xentase
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Hallo zusammen,
ich habe meine TREI-Sachkundeprüfung im Oktober 2023 bestanden. Selbst als Dipl. Ing. der Elektrotechnik kein leichtes Unterfangen. Die 80 Stunden Lehrgangsdauer sind mehr als knapp bemessen. Die in der TREI-Verfahrensordnung angegebenen prüfungsrelevanten Prüfungsinhalte können in diesem Zeitrahmen nur kurz angerissen werden. Zudem hängt der Erfolg oder Misserfolg der Prüfung von weiteren Faktoren ab. Qualität des Referenten, Eigeninitiative neues in kurzer Zeit zu erlernen und auch Glück. Im theoretische Teil A müssen ca. 30 Fragen als Multiple Choice sowie eine größere Rechenaufgabe in 2 Stunden bewältigt werden. Die Zeit ist knapp bemessen und versetzt den Prüfling unter Stress. Auch bei den Multiple Choice Fragen sind kleinere Berechnungen möglich. Bei der Rechenaufgabe ist die komplette Leitung- und Sicherungsdimensionierung einer Bäckerei, Kfz-Werkstatt oder ähnlichen Gebäuden zu berechnen. Tipp: Das sollte so trainiert werden, dass das in 30-40 Minuten erledigt ist. Dann bleibt genug Puffer für die weiteren Fragen.
Das Prüfungssystem ist so aufgebaut, das ein Bestehen des theoretischen Teils A Voraussetzung zur Teilnahme an der praktischen Prüfung Teil B ist. Wer also Teil A nicht besteht, ist für diesen Prüfungstermin erstmal raus und kann in der nächsten Runde (meist 3 Monate später) erneut antreten. Die Prüfungsgebühr ist natürlich fällig.
Im praktischen Teil B wird an einem Modell eines Verteilerkastens das korrekte Ausfüllen eines Prüfprotokolls geprüft. Meist ist eine Wiederholungsprüfung als E-Check oder nach DIN VDE 0105-100 durchzuführen. Im Modell werden Fehler wie z.B. Isolationsfehler eingebaut. Im Prüfprotokoll ist außerdem anzugeben, ob die Anlage Weiterbetrieben oder stillgelegt werden muss. Wer Teil B besteht, darf zur mündlichen Prüfung Teil C antreten.
Teil C der Prüfung stellt die größte Hürde dar. Hier kann das gesamte Spektrum der in der Verfahrensordnung angegebenen Themen abgefragt werden. Darüber hinaus werden ggf. auch für machen lange zurückliegende elektrotechnische Grundlagen abgefragt. Oft werden 3-5 Prüflinge vor dem Landesprüfungsausschuss von Vertretern der Handwerkskammer, der Elektroinnung und des Netzbetreibers gemeinsam geprüft. Jeder Prüfling erhält 2-3 Fragen, meist 15 Minuten pro Person. Wer Glück hat, bekommt die Frage, die er eingeübt hat. Allerdings können die Prüfer durch ihre Erfahrung jeden auch nicht so gut vorbereiteten Kandidaten schnell identifizieren und in die Enge treiben. Dies geschieht auch regelmäßig, wenn die Prüfer den Eindruck haben, das der Prüfling Wissenslücken aufweist. Es gibt auch Prüfer, die dem Befragten durch geeignete Fragestellung den richtigen Weg weisen. Dennoch ist der Stressfaktor hoch und mancher versagt obwohl das Wissen durchaus vorhanden, aber in diesem Moment nicht abrufbar ist. Damit ist die Durchfallquote im Teil C sehr hoch. In allen Prüfungsteilen müssen jeweils mindestens 50 Punkte erreicht werden. 100 Punkte erreicht hier niemand.
Als Fazit ist festzuhalten, das die Sachkundeprüfung zum TREI-Schein durchaus anspruchsvoll, aber mit einem gewissen und auch notwendigen Engagement, zu bewältigen ist. Es gibt mittlerweile auch Bildungseinrichtungen, die mehr als 80 Stunden anbieten. Diese sind zu empfehlen, weil hier tiefer auf den enormen Lerninhalt eingegangen werden kann, auch wenn natürlich die Lehrgangskosten höher ausfallen. Zusätzlich sei das VDE-Normenabo empfohlen. Dies hilft in der Lernphase die notwendigen Normen im Original zu lesen. Zudem benötigt man dieses Abo spätestens bei der Beantragung des Installateurausweises beim zuständigen Netzbetreiber sowieso.
Zum Abschluss sei die Frage erlaubt, ob die Art und Weise des Prüfungsverfahrens noch zeitgemäß ist. In jedem Studiengang sind einmal erfolgreich abgelegte Prüfungsabschnitte als bestanden fixiert. Die in der Verfahrensordnung definierte Wiederholungspflicht aller Prüfungsteile stellt eine gewisse Willkür dar. Im Rahmen des Fachkräftemangels insbesondere der technischen Berufe und des Elektrohandwerks sage ich hier für die Zukunft eine weitere Verknappung des Personals voraus. Die Investitionskosten in Prüfung, Werkzeugausstattung und Normenabo als Voraussetzung zur Eintragung in das Installateurverzeichnis eines Netzbetreibers sind enorm.
Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Tätigkeiten im Bereich des Netzanschlusses bedürfen einer entsprechenden Befähigung. Diese Befähigung sollte jedoch durch zeitlich ausreichende Wissensvermittlung erlangt werden können.
Wie sagte dich der Referent zu beginn des TREI-Lehrgangs: Meine Herren, warum sind sie nicht Fliesenleger geworden ?
