Strom vernichten!? :-)

[Blitzmich]

Hi,
wir haben hier in Österreich aktuell die absurde Situation dass der EPEX Spot AT Marktpreis in letzter Zeit immer wieder negativ ist.
Besonders an Sonn- und Feiertagen mit Sonnenschein.
Gestern wars besonders krass: -11 cent pro kWh. Also ich bekam 11ct für jede verbrauchte kWh!!! Siehe Screenshot unten.

Zwei Fragen dazu:
1. Warum ist es offenbar fürs Netz gut, wenn ich in solchen Situationen mehr Strom verbrauche? Kann der Netzbetreiber den Überschuss nicht einfach in die Erde leiten, wenn wirklich zu viel Strom im Netz ist?
2. Könnte man einfach eine Schaltung bauen, die in solchen Situation die maximal mögliche Leistung (bei mir: 35kW bei 50A Vorzählersicherung) aus dem Netz zieht und verbraucht bzw in die Erde leitet???
3. Hat irgendjemand eine Idee, warum der Strompreis in Österreich derzeit oft so krass niedrig ist? Und wann der wieder steigen könnte? Hintergrund: hab letztes Jahr eine 45kWp PV Anlage gebaut (Einspeiseleistung begrenzt) und leide aktuell unter den ewigen Armortisationszeiten der Investition...

 

[Octavian1977]

zu 1) Wenn zu viel Strom da ist ergeben sich schneller laufende Generatoren und eine erhöhte Netzfrequenz.
Da wir immer noch sehr viele Erzeuger haben die kaum Regelbar sind (Großkraftwerke) ist das ein Problem.
Zu2) Deine maximal mögliche Leistung hat nichts mit der Absicherung zu tun. Wenn dann bau Dir z.B. eine Wärmepumpe ein die bei Überschußstrom an läuft, einen Akku oder sonstiges.
Einfach "Strom" zu vernichten ist vollkommener Unsinn.
Zu3) Hintergrund wird, wenn ich mir die Kurve so anschaue sicher der zuwachs an PV Anlagen sein, denn die Billigstromsenke bildet genau die Produktionskurve einer PV Anlage nach.

 

[Pumukel]

Das ist nichts neues selbst Deutschland hat schon an die Nachbarstaaten Geld bezahlt um den Strom loszuwerden.
Erfolgt das nicht geht die Netzspannung und die Netzfrequenz hoch und es erfolgt das Abwerfen von Kraftwerken. Ist zu wenig Energie im Netz geht es den anderen Weg und es wird Last abgeworfen. Dem wird mit dem Strompreis versucht entgegenzuwirken.

 

[eFuchsi]

Ich habe noch nie verstanden, warum man den Strom nicht sinnvoll verbrät, z.B.: in Überschusszeiten z.B.: Wasserstoff damit produziert.

 

[Www]

Ich habe noch nie verstanden, warum man den Strom nicht sinnvoll verbrät, z.B.: in Überschusszeiten z.B.: Wasserstoff damit produziert.

Das liegt an den fehlenden Kapazitäten. Wasserstoffproduktion ist quasi noch im Entwicklungsstadion, da die Anlagen noch zu ineffizient arbeiten. Und keiner wird da eine ineffiziente Großanlage bauen, um den Überschußstrom loszuwerden.
Besser als den Strom gegen Geld an Nachbarstaaten abzugeben, wäre es dies den eigenen Bürgern zu schenken. Man baut aber überall neue angebliche intelligente Zähler ein, die das nicht können, da die eine Intelligenz in der Höhe eine Brötchen haben.
Alternativ könnte man lieber an der Grenze riesige Turbinen bauen, die Wind in den Nachbarstaat erzeugen, damit er sein Windstrom an uns gegen Geld abgeben muss.

 

[schlaufon]

Verstehe auch nicht, wieso Strom verschenkt wird. In Österreich laufen bestimmt noch AKWs, die das Netz verstopfen.

Ach ne, Wiki sagt da folgendes, aha, Atomsperrgesetz mit Verfassungsrang.


Na gut, kommt der überschüssige Atomstrom dann eben aus Tschechien nach Österreich.

 

[Octavian1977]

Wasserstoffproduktion ist keines Wegs in irgendwelchen Entwicklungsstadien.
Die Technik ist Marktreif, nur muß man die auch einbauen und da fehlen erhebliche Investitionen aus öffentlicher Hand.

 

[Stromberger]

2. Könnte man einfach eine Schaltung bauen, die in solchen Situation die maximal mögliche Leistung (bei mir: 35kW bei 50A Vorzählersicherung) aus dem Netz zieht und verbraucht bzw in die Erde leitet???

Bis auf das mit "in die Erde leiten", schon.
Wenn Du Strom als Privatmann "vernichten willst", kaufe Dir ein paar Heizlüfter, das ist die günstigste Lösung, m.E. nach.
Alles andere dürfte teurer sein, aufwendiger zu installieren, schlechter zu regeln und/oder ist noch laut dazu.
Vielleicht noch eine dicke Pumpe (mit FU), mit der Du Wasser in einen Hochbehälter pumpst und wieder ablaufen lässt. Ob sich das rechnet.....

 

[Blitzschläger]

Heizpatrone in den Warmwasserspeicher. Dann kann man zum passenden Zeitpunkt schon paar kWh verballern, sofern der Speicher nicht schon auf 60 °C sein sollte.

 

[Stromberger]

So eine Heizpatrone hat, sagen wir mal, 3kW (ja, es gibt auch welche mit 12kW). Der TE muss/möchte aber 35kW verballern. Das wird also so nichts, zumal der Speicher rel. schnell warm wird, der TE aber über mehrere Stunden "vernichten" muss.
(200l Wasser 10°-->60° ---> ca. 12kWh).

