Zunächst zu deiner Frage: Wenn die leitung 10mm² hat, und isolationstechnisch noch intakt ist (bitte Isomessung machen!), braucht man das nicht - man sollte aber zumindest eine zusätzliche Ader für einen reinen PE nachziehen, sofern das einigermaßen einfach zu bewerkstelligen ist - potentielle Störungen und Gefahren reduzieren sich durch TNS erheblich!
@sps: Trotzdem sollte man sie mit maximal 10A absichern - das sind immerhin auch mindestens 2,6kW mögliche Leistung pro Stromkreis. Und wer hat schon 2,6kW Licht in einer Wohnung auf einem Stromkreis? Wenn man Bedenken hat, z.B. weil viele Leuchtstofflampen angeschlossen sind, kann natürlich auch C10 nehmen. 16A für normale Lichtschalter sind nicht nur ungünstig sondern absolut überflüssig!
Leitungen zu Steckdosen, die mit mehr als 10A abgesichert werden, verlege ich grundsätzlich in mindestens 2,5mm². Vorteile:
- Überspannungsableiter (Blitz-/Überspannungsfeinschutz in Geräten, Zwischensteckern, Steckdosenleisten, ... etc) funktionieren besser an 2,5mm² weil dort mehr Leistung möglich ist. Bei 1,5mm² ist das Ableitvermögen doch sehr begrenzt.
- Man verheizt weniger Strom sinnlos als Wärme in den Wänden, weil der Spannungsfall geringer ist.
- Die Leitung ist einfach leistungsfähiger: längere Überlast richtet dort wesentlich weniger Schaden an (bei Absicherung bis 16A und Leitungslänge von max. 30m garkeinen).
- Wenn man dochmal hochsichern möchte, z.B. weil man eine starke CEE-Dose braucht oder auf mehrere Steckdosen aufteilen will, hat man die passende Leitung gleich liegen
- Die Klemmverbindungen sind schon immer eine beliebte Schwachstelle in Installationen gewesen - mit 2,5mm² wirken sich diese Schwachstellen wesentlich weniger aus.
- Es können höhere Drehmomente zur verklemmung am LS genutzt werden und die Leitung verformt sich weniger
- Es ist einfach professioneller, nicht alles mit 3x1,5mm² zuzupflastern
- Dort, wo man viele steckdosen benötigt - z.B. in der Küche - kann man statt 3x 3x1,5mm² auch ein 5x2,5mm² verlegen (kommt billiger) und darüber alle drei Steckdosenstromkreise versorgen (wenn Drehstrom verfügbar ist).
Nun zum nächsten: Schukosteckdosen sind konstruktionsbedingt qualitativ nicht eben Spitzenklasse und haben entsprechend wenig Lastreserve, zudem kommen Faktoren wie nachlassende Federkraft und Verschmutzung der Kontakte hinzu. Wenn man mit Leitungsschutzschaltern B16/C16 absichert, kann bis zu 23,19A dauerhaft fließen, ohne dass der LS abschaltet, im Schnitt sind es ~20,6A. Man sieht sofort: Ein Schutz ist nur möglich, wenn der Benutzer keine Fehler macht. Und gerade das ist heutzutage als sehr defizitär anzusehen, schließlich sollen die Schutzorgane zuverlässigen Schutz bieten und nicht nur dann, wenn niemand einen Fehler macht. Das ist keine moderne Elektrik, sondern 08/15-Verhau, den jeder Heimwerker hinzimmert. Ergo: Meistens reichen schon 10A Absicherung (C10, manchmal auch B10) völlig aus. Beispiele: Kühlschrank, Fernseher, die meisten modernen Waschmaschinen, einzelne PCs, ... etc.. Wenn man mehr möchte, bieten sich LS B13/C13 an - diese lassen mindestens 14,7A durch, maximal 18,7, im Schnitt 16,5 - liegen also genau im Schutzbereich der Steckdosen. Diese LS kosten etwa 3-5 euro mehr pro Stück (als B16) - aber das sollte einem bei einer Neuanlage die Sicherheit wert sein!
