Kann ich mit einfachen Mitteln die Hausverteilung gegen Blitzeinschlag schützen?

Diskutiere Kann ich mit einfachen Mitteln die Hausverteilung gegen Blitzeinschlag schützen? im Forum Blitzschutz, EMV, Erdung & Potentialausgleich im Bereich ELEKTRO-INSTALLATION & HAUSELEKTRIK - Wir hatten 2009 einen großen Schaden durch einen Blitzeinschlag auf dem Nachbargrundstück. Die Überspannung hat erhebliche Schäden bei allen...
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  • Kann ich mit einfachen Mitteln die Hausverteilung gegen Blitzeinschlag schützen?
  • #1
Wir hatten 2009 einen großen Schaden durch einen Blitzeinschlag auf dem Nachbargrundstück. Die Überspannung hat erhebliche Schäden bei allen Nachbargrundstücken verursacht. Die Versicherung hat aber bezahlt.
Letzten Donnerstag dann ein Einschlag wieder in der Nähe unseres Hauses. Diesmal waren wir der einzige Haushalt, bei dem Schäden verursacht wurden. FI und mehrere LS haben ausgelöst, trotzdem sind Steuerungsplatinen am Gefrierschrank, an der Heizungsanlage, am Router und diverse andere elektronische Geräte ausgefallen. Schaden im mittleren vierstelligen Bereich.
Unsere Verteilung ist nicht auf aktuellem Stand, Bad und Küche und Arbeitszimmer haben FI, ansonsten hängen viele Steckdosen und Beleuchtungskreise direkt an nur wenigen Stromkreisen.
Meine Frage: hätte ein Dehn Überspannungsschutz in der Verteilung die Schäden verhindert? Oder ist das rausgeworfenes Geld und es muss etwas spezielleres her? Ist ein zweiter Blitzschaden innerhalb von 15 Jahren ungewöhnlich viel, wie meine Versicherung meint?
 
  • Kann ich mit einfachen Mitteln die Hausverteilung gegen Blitzeinschlag schützen?
  • #2
Google nach dem Dehn Blitschutzplaner.
 
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  • #3
Grundsätzliche Frage: Stromversorgung via Freileitung über Dach
oder per Erdkabel ?
 
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  • #4
hätte ein Überspannungsschutz in der Verteilung die Schäden verhindert?
Auf jeden Fall wäre die Chance für dich größer gewesen ohne Schaden davon zu kommen.

Überspannungsschutz ist ein umfassendes Konzept (nicht nur ein Bauelement)
und dieses Konzept muss auf die vorhandene örtliche Anlage und Gegebenheiten abgestimmt werden !
 
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  • #5
Bei der Problematik hier geht es nicht um Bltzschutz, sondern darum, die Wirkung von Überströmen zu verhindern. Dafür gibt es entsprechende Ableiter und diese sind auch wirksam. Genau diese, in der Fragestellung beschriebene Schäden, verhindern diese Bauteile. Entscheidend ist ein funktionsfähiger Erder und ein auf die Anlage abgestimmtes Konzept.
 
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  • #6
Wir hatten 2009 einen großen Schaden durch einen Blitzeinschlag auf dem Nachbargrundstück. Die Überspannung hat erhebliche Schäden bei allen Nachbargrundstücken verursacht.
Somit hat Euch St. Florian 2009 vor einem Direktanschlag z. B. in eine Dachantenne bewahrt aber nicht von über vermutlich ungeschützte Versorgungsleitungen eingedrungenen mittelbaren Überspannungen
Letzten Donnerstag dann ein Einschlag wieder in der Nähe unseres Hauses. Diesmal waren wir der einzige Haushalt, bei dem Schäden verursacht wurden. FI und mehrere LS haben ausgelöst, trotzdem sind Steuerungsplatinen am Gefrierschrank, an der Heizungsanlage, am Router und diverse andere elektronische Geräte ausgefallen. Schaden im mittleren vierstelligen Bereich.
Aus dieser Schilderung ist nicht abzuleiten, ob die Schäden primär über die Versorgungsleitungen oder aufgrund des Abstand zum Naheinschlag womöglich induktiv erfolgte und deswegen nur deine Wohnung betroffen war.
Meine Frage: hätte ein Dehn Überspannungsschutz in der Verteilung die Schäden verhindert? Oder ist das rausgeworfenes Geld und es muss etwas spezielleres her? Ist ein zweiter Blitzschaden innerhalb von 15 Jahren ungewöhnlich viel, wie meine Versicherung meint?
Selbst im Spitzenjahr 2007 waren im globalen Vergleich auch in deutschen Regionen mit überdurchschnittlicher Blitzdichte Direkteinschläge vergleichsweise niedrig. Indirekte Überspannungsschäden sind deutlich häufiger und wie dein Fall beweist, kann man nach einem solchen Blitzschaden eben nicht davon ausgehen, dass das Risiko eines erneuten Schadens auf Null gesunken ist. Ohne Nachrüstung von Innerem Blitz- und Überspannungsschutz ist die Anlage weiterhin ein potentielles Opfer für Blitzströme.