 

[werner_1]

Gestern wars besonders krass: -11 cent pro kWh. Also ich bekam 11ct für jede verbrauchte kWh!!! Siehe Screenshot unten.

Hast du denn so einen intelligenten Zähler, der deinen Verbrauch kontinuierlich mit der Zeit speichert, sodass danach abgerechnet werden kann oder hast du eine online-Verbindung zum Lieferanten, sodass der das kontinuierlich speichert?

Wie sieht deine Abrechnung aus?

 

[alzerJung]

Strom kann man halt nicht "einfach in die Erde" leiten. D.h. schon. Aber dann würdest du den Boden kochen und elektrolysieren. In der Physik nennt man das Energieerhaltungssatz.

So eine Heizpatrone hat, sagen wir mal, 3kW (ja, es gibt auch welche mit 12kW). Der TE muss/möchte aber 35kW verballern. Das wird also so nichts, zumal der Speicher rel. schnell warm wird, der TE aber über mehrere Stunden "vernichten" muss.
(200l Wasser 10°-->60° ---> ca. 12kWh).

Natürlich kriegst du nicht alles verbrummt. Aber Überschuss kann man schon sinnvoll einsetzen:
Wasserboiler bis zum Anschlag aufheizen.
Wohnung überheizen.
Kühlräume maximal abkühlen.
Ladeleistung von Akkus erhöhen.

Ich habe noch nie verstanden, warum man den Strom nicht sinnvoll verbrät, z.B.: in Überschusszeiten z.B.: Wasserstoff damit produziert.

In Mainz steht eine "PowerToGas"-Anlage: Energiepark Mainz: Energiepark Mainz

Anschlusswert um die 6MW, wenn ich mich recht erinnere. Ich habe die mal besichtigt und sie wurde über den grünen Klee gelobt. Genau mit der Argumentation, dass da grüner Überschuss verwendet würde. In einem Nebensatz hieß es dann, dass die Anlage vorwiegend nachts läuft, wenn günstiger Nachtstrom zur Verfügung steht...

Das doofe ist halt: technische Anlagen sind dann am wirtschaftlichsten, wenn sie kontinuierlich arbeiten. Anlagen für Spitzen vorzuhalten ist immer teurer :-(

 

[Stromberger]

Wäre alles kein Problem (jetzt nicht für den TE, sondern "groß gedacht"), wenn man die "überschüssige Energie" in Pumpspeicherwerke verbringen würde. Da können die Turbinen auch mal rel. kurz laufen und es spielt keine Rolle, ob Tag oder Nacht.
Ist aber politisch nicht durchzubekommen der weitere Ausbau. Wegen "Natur" und so.
Windräder sind ja auch viel hübscher als so ein (bzw. zwei) künstliche(r) See(n). /Nicht.

 

[Blitzschläger]

Bei Dresden hat der Betreiber das Pumpspeicherkraftwerk (Niederwartha) vor kurzem stillgelegt, weil es nicht wirtschaftlich ist. Daß Speicherung sinnvoll ist und immer wichtiger wird, spielt halt keine Rolle.

 

[RIK]

Strom verbraten? Mir fallen da spontan Wallbox und eAuto ein…

 

[alzerJung]

Wie oft wollen wir die Themen hier eigentlich noch durchkauen?

 

[Www]

Natürlich kriegst du nicht alles verbrummt. Aber Überschuss kann man schon sinnvoll einsetzen:
-1 Wasserboiler bis zum Anschlag aufheizen.
-2 Wohnung überheizen.
-3 Kühlräume maximal abkühlen.
-4 Ladeleistung von Akkus erhöhen.

Punkt 2+3 könnte man auch zusammenfassen

 

[Harry Hole]

So eine Heizpatrone hat, sagen wir mal, 3kW (ja, es gibt auch welche mit 12kW). Der TE muss/möchte aber 35kW verballern. Das wird also so nichts, zumal der Speicher rel. schnell warm wird, der TE aber über mehrere Stunden "vernichten" muss.
(200l Wasser 10°-->60° ---> ca. 12kWh).

Auch dafür gibt es Lösungen.
z.B. einen Hygieneschichtspeicher mit 2000 Liter.
In dem ist dann eine Edelstahlwendel wo Trinkwasser durchläuft und mit dem erhitzten Pufferwasser erwärmt wird.
Damit kann man dann duschen, waschen, Wäsche waschen usw.
Nachteil: man muss natürlich die Wärme verbrauchen sonst hat man ein Problem

Wasserstoffproduktion halte ich übrigens für sinnlos da man z.B. in Saudi Arabien (2200 statt 1000 kwh/m²/Jahr wie bei uns) dafür rießige PV Anlagen gebaut hat wo man für 1 Cent pro kwh konkurenzlos günstig Wasserstoff produzieren kann.
In Europa wäre das nur in einem sehr kleinen Zeitfenster möglich.

 

[alzerJung]

Wasserstoffproduktion halte ich übrigens für sinnlos da man z.B. in Saudi Arabien (2200 statt 1000 kwh/m²/Jahr wie bei uns) dafür rießige PV Anlagen gebaut hat wo man für 1 Cent pro kwh konkurenzlos günstig Wasserstoff produzieren kann.
In Europa wäre das nur in einem sehr kleinen Zeitfenster möglich.

Hast du dazu mal Quellen?

 

[edi]

Strom kann man halt nicht "einfach in die Erde" leiten

Ein Blitz kann das...