Drehmoment bei LSS Schaltern

[geforce28]

Moin Zusammen.

Bin seit einigen Tagen Besitzer eines Wiha Drehmoment Schraubendrehers..

Bei Hager + ABB Leitungsschutzschaltern sind 2,8nm angegeben.
Ich stelle fest, dass 2,8nm doch wirklich viel sind, denn alle Kontakte in meiner Unterverteilung sind zu schwach angezogen gewesen, obwohl ist "gut Handfest" angezogen hatte...

Wo ich jetzt aber ein wenig unsicher bin ist, ob da wo feindrähtige Leitungen mit Aderendhülsen verwendet werden auch wirklich 2,8nm angezogen werden soll.. ?
Finde keine Unterschiedlichen Drehmomente bei Feindrähtigen Leitungen mit Aderendhülse...

Wenn ich jetzt aber wirklich 2,8nm anziehe ist die Aderendhülse dermaßen "zerquetscht"... Kann das wirklich richtig sein ?

In der Firma bin ich übrigens der 1. der einen Drehmomentschraubendreher hat... Und diesen habe ich sogar privat angeschafft...

 

[patois]

In der Firma bin ich übrigens der 1. der einen Drehmomentschraubendreher hat...

Hat es da nicht großes "Gelächter" gegeben ?

 

[eFuchsi]

Alsm ich noch im Schaltschrankbau arbeitete, hat ein Stabschrauber mit Drehmomenterinstellung kein Gelächter ausgelöst.

 

[geforce28]

So sieht eine 2,5er Endhülse dann aus, wenn mit 2,8nm festgezogen wird... ...
Soll das wirklich so sein ?

 

[Pumukel]

Das Drehmoment das der Hersteller angibt ist das Nenndrehmoment also 2,8 Nm.

 

[geforce28]

Also ist 2,8 so okay mit Hülse ?

 

[Joh]

der Herr Siemens sagt bei LSS 2,5 - 3 Nm bei 0,75 - 25 mm² feindrähtig / 0,75 - 35 massiv / mehrdrähtig massiv.
Ist schon eine Spanne!

Man orientiert sich wohl eher an der max. Belastbarkeit des Gewindes als an der AEH und am Draht bzw. der soliden Verbindung.
Also darf auch die EFK noch etwas mitdenken. )

So lange nichts passiert ist man mit seinem Gefühl besser dran.

Zugegeben, eine Liste mit abgestaffelten Anzugsmomenten führt dazu, daß das Fabrikat verweigert wird.

 

[geforce28]

JA was denn nu ?

Im Netz machen doch alle so ein Ding aus dem richtigen Drehmoment...
Und jetzt soll man doch besser nach "Gefühl" gehen...?

Dann hab ich wohl all die Jahre ohne den Drehmoment alles richtig gemacht und die Anschaffung war für die Katz ?

 

[Joh]

Ja, der Gelernte hat gelernt wo er richtig liegt.

Mal ist das Gewinde ausgerissen und mal war es nicht fest genug.
Prötzlich hat man den Dreh raus!
Ein Abgleich mit dem Drehmometer schadet nicht, jedoch das Handgelenk ist feinfühliger.

Der Ungelernte lernt es oft nie.

 

[Pumukel]

Nein Das Drehmoment sorgt dafür das der Kontaktdruck gewährleistet wird und wie schon gesagt ist das das Nenndrehmoment ! Was denkst du warum im Schaltschrankbau Drehmomentenschlüssel verwendet werden? Richtig weil das Gefühl da völlig ungeeignet ist. Die Gefahr eine Schraube zu fest oder zu locker anzuziehen ist viel zu hoch. Du kannst ja mal versuchen 50 Schrauben immer gleich fest anzuziehen. Das wird dir nie gelingen ohne Drehmomentschlüssel.

 

[Joh]

Zugegeben ohne richtiges Moment geht es nicht, das ist jedoch ein Nennwert mit Toleranz.
Alles innerhalb der Toleranz muß jedoch funktionieren sonst krankt das System.

Dem Ungeübten gelingt es nicht mal mit dem Drehmomentschlüssel das Moment richtig aufzubringen.
Man kann verkanten, falsch abstützen und mehr.
Nachkalibrieren , Nachprüfen ist auch gerne ein Thema.

Es ist richtig daß insbesonders bei Starkstromleitungen / Hochstromanwendungen und in der Serienfertigung mit Angelernten Kräften das Drehmoment passen muß und kontrolliert aufgebracht sowie oft auch nachkontrolliert wird.

Bei der Hausinstallation ist man da noch toleranter. Übung, Erfahrung und tägliche Praxis führen auch zu guten Ergebnissen.

