Blitzschutz - allgemeine Frage

Diskutiere Blitzschutz - allgemeine Frage im Forum Blitzschutz, EMV, Erdung & Potentialausgleich im Bereich ELEKTRO-INSTALLATION & HAUSELEKTRIK - Nachdem ich null Erfahrungen auf dem Bereich habe - vor allem bei den Auswirkungen eines Blitzschlags - wollte ich hier mal was fragen um etwas...
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Harry Hole

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  • #1
Nachdem ich null Erfahrungen auf dem Bereich habe - vor allem bei den Auswirkungen eines Blitzschlags - wollte ich hier mal was fragen um etwas Gefühl dafür zu bekommen.
Heute hat man ja üblicherweise einen Blitzschutz am Dach. Ableitungen die dann mit einem Ringerder im Erdreich verbunden sind und der Anlagenerder hängt auch drann. Sprich: alles verbunden.
Was genau passiert "ungefähr" wenn bei sowas ein Blitz einschlägt und was wird höchstwahrscheinlich von der Anlage beschädigt und was eher nicht ?
Kann man Schäden an fest angeschlossenen Geräten (z.B. Maschinen mit Drehstromanschluss) durch allpolige Abschaltung (LS+N und / oder FI) zu 100% ausschließen ?
Können auch fest verlegte Leitungen (NYM 1,5 oder 2,5) beschädigt werden ?
Üblicherweise hat man ja div Sicherungen hintereinander verbaut. Zu letzt - vor dem Endverbraucher - LS, FI, oft auch Trennschalter mit Neozed Sicherung usw. In welchem Umfang erreicht man dadurch eine gewisse Schutzwirkung von Leitungen bzw Endgeräten ?

Ich weis das Blitze sich von der Stromstärke stark unterscheiden, jeder Fall anders ist, aber bei den vielen Fachleuten hier gibts sicher welche die schon Erfahrungen Anhand von Schäden haben und ein paar Worte aus der Praxis beitragen können.
 
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  • #2
Nachdem ich null Erfahrungen auf dem Bereich habe - vor allem bei den Auswirkungen eines Blitzschlags - wollte ich hier mal was fragen um etwas Gefühl dafür zu bekommen.
Heute hat man ja üblicherweise einen Blitzschutz am Dach. Ableitungen die dann mit einem Ringerder im Erdreich verbunden sind und der Anlagenerder hängt auch drann. Sprich: alles verbunden.
Blitzschutzsysteme sind baurechtlich nur für bestimmte Gebäude vorgeschrieben und normativ sind außer Fundament- und Ringerdern vom Typ B auch Erder vom Typ A oder Kombinationen davon zulässig. Blitzschutzsysteme sind einschleißlich der frewiwillig erstellten bei uns eher unüblich.
Was genau passiert "ungefähr" wenn bei sowas ein Blitz einschlägt und was wird höchstwahrscheinlich von der Anlage beschädigt und was eher nicht ?
Es gibt, wie du doch selbst schon weißt, nicht "den" Blitz. Folglich hängen die Schadenshöhen von mehreren Faktoren wie
  • primär der Ladung/Stromstärke des jeweiligen Blitzes,
  • der Güte des äußeren Blitzschutzes,
  • ob es auch einen normkonformen inneren Blitzschutz bestehend aus Blitzschutzpotentialausgleich und energetisch koordinierten Überspannungsschutz gibt,
  • sowie Anzahl und Überspannungsfestigkeit der Endgeräte
ab.
Kann man Schäden an fest angeschlossenen Geräten (z.B. Maschinen mit Drehstromanschluss) durch allpolige Abschaltung (LS+N und / oder FI) zu 100% ausschließen ?
NEIN!

Denn selbst mit Optimalschutz mit getrennten Fangeinrichtungen und in LPL 1 bleiben Restrisiken, die von CIGRE bewertet wurden und in die Reihe IEC 62305 eingeflossen sind.
Können auch fest verlegte Leitungen (NYM 1,5 oder 2,5) beschädigt werden ?
Ab welcher Blitzstromstärke von Direkteinschlägen Leiter ihren Schmelzpunkt erreichen, kann man berechnen. Auch ab wann die nach VDE-Schriftenreihe # 6 an Bögen und Knickstellen kritische Temperatur für mechanische Zerstörung von 500 ° erreicht wird.

Ein Blick in den DEHN Blitzpaner macht schlau und meine Grafik mit der Leitererwärmung mag ich heute nicht schon wieder einstellen.
 
