Es ist leider so, daß sich heutzutage eine ziemliche "ist-mir-egal" - Einstellung durchgesetzt hat. Sprich: Rückmeldungen, "hier stimmt etwas nicht", finden oft nicht statt.
In einer großen Spritzgießerei in Bünde habe ich einmal ein junge Frau an einer Maschine gesehen, die die Teile, die aus der Spritzgießmaschine kamen, nach der Abkühlung in Kartons packen sollte. Nun stand die Maschine. Orange Bitzleuchte, Display zeigt "Massepolster zu klein". Ich will eigentlich den Betriebsleiter anrufen, werde aber selbst angepiept und muß weg. Zweieinhalb Stunden später bin ich zurück, die Dame steht immer noch an der Maschine, mit immer noch der gleichen Störung.
Willkommen in der Realität.
Ich möchte als nichttechnisches Thema das nur ganz kurz anreissen. Wie sind denn die Mitarbeiterinnen geschuld, werden diese auch entsprechend durch laufende Schulungen uptodate gehalten oder sind sie einfach nur ein Kostenfaktor der "funktionieren" muss. Die Arbeitsqualität der Mitarbeiter*innen spiegeln oftmals die Wertung ihrer Arbeitgeber wider. Wenn ich dann auch noch so Aussagen in einem öffentlichen Forum lese wie "...ihr kennt ja die Weiber..." brauch ich mir nicht lange Gedanken machen wie da die Verhältnismäßigkeiten sind.
Das hat auch nix mit Realität zu tun. Beispiel, im Fertigungswerk Eisenach von PSA (ehm. Opel) im Bodyshop und Paintshop liegt der Frauenanteil bei sicherlich 20% in Produktion wie auch wie auch in der Instandhaltung. Da wird du solche Aussagen wie von dir sicherlich nicht hören. Warum? Weil das stetig geschultes Personal ist, das auch die Wertschätzung ihrer Werksleitung bekommt und entsprechend "kultiviert" sind. So, genug davon...
Dann will ich auch mal auf die technische Seite eingehen...
Der Meister möchte für unsere Exzenterpressen Schmelzsicherungen einstzen. Denn: Die fliegen sicht so oft 'raus.
Es spricht erstmal nichts gegen Schmelzsicherungen, wobei ich grundsätzlich ab 35A keine Neozed mehr verwenden würde. Gründe hierfür sind tatsächliche thermischer Natur, deswegen ab 35A NH. Ich weiss ja nicht welche Neozedelemente Verwendung finden sollte, aber solche Popeldinger fürn 10er aus dem Baumarkt haben auch nix in Gewerbeanlagen zu suchen.
Was heisst die fliegen nicht so schnell raus? Wenn der Leitungsschutz, und nix anderes sind die Neozed/NH, rausfliegt dann stimmt wohl was mit dem angeschlossenen Gerät/Anlage nicht oder falsch ausgelegter Anschluss. Auch hier ein klassisches Beispiel. CEE16A 3P/N/PE abgesichert mit 3x16A LSS, Gerät mit eigener Steuerung, Eingangsabsicherung 3x10A LSS. Man finde den Fehler...
Deswegen sind, und gerade in so einem Umfeld wie da deine, Anlagenanschlüsse zu planen und nicht zu "schätzen".
Ich persönlich würde die meiden wie der Teufel das Weihwasser:
- gerade die Neozed-Einsätze werden knallheiß
- Ersatzsicherungen sind nie da, wenn man sie braucht
- Paßstücke: Irgendein Arschloch schraubt die immer heraus.
- sie brauchen viel Platz im Schrank
- man kann sie nicht koppeln. Gerade aber bei Motoren ist das wünschenswert.
Ich finde es nämlich unschön, wenn ein Drehstrommotor auf zwei Phasen "weiterhumpelt".
Bei einigen Pressen ist der Steuertrafo zwischen zwei Phasen angeschlossen,
da entstehen dann besonders schöne Effekte.
1. ja, wenn falsch ausgelegt und/oder größer 35A mit Dauerbelastung, man muss eine 16A CEE mit unbedingt dauerhaft mit 16A belasten...entsprechend Anschluss passend auslegen
2. Organisatorisches Problem, wenn jeder an allem rumfummeln darf und kann, ja was soll man da sagen...Zugänge zu elektrischen Schalträumen/Verteilern entsprechend beschränken
3. siehe Punkt 2
4. und du meinst wenn ein 16A Automat Backe an Backe sitzt und unter Volllast betrieben wird, gibt es keine thermischen Probleme. Im Gegenteil, je mehr Platz umso besser die Abführung der Wärme. Deshalb sind auch thermische Berechnungen für Schaltschränke unabdingbar. Insbesondere was das Thema Hensel-MI Kisten betrifft...Lösung ist Planung, Planung, Planung
5. Wenn ich direkt Motoren an einem Anschluss betreibe, dann muss dieser entsprechend abgesichert sein. Ist der Motor steckbar an jede CEE-Steckdose anschliessbar, dann muss dieser Schutz nach dem Stecker am Motor erfolgen. Gibt da ausreichend Möglichkeiten dies umzusetzen, zumal ja auch eine Steuerung für den Motor vorhanden sein muss...Auch hier die Lösung Planung, Planung und nochmals Planung
Auch was das mit den 400V Steuertrafos betrifft, fliegt der Leitungsschutz ist der Anschluss nicht auf die Anlage/Maschine ausgelegt. Weiterhin würde ich niemals, aber auch niemals auf die Idee kommen einen 2- oder 3phasen Steuertrafo ungesichert im Schaltschrank verbauen. Sollte Anlagen/Maschinen besonders empfindlich sein, dann ist da eine Phasenüberwachung einzubauen.
