nochmal auf die ursprüngliche Frage dieses Threads zurückzukommen?

Akki
 
miracle schrieb:
Ich denke mal, daß das absichern eines Hauses mit grob/mittel/feinen Blitzschutz teurer wäre, als sich hin und wieder mal neue Geräte zu kaufen (oder den Stecker rauszuziehen).

Naja, Überspannung ist nicht gleich Überspannung. Bei kleinen Überspannungen können Geräte kaputt gehen. Für den Privatmann meist "nur" ärgerlich und zeitaufwändig, für ein Unternehmen mitunter eine wirtschaftliche Katastrophe. Wobei ich als Privatmann auch nicht erfreut bin, wenn mir eine Überspannung die RAM-Bausteine zerhaut oder Festplattenfehler verursacht, was man i.d.R. nicht sofort merkt - und oft dann auch nicht der Versicherung meldet. Wer weiß schon, wie viele Defekte letztendlich durch kleine Überspannungen auftreten, ohne dass man je davon etwas erfährt? "Ist halt Elektronik, die geht halt schonmal kaputt" hört man dann. Aber woher kommt's?

Nunja, das mag jeder für sich selber beantworten.

Daneben gibt's aber auch noch "große" Überspannungen, die einem die Leitungen aus der Wand sprengen und letztendlich sogar zu einem Brand führen können. Ob das dann immer noch billiger ist als ein vernünftiger Blitz- und Überspannungsschutz, ist wohl keine Frage mehr, oder?
 
Hallo,
kann hier nicht mal ein ausgewiesener EMV-Fachmann eine abschließende Erklärung mit genauer Begründung abgeben? Irgendwelche teuren SPD1-Ableiter zu installieren, ohne daß die jemals gebraucht werden, ist ja auch nicht sinnvoll.

So wie ich die verschiedenen Informationsquellen interpretiere, muß als erstes festgestellt werden, wie groß die Überspannungsgefährdung ist.

Z.B. wird in einer Dehn 'Auswahlmatrix' angegeben:
- Wenn das Haus eine Stromzuführung über Dachständer hat oder eine Blitzschutzanlage hat oder ein Gebäude in direkter Nachbarschaft eine Blitzschutzanlage hat, dann sind SPD1-Ableiter erforderlich.
- Ist dies nicht der Fall, so genügen SPD2-Ableiter.
- Endgeräteschutz (Typ3) ist immer sinnvoll, jedoch nur mit den entsprechend vorgeschalteten Maßnahmen.

mein Fazit ist deshalb:
Ich installiere das, was mit vernünftigem Aufwand den Grenznutzen erreicht. Einen Riesenaufwand zu betreiben, um ein Restrisiko im Sub-Promille-Bereich auszuschließen, halte ich nicht für sinnvoll.

Grüße
Akki
 
Akki schrieb:
Hallo,
kann hier nicht mal ein ausgewiesener EMV-Fachmann eine abschließende Erklärung mit genauer Begründung abgeben? Irgendwelche teuren SPD1-Ableiter zu installieren, ohne daß die jemals gebraucht werden, ist ja auch nicht sinnvoll.

So wie ich die verschiedenen Informationsquellen interpretiere, muß als erstes festgestellt werden, wie groß die Überspannungsgefährdung ist.

Z.B. wird in einer Dehn 'Auswahlmatrix' angegeben:
- Wenn das Haus eine Stromzuführung über Dachständer hat oder eine Blitzschutzanlage hat oder ein Gebäude in direkter Nachbarschaft eine Blitzschutzanlage hat, dann sind SPD1-Ableiter erforderlich.
- Ist dies nicht der Fall, so genügen SPD2-Ableiter.
- Endgeräteschutz (Typ3) ist immer sinnvoll, jedoch nur mit den entsprechend vorgeschalteten Maßnahmen.

mein Fazit ist deshalb:
Ich installiere das, was mit vernünftigem Aufwand den Grenznutzen erreicht. Einen Riesenaufwand zu betreiben, um ein Restrisiko im Sub-Promille-Bereich auszuschließen, halte ich nicht für sinnvoll.

Grüße
Akki

Wenn es dir nur um Vorschriften geht, richte dich nach der DIN 0100-443. Dazu musst du mir aber sagen, in welcher Stadt du wohnst, bzw. was die nächst größere Stadt ist. Siehe auch DIN EN 62305-2 Bbl1.

