VDE-Normen - Sinn oder Wahnsinn?

Diskutiere VDE-Normen - Sinn oder Wahnsinn? im Forum Grundlagen & Schaltungen der Elektroinstallation im Bereich ELEKTRO-INSTALLATION & HAUSELEKTRIK - Es gibt da etwas, was mich schon seit längerer Zeit beschäftigt. Es ist wirklich egal was man im Elektrobereich macht, sofort kommen einige Leute...
  • Ersteller Kurzschlussssss
  • Erstellt am
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Du meinst sicherlich Stundensätze - nicht Tagesgelder!
Ganz und gar nicht!

Das sind die Tagesgelder des ZVEH für seine Delegierten in Gremien. Wer als selbstständiger Unternehmer ohne Delegierten-Funktion mitarbeitet, darf Fahrt- und Übernachtungskosten aus der eigenen Tasche bezahlen, denn für ehrenamtliche Tätigkeiten gibt es von niemand einen Zuschuss.

Als einzigen Zuschuss gibt es in Foren mehr oder weniger unverblümte Unterstellungen korrupt zu sein.
 
Danke @Uwe Mettmann für den Tipp. Lektüre zu den Normen und aus dem VDE Verlag gibt es ja ansonsten zur Genüge. Für den (interessierten) Privatanwender tun es wohl ein oder zwei. ;)

Ich zweifle nicht an den hehren Zielen des VDE. Aber es geht hier auch um (viel) Geld. Die 2000 hauptamtlichen Mitarbeiter des Vereins bekommen sicher nicht nur einen Lohn auf Tagesgeldniveau. ;)
Dagegen spricht schon die mittlerweile konzerngleiche Struktur (siehe Bild) und die 60 weltweiten Standorte. Außerdem… strategische Geschäftsfelder? Keine weiteren Fragen.

Ich kann - zumindest aus Laiensicht - durchaus verstehen, wenn dem VDE Lobbypolitik unterstellt wird.

VDE-eigenes Beispiel: Einführung der verpflichtenden Ausrüstung mit Überspannungsschutz (SPD) bei allen Neubauten. Als Begründung wird der Schutz von empfindlichen Geräten wie z.B. PC und TV sowie üblichen Haushaltsgeräten vor Überspannungen im Stromnetz durch direkte Blitzeinschläge in Versorgungsleitungen als auch Schalthandlungen angegeben.
Allerdings fehlen Angaben zur Begründung für diese landesweite Beschaffungsmaßnahme. Hab ich da was übersehen? Wo ist die Risikobewertung? Der Grund für die sich offenbar erhöhte Gefahrenlage?

Gab es etwa in den letzten Jahrzehnten - oder was immer die Grundlage der Norm gewesen ist - eine überproportional zum vermehrten Einsatz elektrischer Gerätschaften gestiegene Schadenshöhe, gemeldet vom Verband der Versicherer?

Gab es eine statistisch relevante Erhöhung von Blitzeinschlägen in Versorgungsnetze?

Gab es eine signifikante Häufung von Schalthandlungen im Stromnetz und wieso sollte das derart immense Auswirkungen auf die Verbraucher haben?

Darf sich dazu jeder Eigentümer selbst informieren oder sich als EFK seinen eigenen Reim drauf machen?

Auch die Finanzierung des VDE lässt sich offenbar nirgendwo online einsehen.

Was mir ebenfalls sauer aufstößt, ist eine Praxis der VDE-Tochter DKE. Siehe Bild 2 - die Info zur Herausgabe von „Anwendungsregeln“. Das ist für mich Psychologie von Feinsten. Abweichend von Standard-Veröffentlichungsprozedere, wird dem Anwender schonmal leichte Kost serviert, damit er sich an den Geschmack gewöhnt und später nach Implementierung ins Normenwerk wie ein guter Bekannter daherkommt. Ganz großes Kino.