Die zu versorgenden Antriebe HABEN in den kleineren Pressen hat um die zwei KW.
Die laufen zwar gegen das polare Massenträgheitsmoment des Pressenschwungrades an,
aber mit einer Übersetzung von etwa 1:25. Den kann man direkt anlaufen lassen.
Da muß es doch einen geeigneten 3-fach - LS dafür geben ?
Auch hier, es muss doch eine Steuerung für die Pressen geben, folglich auch einen entsprechenden Schaltschrank. Der gehört gescheit gemacht, dann ist der Direktanlauf von 2KW kein Auslösegrund für den Leitungschutz der Zuleitung zu dem Schaltschrank.
Die größeren Motoren, bspw. die der hydraulischen Pressen, laufen mit 20-30 KW im Stern/Dreieck an,
zwar mit fest gekuppelter Hydropumpe, aber offenem Rücklaufventil. Der Motor muß also beim An-
lauf nur seine eigene Trägheit überwinden.
Auch hierfür gibt es doch "K"-Automaten ?
20-30KW im Direktanlauf ist schon sportlich, würde ich persönlich nicht mit einer Stern-Dreieck direkt starten. Das die Hydraulik einen Neutralumlauf hat ist selbstredend, versuch mal so ne Pumpe unter Last anzustarten, das muss man nicht extra erwähnen. Angesehen davon, bei jedem Anlauf haust du dir zweimal die Lastspitzen ins eigene Netz, da brauchste dich nicht wundern wenn das Netz dann aus Boshaftigkeit sauer reagiert.
Guter Punkt. Der Elektromeister möchte Neozed, ich möchte eher 3 gekoppelte 16A - Automaten (in der Variante für hohen Anlaufstrom mit Hilfskontakt), Verkabelung zur Maschine mit 2,5mm² und 16A-Steckdose. "Drinnen" im Schaltschrank sitzt ein Motorschutzschalter, der etwa auf 2 A eingestellt ist -- die kleinen Exzenterpressen haben typischereise einen 2 KW - Antrieb. Da sollte es eigentlich kein Problem mit der Selektivität geben.
DU wirst selbst sehen das 3x16A Absicherung Leitung, 2KW Presse, 2A Einstellung Motorschutzschalter und Selektivität "gut" irgendwie nicht so richtig zusammen passen. Funktioniert das? Klar, selbst wenn Neozed-Sicherungen verbaut sind, würde die 16A bei einem 2KW-Verbraucher sicherlich nie fallen. Fallen die trotzdem, scheint ja was nicht zu stimmen. Und nein, "richtige" Motorschutzschalter sind nicht selektiv zu Leitungsschutzschalter. Deswegen gibt es zb. Leistungsschalter als Gruppenabsicherung und Motorschutzschalter als Motorabsicherung. Dieser ist natürlich auf den entsprechenden Nennstrom einzustellen, und nicht pauschal irgendwie zu schätzen.
Wir haben allerdings auch größere Maschinen, die aber typischerweise dann an einem Freuenzumrichter hängen und stärker versorgt werden.
Hmm..tauchten in deiner ersten Aufstellung so nicht auf, ist aber auch gleich. Denn ausschlaggebend ist die Anschlussleistung und die Anschlussbedingungen der Anlage/Maschine, darauf wird die Leitung und der Leitungsschutz dimensioniert. Nochmal, wenn der Leitungschutz fällt, und das öfters, ist die Planung für diese Leitung falsch ausgeführt worden.
Braucht es wirklich "Programme" von Siemens oder ABB, um eine Stromversorgung für eine 2KW - Presse auszulegen ? Mein Hintergedanke ist eine gewisse Vereinheitlichung im Betrieb, d.h. 16 A - Steckdosen auch mit 16 A abzusichern und 32 A - Steckdosen halt mit 32 A.
Nein, braucht es nicht. Es braucht aber eine Instanz die die elektrische Energieversorgung abbilden und auslegen kann. Da kann eine Software hilfreich sein. Das mit dem Vereinheitlichen ist auch positiv zu bewerten, deswegen darf man aber nicht das Pferd nicht verkehrt herum aufzäumen.
Und egal, welchen Betrieb wir beauftragen: Ein Elektromeister sollte das doch rechnen und dokumentieren können ?
Ja und nein.
Kann ich dir so eine Anlage durchplanen? Ja, kann ich.
Kann ein Elektromeister der im Handwerk arbeitet dir so eine Anlage durchplanen? Vermutlich nein. Aber er kann dir die Anlagen vor Ort bei dir nach Planung installieren und in Betrieb nehmen, und alle nötigen Messungen machen.
So, ewig langer Text, ich lese den auch nicht nochmal Korrektur, wer Rechtschreibfehler findet darf sie behalten ^^
Zusammenfassend gesagt, such dir einen kompetenten Partner der die Planung mit dir, deinem Unternehmen und alles nötigen Personen durchführt. Dann such dir einen Elektrobetrieb, zb. den von dir angesprochenen Meister, der die Planung dann ausführt. Alles andere wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht das Ziel erreichen, was angestrebt wird.