Michael Schreiter im Januar 2024
ich habe meine TREI-Sachkundeprüfung im Oktober 2023 bestanden. Selbst als Dipl. Ing. der Elektrotechnik kein leichtes Unterfangen. Die 80 Stunden Lehrgangsdauer sind mehr als knapp bemessen. Die in der TREI-Verfahrensordnung angegebenen prüfungsrelevanten Prüfungsinhalte können in diesem Zeitrahmen nur kurz angerissen werden. Zudem hängt der Erfolg oder Misserfolg der Prüfung von weiteren Faktoren ab. Qualität des Referenten, Eigeninitiative neues in kurzer Zeit zu erlernen und auch Glück. Im theoretische Teil A müssen ca. 30 Fragen als Multiple Choice sowie eine größere Rechenaufgabe in 2 Stunden bewältigt werden. Die Zeit ist knapp bemessen und versetzt den Prüfling unter Stress. Auch bei den Multiple Choice Fragen sind kleinere Berechnungen möglich. Bei der Rechenaufgabe ist die komplette Leitung- und Sicherungsdimensionierung einer Bäckerei, Kfz-Werkstatt oder ähnlichen Gebäuden zu berechnen. Tipp: Das sollte so trainiert werden, dass das in 30-40 Minuten erledigt ist. Dann bleibt genug Puffer für die weiteren Fragen.
Das Prüfungssystem ist so aufgebaut, das ein Bestehen des theoretischen Teils A Voraussetzung zur Teilnahme an der praktischen Prüfung Teil B ist. Wer also Teil A nicht besteht, ist für diesen Prüfungstermin erstmal raus und kann in der nächsten Runde (meist 3 Monate später) erneut antreten. Die Prüfungsgebühr ist natürlich fällig.
Im praktischen Teil B wird an einem Modell eines Verteilerkastens das korrekte Ausfüllen eines Prüfprotokolls geprüft. Meist ist eine Wiederholungsprüfung als E-Check oder nach DIN VDE 0105-100 durchzuführen. Im Modell werden Fehler wie z.B. Isolationsfehler eingebaut. Im Prüfprotokoll ist außerdem anzugeben, ob die Anlage Weiterbetrieben oder stillgelegt werden muss. Wer Teil B besteht, darf zur mündlichen Prüfung Teil C antreten.
Teil C der Prüfung stellt die größte Hürde dar. Hier kann das gesamte Spektrum der in der Verfahrensordnung angegebenen Themen abgefragt werden. Darüber hinaus werden ggf. auch für machen lange zurückliegende elektrotechnische Grundlagen abgefragt. Oft werden 3-5 Prüflinge vor dem Landesprüfungsausschuss von Vertretern der Handwerkskammer, der Elektroinnung und des Netzbetreibers gemeinsam geprüft. Jeder Prüfling erhält 2-3 Fragen, meist 15 Minuten pro Person. Wer Glück hat, bekommt die Frage, die er eingeübt hat. Allerdings können die Prüfer durch ihre Erfahrung jeden auch nicht so gut vorbereiteten Kandidaten schnell identifizieren und in die Enge treiben. Dies geschieht auch regelmäßig, wenn die Prüfer den Eindruck haben, das der Prüfling Wissenslücken aufweist. Es gibt auch Prüfer, die dem Befragten durch geeignete Fragestellung den richtigen Weg weisen. Dennoch ist der Stressfaktor hoch und mancher versagt obwohl das Wissen durchaus vorhanden, aber in diesem Moment nicht abrufbar ist. Damit ist die Durchfallquote im Teil C sehr hoch. In allen Prüfungsteilen müssen jeweils mindestens 50 Punkte erreicht werden. 100 Punkte erreicht hier niemand.
Als Fazit ist festzuhalten, das die Sachkundeprüfung zum TREI-Schein durchaus anspruchsvoll, aber mit einem gewissen und auch notwendigen Engagement, zu bewältigen ist. Es gibt mittlerweile auch Bildungseinrichtungen, die mehr als 80 Stunden anbieten. Diese sind zu empfehlen, weil hier tiefer auf den enormen Lerninhalt eingegangen werden kann, auch wenn natürlich die Lehrgangskosten höher ausfallen. Zusätzlich sei das VDE-Normenabo empfohlen. Dies hilft in der Lernphase die notwendigen Normen im Original zu lesen. Zudem benötigt man dieses Abo spätestens bei der Beantragung des Installateurausweises beim zuständigen Netzbetreiber sowieso.
Zum Abschluss sei die Frage erlaubt, ob die Art und Weise des Prüfungsverfahrens noch zeitgemäß ist. In jedem Studiengang sind einmal erfolgreich abgelegte Prüfungsabschnitte als bestanden fixiert. Die in der Verfahrensordnung definierte Wiederholungspflicht aller Prüfungsteile stellt eine gewisse Willkür dar. Im Rahmen des Fachkräftemangels insbesondere der technischen Berufe und des Elektrohandwerks sage ich hier für die Zukunft eine weitere Verknappung des Personals voraus. Die Investitionskosten in Prüfung, Werkzeugausstattung und Normenabo als Voraussetzung zur Eintragung in das Installateurverzeichnis eines Netzbetreibers sind enorm.
Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Tätigkeiten im Bereich des Netzanschlusses bedürfen einer entsprechenden Befähigung. Diese Befähigung sollte jedoch durch zeitlich ausreichende Wissensvermittlung erlangt werden können.
Wie sagte dich der Referent zu beginn des TREI-Lehrgangs: Meine Herren, warum sind sie nicht Fliesenleger geworden ?
Michael Schreiter im Januar 2024