Für mich ist der VDE ein grundsätzlich sinnvoller Verein mit guten Absichten, der von den hunderttausend Ehrenamtlichen lebt, allerdings auch mehr als profitiert, und dies mittels teilweise fragwürdiger Praxis, die vor allem denen aufstößt, für die er gegründet wurde.
 

Anhänge

  • 48130A61-C758-4753-B796-47893FB1ADBD.jpeg
    48130A61-C758-4753-B796-47893FB1ADBD.jpeg
    188,2 KB · Aufrufe: 10
  • CDDFE76A-5204-4D2F-A2CF-BC5DE3BE4EEC.jpeg
    CDDFE76A-5204-4D2F-A2CF-BC5DE3BE4EEC.jpeg
    257,9 KB · Aufrufe: 9
Ich zweifle nicht an den hehren Zielen des VDE.
Glaubst du das selbst?
Aber es geht hier auch um (viel) Geld. Die 2000 hauptamtlichen Mitarbeiter des Vereins bekommen sicher nicht nur einen Lohn auf Tagesgeldniveau. ;)
Damit hätte der VDE weder Referatsleiter noch Sekretärinnen.
Dagegen spricht schon die mittlerweile konzerngleiche Struktur (siehe Bild) und die 60 weltweiten Standorte.
Verwunderlich nur, dass die konzerngleiche Struktur nicht verhindert hat, dass der VDE seine "Konzernzentrale" in der Stresemannalle in Frankfurt aufgegeben und die trotz Homeoffice noch nötigen Mitarbeiterbüros in das Gebäude in Offenbach mit hineingequetscht hat und es seitdem auch an Tagungsräumen mangelt.

Macht man das, wenn man im Geld schwimmt?
 
@RIK

Der VDE ist ja ein bisschen mehr als nur die Normenerstellung. Der VDE unterhält z.B. viele Prüflabore, die ihre Dienstleistungen auch anbieten. Genauso wie alle anderen Prüfhäuser, wie TÜV, Eurofins, SGS, Cetecom, Bureau Veritas usw. sind diese Prüfhäuser weltweit vertreten. Die Prüfleistung wird dort angeboten, wo auch die Hersteller sitzen. Nun, somit ist logisch, dass auch der VDE weltweit Prüfhäuser und somit Vertretungen hat.

Das Ganze hat aber nichts mit der Normung zu tun, denn die läuft hauptsächlich über den DKE. Die Normung läuft in Gremien ab und dort sitzen nicht viele hochbezahlte VDE-Mitarbeiter, sondern nur ein DKE-Mitarbeiter als Referent. Die Normungsarbeit geschieht im Wesentlichen durch andere Personen, die Interessengruppen, Verbänden, Firmen usw. vertreten. Diese werden alle nicht vom VDE bezahlt. Natürlich kommt es auch vor, dass VDE-Mitarbeiter in Gremien geschickt werden, sie vertreten dann den VDE als Verband (genauso wie es ZVEI, Bitkom und all den anderen Verbänden ist) oder auch mal Mitarbeiter eines VDE-Prüflabors.

Ich gebe dir zwar insofern recht, dass es eigentlich Aufgabe des Staates ist, die Normungsarbeit (also Organisation, kostenlose Rausgabe der Normen usw.) zu finanzieren, nun ist das Leben aber nun mal nicht so, wie wir es uns wünschen. Bedenke bitte auch, dass in den meisten Ländern das Beziehen der Normen nicht kostenlos ist. Es geht also überhaupt nicht so einfach, wenn also Deutschland damit anfängt, VDE-Normen, die auf internationale oder EU-Normen basieren, kostenlos zu vertreiben. Das werden die anderen Normenorganisationen bzw. die Länder, zu denen sie gehören, nicht so einfach hinnehmen.

Die Lösung, dass nun (vorab) Spezifikationen herausgegeben werden, ist sinnvoll. Der Normungsprozess ist sehr lange, aber bereits am Anfang sind oft in Entwürfen oder gar vorher die Grundsteine definiert. Wenn die Spezifikationen dann darüber informieren, wissen Firmen, was vermutlich zu erwarten ist und können sich frühzeitig darauf einstellen.

