Wir verwenden teils Hauptschulaufgaben in Einstellungstests und selbst dass Schaffen Sie nicht. Ausgelernte Fachkräfte sind auch schwer zu bekommen. Ich denke wir müssen dieses Jahr wieder eine Nullrunde bei den Azubis fahren. Das tut mir eigendlich im Herzen weh.
Das ist das Problem heutzutage in vielen Handwerksbetrieben. Einerseits wachsen die Anforderung an der theoretischen Ausbildung - bei Strom wird ja später auch mit komplexen Zahlen gearbeitet. Andererseits werden die Arbeiten in der Praxis immer stupider da immer mehr gleiche Arbeiten ausgeführt werden. Die Handwerksbetriebe müssen sich auch immer weiter auf bestimmte Sachen spezialisieren, um am Markt bestehen zu können, bzw ihre Teams auf bestimmte Aufgaben ausrichten.
Beim E-Handwerk bedeutet dies, es gibt kaum noch Betriebe wo Aufgaben für Einzelne, die von der Planung von Neubauten, über Arbeiten in Bestandsbauten bis hin zur Reparatur von Haushaltsgeräten reichen. Gerade die Haushaltsgerätesparte wurde durch aggressive Marketing der „Geiz-ist-geil“-Gruppe plattgemacht und abgestoßen. Und dies hat sich denn später fotgesetzt.
Ich kenne eigentlich fast nur noch hochspezialisierte Handwerksbetriebe im Neubausektor auf den Markt, die machen nur noch sowas. Die sind in ihrem Bereich sehr gut, sehr schnell und können ihre Dienstleistung trotz guter Marge günstig anbieten und verdrängen dadurch die Universalfirmen. Die einen machen eine Betondecke nach der anderen - jeden Tag eine auf einer anderen Baustelle. Morgens kommen - abends fertig. Bei größeren Objekten denn vielleicht zwei.
Ausgebildete EFK-Teams ziehen einen Neubau nach dem andern durch. Einer schäumt oder gipst die Dosen ein, andere ziehen Leitungen ein und takern diese fest. Durchgeschlitzt haben vorher schon andere. Nach paar Wochen nochmal hin, verdrahten, Verteilung setzen und Geräte einbauen, was nicht unbedingt die gleichen machen. Nächster Bau!
Ausgebildete Kaufleute, sitzen beim Discounter am Fließband und ziehen eine Ware nach der anderen über den Scanner, zwischendurch dürfen die sich etwas bewegen in dem die die Regale auffüllen. Wäre es nicht so, wäre des Discounter kein Discounter und teurer.
Für die Ausbildung vieler Handwerksberufe werden heutzutage meist gute mathematische Kenntnisse, analytisches Denken und gutes Lese- und Auffassungsvermögen benötigt, bei Kundenkontakt idealerweise auf Deutsch, um diesen Beruf auch erfolgreich abschliessen zu können. Also Leute die ihr Gehirn nutzen wollen und können und auch müssen. Und jetzt kommen die in einen Beruf, wo die eigentlich dies nicht benötigen, aber ihr Gehirn verlangt weiter Futter.
Für mich wäre es die absolute Höchststrafe, beim Discounter am Kassenband zu sitzen und endlose Kundenströme abzuarbeiten oder auf dem Fußboden herumzurobben, um dort endlose Leitungsbündel zu ordnen und festzutackern. Und die Krux ist doch, je interessanter der Job, um so weniger direkten Druck hat man, um so besser wird dieser bezahlt - und das in ganzzahliegen Größenordnungen. Dies müsste umgekehrt sein, aber ist in den letzten Jahren bei den Einstiegsgehältern eher anders herum erfolgt und das in einer solch starken Weise, dass selbst der früher verschmähte ÖD heutzutage trotzt Verschlechterung der Einstiegsgehälter bei der Umstellung vom BAT auf TÖVD besser bei besseren Rahmenbedingungen bezahlt.
Wundert es überhaupt noch jemanden hier, wenn die zahlenmäßig immer kleiner werdende Anzahl an Intelligenz abwandert? Auch wenn die Jugendlichen in der Gesamtheit immer unbrauchbarer werden*, sind die heutzutage sehr gut vernetzt und unterhalten sich und wissen über das Sonntagsgerede auf div. Azubi-Stellenplakaten und Burufsbildungsmessen.
*) Für die Nennung der tatsächlichen Ursachen müsste ich mich stramm in die rechte Ecke stellen oder so wie Sarah Wagenknecht die Finger in die Wunde der Gesellschaft legen.