Frag mal bei der Versicherung nach welche Blitzstromstärken die beiden Schadensereignisse nach Blids hatten und wie weit die Einschläge entfernt waren. Überspannungsschutz nach DIN VDE 0100-443 und DIN VDE 0100-534 wirkt sich selbstredend schadensmindernd aus, nur sollte man den nicht nur für Starkstromleitungen vorsehen, wo er auch gegen Überspannungen aus Schalthandlungen schützt, sondern konsequenterweise auch den TK-Leitungen.

Zum Nutzen von Überspannungs-Schutzelementen:
  • Ohne Blitzschutzsystem und mit Erdkabeleinspeisung wird nach Blitzschutzerkenntnissen davon ausgegangen, dass für die Risiken S2 und S4 (Einschläge neben Gebäuden bzw. Versorgungsleitungen) keine SPD 1 Blitzstromableiter nötig sind und somit SPD 2 Überspannungsableiter gegen indirekt eingekoppelte Blitzstrompotentiale mit Impulsform 8/20 µs gewöhnlich ausreichend schützen.
  • Nach Schadensanalysen an Multischaltern ist man bei JULTEC der Ansicht, dass die bei Dachantennen meist verwendeten preiswerten SPD 2 Überspannungsableiter in den Koaxkabeln, die mit Direkteinschlägen energetisch völlig überfordert wären, für die Verkäufer als zusätzlicher Umsatz einen höheren Nutzwert haben als für die Anlagenbetreiber.
  • Nach allen bisherigen Untersuchungen von Schadensereignissen, wird die lokale Einschlaghäufigkeit/Blitzdichte durch Dachaufbauten üblicher Dimensionen wie insbesondere Antennen- oder PV-Anlagen nicht erhöht. Die Schaden können durch diese Blitz-Bypässe aber höher ausfallen, zumal Blitze bevorzugt in Kanten oder Spitzen mit hoher Feldliniendichte einschlagen.
  • Auch wenn Nachbargebäude mit einem Blitzschutzsystem ausgestattet sind, kann daraus ein höheres Risiko entstehen.
 
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  • #7
Bei der Problematik hier geht es nicht um Bltzschutz, ..
Darum geht es DOCH!

Jedenfalls wenn man Blitzschutz nicht altbacken auf Blitzableiter/Blitzschutzsystem kastriert gleichsetzt, obwohl das schon seeehr lange ein Oberbegriff ist, der in Äußeren und Inneren Blitzschutz aufgegliedert ist.

Außenantennenerdungen, die normkonform nach Klasse H mit 100 kA Blitzstromtragfähigleit ausgeführt sind, kann man auch ohne Gebäudeblitzschutzsystem sachlich dem Äußeren Blitzschutz und den PA und Überspannungsschutz dem Inneren Blitzschutz zuordnen.

Das wird so auch in der IEC 60728-11 betrachtet, wo sogar die Montage in passiv geschützten Fassadenbereichen eine Blitzschutzmaßnahme ist. Als selbständiger Elektromeister mit VNB-Konzession, der zudem für Kabelnetzbetreiber tätig ist oder war, einfach mal (sofern vertragstreu vorhanden) das VDE-Auswahlabo nutzen und in die DIN EN IEC 60728-11 (VDE 0855-1):2023-10 oder Vorgängerausgaben reinsehen. :)
 
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  • #8
Ich würde erst einmal die Versicherungspolice nachrüsten - bzw. gründlich prüfen, ob man nicht für viel Geld nutzlosen Schutz erworben hat, aber das Sinnvolle ausgeklammert wurde.
 
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  • #9
Danke für die vielen sinnvollen Antworten.

Zu ein paar Anmerkungen kann ich Stellung nehmen:
- wir werden über Erdkabel versorgt
- der große Schaden 2009, von dem die ganze Straße betroffen war, wurde von einem relativ kleinen Baukran auf dem Nachbargrundstück verursacht. Der war wohl nicht geschützt und die Blitzenergie ging über die Versorgungsleitungen in alle Häuser auf der rechten Straßenseite. Der Bauunternehmer wurde nicht belangt, da solche Schäden der jeweilige Versicherer übernimmt.
- wir haben Glasfaser (auch für TV) und es ist keine Dachantenne mehr montiert. Der aktuelle Einschlag war auch nicht im Haus, sondern ein paar Meter entfernt auf freiem Feld. Von daher kann ich die Aussage nachvollziehen, dass ein klassischer Blitzableiter auch keine Lösung gewesen wäre.

Wenn ich als Laie eure Infos richtig interpretiere könnte die Ableitung über den Erder nicht gut funktioniert haben. Als erste Maßnahme sollte ich also die Funktion unseres nachgerüsteten Erders prüfen lassen? Und als nächsten Schritt einen Überspannungsschutz in der Verteilung nachrüsten.

@Dipol: Danke für deine ausführliche Antwort. Habe vieles, aber nicht alles verstanden. Aber um für die nächsten Jahre Sicherheit zu haben sollte ich deiner Meinung nach besser in eine professionelle Analyse/Beratung investieren und mich nicht in Einzelmaßnahmen verlieren?