Die Finanzierung lässt sich wie bei allen wirtschaftlichen Organisationen online einsehen. Dafür gibt es Internetportale, die allerdings meistens kostenpflichtig sind.

Dass nun nicht veröffentlicht wird, wer runtergebrochen bis auf Personenebene in den Gremien mitarbeitet, sehe ich als richtig an. Ich z.B. möchte nicht, dass plötzlich z.B. Tatjana Mischke aus dem verlinkten SWR-Beitrag vor meiner Haustür steht und ich unvorbereitet zu irgendwelchen Fragen zum VDE Rede und Antwort stehen soll.

Ich arbeite gerne an Normen mit und versuche, dass das Ganze sinnvoll ist, aber deswegen möchte ich doch nicht gleich im öffentlichen Rampenlicht stehen.

Das Hauptproblem der Normung ist nicht unbedingt der Einfluss der Wirtschaft, sondern, dass im Grunde fast alles genormt ist, so dass das wichtige Ziel verloren geht und alles irgendwohin verästelt. Wie sagte ein Lehrer in dem alten Film die Feuerzangenbowle:

„Bäume, die wachsen wollen, muss man anbinden, dass sie schön gerade wachsen, nicht nach allen Seiten ausschlagen,…“

Das gerade und zielgerichtete Wachstum funktioniert in der Normung nicht mehr, weil das Ziel oft eigentlich schon erreicht ist. Man muss aber weiter etwas tun und somit kommt es zum Ausschlagen, Verästelung und somit manchmal auch zu dem Totperfektionieren an Anforderungen, was dann mehr schadet als hilft.

Dies ist aber ein allgemeines Problem in allen Bereichen und nicht nur in der Normung.

Wir Deutschen sind in dieser Disziplin mal wieder Vorreiter, leider dieses Mal im negativen Sinne. Wir regeln, bürokratisieren und diskutieren uns in allen Bereichen des Lebens langsam zur Handlungsunfähigkeit- :(


Gruß

Uwe
 
. . . und warum brechen in Südamerika die geprüften Staudämme ?
 
. . . und warum brechen in Südamerika die geprüften Staudämme ?

das ist nicht ganz passend und am Thema vorbei.

Es war wohl Ein Staudamm und nicht mehrere.
Es war der TÜV, der prüfte und nicht der VDE.
Es war eine Prüforganisation und nicht ein Normen schaffendes Gremium.
Es waren wohl mehr Baumängel, als Mängel der Statik und der Bautechnik die Ursache, welche dem Südamerikaner, welcher die Prüfung durchführte zum Verhängnis wurden. Es gibt auch Fahrzeuge, welche unmittelbar nach der Überprüfung technisch versagten.

Wenn es jedem Prüfer möglich wäre jede List und Tücke der Objekte zu durchschauen wäre es einfach.

Einfacher ist es einen PipiFax zu prüfen, dafür abzukassieren und wenn es schief geht, passiert doch nichts. Das bringt wirklich Kohle.

Ich beneide die Spezialisten nicht welche die Aufgabe wahrnehmen solche Bauwerke nach bestem Wissen und Gewissen zu prüfen und zu beurteilen.

Zugegeben es gibt auch da schwarze Schafe, welche jedoch in der Gesamtsumme vernachlässigbar sind jedoch gute Schlagzeile machen.

Normen und Richtlinien sind notwendig auch wenn immer wieder mal zu weit geschossen wird.

Auf der anderen Seite hört man gerne: Wo steht das, daß ich Das nicht darf!

Weniger am Biuchstaben kleben und mehr die Richtung beachten hilft oft.
 
