Es ist auch ein müssiges Thema ...
Also, die Werte, mit denen man es i.d.R. zu tun hat, entstammen den Tabellen der DIN VDE 0298-4. Um zu verstehen, was diese Norm aussagt muss man ein wenig nachdenken und auch wirklich alles lesen, denn die Tabellen allein sind nur die halbe Wahrheit.
Es steht z.B. in 4.2 dieser Norm geschrieben, dass die genannten Größen Empfehlungen sind, die für die zugrunde liegenden Betriebsbedingungen und den Kurzschlussfall gelten.
Jetzt muss de geneigte Leser erstmal Hirn und Augen in Betrieb setzen und über "Betriebsbedingungen" stolpern, denn diese sind vielfältig.
Was macht man also um nicht 298.549 mögliche Konstellationen von Betriebsbedingungen zu schaffen? Man gruppiert - So sind z.B. die Referenzverlegearten entstanden. Allein die DIN VDE 0100-520 listet in Tabelle 52H fast 50 Verlegearten auf, die auf diese 9 Referenzverlegearten reduziert werden mussten. Und es gibt weitere Methoden Leitungen zu verlegen ...
Wie stellt man also sicher, dass bei Anwendung der Tabellen kein Murks entsteht? Man geht vom schlechtest möglichen Fall aus! So ist Verlegeart C z.B. für die Verlegung auf einer Holzwand ausgelegt. Zweifellos leitet Mineralischer Putz die Wärme besser ab, aber C umfasst Auf der Wand - auch auf einer Holzwand.
Der selbe Fall bei der Betriebsart. Bis auf eine Extra Tabelle für Schweißleitungen sind alle Tabellen auf eine Betriebsart ausgelegt: Dauerbetrieb. Egal wie lange, es ist immer, durchgehend, die maximale Stromstärke tragbar. Wenn das 3x1,5mm² 21A Strombelastbar sein soll, dann kann es dieser 21A auch Wochen, Monate- oder Jahrelang leiten ohne zu heiß zu werden. Die Norm definiert in 5.3.1 den Dauerbetrieb so, dass ein Betrieb mit konstantem Strom bis zum Beharrungszustand, an dem keine Temperaturänderung mehr erfolgt, erreicht wird.
Was ist jetzt der Vorteil/Sinn dieser Tabellen? Wie bei jeder Norm: Wenn die Anlage hiernach errichtet wurde, ist davon auszugehen, dass sie in jedem Betriebszustand sicher zu betreiben ist. Nicht mehr und nicht weniger. Denn diese Tabellen decken den schlechtest bekannten Zustand ab - Volle Kanne Dauerstrom auf schlecht Wärmeleitendem Grund. Ob es im vorliegenden Fall besser ist, weil nicht der maximal mögliche Strom fließt, nur sporadisch oder das ganze auf eine Metallwanne getackert wurde die mit Flüssigkühlung auf 20°C gehalten wird - das interessiert die Norm nicht.
Diese Norm ist aber nicht unumgänglich auf die publizierten Tabellen fixiert. Es gibt eine ganze Reihe von Ausnahmen - und alle haben eins gemeinsam: Planer oder Errichter haben dafür einzustehen, was da gebaut wird. Ob man nun rechnet, simuliert, Annahmen trifft, oder "aus Erfahrung macht" ... zu allem Überfluss gibt es noch so Passagen in der Norm mit der Anmerkung "Diese Thematik wird von CENELEC noch untersucht." ... Wer von der aufgezeigten Strombelastbarkeit abweicht, muss es auch selbst verantworten. Und das muss jeder mit seinem Fachwissen und Erfahrungen für sich in Einklang bringen.
Was meine Erfahrung/Meinung dazu ist, habe ich bereits durchscheinen lassen - aber am Ende ist es die Entscheidung des Planers/Errichters und auch dessen Verantwortung.