@TechnikerBW: Danke für den Hinweis auf den Dehn Blitzplaner. Meintest du wirklich das Buch? Habe mir die PDF runtergeladen, 560 Seiten. Wow. Ich glaube, der ist wohl eher für Fachfirmen gedacht.

BLITZPLANER - 4. aktualisierte Auflage

https://www.dehn.at › blitzplaner_web_v1.06.pdf
 
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  • #10
Ich würde erst einmal die Versicherungspolice nachrüsten - bzw. gründlich prüfen, ob man nicht für viel Geld nutzlosen Schutz erworben hat, aber das Sinnvolle ausgeklammert wurde.
Meinst du mit nutzlosem Schutz Teile der Versicherungspolice oder unsinnige Nachrüstarbeiten an der Elektrik?
 
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  • #11
@Dipol: Danke für deine ausführliche Antwort. Habe vieles, aber nicht alles verstanden. Aber um für die nächsten Jahre Sicherheit zu haben sollte ich deiner Meinung nach besser in eine professionelle Analyse/Beratung investieren und mich nicht in Einzelmaßnahmen verlieren?
Nach Risikoanalyse ist individuell abzuwägen ob ein innerer Blitzschutz, bestehend aus Schutzpotentialausgleich + SPD 2-Überspannungsschutz + lokaler Erdungsanlage ausreichend sein dürfte (Konjunktiv!), oder ob trotz geringer nationaler /örtlicher Blitzdichte bei Gebäuden (z. B. mit EDV-Anlagen) auch ein äußerer Blitzschutz + SPD 1 Blitzstromableiter sinnvoll sind.

Blitzschutz muss wirtschaftlich sein und soll sich durch verhinderte Schäden amortisieren. Ob und wann sich die Tendenz der seit 2007 stark rückläufigen Blitzdichte einmal wieder umkehrt weiß niemand aber bei Euch hätte sich Überspannungsschutz bereits gelohnt.
@TechnikerBW: Danke für den Hinweis auf den Dehn Blitzplaner. Meintest du wirklich das Buch? Habe mir die PDF runtergeladen, 560 Seiten. Wow. Ich glaube, der ist wohl eher für Fachfirmen gedacht.

BLITZPLANER - 4. aktualisierte Auflage

https://www.dehn.at › blitzplaner_web_v1.06.pdf
Der Blitzplaner ist mit Redaktionsstand 2018 nicht mehr hochaktuell und wird gerade überarbeitet. Der ist auch bezüglich Überspannungsschutz immer noch informativ aber diese wertvolle Sekundärliteratur kann aus elektro- und/oder blitzschutztechnischen Laien keine Experten machen.
 
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  • #12
Meinst du mit nutzlosem Schutz Teile der Versicherungspolice oder unsinnige Nachrüstarbeiten an der Elektrik?
Wenig wertigen oder unsinnigen Schutz in der Versicherungspolice. Kommt leider so oft vor, dass irgendein Zeug mitverkauft wird während anderes wichtiges ausgeklammert ist.

Plakatives Beispiel: Wenn bei einem Sturm da Fenster zerbricht, sollte nicht das Fenster, sondern eher die Folgeschäden versichert sein.
Oft ist es aber umgekehrt, die Leute haben eine (teure) Glasbruchversicherung, die den Glasschaden bezahlt, aber nicht den Wasserschaden, der dadurch entstehen kann. Das so wie in der Werbung eine Scheibe durch eine Fussball zerbricht, ist schon ein äußerst seltenes Ereignis - wo wofür schon meist ein anderer haftet. Und ein solcher Schaden bringt einem finanziell nicht um!
Wichtiger ist es elementare Schäden umfassend zu versichern, die einem finanziell umhauen. Um die Prämie tragbar zu halten, kann man auch einen Selbstbehalt vereinbaren - in der KFZ-Versicherung üblich, bei anderen fast unbekannt, dass es diese Möglichkeit gibt.
 
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  • #13
Was hat die Frage jetzt mit dem Versicherungsschutz zu tun. Selbst wenn die Versicherung problemlos alles zahlt, hast du trotzdem die Lauferei und den Ärger und Tagelang irgendwelche Geräte nicht zur Verfügung, bzw. keine Heizung Warmwasser usw.
 
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  • #14
@Teilzeitrentner nicht einen Überspannungsschutz nachrüsten sondern ein Funktionierendes Konzept umsetzen oder zumindest soweit wie möglich umsetzen, da es sich wohl um eine Wohnung im MFH handelt.
Dies bedeutet die richtigen Ableiter an den richtigen Stellen zu setzen.
Prinzipiell würde ich den Typ 1 Ableiter als Erste Stufe direkt am Hausanschlußkasten nicht auslassen.

Den Bauunternehmer kann man wegen des Einschlages nicht belangen, da ein Blitzschlag höhere Gewalt darstellt.
Wer da keine zahlende Versicherung hat hat da Pech.
 
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