Zuletzt bearbeitet:
Verwunderlich nur, dass die konzerngleiche Struktur nicht verhindert hat, dass der VDE seine "Konzernzentrale" in der Stresemannalle in Frankfurt aufgegeben und die trotz Homeoffice noch nötigen Mitarbeiterbüros in das Gebäude in Offenbach mit hineingequetscht hat und es seitdem auch an Tagungsräumen mangelt.

Macht man das, wenn man im Geld schwimmt?
Nicht dein Ernst? Das kann schon so sein, aber wo wird normalerweise zuerst gespart, wenn oben mehr hängen bleiben soll? Sicher nicht an der Spitze der Hierarchie.

Aber ich mag mich auch nicht fortwährend an Spekulationen abarbeiten. @Uwe Mettmann hat es ganz gut beleuchtet und meiner Meinung nach auf den Punkt gebracht. Danke an dieser Stelle.

Etwas mehr Toleranz in allen Bereichen gegenüber uns selbst und Anderen täte uns Deutschen ganz gut, bevor die Regelungswut zu viel Abneigung hervorruft.
 
Es war der TÜV, der prüfte und nicht der VDE.
Ja es war der Tüv und der hat auch die Brustimplantate mit Bausilikon geprüft und die Hüftgelenke die nach einem Jahr zu Infektionen führen.
Beim Vde ist es aber das Gleiche. Steht VDE auf den Steckdosenverteilern, die 16A aushalten aber dann nach VDE nicht hintereinander betrieben werden dürfen.
Nach VDE wurden auch jahreland Zählerrückverdrahtungen mit 10mm² gemacht. In der Norm muss bis zum Stromkreisverteiler alles für 63A ausgelegt sein also auch der Zählerschrank. Plötzlich, wenn man es denn wegen der E-Mobilität nutzen will, ist 10mm² zu wenig. wie passt das zusammen?
 
Bei den von mir eingebrachten SWR-Dokumentarfilm geht es aber darum, das (Teile) der DIN-Normen-Gremien intransparent besetzt sind und die Industrie dies immer mehr zum Marketing und Absatzsteigerungen benutzt. Eine Kritik die ich selber schon länger äußere. Da Normen faktisch Gesetzeskraft erlangt haben, gehören diese auch so behandelt.

Es geht jetzt nicht darum, das einzelne Mitwirkende dort mit Anschrift und Telnummer genannt werden, sondern eher, wessen Interesse sie vertreten. Und dies ist nicht immer ausgewogen.

Das Problem ist doch in allgemeiner Art, je mehr die Industrie ihre Interessen dort vertritt, das die sonst oft sinnvolle Normierung auch von Fachleuten hinterfragt werden. Dies wird ja in dem Beitrag deutlich aufgezeigt, dass Bauen in D auch (nicht nur) mittlerweile so teuer geworden ist, dass sich selbst Mittelschichtsbüger sich ein Häuschen im Grünen oder eine familienfreundliche Mietwohnung kaum noch leisten können.
Diese werden faktisch auch kaum noch gebaut. Selbst MFH-Wohnungen sind oft für Senioren ausgelegt, mit einem Spielplatz im Garten, da Genehmigungsauflage. Gut für die Enkel - Familien schauen aber in die Röhre.

Ich war ja knapp 20 Jahre aktiv als SV in dem Bereich unterwegs. Dies hat sich in der Zeit total verändert, da einfach von vielen Akteueren die Standards immer höher geschraubt wurden und somit die Kosten. Dies ist nicht immer der DIN geschuldet.
Alleine schon die Erschliessungskosten für neue Baugebiete sind mittlerweile so hoch, dass es sich für viele - ich sage jetzt mal ehemalige Bauern, die hinterm Hof noch eine Hauswiese haben - nicht lohnt, diese für Bebauungszwecke freizugeben. Selbst bei hiesigen 400,-€ für erschlossenes Bauland gehen mindestens 10 Grundstücke nur für die Erschliessung drauf. Und dann gibt es hinterher auch oft Ärger mit gerichtlichen Auseinandersetzungen, dann überlegt man sich dieses!
Und wir haben noch viele solcher Resthöfe, die langsam an die nächste Generation übergehen, die selbst da nicht wohnen werden, aber auch nichts passiert - nicht mal einen Abriss, da einfach zu teuer, wenn man es nicht selber macht.
 
