Markus72 schrieb:
Wie werden aber die Trafos dimensioniert? Wenn es z.b 10 MFH mit 100A jeweils abgesichert in einer Straße gibt, ist der Trafo 1000A fähig oder wird auch hier ca. das 50% gerechnet?
Weder noch, es wird mit der erwarteten Leistung gerechnet plus Reserve und die liegt weit unter der Summer aller Absicherungen im Netz. In einem reinen Wohngebiet mit 100 Wohnungen und gemischter Warmwassererzeugung (elektrisch) kannst du eher davon ausgehen, dass Netz und Trafo für ca. 160 bis 250kVA Nennlast ausgelegt sind. Das sind ca. 230-360A ... Und das reicht in der Praxis auch aus. Es bringt übrigens auch nichts, alles überzudimensionieren und dann im Alltag auf 5% Last zu fahren - das ist ineffizient. Im Idealfall laufen Trafos bei 50-80% Last im Regelbetrieb. Das bekommt man in reinen Wohngebieten aber zu gewissen Uhrzeiten gar nicht hin, da dümpeln die Trafos bei 20% rum und verheizen dabei doppelt so viele Verluste, wie bei 50% Last. Ein Kurzzeitig bei 200% Last laufender Trafo ist tatsächlich effizienter, als einer bei 20% Dauerlast. Ein moderner Netztrafo macht bis zu 400% im Kurzzeitbetrieb, bis da die Übertemperatur abschaltet im Ölbad, bist du und deine Nachbarin längst fertig mit Duschen.
Und wenn alle anfangen Großverbraucher anzumelden, wie mehr DLE oder E-Fahrzeuge, ist auch noch nicht aller Tage Abend, da geht meist noch ein bis zwei Größen obendrauf, bevor Leitungen ersetzt werden müssen, wenn es nicht gerade ein Uralt-Netzgebiet ist. Zumindest hier in Hamburg haben wir in Gebieten, die die letzten 40 Jahre angefasst wurden, noch keine Sorgen mit den Netzkapazitäten der NS-Ebene. HS-Trassen auf Bundesebene sind da ein ganz anderes Problem leider ...
Um jetzt aber mal auf deine Eingangsfrage zurück zu kommen ... Für die Auslegung der Hauptleitung, des Hausanschlusses und der Zählerplätze muss durch das ausführende Unternehmen eine Leistung kalkuliert und an den Netzbetreiber weitergegeben worden sein. Diese Kalkulation und deren Herleitung wäre mal interessant, denn wir können nicht alle Umstände kennen, die dazu geführt haben. Anhand deiner Angaben, scheint es nach DIN 18015-1 für 13 Wohneinheiten und wohnähnliche Räume geplant worden zu sein, ohne elektrische Warmwassererzeugung für Dusch-/Badezwecke und ohne elektrische Heizung. Dann käme man nach Tabelle auf 61kVA (Ib = 88A, In = 100A, Smin = 25mm², lmax (dU 0,5%) = 18,5m) für die Hauptstromversorgung. Elektrische Heizungen wären hinzuzurechnen.
Entscheidend ist der Gleichzeitigkeitsfaktor. Selbst wenn ich 100 E-Herde installiere, werden diese im Mittel nur bei 1/3 Ihrer Leistung gefahren, weil so gut wie nie alle Platten und Backöfen gleichzeitig an sind, dann kochen bei 100 Wohnungen auch nur 1/3 dieser Wohnungen gleichzeitig und ein Kochfeld taktet, es schaltet ab, wenn die Temperatur erreicht ist und zu, wenn sie zu weit abgesunken ist - Es ist damit nur 50% der Kochdauer an.
100 * 11kW = 1100kW installierte Leistung -> 1.100 kW / 3 / 3 / 2 = 61kW reale Belastung im Netz zu Stoßzeiten fürs kochen, häufig ist es real noch weniger! An dieser Stelle reichen 5,5% der installierten Leistung zur Versorgung aus!