Wenn dir selbst das noch zu viel Mühe macht, ruf doch einfach einen Elektriker an, der sich auf Überspannungsschutz spezialisiert hat. Klar kostet das Geld, aber davon leben die Jungs nunmal. Und nicht von kostenlosen Foren-Tipps, die man geben soll, ohne überhaupt den Wohnort (und damit die Blitzgefährdung) zu kennen.
 
Hallo Volta,
es mag zwar sein, daß dies hier ein kostenloses Forum ist, deswegen sollten die Beiträge aber nicht an Qualität zu wünschen übrig lassen.

Ich sehe das Forum in zweierlei Dingen als hilfreich:
1) man bekommt als Laie oder als Azubi den einen oder anderen Tip, um in die richtige Richtung zu kommen
2) man hat als Fachmann die Möglichkeit, sein Wissen zu verbessern und die eigene Meinung zu stärken oder zu revidieren, wir sind ja nun nicht unfehlbar. Deshalb finde ich diesen Austausch hier sehr hilfreich.

Insofern wäre es schon schön, wenn ich eine genauere Begründung erhielte, warum ich einen SPD Typ 1 einsetzen soll ("die einem die Leitungen aus der Wand sprengen und letztendlich sogar zu einem Brand führen können. "), denn bangemachen finde ich doof, es sollte schon eine fundierte Erklärung geben, warum das eine oder das andere sinnvoll ist.

Also entweder VDE, VDS oder eine physikalische plausible Erklärung. Zu meinem Herstellerzitat von Dehn hast Du in keiner Weise Stellung genommen und ich gehe davon aus, daß diese Leute den Plan von Überspannungen haben. Insofern würde ich mich erstmal daran halten, um die Grundprobleme zu verstehen. Mir erscheint das zumindest schon sehr logisch, daß ich verschiedene Schutzstufen benötige, je nachdem, ob mein PA mit oder ohne Blitzstrom leben muß.

Gruß
Akki
 
Akki schrieb:
Hallo Volta,
es mag zwar sein, daß dies hier ein kostenloses Forum ist, deswegen sollten die Beiträge aber nicht an Qualität zu wünschen übrig lassen.

Ich sehe das Forum in zweierlei Dingen als hilfreich:
1) man bekommt als Laie oder als Azubi den einen oder anderen Tip, um in die richtige Richtung zu kommen
2) man hat als Fachmann die Möglichkeit, sein Wissen zu verbessern und die eigene Meinung zu stärken oder zu revidieren, wir sind ja nun nicht unfehlbar. Deshalb finde ich diesen Austausch hier sehr hilfreich.

Insofern wäre es schon schön, wenn ich eine genauere Begründung erhielte, warum ich einen SPD Typ 1 einsetzen soll ("die einem die Leitungen aus der Wand sprengen und letztendlich sogar zu einem Brand führen können. "), denn bangemachen finde ich doof, es sollte schon eine fundierte Erklärung geben, warum das eine oder das andere sinnvoll ist.

Also entweder VDE, VDS oder eine physikalische plausible Erklärung. Zu meinem Herstellerzitat von Dehn hast Du in keiner Weise Stellung genommen und ich gehe davon aus, daß diese Leute den Plan von Überspannungen haben. Insofern würde ich mich erstmal daran halten, um die Grundprobleme zu verstehen. Mir erscheint das zumindest schon sehr logisch, daß ich verschiedene Schutzstufen benötige, je nachdem, ob mein PA mit oder ohne Blitzstrom leben muß.

Gruß
Akki

Das Problem ist halt, dass die VDE nicht sagt "Du musst Überspannungsschutz haben" oder "Du brauchst keinen Überspannungsschutz". Es gibt da eine Formel, in die man unter anderem die Blitzdichte eintragen muss.

Da die Blitzdichte in Deutschland unterschiedlich ist, führen manche Ergebnisse dazu, dass ÜSS vorgeschrieben ist, und manche Ergebnisse führen dazu, dass ein ÜSS nicht vorgeschrieben ist.

Was DEHN und OBO in ihren Ausführungen angeben, sind lediglich Empfehlungen, wie so ein Blitzschutzkonzept aufgebaut werden muss, damit es fachmännisch korrekt ist. Das sagt aber nichts darüber aus, OB man einen Schutz einbauen MUSS. Wer sich (freiwillig) für einen Überspannungsschutz entscheidet, der möchte i.d.R. seine Geräte schützen. Dann sind die Ausführungen von DEHN und OBO hilfreich, es korrekt aufzubauen.