Es wird versucht, dass in den Normengremien alle Interessengruppen dran teilnehmen. Wenn aber die Interessengruppen kein Interesse an der Teilnahme haben, funktioniert das halt nicht und das Ganze ist unausgewogen. Das ist das Problem.

An der Normung mitzuarbeiten, kostet Zeit und natürlich auch Geld. Es reicht ja nicht, einfach nur an den Sitzungen teilzunehmen, sondern man muss sich vorbereiten, später nacharbeiten und die ganzen Dokumente, die in der Zwischenzeit auf den Server gestellt werden, durcharbeiten und bewerten. Ich habe mal nachgeschaut und zu dem Gremium, an dem ich mitarbeite, sind in diesem Jahr bereits 138 Dokumenten online gestellt worden.

Meine Firma unterstützt und bezahlt es, dass ich dem Gremium mitarbeite. Jetzt kommt aber der Witz an der Geschichte, ich werde nicht von der Firma in das Gremium geschickt, sondern bin von einem Verband benannt, mit dem meine Firma nichts zu tun hat und die Interessen nicht einmal identisch sind.

Das funktioniert nur, weil sowohl die Firma und der Verband möchte, dass ich daran mitwirke, dass die Normen sinnvoll und vernünftig sind.

Das ist im Übrigen das Interesse aller Teilnehmer in dem Gremium und keiner versucht massiv seine Interessen durchzusetzen. Natürlich gibt es bei einigen Punkten manchmal auch deutlich unterschiedliche Meinungen, aber man findet fast immer ein Kompromiss, mit den alle leben können.

Das Problem ist ein ganz anderes und das habe ich oben beschrieben. Wir haben z.B. aktuell ein Problem, dass neue Messungen eingeführt werden sollen, weil es mit geringer Wahrscheinlichkeit Effekte geben kann, die bisher nicht bewertet wurden. Diese Messungen haben für niemanden wirtschaftliche Vorteile, im Gegenteil, es wird wesentlich teurer Produkte auf dem Markt zu bringen. Wer Vorteile haben könnte, sind Labore, die diese Messungen durchführen müssten, aber auch die wehren sich dagegen. Die in unserem Gremium, die nicht ganz abgeneigt sind, dass solche Messungen kommen, haben dadurch keine wirtschaftlichen Vorteile und sind ausgerechnet die, die nicht aus der Industrie kommen.

Dieses Beispiel zeigt doch die tatsächlich Ursache, dass die Anforderungen in den Normen immer höher werden, das Sinnvolle ist bereits genormt und jetzt fängt man an sich weitere Felder zu suchen, die man noch normen könnte, was natürlich dazu führt, dass unnötige Anforderungen entstehen, deren Umsetzung aber teuer wird, siehe mein Beispiel. Ich könnte hierzu noch einige weitere Beispiel nennen.

Insofern sehe ich, solange nicht das Gegenteil bewiesen wird, es als Unterstellung, dass in Gremien nur jeder seine eigenen Interessen vertritt.


