Geniesse die Zeit zwischen den Windeln.
Mir geht es ja noch gut, gesundheitlich und auch arbeitstechnisch.
Gut bei Wünschen nach Gehaltsanpassungen ist dass Gejammer unseren Prokuristen unerträglich. Da das Geld immer weniger wert ist und bis zur Rente wohl nicht mehr steigen wird, gewöhne ich mir langsam an, dafür langsamer zu arbeiten (Arbeitszeitinflation). Halte meine Pause jetzt konsequent ein, was ich vor C19, so gut wie nie gemacht habe, erledige dafür Privates und sorge dafür, dass ich rechtzeitig von den Baustellen wegkomme, so dass ich garantiert zum Feierabend zu Hause bin. Da denn noch schnell ein BV um die Ecke mitnehmen ist nicht mehr, denn fahre ich lieber nächsten Tag nochmals 3h hin und zurück.
Da die BV nicht weniger, sondern eher mehr werden, verkommen die SV-Prüftermine immer mehr zur Foto-Session. Hauptsache ich war da und es sind ordentlich Bilder in den Protokollen drinnen und ordentlich aufgebläht, damit dies keiner liest. Interessiert vielen BL eh nicht, da die keine Zeit dafür haben. Früher habe ich mich darüber aufgeregt, wenn Kollegen seitenreiche Protokolle ohne wirklichen Inhalt erstellt haben, heutzutage mache ich es selber.
Aber aus dem näheren Bekanntenkreis weiß ich, dass einige der älteren ihre reichliche freie Zeit notgedrungen mit Schwarzarbeit auffüllen. Die sind weder faul, noch gebrechlich und in ihrem Gebiet gestandene Fachkräfte, aber bekommen einfach keinen Job, da die mittlerweile auch Ü60 sind. Und bei meinen Kontrollen vor Ort bekomme ich immer wieder das
Fachkräftemangelmärchen von den Firmeninhaber erzählt.
Also einen wirklichen Fachkräftemangel gibt es meiner Ansicht nach nur in den Bereichen, wo man jemanden anderen den Arsch abwischen oder die Windeln wechseln muss. Dabei gibt es ein einfaches und effektives Mittel gegen den angeblichen Fachkräftemangel: „Geld und Freizeit“!!! Und dies haben viele Handwerksfirmeninhaber einfach noch nicht begriffen, dass man mit Mindesttariflöhnen und kostenlosen Überstunden bei garantierter Samstagsarbeit kein Personal mehr gewinnt.
Eine Sanitärfirma in unserer Region hat vor zwei Jahren konsiquent auf Viertagewoche mit garantierten Freizeitausgleich und Lohnausgleich umgestellt. Ich kenn ja den Inhaber persönlich, also Fachkräftemangel kennen die nicht mehr, die können sich die Bewerber regelrecht aussuchen, wobei vielen Bewerbern nicht das Geld, sondern die Zeit für ihre Familie und die Freizeit wichtiger ist.
Gut - Neubau machen die gar nicht mehr, da die davon nicht leben können und auch gegenüber die eingeschleusten Wanderarbeiter nicht konkurrenzfähig sind, das hat der Inhaber rechtzeitig erkannt und den Bereich abgeschoben. Diese Erkenntnis fehlt vielen Handwerksbetrieben einfach noch und da kann die HWK noch soviel die Fussgängerzonen plakatieren und auf die Studierenden schimpfen, die werden unter den heutigen Bedingungen nicht massenweise zum Handwerk überlaufen.
Ich arbeite ja auch schon seit Jahren auf 80%, also vier Tage die Woche. Das ist wie 45 Tage mehr Urlaub im Jahr und ich sage Euch: 20% Brutto weniger, macht ca. 10% Netto - Egal: Die freie Zeit ist so viel wertvoller, als das Geld!!! Dass ist denn auch irgendwie weg! Ich schaffe mehr meinen Garten, an meinem Haus und mal am WE von Do-So wegfahren geht immer.