Nachtrag:
VDE-Regeln könnten mal aufgeräumt werden. Zudem pisst es mich an, dass ich für das Lesen dieser Machwerke ordentlich Geld zahlen muss.
Das müssen Leute machen, die sich ehrenamtlich in einem oder gar mehreren Normengremien engagieren. Falls du beim Aufräumen noch nicht mitwirkst: Ans Werk!
Also wenn ich sowas lese, wird mir schon mal schlecht. Auch ich bin ehrenamtlich bei der Feuerwehr, Naturschutzverein und im Sportverein als Trainingsleiter unterwegs und diese Dienstleistungen sind meistens völlig kostenlos für die Bürger unseres Ortes. Gut, der Sportverein nimmt einen Mitgliedsbeitrag (den ich selber auch bezahle) und ich bekomme eine geringe Aufwandsentschädigung. Aber das ist kein Vergleich zu den horrenden Preisen des Beuck-Verlages für Einzelnormen - sehr wenig Leistung für‘s Geld.
Zwar ist die Anwendung der Normen rein formell freiwillig, aber dann doch nicht, da sich alleine die für Bauleistung verbindlich VOB-C darauf bezieht, bzw aus den relevanten ISO, EU und DIN-Normen besteht. Weitere gesetzliche Bestimmungen und Verordnungen, die sich auf Normen beziehen lasse ich mal unerwähnt.
Also jeder Privatmann, der irgendwie baut, kommt damit in Berührung - unterschreibt diese auch als Vertragsbestandteil, hat aber in der Regel keinen Zugriff drauf. Und Firmen die Baudienstleistungen anbieten sind schon per Gesetz verpflichtet, sich diese anzuschaffen. Für kleine Handwerksbetriebe und Newcomer schon eine Bürde!
Die meisten dieser als Machwerke geschmähten Regeln der Technik sind europäisch oder sogar international harmonisiert. In welches Land muss man auswandern, in dem es die Normen für lau gibt und man sich nicht angepisst fühlt?
Sage mal eher so, es gibt einen starken Lobbyismus, der den Status quo erhalten möchte, da dies eine Lizenz zum Gelddrucken ist. Da Normen - wie auch hier - quasi als Regelwerk mit Gesetzesstatus tituliert werden, aber tunlichst darauf geachtet wird, dass diese es doch nicht sind. Eigentlich müssten diese gemeinfrei für jeden zugänglich sein.
Die Lage ist doch so: Da die VDE Regeln so unglaublich umfangreich geworden sind, liest sich keiner mehr den Schmu durch……Am Ende wird gemäß "Ham wa imma so gemacht" installiert. Es wird ja sowieso nichts geprüft. Der Letzte, der eine verpfuschte Anlage jemals als Außenstehender sieht ist vielleicht noch der Zählermonteur - aber die schauen nicht hin (oder wissen gar nicht, was für einen Mist die da gerade in Betrieb setzen).
Nicht nur die VDE-Regeln, bzw Normen sind angewachsen, sondern die im gesamten Baubereich zuständige Normierung ist regelrecht explodiert. Alleine die für mich wichtige 18xxx-Normenreihe hat sich doch in den letzten 10 Jahren vom Volumen her verdreifach. Das liegt auch daran, dass Lobbyistenverbände der Hersteller dies als Marketinginstrument zur Absatzförderung entdeckt haben, um irgendwelche Produkte zu plazieren, die denn eingebaut werden müssen.
Alleine zur der aktuellen Ausgabe der DIN 18014 (Blitzschutz und Erdung) hat unser hochverehrter USER
@Dipol laut seiner eigenen Aussage 600 (in Worten „Sechshundert“) Änderungsanträge eingebracht. Wenn man das „Aufräumen“ nennt - naja ist dass seine sehr eigenwillige Interpretation, für mich eher eine Formulierungsversuch bis hin zur Unlesbarkeit durch einen Experten.