Gruß

Uwe
 
Es wird versucht, dass in den Normengremien alle Interessengruppen dran teilnehmen. Wenn aber die Interessengruppen kein Interesse an der Teilnahme haben, funktioniert das halt nicht und das Ganze ist unausgewogen. Das ist das Problem.
Und so lange sich das nicht grundegend ändert sind die Forderungen zu paritätischer Gremienbesetzung auch zum Scheitern verurteilt.
An der Normung mitzuarbeiten, kostet Zeit und natürlich auch Geld. Es reicht ja nicht, einfach nur an den Sitzungen teilzunehmen, sondern man muss sich vorbereiten, später nacharbeiten und die ganzen Dokumente, die in der Zwischenzeit auf den Server gestellt werden, durcharbeiten und bewerten. Ich habe mal nachgeschaut und zu dem Gremium, an dem ich mitarbeite, sind in diesem Jahr bereits 138 Dokumenten online gestellt worden.
Im Zuge der Digitalumstellung mussten sich auch koaxlastige Installateure von Messmethoden für analoge Signale vearabschieden. Wer hätte früher an LWL-Anwendungen für Sat.-Empfang gedacht?
Das Problem ist ein ganz anderes und das habe ich oben beschrieben. Wir haben z.B. aktuell ein Problem, dass neue Messungen eingeführt werden sollen, weil es mit geringer Wahrscheinlichkeit Effekte geben kann, die bisher nicht bewertet wurden. Diese Messungen haben für niemanden wirtschaftliche Vorteile, im Gegenteil, es wird wesentlich teurer Produkte auf dem Markt zu bringen.
Das klingt ähnlich wie der schon erwähnte Hinweis, dass sich Vertreter der Mobilfunkfirmen bei der Neufassung der DIN VDE 0800-300 gerade selbstlos knebeln. Dto. die sachlich begründeten neuen Messmethoden nach Reihe IEC 60728 und ich bewundere alle, welche von der Flut englischsprachiger JTC-Dokumente nicht an ihre Grenzen kommen.

Das ist alles dem technischen Fortschritt geschuldet und nicht von einem einzelnen nationalen Gremium wie VDE-DKE, das normferne User bevorzugt attackieren, zu ändern.
 
….Wir haben z.B. aktuell ein Problem, dass neue Messungen eingeführt werden sollen, weil es mit geringer Wahrscheinlichkeit Effekte geben kann, die bisher nicht bewertet wurden. ….
Hat dies was mit dem Bauwesen zu tun?
Egal: Jede erhöhte Anforderung, jede verschärft Norm, jeder spezieller Gestaltungswunsch - egal mag die noch so sinnvoll sein oder sinnbefreit führt zu höheren Kosten und Bauzeiten. Prominente Beispiele in jüngerer Vergangenheit sind Elphi, BER und mal sehen ob ich noch persönlich erlebe der S21 fertig wird. Teurer wird es auf jeden Fall.

Gerade im Öffentlichen Bau wird dies so auf der Spitze getrieben, mit der Folge das Notwendiges entweder nur teuer oder nicht angefasst wird. Ein Bekannter (HSM einer Schule) erzählte mir letztens, das seine Gasheizung in der Schule bald goldenen Geburtstag hat. Man wartet halt darauf, dass diese mit dem Rest der Schule saniert wird.

Im privaten Wohnungsbau haben wir doch schon den Punkt erreicht, dass nur noch Wohnungen für gut verdienede Singels, DINKs und wohlhabene Senioren auf dem Markt kommen, da der Rest sich diese erst gar nicht leisten kann - sei es zur Miete oder Kauf. Also werden auch gar nicht mehr gebaut.

Daran sind auch übertriebene Normen mit dran schuld. Nur wie will man dies jetzt lösen? Das geht nur, wenn das ganze Normungswesen verstaatlich wird. Aber wenn ich die Trägheitsmasse unserer lokalen Behörde sehe, dann sehe ich schwarz. Mit noch mehr Personal, wird höchstens die Masse größer, aber nicht die Bearbeitungsgeschwindigkeit.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hat dies was mit dem Bauwesen zu tun?
Nein, zeigt aber, wie absurde Forderungen in Normen zustande kommen. Ebenso kann es auch für Normen im Bauwesen zutreffen.

Ohne es genauer zu wissen, ist es also eine unbelegte Unterstellung, wenn behauptet wird, dass Normengremien von der Industrie immer mehr zum Marketing und Absatzsteigerungen benutzt werden, was ja auch du für das Bauwesen behauptet hast.