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  • #3
Üblicherweise hat man ja div Sicherungen hintereinander verbaut. Zu letzt - vor dem Endverbraucher - LS, FI, oft auch Trennschalter mit Neozed Sicherung usw. In welchem Umfang erreicht man dadurch eine gewisse Schutzwirkung von Leitungen bzw Endgeräten ?
Die genannten Schutzeinrichtungen bieten keinerlei Schutz gegen Überspannungen/Blitzschlag.
 
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  • #4
Die genannten Schutzeinrichtungen bieten keinerlei Schutz gegen Überspannungen/Blitzschlag.

Und wie kann man sich die Folgen bei einem durchschnittlichen Blitzschlag ungefähr vorstellen ?
Ich hab Null Ahnung was bei sowas und in welchem Ausmaß kaput geht.
Habt Ihr solche Anlagen schon mal untersucht oder wieder in Stand gesetzt und könnt etwas darüber berichten ?
 
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  • #5
Und wie kann man sich die Folgen bei einem durchschnittlichen Blitzschlag ungefähr vorstellen ?
Die Bandbreite für Was genau passiert "ungefähr" reicht von Sicherungsautomat wieder einschalten über "nur" defekte empfindliche Elektronik mit 1,5 kV Spannungsfestigkeit bis zu aus der Wand gesprengten Steckdosen und Schaltern oder auch zusätzlich freigelegten Kabeln bis hin zu einem Schutthaufen als materiellem Totalverlust.

Verbrennungen der Haut und der VDE-gerechte Tod sind auch bei sog. Medianblitzen mit ca. 28 kA bei uns oder nur ca. 10 kA in Österreich ungefähr genau möglich. :)
 

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  • #6
Vor 35 Jahren war ein Blitzschaden in einer elektrischen Anlage zu reparieren. Von der Installation die aus Stegleitung bestand, war nahezu nichts mehr vorhanden. Mit der neuen Anlage wurde damals auch eine Blitzschutzanlage nach damaligem Stand der Technik errichtet. Eine Aussage zur wirksamkeit der Anlage ist, gemäß noch älterne Kollegen, wenn nach dem Einschlag der Blitzschutz weg ist, ohne Schäden in der elektrischen Anlage, dann war alles Gut. Ein Messen der Blitzschutzanlage lässt nur eine Aussage über Ableitfähigkeit der Anlage zu, da ein angemessener Prüfstrom kaum anwendbar genutzt werden kann um eine bessere Beuteilung über die Anlage vorzunehmen.
 
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  • #7
Vor 35 Jahren war ein Blitzschaden in einer elektrischen Anlage zu reparieren. Von der Installation die aus Stegleitung bestand, war nahezu nichts mehr vorhanden.

Genau solche Erfahrungsberichte interessieren mich !
Das Blitze und deren Auswirkungen unberechenbar sind, ist mir natürlich klar.
 
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  • #8
Das ist alles nicht lustig, habe mal einen Fernseher abgeholt, der gegen einen Neuen gatauscht wurde, wir waren entgeistert,
denn damals ca. 1984, war nur noch ein schwarz verrußter Kasten abzuholen. Der Besitzer sagte uns, " das draussen, ist der Blitz in den 20kV Mast eingeschlagen und dann war alles mit grßem Getöse dunkel." Der Mast war ca. 30m weg vom Haus.
Heute gibt es ja diese Listen, worin beschrieben wird, in welcher Region welches Planungsmodel zum Blitzschutz anzuwenden ist.
So passiert es.
 
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  • #9
Eine Aussage zur wirksamkeit der Anlage ist, gemäß noch älterne Kollegen, wenn nach dem Einschlag der Blitzschutz weg ist, ohne Schäden in der elektrischen Anlage, dann war alles Gut. Ein Messen der Blitzschutzanlage lässt nur eine Aussage über Ableitfähigkeit der Anlage zu, da ein angemessener Prüfstrom kaum anwendbar genutzt werden kann um eine bessere Beuteilung über die Anlage vorzunehmen.
Zwei kryptische Sätze in schlechtem Deutsch und als Blitzschutzfachkraft kann ich auch nicht vestehen, was die eigentliche Kernaussage sein soll.

Was soll nach dem Einschlag "weg" sein? Was Leiter aus 16 mm² Cu oder 8 mm St/tZn, Alu-Knetlegierung oder Kupfer maximal aushalten ist Blitzschutzfachkräften längstens bekannt und wer keinen Zugriff auf die Tabelle D.2 der IEC 62305-1 hat, kann sich im Blitzplaner schlauer machen.
 