Aus deiner Mail lese ich aber heraus, dass du wissen willst, ob bei dir ein ÜSS vorgeschrieben ist. Man wird dir hier aber nicht ein einfaches "JA" oder "NEIN" hinwerfen können, wenn du uns trotz 2-facher Aufforderung deinen Wohnort nicht verrätst.

Wenn die Berechnung dann ergibt, dass eine ÜSE erforderlich ist, darf der Überspannungs-Schutzpegel dieser Schutzeinrichtung in einem normalen Haushalt nicht höher als 2,5 kV sein (Überspannungskategorie II gemäß VDE 0100-443.3)

Frage 1: Wo wohnst du? (Bitte auch die ungefähre Richtung angeben, wenn es keine weltbekannte Stadt ist)

Frage 2: Freileitung oder Erdkabel-Anschluss?

Frage 3: Geerdete Dach-Aufbauten (z.B. Sat-Antenne o.ä.)?

Frage 4: Äußerer Blitzschutz (Blitzableiter) vorhanden?


Frage 5: Wie lang ist der Kabelweg vom Hausanschlusskasten bis zum Zählerschrank?


Frage 6: Wie lang ist der Kabelweg vom Zählerschrank zur Unterverteilung?


Frage 7: Wie viele Unterverteilungen gibt es?


Frage 8: Soll nur die VDE-Vorschrift erfüllt werden, oder sollen auch Endgeräte geschützt werden?


Frage 9: Welche Netzform hast du?

Wenn du irgendetwas "geerdetes" auf dem Dach hast, oder über Freileitung versorgt wirst, und der Hausanschlusskasten nicht in unmittelbarer Nähe beim Zählerschrank ist, haust du direkt hinter den Hausanschlusskasten einen Typ-1-Ableiter MC 50-B/3 rein (ich rede jetzt von den OBO-Geräten). Nicht zu verwechseln mit MC 50-B/3-OS mit optischer Funktionsanzeige, da diese Dinger minimal Strom für 3 LEDs ziehen, was das RWE wirtschaftlich ruinieren würde und deshalb im Vorzählerbereich nichts zu suchen hat.

Mit diesem Teil drückst du dann den Schutzpegel auf < 2,0 kV, womit die VDE-Vorschrift erfüllt wäre. LPZ 0 -> 1 muss sein, weil mit direkten Blitzeinschlägen zu rechnen ist.

Der Anschluss der Erde muss in diesem Fall mit einem 1 x 16 mm² Kupfer-Kabel "Einzelader massiv" erfolgen (nicht: Mehradrig massiv) und zwar auf eine blitzstromtragfähige Potenzialausgleichsschiene.

Ich gehe davon aus, dass du hinter dem Zähler in ein TN-S-System aufteilst. Dann muss im Zählerschrank und in jeder Unterverteilung die weiter als 5 Meter vom letzten ÜSS-Gerät entfernt ist, ein Typ-2-Ableiter mit LPZ 1 -> 2 rein, z.B. V 20-C/3+NPE-280.

Vor jedes zu schützende Gerät kommt dann noch ein Typ-3-Ableiter rein, was an dieser Stelle aber zu aufwändig wird, das genau aufzuschlüsseln.

Für Telefon muss dann beim Hauseintritt ein SC-Tele/4-C-G eingebaut werden, sowie ein FC-TAE-D bei den Telefondosen, sofern nicht alles in unmittelbarer Nähe steht.

Für's DSL-Netzwerk nimmst du dann noch RJ45 S-ATM/8-F direkt beim PC.

Wenn du 'ne Sat-Antenne auf dem Dach im blitzgefährdeten Bereich hast, brauchst du auch noch je Kabel ein DS-F m/w oder DS-F w/w als Kombischutz, sowie einen Steckdosenadapter mit Sat-Anschluss FC-SAT-D als Feinschutzgerät. Wenn die Sat-Antenne mehr als 2 Meter unter dem Dach ist und weniger als 1,50 Meter von der Wand absteht, oder von einem äußeren Blitzschutz geschützt wird, kannst du auf den Basisschutz verzichten.

So, jetzt hast du deine Antwort. Aber bist du jetzt schlauer? Vermutlich nicht. Überspannungsschutz ist nunmal kein "Do-It-Yourself"-Bastelei.