Es kann zwar sein, dass es so ist aber ebenso, dass es nicht so ist. Wie meine Erfahrung zeigt und ich jetzt schon in mehreren Beispielen gezeigt habe, ist es oft nicht so.

Wenn sich aber erst einmal so ein Vorurteil im Kopf festgesetzt hat, dann noch genährt von so einem schlechten Beitrag, wie der vom SWR, dann ist so etwas schlecht aus dem Kopf zu bekommen.


Gruß

Uwe
 
Wenn sich aber erst einmal so ein Vorurteil im Kopf festgesetzt hat, dann noch genährt von so einem schlechten Beitrag, wie der vom SWR, dann ist so etwas schlecht aus dem Kopf zu bekommen.
Was würdest du denn verändern wollen, damit dies zukünftig besser läuft? Bzw. Wie man tw. das rad wieder zurückgedreht bekommt?

Anderes Beispiel aus der Praxis, der sicherlich kein Einzelfall ist:
Ein Seniorenverein aus unserem Nachbarort (gleiche Kommune) hat sich immer regelmäßig in einer Gastwirtschaft zum geselligen Nachmittag getroffen. Nun hat diese Gastwirtschaft im Rahmen von C19 - so wie viele - dicht gemacht.
Die Gastwirtschaft wollte die Stadt über einen Träger nicht übernehmen, sondern hat den Verein, nach Interventionen des Seniorenbeirates, als Ersatz den Veranstaltungsraum in der örtlichen Grundschule zugesprochen. Nur leider liegt dieser Veranstaltungsraum im Dachgeschoß, Toiletten sind zwar vorhanden, aber im Stil der 60er ausgerichtet, eine Küche fehlte komplett und einen sekundären Fluchtweg gab es auch nicht, was insbesondere schon seit Jahren der Feuerwehr sauer aufstößt.
Also musste eine Lösung her - ein Fahrstuhl. Einbau im Treppenhaus war nicht möglich, ein Alternativstandort im Gebäude von der Schule abgelehnt, da die Nutzer hätten durch die Schule laufen müssen.
Also wurde ein Außenfahrstuhl am Gebäude geplant, der auch im Brandfall genutzt werden kann.
Dieser störte aber wiederum dem Denkmalschutz (gleiche Behörde, andere Abteilung), da dies dem Ambiente des in den 60ern errichteten Zweckbau gestört hätte. Wenn das Gebäude wenigsten schick gewesen wäre, dann hätte ich es verstanden.

Dann wurde dieser Fahrstuhl im Stil der angrenzenden Glasfassade - die aus wärmetechnischen Gründen gleich mit saniert wurde - geplant und gebaut. Damit dieser auch im Rahmen der Inklusion für rollstuhlgebundene Schüler mitgenutzt werden konnte und natürlich als sekundärer Fluchtweg, bekam dieser im EG je eine Schachttür nach Außen und ins Schulgebäude und in jedes Geschoss - per Schlüssel für berechtigte Personen freigeschaltet.
Kostenpunkt für die gesamte Umbaumaßnahme (mit WC und Küche) 1,7M€, davon rund 980k€ für den Fahrstuhl. Aus Erfahrung weiß ich, dass so‘n Fahrstuhl rund 3-5k€/pa. an Unterhaltskosten verursacht.
Wenn der Fahrstuhl jetzt angenommen für 2000 Fahrten im Jahr in Anspruch genommen wird und die Lebensdauer laut AfA auf 50 Jahre kalkuliert, dann kostet rein rechnerisch, jede Fahrt knapp 12,-€. Das schlimme, je weniger der Fahrstuhl genutzt wird, um so teurer werden die Fahrten. Da es z.Zt keine Rolli-Kinder gibt, kommt man locker auf
100,-€ pro Fahrt. Ein Schnäpper.
 