Elektroherde werden wie folgt abgesichert:
- 4 Kochplatten und Backofen: B16
- 6 Kochplatten und Backofen: B20
Weitere wichtige Punkte:
- Jeder Raum sollte mindestens einen eigenen Steckdosenstromkreis mit Absicherung B13/C13 bekommen
- Küche:
- NYM-J 5x2,5mm² / NYM-J 5x4mm²: Herd (3x B16/B20)
- NYM-J 5x2.5mm² oder 3x NYM-J 3x2,5mm²: Steckdosen, Spülmaschine, Dunstabzug (3x B13/C13)
- NYM-J 3x1,5mm²: Kühlschrank (C10)
- Bad:
- NYM-J 3x2,5mm²: Steckdose (B10)
- NYM-J 3x2,5mm²: Heizstrahler (beides kann in einem 5x2,5mm² kombiniert werden!) (B10)
- Wohnzimmer: Wohnzimmer sollten schon mindestens zwei eigene Steckdosenkreise bekommen, weil doch meist mehr Technik enthalten ist (z.B. TV, HiFi, Telefon, Zusatzleuchten, ... etc)
- NYM-J 3x1,5mm²: Steckdose für Elektronikgeräte (C10)
- NYM-J 3x2,5mm²: Allgemeine LAststeckdose (B13)
- Arbeitszimmer / Kinderzimmer haben auch oft eine beträchtliche Anzahl von Geräten. Hier bieten sich auch mehrere stromkreise an, einer davon z.B. schaltbar. Man kann sehr viel machen, wenn man schon dabei ist, die Sache zu erneuern, kann man viele hilfreiche Funktionen einbauen, die einem später vieles erleichtern - dass z.B. ein Tastendruck genügt, um eine Reihe von Geräten auszuschalten und wieder in Betrieb zu setzen.
- Flur: NYM-J 3x1,5mm²: Steckdose (C10)
Außerdem braucht man noch mindestens einen allgemeinen Lichtstromkreis, sofern man nicht für jeden Raum einen extra errichtet. Allerdings genügen meist ein oder zwei (ich z.B. hänge den Flur an einen extra Kreis, sodass bei einem Ausfall nicht die ganze Wohnung dunkel ist). Lichtstromkreise kommen meistens mit 3x1,5mm² und Absicherung B10 aus - wer auf Nummer sicher gehen will, kann natürlich auch C10 nehmen.
Achtung: Die Querschnittsangaben sind meine mindestquerschnitte - je nach Leitungslänge, Verlegeart, Häufung, Umgebungstemperatur und Leitungstyp braucht man vielleicht mehr!
Weitere Punkte:
- Unterverteilungen werden oft zu klein dimensioniert und später ärgert man sich dann. Viele Leute bedenken u.a. folgende Dinge nicht, die oft nachgerüstet werden sollen, aber am Platzmangel scheitern:
- zusätzliche FI-Schutzschalter für mehr Ausfallsicherheit
- Überspannungsschutz
- elektronische Komponenten wie Tastdimmer oder Zeitschalter.
- Schutzrelais, Netzfreischalter, ... etc.
Daher sollte eine UV mindestens 3-Reihig sein, besser 4-reihig. Der optik tut das keinen Abbruch, aber man hat doch erheblich mehr Ausbaupotential. Dies sollte man nicht einfach durch Geiz an der falschen Stelle verschenken - später wird es bei Erweiterungen ansonsten richtig teuer, dreckig und nervig.
Alle Stromkreise (außer evtl Blankdraht-DLE, wobei ich die ohnehin nie verbauen würde) sollten unbedingt mit FI geschützt werden, AUCH Herd, Kühlschrank, Telefonanlage, ... etc! Nur dass man eben etwas Sensibles wie den Kühlschrank an einen eigenen FI hängt. Gute FI kosten gerade man 25 Euro - kein Grund also, diesen tollen Zusatzschutz, der Menschenleben retten und Brände verhindern kann, nicht zu installieren!
Überspannungsschutzmodule, zumindest Klasse C, würde ich auf jeden Fall mit einbauen. Der Listenpreis liegt zwar je nach Anbieter bei 150-250 Euro, bei ih-bäh bekommt man die Teile aber oft für 40-60 Euro oder sogar noch weniger. Und da nicht nur bei Blitzeinschlag Spannungsspitzen im Netz vorhanden sind, sondern diese ständig vorkommen (durch Schalthandlungen, große Geräte, anderweitige Störungen), tut man seinen elektronischen Geräten mit einem sogenannten Mittelschutz schon ziemlich viel gutes. Und erst mit Mittelschutz machen die hochwertigen Feinschutzadapter, die man für Steckdosen und anderes kaufen kann, sinn (Vorsicht, es sind auch viele minderwertige Feinschutzadapter im Umlauf, manche sind nicht nur wirkungslos, sondern gefährlich!). Ob ein Grobschutz sinn macht, hängt von mehreren Faktoren ab, die ich bei Interesse gern näher erläutere.
Überpsnnungsschutz sollte man übrigens auch in die Telefonleitung einbauen - das wird, sofern man ein bisschen löten kann, sogar noch billiger, weil man die Schutzgeräte, ähnlich dem Netz-Feinschutz, leicht selbst herstellen kann (Baupläne dafür finden sich hier im Forum im EMV-Subforum).
Wie ist denn die Vorsicherung deiner UV?
MfG; Fenta