Du willst wissen, ob du den "teuren" Typ-1-Ableiter brauchst? Dazu müsste ich erst einmal wissen, ob du deine Geräte schützen willst, oder ob es dir nur um die Erfüllung einer VDE-Vorschrift geht?

Zur VDE-Vorschrift kann ich ohne deinen Wohnort nichts sagen. Wenn es dir um den (freiwilligen) Geräteschutz geht, kannst du dich an die Ausführungen von DEHN und OBO halten. Die Auswahl der Komponenten solltest du dann aber doch besser einen Fachmann überlassen, da man hier viel falsch machen kann und am Ende viel Geld in die falsche "Hardware" investiert hat.....

Ach so, die Erklärung, warum ein Typ-1-Ableiter sinnvoll ist: Freileitungsanschluss, geerdete Dachaufbauten oder Blitableiter sind magische "Anziehungspunkte" für Blitze. Bei einer Freileitung muss ich wohl nicht erklären, welchen Weg der Blitz nimmt: Direkt in deine Wohnung.

Bei Erdkabelanschluss, aber geerdeten Dachaufbauten, wird der Blitz ins Erdreich geleitet, aber ein sehr großer Teil des Blitzstroms wird über Induktion in das Erdkabel eingekoppelt und landet wieder im Haus. Das kann auch die Telefonleitung oder TV-Kabelanschluss sein.

Das ist übrigens auch dann der Fall, wenn in der Nähe ein Freileitungsmast steht, du selbst aber über Erdkabel angeschlossen bist, oder wenn dein Nachbar geerdete Dachaufbauten hat oder diese irgendwann einmal bekommt (wer rüstet dann seinen Überspannungsschutz nach?!?). Dem Blitzstrom ist es egal, ob er von deinem Haus in die Erde gelangt oder vom Haus des Nachbarn.

Wenn du "laut VDE-Vorschrift" nicht zu einem ÜSS verpflichtet bist, ist es letzten Endes deine eigene Entscheidung, wie viel Sicherheit du haben willst. In diesem Fall würde ich mich an die Empfehlungen von DEHN und OBO halten. Also wenn bei dir und in deiner näheren Umgebung mit direkten Blitzeinschlägen nicht zu rechnen ist, kann auf den Typ-1-Ableiter LPZ 0 -> 1 verzichtet werden. Das wäre dann als "Restrisiko" in Kauf zu nehmen, wenn da kein großer wirtschaftlicher Schaden durch ensteht (die Schwerindustrie würde lieber 800,- Euro mehr ausgeben, als einen Ausfall im Wert von 800.000,- Euro zu riskieren .... aber hier zählen ja eh wieder andere Vorschriften).

Du siehst schon: Mit einem klaren "Ja" oder "Nein" wird man deine Frage wohl nicht beantworten können.

Abschließend noch eine Erklärung zu den mehreren Blitzschutzstufen:

So ein LPZ 0 -> 1 Gerät kann nur einen Teil des Blitzstromes ableiten, lässt aber noch einen großen Teil durch. Dieser wird dann von den LPZ 1 -> 2 Geräten abgeleitet, aber auch nicht ganz vollständig. Den letzten Schutz übernehmen dann die Feinschutzgeräte LPZ 2 -> 3. Werden nur Feinschutzgeräte verwendet (z.B. die Baumarkt-Steckdosen-Leisten), bringt das höchstens etwas für minimale Überspannungen, z.B. durch Schalthandlungen. Bei einem Blitzeinschlag sind die völlig überfordert.

Es gibt auch Kombi-Ableiter LPZ 0 -> 2 oder sogar LPZ 0 -> 3, aber die schützen (ebenso wie der Feinschutz) nur bis ca. 5-10 Meter hinter dem Schutzgerät (je nach Gerät). Das Problem ist nämlich, dass der Strom nicht einfach "weg" ist, sondern über die Leitungslänge, irgendwelche Induktionen und andere wirre physikalsiche Eigenarten sich wieder "verstärkt", so dass bei Leitungen größer 5 Meter ein neuer Feinschutz eingebaut werden muss.

Die "Pillen", die man fest in die Steckdosen einbaut, schützen auch die Steckdosen ca. 5 Meter nach links und 5 Meter nach rechts (im selben Stromkreis). Hier brauchst du also nicht für jede Steckdose so eine Pille.