Wenn sich aber erst einmal so ein Vorurteil im Kopf festgesetzt hat, dann noch genährt von so einem schlechten Beitrag, wie der vom SWR, dann ist so etwas schlecht aus dem Kopf zu bekommen.
Ich fand den Beitrag nicht rundweg schlecht, er war aber für mich von einer vorgefassten Absicht dominiert.

Mit Hinweisen oder gar konkreten Beispielen, dass sich jedermann in die Normengebung mit einbringen kann und man dazu kein Gremien-Mitglied sein muss, wäre er informativer und objektiver ausgefallen.
 
So ist das aber überall. Bei uns gibt es einen Bach, der 8 Monate im Jahr trocken ist. Darüber ging die Straße und für den Bach gan es ein Betonrohr ca. 80cm Durchmesser. Das war nun 60-80 Jahre alt und wurde brüchig. Jetzt darf das plötzlich kein Rohr mehr sein, sondern muss eine Brücke werden aus Beton. Der normalbürger hätte gesagt, Straße auf, neues Rohr rein, wieder Ruhe für lange Zeit. Dauer 2 Wochen. Nun muss das aber eine Betonbrücke werden 7 Monate Bauzeit mit den entsprechenden Kosten.
 
Naja, oft genug kennt man nicht sämtliche Einflussfaktoren für solche Projekte. Vor allem die, die sich geändert haben. Heute werden ja bspw Extremwetterereignisse einkalkuliert und da kann so eine Betonröhre schon zu knapp sein.

Was die Normung angeht, wäre es vlt an der Zeit für eine Anpassung der Leitsätze. Nicht immer mehr Normen, sondern stärkere Differenzierung ermöglichen, orientiert an den Bedürfnissen des jeweiligen Bauherren und vor allem überlegen wie man erstmal mit den bisherigen Normen gleichzeitig genormt und effizient bauen kann. Dann wird auch besser erkennbar welche Normen überhaupt an welcher Stelle noch nötig, vlt sogar überflüssig geworden sind oder sogar mit anderen Normen kollidieren und angepasst werden müssen. Diesen Prozess gibt es sicher schon, aber er müsste gezielt in den Vordergrund gestellt werden.
 
Naja, oft genug kennt man nicht sämtliche Einflussfaktoren für solche Projekte. Vor allem die, die sich geändert haben. Heute werden ja bspw Extremwetterereignisse einkalkuliert und da kann so eine Betonröhre schon zu knapp sein.
Würde der Durchlass nicht reichen, nimmt man ein größeres Rohr oder 2,3,5 nebeneinander, wo ist das Problem?
 
So ist das aber überall. Bei uns gibt es einen Bach, der 8 Monate im Jahr trocken ist. Darüber ging die Straße und für den Bach gan es ein Betonrohr ca. 80cm Durchmesser. Das war nun 60-80 Jahre alt und wurde brüchig. Jetzt darf das plötzlich kein Rohr mehr sein, sondern muss eine Brücke werden aus Beton. Der normalbürger hätte gesagt, Straße auf, neues Rohr rein, wieder Ruhe für lange Zeit. Dauer 2 Wochen. Nun muss das aber eine Betonbrücke werden 7 Monate Bauzeit mit den entsprechenden Kosten.
Tscha, dann gilt der Graben als nicht verrohrt, sondern als überbrückt! Darf denn mal gerne 2M€ kosten.

Im Mittelalter wurde an solchen Stellen eine Station eingerichtet und von jedem Brückengeld abgenommen. Oder diese mussten dann die Furt zu Durchfahrt nehemen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Würde der Durchlass nicht reichen, nimmt man ein größeres Rohr oder 2,3,5 nebeneinander, wo ist das Problem?
Vereinfacht ausgedrückt passt ein Baumstamm unter ner breiten Brücke im Fall der Fälle auch mal quer durch und sorgt dann nicht für Stau. Im Gegensatz zu einer Betonröhre oder mehreren nebeneinander. Aber jetzt sind wir definitiv offtopic. ;)
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Thema: VDE-Normen - Sinn oder Wahnsinn?
Zurück
Oben