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  • #10
Ich habs schon geschrieben, der Berliner Fernsehturm wurde 2019 29 Mal vom Blitz getroffen und er steht noch dank Blitzschutz und größere Schäden hat er da sicher auch nicht davon getragen. Die haben sicher andere Anforderungen als irgend ein Einfamilienhaus, denn dort muss der Blitzschutz auch funktionieren, wenn es 3x nacheinander einschlägt.
Im EFH kann man nach dem Einschlag auch mal die eine oder andere Ableitung wieder befestigen oder innen auch mal den Überlasteten Überspannungsableiter tauschen. Ich hab aber noch kein EFH gesehen, mit Blitzschutz, das so aussah, wie das obige Bild. Ich habe aber auch schon eins gesehen ohne Blitzschutz mit einem 2m Loch im Dach und innen war eine Komplettsanierung fällig, weil nicht nur die Elektroleitungen im Eimer waren sondern auch diverse Heizungsrohre.
 
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  • #11
Ich hab aber noch kein EFH gesehen, mit Blitzschutz, das so aussah, wie das obige Bild.
Ich in Natura auch nicht, aber ich kenne auch reichlich Bilder von VDE und Schadensberichten von SV, die einen frösteln lassen.

Trotz im globalen Vergleich minimaler Blitzdichte kann man halt nicht sicher sein, dass St. Florian allein ausreicht.
 
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  • #12
Ich hänge mich hier mal rein mit einer Bestandsbeschreibung:
Älters Haus mit Stall/Garagenabau. Im Zuge eines größeren Anbaus wurde eine Blitzschutzanlage in zweifelhafter Ausführung errichtet. Anbau und Haupthaus haben eine Blitzschutzanlage mit 4 Einzelableitungen und Einzelerdern. Garagenanbau mit Schüssel auf dem First ist nicht berücksichtigt. Eine Verbindung zur HES gibt es nicht. HES mit Tiefenerder sitzt im Keller. Ein Ringerder wäre nicht möglich, da Grenzbebauung. Elektroanlage hat einen ÜSS im Vorzählerbereich bekommen.

Eine Stellungnahme einer Blitzschutzfachkraft wäre wünschenswert. (Aber nicht in der Art: Das entspricht nicht DIN A vom B. Nach EN C vom D müsste mindestens Norm E vom F berücksichtigt werden, wobei Teil G durch Norm H vom I noch gültig ist, aber Norm J vom K widerspricht ......) ;)
 
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  • #13
Eine Stellungnahme einer Blitzschutzfachkraft wäre wünschenswert. (Aber nicht in der Art: Das entspricht nicht DIN A vom B. Nach EN C vom D müsste mindestens Norm E vom F berücksichtigt werden, wobei Teil G durch Norm H vom I noch gültig ist, aber Norm J vom K widerspricht ......) ;)
Trotz dicker Haut bei Kritik von EFK aber auch Ingenieuren wegen Normzitaten, nehme ich Rücksicht und halte mich raus. :D
 
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  • #14
Ich weiß deine Kenntnisse zu schätzen, nur helfen hier in einem Forum Antworten in der o.g Form nicht weiter, da man sich dann gleich die entsprechennden Normen kaufen und studieren könnte. Besser wären praktische Ratschläge unter Berücksichtigung der entsprechenden Normen. :oops:
 
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  • #15
Elektroanlage hat einen ÜSS im Vorzählerbereich bekommen.

Da gibts ja zwei Arten. Einen für Überspannung (ich glaub Pflicht bei Neubau - montieren die Netzbetreiber automatisch) und einen für Blitzschutz.
Wurden beide montiert ?
 
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  • #16
Es gibt weder getrennte ÜSS für Blitz und Überspannung, noch montiert der VNB so etwas.
 
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  • #17
Und Pflicht ist so was bei neuen Anlagen, egal ob in neuem oder altem Haus.
 
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  • #18
Da hat doch keiner nach gefragt ... :rolleyes:
 
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  • #19
@werner_1 Ich wüsste nicht wo ich eine Beratung erteilt hätte ohne sie auch zu begründen.

Wenn meine Beiträge als Fernsehschrauber im Unruhestand selbst bei Starkstromfragen EFK-Profis überfordern, klopfe ich bestimmt nicht an meine Brust und rufe auch nicht mea culpa.

Dann mache ich mal mit meiner störenden autistischen Inselbegabung Platz für die anderen Blitzschutzexperten. :)
 
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