Wenn du aber die praktischen Steckdosen-Adapter nimmst, die einfach in die Steckdose gesteckt werden, schützen sie nur die Geräte, die HINTER dem Schutz sind, aber keine weiteren Steckdosen. Hier wäre dann der Einsatz einer Mehrfachsteckdose sinnvoll, wobei Mehrfachsteckdosen auch nur als Provisorium zugelassen sind und eine dauerhafte fest installierte Elektrik nicht ersetzen sollen.

Abschließend wäre noch wichtig zu erwähnen, dass für eine versicherungsrechtliche und VDE-gerechte Installation nur KOORDINIERTE Ableiter verwendet werden dürfen. Das heißt im Klartext: Nur Ableiter des SELBEN Herstellers nehmen und nicht verschiedene Hersteller untereinander mischen. Also nicht den teuren DEHN-Ableiter im Zählerschrank und die billige ÜSS-Steckdosenleiste vom Baumarkt. Das "kann" technisch funktinieren, entspricht aber nicht den Vorschriften.

Konnte ich deine Fragen jetzt einigermaßen zufriedenstellend beantworten?

Das Fazit, was du daraus ziehen kannst: Du hast jetzt ein wenig Background-Infos, wirst aber um das Hinzuziehen eines Fachmanns nicht vorbei kommen, wenn du es wirklich korrekt installiert haben willst. Aber Vorsicht: Nicht jeder, der sich Fachmann nennt, ist auch einer - ganz übel sind mitunter die "Blitzschutzfachfirmen", die sich in erster Linie um den äußeren Blitzschutz kümmern.

Äußerer Blitzschutz: Blitzschutzfachfirma
Innerer Überspannungsschutz: Elektrotechnikermeister mit guter Erfahrung und Referenzobjekten.
 
Ist zwar ein unqualifizierter Beitrag von mir, aber das möcht ich einfach sagen: Einfach cool, ausführlich genug und verständlich erklärt!
Sehr vielen Dank Volta! :D
 
Hallo Volta,
dem 'unqualifizierten Beitrag' meines Vorredners kann ich mich nur anschließen, deine Ausführungen sind so, daß man wirklich was dazulernt. Danke!

Um auf deine Punkte einzugehen:
Ich will nicht akut wissen, ob ich jetzt unbedingt eine Überspannungsschutz haben muß oder nicht, der Thread stammt nicht von mir, deshalb habe ich bisher auch keine Details genannt. Grundsätzlich bin ich von dem Problem aber auch betroffen, insofern interessiert mich dieses Thema schon.
Falls es dir nicht zu viel Mühe ist, könnten wir meinen konkreten Fall beispielhaft durchgehen, da sich dann immer erst die Probleme zeigen.

Also:
1) Standort 54612 Wawern/Eifel (zwischen Bitburg und Prüm)
2) Erdkabelanschluß
3) keine geerdeten Dachaufbauten
4) kein Blitzschutz
5) HAK->Zähler 4m
6) HV->UV1 3m, HV->UV2 4m
7) 2 (siehe 6)
8. wenn schon, dann sollen zumindest einige Endgeräte geschützt werden, Alternative 'nur VDE' wäre aber zumindest interessant
9) bis Zähler TN-C, dann TN-S

Das nächste Haus (mit Freileitungsanschluß) ist 100m weg, die Trafostation, aus der die Versorgung erfolgt, ist nur ca. 30m entfernt. Diese selbst wird über Freileitung versorgt und versorgt andere Häuser ab da mit Freileitungen. Und dort hat auch definitiv des öfteren der Blitz eingeschlagen mit den üblichen Verwüstungen.

Rein von meinem Gefühl/Erfahrung gibt es dort häufig und kräftige Gewitter. Ein Mann vom VNB, den ich mal angesprochen habe, meinte aber, die Trafostation hätte entsprechende Überspannungseinrichtungen und es wäre nicht wirklich notwendig da etwas zu machen. Und wenn, dann wäre es absolut unüblich, vor dem Zähler etwas zu installieren. Es schien ihm egal zu sein, ob sein Zähler dann von der Tafel springt, wenn man eine ÜSE hinter dem Zähler installiert.

Ich selbst würde dort die komplette Palette auffahren, es macht sicher Sinn, muß ich es nach VDE auch?

Grüße
Akki
 
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Thema: Überspannungsproblem
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