Und - ja, ich gebe zu - ich lese mir den Mist - trotz Vollzugriff - auch nicht mehr durch, da mir auch meine Freizeit dafür zu schade ist. Während der Arbeitszeit ist dies nicht mehr möglich, da bei auch bei uns Kontrolleuren (Bausachverständige) der Zeit- und Termindruck drastisch zugenommen hat. Ich habe aktuell doppelt so viele Objekte zu überwachen, als vor vier Jahren und das geht auch bei mir auf die eindeutig auf die (Kontroll-)Qualität, man hat einfach weniger Zeit zum Hinschauen oder mal eben eine Abdeckung von einer Verteilung zu öffnen. Das wissen die Handwerker - die genauso unter Zeitdruck stehen - auch. Ich möchte nicht wissen, wie viele Mängel alleine aus diesen Bereich von mir unentdeckt bleiben, da mir einfach die Zeit fehlt. Und dazu kommt noch dieses unsägliche Desinteresse der heutigen Investoren. Solange ein Mangel nicht relevant oder sich einfach kaschieren lässt, bleibt es so - Hauptsache es war billig und dem Handwerker kann noch was abgezogen werden. Wenn man sich so manche VOB-Knebelvertäge durchliest tragen die Handwerksbetriebe volles Risiko bei minimalen Ertrag.
Fachkräftemangel. Zusätzlich keine geeigneten Bewerber für Ausbildungsplätze. Leut die Schlitze stemmen, Steckdosen einbauen und bei einer Wechselschaltung hilflos im Tabellenbuch suchen brauche ich nicht.
Die von mir zuvorgenannte Bemerkungen haben ja auch eine Auswirkung. Überlegt mal selber, wieviel kannst du einer richtigen Fachkraft bezahlen und welche interessanten Aufgaben kannst du ihr geben, wenn du selber deine Aufträge auf Kante nähen muss. Die Aufträge haben sich doch in den letzten Jahren eindeutig von der margenreichen Privatkundschaft hin zu den General-UN und Bauträgern mit ihren Knebelverträgen hin verschoben. Selbst als Schulhausmeister im ÖD mit geregelten Arbeitszeiten, VBL-Leitung, garantierten Beschäftigungsverhältnis ohne kaputte Knochen bis zur Rente und weiteren Sozialleitungen verdient man in der Eingruppierung TÖVD-L 5 oder 6 mehr als eine EFK mit eben nicht diesen Vorzügen. Die gesamte Bauwirtschaft bezahlt doch heutzutage eher schlecht, bei immer schlechter werdenden Rahmenbedingungen. Es herrscht kein Fachkräftemangel, sondern einfach stimmen die Bedingungen nicht mehr!
Und das wird sich auch in Zukunft kaum ändern. Es ist doch wirklich so: Baugrundstücke ohne Bauträgerbindung sind in machen Regionen gar nicht mehr zu bekommen, da die einfach schneller sind und auch größere Objekte mit Altlasten/-bestand übernehmen können, die Private überfordern würden. Selbst bei uns auf dem Dorf (Nähe Fra/M) wird denn solch ein Restanwesen mit reichlich Altbestand aufgekauft, abgeräumt und dann parzelliert. Da gibt es den hochpreisige Reihenhausscheiben mit 250m² Grundstück und die können sich die Bewerber/Mieter aussuchen.
Das gesamte Bauhandwerk (also, die selber nicht schlüsselfertig bauen) ist doch mittlerweile in der gleichen Lage, wie die Bauern im Lebensmittelbereich mit den großen oligopolen Discounterketten. Sie sind die Leittragenden im Preiskampf, die fetten Autos fahren andere. Ist das im Bauhauptgewerbe denn anders? Ich kenne wenige Handwerksmeister, die richtig fette Karren fahren und meist sind es denn hiesige Meisterbetriebe mit Migrationshintergrund, die ganze Wanderarbeitstruppen aus ihrer ursprünglichen Heimat hier einschleusen. Auch im E-Handwerk! Da kommen denn zum Schlitzen und Bohren stämmige Russen und ziehen den Bau in kürzester Zeit durch. Die arbeiten für Tarife, da ist selbst dein Azubi einfach zu teuer für.
Also, wenn mich ein Jugendlicher fragt, was er handwerkliches lernen soll ist, nach Möglichkeit im ÖD oder Industrie. Handwerk kann man wirklich keinem mehr mit ruhigen Gewissen empfehlen, auch wenn die Ausbildungsvergütungen hoch sind. Aber selbst im ÖD sind die gar so niedrig, bei unseren Stadtwerken fangen die auch schon bei ca. 1300,- € im ersten Lehrjahr an. Da schaut schon so manche ausgebildete Verkäuferin hoch.