Ja, klar, die LS müssen ausgebaut sein, für meine Testschaltung. Trotzdem ist das nicht nur eine liebvolle Bastelei, sondern die Genauigkeit von Strommesszange und Stoppuhr sind hinreichend groß, um nachvollziehbare Ergebnisse zu erhalten.
Das einzige was der Versuchsaufbau beweist, ist die Tatsache das bei Strom X (zzg. Toleranz) der LS auslöst. Das sagt noch lange nichts darüber aus wie schnell zb. die AUslösung erfolgt. Ich wage auch zu bezweifen das man mit Stoppuhr und Stellttrafo Reaktionszeiten im Toleranzbereich von 100ms hat.
Man meint immer, man müsse unbedingt ein sündteures Messequipment benutzen, um genaue praxisgerechte Ergebnisse zu erhalten, das ist absolut falsch. Man braucht die physikalische Grundstruktur der Messanordnung und entsprechendes Know How.
Das kommt drauf an was man wie messen will. Will man nur den Luftdruck in einem Reifen messen, langt meist der einfachste alte analoge Druckluftprüfer. Willst du hingegen die komplette Auslösecharakteristik eines AFDD messen wollen, wird es nunmal eng mit Stecktafel und Stelltrafo. Das liegt einfach in der Natur des Sache ^^
Dann ist kein Mikroprozessor notwendig. Sonst hätten die Techniker und Wissenschaftler vor der Erfindung von Prozessoren doch nur Unfug gemessen? Ich denke, dass zum Beispiel der Mit-Erfinder des FI Biegelmeier sicher keine computergesteuerten Messgeräte verwendet hat, um seine Erkenntnisse zu gewinnen, von denen wir heute noch schöpfen.
Hmm, ich sag mal so, wenn man die gleiche Technik, ohne technologische Weiterentwiicklung, weiter genutzt hätte, wären die RCD/FI's heute nicht auf dem Funktionslevel. Frag dich einfach mal ob du lieber einen von 2021 oder einen von 1960 einbauen würdest, und vorallem warum.
Wenn man deine Aussage wörlich nehmen wollte, dann sollte doch das regelmäßige drücken der Testtaste die "richtige" Messung mittels teurer Messtechnik ersatzlos ersetzen können. Also ich persönlich fände es schon gut, wenn der RCD/FI innerhalb der Normung auslöst, als das er "nur" auslöst.
Und das hier mit dem Test von Lichterketten zu vergleichen ist schon dreist.
Nö, ist das gleiche Funktionsprinzip. Ich teste mit sehr hohen Strömen ein elektrisches Betriebsmittel auf eine spezifische Eigenschaft.
Ich weiss, wovon ich spreche, arbeite 20 Jahre an der Hardware von rechnergesteuerten Testsystemen für Halbleiter. Und Du wirst es nicht glauben, man hat Quellen am Labortisch liegen, die man mittels Krokodilklemmen mit Lasten verbindet und trotzdem Ströme im einstelligen Nanoamperebereich mit einer jederzeit nachvollziehbaren Auflösung von einem Nanoampere realisieren kann. Auf der anderen Seite Quellen, die 300A Pulse erzeugen, an Lastwiderständen von 10 Milliohm in Vierleiter-Sense Technik. Und auch hier ist es möglich, mittels Krokodilklemmen zum Beispiel die Genauigkeit eines 10 Milliohm Widerstandes nachvollziehbar auf 0,1% zu bestimmen.
Hmm, nunja ich möchte den Absatz, was den Praxisbezug betrifft, so stehen lassen, nur würde ich den gerne mit einer Frage abschliessen:
Kannst du die beschrieben Genauigkeit auch mit einem gewöhnlichen Stelltrafo und einer Stoppuhr in der Hand hinbekommen? Ich beziehe mich da auf deine Aussage
Man nehme einen (Trenn)-Stelltrafo, wie in der Fernsehwerkstatt üblich und einen dicken 50 Hz 12Volt (Halogen)trafo, (150...200VA), sowie eine handelsübliche Strommesszange, die mehrere hundert A kann.
Wobei da auch noch nix von Stoppuhr stand...
Aber im Service bei der Fehlersuche, wo das konkret defekte Bauteil gefunden werden muss, gibt es keine Routine, die das kann und keinen Hardware-Adapter, der alle möglichen, als Fehlerquelle in Betracht kommenden diskreten Bauteile automatisch kontaktieren kann. Da ist ein Techniker mit Kreativität gefragt, der einen, in eine Leiterplatte eingebauten 10 Milliohm Widerstand mittels Krokodilklemmen-Verbindungen zu einer 1,000A Konstantstromquelle und einem Multimeter verifizieren kann auf 0,1% Genauigkeit, oder die Isolation von Halbleiterschaltern bis in den Gigaohm-Bereich. Die wurde auf eingebauter Bauteileebene ganz simpel mittels dreier in Reihe geschalteter 9Volt-Block Batterien an einem handelsüblichen Multimeter zielsicher gemessen. Und erstaunlicherweise mit einer um den Faktor zehn höheren Genauigkeit, als die automatisierte Selbsttestroutine, die einem nur sagen konnte, in welchem Bereich von etwa 30 Bauteilen ein Fehler liegen soll.
Und was hat das nun mit elektrischen Schalt- und Schutzgeräten in der Hausinstallation zu tun?
Ich habe es schonmal an anderer Stelle geschrieben, ich kann und werde niemand in einem anonymen Forum in irgendeiner Form die Qalitfikation zu irgendwas zu- oder absprechen, denn das kann ich so nicht beurteilen. Ich kann aber meine Meinung zu Aussagen anderer ebenso äussern, wie im umgekehrten Fall auch. Da kann ich mich nur auf meine, doch recht lange, berufliche Zeit in verschiedenen elektrotechnischen Bereichen mit den erworbenen praxisbezogenen und fachlichen Erfahrungen berufen. Manches halte ich für sinnvoll, anderes wiederum für unsinnig. Ich bin jedoch der Auffassung, das Messungen zum einen reproduzierbar sein sollen, und vorallem aussagekräftig, natürlich in den vorgesehen Grenzen.
Die Überprüfung eines RCD/FI (insbesondere eines Typ B) ist, meiner Meinung nach, mit einer richtigen Messung erst aussagekräftig. Nur das Drücken der Testtaste erfüllt dies eben gerade nicht. Das kann eine Fachkraft innerhalb weniger Minuten mittels eines passenden, wenn auch teuren, Messgerät problemlos erfüllen.
Die Auslösecharakteristik eines Leitungsschutzschalters zu überprüfen, ist aber in der Praxis beim Kunden so überhaupt nicht möglich. Denn, wie der RCD/FI, ist auch der Leitungsschutzschalter von der nachfolgenden Installation abhängig. Man mißt ja auch den RCD/FI nicht an deren Abgangsklemmen, sondern am Ende des Stromkreises.
Für das private/persönliche Interesse, oder im Umfang eines Experimentes, kann man sich einen experimentellen Aufbau zu eigen machen, und mit entsprechenden Zeitaufwand solche Messungen durchführen, das ist und bleibt aber nunmal eine private Liebhaberei/Bastelei/Experiment/wieauchimmermanesnennenwill und ist keine praxistaugliche Angelegenheit.