Wasserfuehrender Kaminofen an Edelstahlschornstein

Diskutiere Wasserfuehrender Kaminofen an Edelstahlschornstein im Forum Blitzschutz, EMV, Erdung & Potentialausgleich im Bereich ELEKTRO-INSTALLATION & HAUSELEKTRIK - Hallo Community, das Thema Potentialausgleich und Blitzschutz fuer Edelstahlschornsteine wurde ja schon ausgiebig behandelt. Habe dennoch Fragen...
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Urs

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Hallo Community,
das Thema Potentialausgleich und Blitzschutz fuer Edelstahlschornsteine wurde ja schon ausgiebig behandelt. Habe dennoch Fragen. Folgende Situation:
In meinem Neubau (fast bezugsfertig) habe ich einen aussenliegenden Edelstahlschornstein montiert. Das Thema Blitzschutz und Potentialausgleich hatte ich nicht auf dem Radar und habe dort bislang noch nichts installiert. An den Schornstein soll ein wasserfuehrender Kaminofen angeschlossen werden; der hat 4 Stk. Kupferrohre vom Technikraum in den Ofen rein; an den Kupferrohren haengen Pumpen.

1) Habe ich nun eine Feuerstaette mit oder ohne elektrischem Anschluss? (Das Informationsblatt des BDH, VDE etc. unterscheidet hier, trift aber keine Definition der Kategorien).

2) Mir ist mittlerweile saumaessig unwohl bei der Vorstellung, was alles passieren koennte, wenn der Blitz in den Schornstein einschlaegt.

a) Ueber das Feuerungsrohr ist doch der gusseiserne Kaminofen direkt mit dem Schornstein verbunden und wuerde bei Blitzeinschlag voll "unter Strom stehen"; d.h. die x kAmps stuenden mitten im Wohnzimmer "zur Verfuegung". -> Elektromagnetische Schaeden an Geraeten? Brennendes Parkett? Toedlicher Stromschlag fuer denjenigen, der ungluecklicherweise gerade die Ofentuer in der Hand hat, um Holz nachzulegen...

b) Wenn ich den Schornstein ueber PA an den Haupterder anschliesse, dann wuerde ich doch den Blitzschlag noch im ganzen Haus verteilen?!?! Dann wuerde also auch noch derjenige getroffen, der gerade in der Badewanne aus Stahlemaile liegt, welche ueber PA geerdet ist und den Stromschlag dann auch abbekommen wuerde. Oder wuerde die 2,5mm2 Leitung durch den Blitz eh sofort vaporisiert werden und in der Badewanne kaeme nichts mehr davon an???

3) Wie koennte ich eine Blitzschutzanlage installieren? An den Fundamenterder komme ich von aussen ja nicht mehr ran, und einen Blitzableiter innen durch das Gebaeude zu fuehren, waere m.E.n. auch Quatsch. Der Aussenschornstein beginnt erst im 1.OG. Nun koennte ich eine Fangspitze auf den Schornstein setzen und eine Ableitung nach unten in den Garten fuehren und dort ca. 1 m tief im Erdreich versenken. Wuerde das ueberhaupt helfen??

Danke Euch fuer sachkundigen Rat! Was wuerdet Ihr machen?

Gruss,
U.
 
wie von elo22 geschrieben.

@ Urs:
Was bist du eigentlich von Beruf.
Beim lesen der Zeilen kommt mir unweigerlich der Begriff der sprichwörtlichen,
handwerklichen "eierlegenden Wollmilchsau" in den Sinn. ;-)
 
Urs schrieb:
1) Habe ich nun eine Feuerstaette mit oder ohne elektrischem Anschluss? (Das Informationsblatt des BDH, VDE etc. unterscheidet hier, trift aber keine Definition der Kategorien).
Der ungefährlichste Blitz ist der, der durch Blitzschutzmaßnahmen nicht ins Gebäude eindringen kann. Ist er erst mal im Haus nutzt er jeden Weg in Richtung Erde.

Urs schrieb:
2) b) Wenn ich den Schornstein ueber PA an den Haupterder anschliesse, dann wuerde ich doch den Blitzschlag noch im ganzen Haus verteilen?!?!
Dass separate Erder gefährlich sind und dem Prinzip des (Blitzschutz-)Potenzialausgleichs völlig zuwider laufen sollte mittlerweile unstrittig sein. Siehe ABB Merkblatt #19. Ein Blitz der einmal im Haus ist sucht sich -kontrolliert oder unkonstrolliert- seinen Weg gegen Erde.

Urs schrieb:
Oder wuerde die 2,5mm2 Leitung durch den Blitz eh sofort vaporisiert werden und in der Badewanne kaeme nichts mehr davon an???
Ein Blitz der einen 2,5 mm² Cu vaporisiert und sich danach in Wohlgefallen auflöst? :roll:

Blitz ist nicht gleich Blitz. In Blitzschutzklasse 3 sollte man sich gegen Transienten von 100 kA wappnen. Dies erfordert einen Drahtquerschnitt von mindestens 10 mm² Cu, wegen der geringeren Erwärmung sind für blitzstrombelastete Erdleiter 16 mm² Cu, 25 mm² AL oder 50 mm² Stahl Norm-Standard.

Urs schrieb:
3) Wie koennte ich eine Blitzschutzanlage installieren? An den Fundamenterder komme ich von aussen ja nicht mehr ran, und einen Blitzableiter innen durch das Gebaeude zu fuehren, waere m.E.n. auch Quatsch.
Arbeiten an Blitzschutzanlagen sind qualifizierten Blitzschutzfachkräften vorbehalten. Eine Blitzschutzanlage erfordert mindestens zwei Anschlussfahnen. Beim Neubau sind eigene Anschlussfahnen kein nennenswerter Kostenfaktor. Werden sie vergessen, sind teure Zusatzerder fällig, die alle mit der Hauserdung blitzstromtragfähig verbunden werden müssen.

Urs schrieb:
Der Aussenschornstein beginnt erst im 1.OG. Nun koennte ich eine Fangspitze auf den Schornstein setzen und eine Ableitung nach unten in den Garten fuehren und dort ca. 1 m tief im Erdreich versenken. Wuerde das ueberhaupt helfen??
Eine galvanisch verbundene Fangstange verhindert wirkungsvoll Ausschmelzungen am Kamin, gegen galvanische Blitzstromeintragungen ist der aber nur mit einer getrennten Fangeinrichtung gefeit. Eine blitzstromtragfähige normkonforme Direkterdung wäre für mich als Bewohner das Schutz-Minimum.

Fangstange und Erdleiter müssen normkonforme äquivalente Trennungsabstände gemäß DIN EN 62305-3 (VDE 015-305-3) einhalten. Da beim Bau keine kostengünstigen eigenen Anschlussfahnen vorgesehen wurden, bleibt nachträglich nur ein möglichst niederomiger normkonformer Zusatzerder der mit der HES verbunden werden muss. Ein einzelner Vertikalerder muss 2,5 m lang sein und mit 1 m Wandabstand senkrecht oder schräg bis 0,5 m unter Grund eingetrieben werden. Alternativ ist auch ein 5 m langer Banderder in 0,5 m Tiefe und mit 1 m Wandabstand normkonform.

Urs schrieb:
Was wuerdet Ihr machen?
Berechtigte Sicherheitsbedenken allein reichen nicht für Eigenleistungen im Blitzschutzbau aus. Such dir eine qualifizierte Blitzschutzfachkraft und mache einen Bogen um im Blitzschutzbau tätige Eisenbieger, welche die Trennungsabstandsformel

s = ki * kc/km * l

nicht aus dem Stand aufsagen können.
 
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