Wie kann man sich vor sowas schützen? Störlichtbogen beim Schalten

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Knogle

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Hallo Freunde ich grüße euch.
Ein Ereignis hat früher meine Ausbildung ziemlich geprägt, bzw. das war eigentlich der einzige Arbeitsunfall den ich hatte, glücklicherweise mit kleineren Verletzungen.

Ich war tätig im Kohlekraftwerk, und ich sollte einen Motor freischalten (500V Drehstromnetz), entsprechend war dieser abgesichert mit 3 NH Sicherungen 500A für eine Kohlemühle. Daher habe ich nachdem der Motor ausgeschaltet war, und das entsprechende Schütz abgefallen war, die NH Sicherungen gezogen, und alles war gut.
Strecke zwischen NH Sicherungen und Motor waren ca. 80 Meter NYY-Artig 3-Adrig mti PE-Geflechtsschirm, in einem anderen Gebäudekomplex.
Kurz darauf kam die Nachricht, der Motor sei instandgesetzt worden, und ich solle die Sicherungen wieder einsetzen. Problem war jedoch, in der dannach folgenden Leitung bestand ein Kurzschluss, da diese durch Schweißarbeiten beschädigt wurde von anderen Personen, das war mir nicht bewusst (Zwischen L1 und L2).
Also setze ich motiviert die NH Sicherung 1 ein, alles klappt, NH Sicherung 2, und wuummmms.... der Kasten samt NH Sicherungen und meinem NH-Handschuh und meinem Visier hat sich verabschiedet. Einige stärkere Verbrennungen habe ich erlitten, und die gesamte PSA hat sich komplett verabschiedet, bzw. ist in größeren Teilen geschmolzen, als auch mit flüssigem Kupfer überzogen worden. Dannach erstmal 6 Woche krankgeschrieben gewesen, glücklicherweise ist alles folgenlos verheilt.

Das ganze ist nun ein bisschen ausführlich geworden, aber ich frage mich da: Welches Vorgehen kann vor so einem Fall schützen, dass ich irgendeine Sicherung schalte, und dahinter ein Kurzschluss liegt? Demnach würde ich den Kurzschluss erst verursachen sobald ich die NH Sicherung reindrücke, und den Stromkreis schließe. Keine Verhaltensregel welche ich in der Ausbildung erlernt habe hätte mich davor bewahren können.
Ähnliche Vorfälle gab es bei uns in der Firma bereits einige Male davor, es wird fast überall bei der Absicherung ausschließlich auf NH Sicherungen, oder Schmelzsicherungen gesetzt (Bude aus der Vorkriegszeit.).
Kann man dort eventuell aus Sicherheitsgründen einen Austausch durch neuere Gerätschaften erzwingen? Bspw. NH-Trenner aufgrund des Risikos?

Vielleicht ist das auch mal eine interessante Anekdote zur Wichtigkeit einer vernünftigen PSA beim ziehen von NH Sicherungen, vielleicht auch beim HAK Zuhause.
 
PSA ist schonmal das erste was man tun kann.
Das hast du ja eindrucksvoll bewiesen.

Ansonsten Arbeitsanweisung, dass jeder Abgang vor dem Zuschalten auf Fehler überprüft werden muss.

Ob ein normaler NH-Trenner jetzt so viel abfängt, dass nichts passiert wäre, wage ich jetzt mal zu bezweifeln.
 
VDE einhalten, demnach sind Anlagen und Anlagenteile nach Instandsetzung vor Inbetriebnahme zu prüfen.

Ein einfaches Multimeter hätte für diesen Fehler wohl schon gereicht um einen Kurzschluß zu erkennen.

Zusätzlich sind NH Trenner nur Lastfrei zu schalten, besser sind Sicherungs-Lasttrennschalter wie z.B. Sasil Plus Leisten. Die Lasttrenner besitzen passende Funkenlöschkammern und verhindern damit ein Austreten der Funken aus dem Gehäuse.
 
Vor dem Wiedereinschalten die Leitung einer Riso Prüfung unterziehen.

Odin67
 
Ein einfacher Duspol hätte geholfen.
Bevor ich eine Messersicherung einsetze, prüfe ich, ob da eine Last anliegt - bei jeder einzelnen Sicherung.
Du hättest nach dem Einsetzen der ersten Sicherung 400V zwischen den beiden Kontakten der zweiten Sicherung gemessen und wärest gewarnt gewesen.
 
Da dort ein Motor dran hängt hätte er die 400V auch ohne den Kurzschluß an den anderen Abgängen gemessen und Drehstrommotoren schaltet man nur mit allen Phasen gleichzeitig ein.
Aber ein Einschalten darf eben nicht über den NH-Trenner erfolgen, denn das ist nur ein Trenner und kein Lasttrenner.

Widerstand messen und Werte auf Plausibilität prüfen.
Isowerte natürlich auch um Erdschlüsse zu erkennen.
 
Da dort ein Motor dran hängt hätte er die 400V auch ohne den Kurzschluß an den anderen Abgängen gemessen

Ich habe ja nun schon vieles gesehen, aber ein Drehstrommotor, der über drei einzelne NH-Sicherungen _geschaltet_ wird, gehört definitiv nicht dazu.

Er hat ja auch geschrieben, dass da ein Schütz gibt.