 

[Pumukel]

Ich mach jede Wette mit das du bei 50 Schrauben mit der Hand max 10 richtig anziehst mit Drehmomentenschlüssel sind es 50 ! Übrigens werden in der Serienfertigung auch die Drehmomente kallibriert . Warum wohl ? Ein Kalibrierung des Gefühls ist unmöglich!

 

[geforce28]

Ich frage nochmal:
Also ist es "normal" / "okay", dass eine Aderenthüle mit 2,8NM so aussieht, wie auf den Fotos oben ?...

 

[Joh]

@Pumuckel
Ich wette nicht.
Kann Dir jedoch bestätigen, daß ich weit über 100 000 Befestigungen mit Drehmomentschlüssel ausführte und ebenso viele per Hand. Bei beiden Methoden war die Fehlerquote nahe Null jedoch nicht Null.

Meine Alufelgen ziehe ich seit Jahrzehnten mit Drehmometer an und nach 100 km kontrolliere ich. Stelle immer wieder mal eine Nachsetzen fest.
Früher habe ich Stahlfelgen imme nur von Hand angezogen. Das hat immer gepaßt.
Zugegeben ist der Befestigungsmechanismus zwische Stahl und Alu ein Anderer.

 

[Joh]

@geforce28

schaut nicht so toll aus, man könnte den Hersteller des LSS fragen.

So eine kleine Hülse wird natürlich auch von Hand stark gepreßt, das Moment ist theoretisch ja gleich. Hab oft selbst überlegt wenn ich wieder löste.

Es gibt jedoch auch Aderendhülsen verschiedener Hersteller mit verschiedenen Härtegraden, verschiedene Pressmethoden usw., da könnte man auch optimieren.

Man kann noch viele Merkmale auflisten, welche einen Einfluß haben und man wundert sich daß es doch weitgehend gut funktioniert.

Von der Vorgabe her muß 2,8 Nm passen und das wird es auch. Wenn gelöst werden muß, ist eine neue AEH aufzupressen und Alles ist wieder gut.

Wie heißt es so schön:
In begründeten Einzelfällen darf die Fachkraft von der Vorgabe abweichen, muß es jedoch selbst verantworten. (Lachnummer)

 

[Strippe-HH]

Ich hatte mit sowas kaum gearbeitet außer wenn es um größere Querschnitte geht so wie mit 95mm²
Dafür hatte ich einen Steckschlüsselkasten im Wagen gehabt.
Wenn ich Schrauben in der Installation angezogen hatte, denn per Hand und die waren 30 Jahre später noch fest gewesen.

 

[TechnikerBW]

Ich hatte mit sowas kaum gearbeitet außer wenn es um größere Querschnitte geht so wie mit 95mm²
Dafür hatte ich einen Steckschlüsselkasten im Wagen gehabt.
Wenn ich Schrauben in der Installation angezogen hatte, denn per Hand und die waren 30 Jahre später noch fest gewesen.

Es geht auch nicht nur darum, dass die Schrauben nicht fest genug sind, sondern, dass sie zu fest sind und dadurch das Material geschädigt wird.

Wirklich korrekt gearbeitet wird nur, wenn mit Drehmoment angezogen.
Sicher sind 99% der Verbindungen, welche mit der Hand angezogen wurden, nicht direkt fehlerhaft. Allerdings ist es gerade in der Industrie gefordert. Wieso? Weil die menschliche Hand eben nicht geeicht ist und keine Wiederholgenauigkeit besitzt.

 

[Strippe-HH]

Wie sagt man doch so schön; nach fest kommt ab.

 

[geforce28]

Also ich muss sagen, die 2,8nm mit dem Drehmoment, da muss man sich schon wirklich abkämpfen bis es klackt… (meine Meinung) ich hätte die per Hand niemals So fest angezogen…

Aber nochmal die Frage in die Runde:
Dass die Aderendhülsen so aussehen ist ok?
Oder doch lieber weniger NM ?

 

[RIK]

Mal anders gefragt. Wo genau hast du die denn geklemmt? Sieht nach Schraubklemme aus. Klemmstein? HLAK? Ich kenne von aktuellen LSS eigentlich nur noch die üblichen Fahrstuhl-/Bügelklemmen.

Generell soll es ja so sein, dass das Aderende ordentlich Kontaktdruck bekommt. Wenn deine Klemme jetzt im Verhältnis zum Aderquerschnitt wesentlich größer ist, sieht das wie bei deinem Beispiel halt salopp gesagt scheiße aus. Macht eigentlich nix. Die AEH tut ihren Job, hält die Litze beisammen und ist nirgendwo eingerissen. Also im Prinzip alles gut. Nur ist deine Kombination aus Klemme und Leiterquerschnitt wohl nicht so ideal.