Entweder ist das Schütz vor den Sicherungen (dann wäre es extrem fahrlässig gewesen, die Sicherungen bei eingeschaltetem Schütz einzusetzen), oder das Schütz ist dahinter (dann hätte man mit dem Duspol die anhängende Last - egal ob Motor oder Kurzschluss erkennen müssen).

500A Sicherungen unter Last einzusetzen ist schon sehr mutig - ob mit oder ohne Kurzschluss.
 
Also so hatte ich es jetzt verstanden, daß an den Sicherungen direkt der Motor dran hing, Zeichnung wäre da besser gewesen.
 
daß an den Sicherungen direkt der Motor dran hing

Es wäre wahnsinnig, dann den Motor unter Spannung mittels Einsetzen der drei Sicherungen zu schalten.

Ich habe mal 50A-Neozed-Sicherungen für einen Kompressor eingesetzt.
"Haben Sie den Kompressor ausgeschaltet?" - "Ja, Schalter ist aus."

Erste Sicherung eingeschraubt, alles gut.
Als die zweite Sicherung Kontakt bekam, gab es intern den Lichtbogen und ich habe intuitiv die Hand weggezogen. Hätte ich mutig weiter festgeschraubt, hätte es bis auf den auslösenden Motorschutz kein Problem gegeben. So hat es das Neozed-Element leider erwischt und die Abdeckung der Verteilung noch dazu.

Den Pulverlöscher hatte ich da schon in der Hand, aber es war ja alles aus selbstverlöschenden Materialien.
 
Mal noch eine zusätzliche Gefahr dabei wenn der Sicherungseinsatz fehlerhaft ist.
Mir hat ein bekannter Fachmann mal berichtet:
In der NH Sicherung wurde der Sand in der Produktion vergessen, bei einem eigentlich recht unspektakulärem Kurzschluß explodierte dann der Einsatz und zerlegte den kompletten Schaltschrank.
War zu der Zeit keiner im Raum, ansonsten hätte es noch schwer Verletzte gegeben.
 
Ich grüße euch.
Leider wurde der Vorfall nicht an die BG gemeldet, über entsprechendes Equipment zur RIso Messung verfügen bei uns leider nur die anderen Abteilungen, nicht die Elektriker auf Schicht welche dann schalten müssen (Zum Glück bin ich nun fast 2 Jahre nicht mehr bei dem Unternehmen).
Der Aufbau bei unserem 500V Drehstromnetz war im Grunde wie folgt: Trafo 10kV --> 500V Netz. 3 Phasiges Netz ohne Neutralleiter, IT-Netz auf Sammelschienen, dann 5m vom Trafo weg auf die andere Wandseite die entsprechenden NH Kästen für die Abgägnge, sahen so aus wie ein gewöhnlicher "HAK". Dort ging es auf die 500A Sicherungen, dann weiter zum Schütz und von dort auf den Motor (Übrigends kein Motorschutz vorgesehen).
Weiterhin werden ausschließlich pneumatische Schütze eingesetzt.

Hier mal ein Bild vom Trafo, und der "Dokumentation" welche ich für die damalige Ausführung erhalten habe.

1.jpg 3.jpg 2.jpg
 
Das ist Mal ein kleiner Trafo.
3MVA. Nicht schlecht.

Naja so sahen bzw sehen die Pläne von damals eben aus. Die sind teilweise sogar von Hand vom Elektriker persönlich gezeichnet, dort sieht man aber teilweise besser wie etwas zusammen gehört wie bei den modernen. Ich mag das alte Pergament:oops:.
 
Und die Krankenkasse hat keine blöden Fragen gestellt?
Ungewöhnlich!
Spätestens der behandelnde Arzt hätte das als Arbeitsunfalls erkennen und melden müssen.
Beim Arbeitsunfall gehst du sowieso direkt zur BG ins Krankenhaus und bekommst so ziemlich alles was so möglich ist. Am ende ein menschlicher Fehler vielleicht ist es den Schnarchnasen im Büro nicht aufgefallen, für die war nur wichtig das er die PSA getragen hat.
 
Mal ne Frage, wie sieht das bei den Stadtwerken aus?
Da gibt es noch viele alte Schränke mit offenen schaltleisten, da wird ja auch über NH Sicherungen zugeschaltet, da kann es ja auch mal passieren das man mit einer 200a auf einen kurzschluss schaltet im Fehlerfall?
Bin nur mal so neugierig
 
Joa kann passieren, wie verbauen hauptsächlich offene Sicherungsleisten. Das man mal auf ein Kurzschluss schaltet passiert einfach. NH Sicherung löst aus gut kann durch Überlastung entstanden sein oder halt durch ein Kabelfehler, da bleibt dir erstmal nichts anderes mehr übrig als eine neue NH Sicherung Einzusetzen. Wenn man dann doch mal auf ein Kurzschluss Schalter wackelt ebene mal die Sammelschiene, da ist dann eine gute PSA gefragt, anderes setzen wir keine Sicherungen ein. Wenn es mal gar nicht anderes geht wird ebend mal der Trafo auf der Mittelspannungsseite ausgeschaltet.

Wir ziehen die NH Sicherung auch unter lasst, man kann ja schlecht bei jeden Klingeln und sagen bitte mal alles Ausschalten.
 
Nimmst du zum ,,testen,, eine kleinere Sicherung und wenn ja welche größe? Oder nimmst du immer gleich die größe die Vorher drin war?
 
In der Regel die gleiche die drinne war, Sofern man diese mit hat. Sonst die nächst größere, kleinere ehr nicht .
 
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