@RIK
Der VDE ist ja ein bisschen mehr als nur die Normenerstellung. Der VDE unterhält z.B. viele Prüflabore, die ihre Dienstleistungen auch anbieten. Genauso wie alle anderen Prüfhäuser, wie TÜV, Eurofins, SGS, Cetecom, Bureau Veritas usw. sind diese Prüfhäuser weltweit vertreten. Die Prüfleistung wird dort angeboten, wo auch die Hersteller sitzen. Nun, somit ist logisch, dass auch der VDE weltweit Prüfhäuser und somit Vertretungen hat.
Das Ganze hat aber nichts mit der Normung zu tun, denn die läuft hauptsächlich über den DKE. Die Normung läuft in Gremien ab und dort sitzen nicht viele hochbezahlte VDE-Mitarbeiter, sondern nur ein DKE-Mitarbeiter als Referent. Die Normungsarbeit geschieht im Wesentlichen durch andere Personen, die Interessengruppen, Verbänden, Firmen usw. vertreten. Diese werden alle nicht vom VDE bezahlt. Natürlich kommt es auch vor, dass VDE-Mitarbeiter in Gremien geschickt werden, sie vertreten dann den VDE als Verband (genauso wie es ZVEI, Bitkom und all den anderen Verbänden ist) oder auch mal Mitarbeiter eines VDE-Prüflabors.
Ich gebe dir zwar insofern recht, dass es eigentlich Aufgabe des Staates ist, die Normungsarbeit (also Organisation, kostenlose Rausgabe der Normen usw.) zu finanzieren, nun ist das Leben aber nun mal nicht so, wie wir es uns wünschen. Bedenke bitte auch, dass in den meisten Ländern das Beziehen der Normen nicht kostenlos ist. Es geht also überhaupt nicht so einfach, wenn also Deutschland damit anfängt, VDE-Normen, die auf internationale oder EU-Normen basieren, kostenlos zu vertreiben. Das werden die anderen Normenorganisationen bzw. die Länder, zu denen sie gehören, nicht so einfach hinnehmen.
Die Lösung, dass nun (vorab) Spezifikationen herausgegeben werden, ist sinnvoll. Der Normungsprozess ist sehr lange, aber bereits am Anfang sind oft in Entwürfen oder gar vorher die Grundsteine definiert. Wenn die Spezifikationen dann darüber informieren, wissen Firmen, was vermutlich zu erwarten ist und können sich frühzeitig darauf einstellen.
Die Finanzierung lässt sich wie bei allen wirtschaftlichen Organisationen online einsehen. Dafür gibt es Internetportale, die allerdings meistens kostenpflichtig sind.
Dass nun nicht veröffentlicht wird, wer runtergebrochen bis auf Personenebene in den Gremien mitarbeitet, sehe ich als richtig an. Ich z.B. möchte nicht, dass plötzlich z.B. Tatjana Mischke aus dem verlinkten SWR-Beitrag vor meiner Haustür steht und ich unvorbereitet zu irgendwelchen Fragen zum VDE Rede und Antwort stehen soll.
Ich arbeite gerne an Normen mit und versuche, dass das Ganze sinnvoll ist, aber deswegen möchte ich doch nicht gleich im öffentlichen Rampenlicht stehen.
Das Hauptproblem der Normung ist nicht unbedingt der Einfluss der Wirtschaft, sondern, dass im Grunde fast alles genormt ist, so dass das wichtige Ziel verloren geht und alles irgendwohin verästelt. Wie sagte ein Lehrer in dem alten Film die Feuerzangenbowle:
„Bäume, die wachsen wollen, muss man anbinden, dass sie schön gerade wachsen, nicht nach allen Seiten ausschlagen,…“
Das gerade und zielgerichtete Wachstum funktioniert in der Normung nicht mehr, weil das Ziel oft eigentlich schon erreicht ist. Man muss aber weiter etwas tun und somit kommt es zum Ausschlagen, Verästelung und somit manchmal auch zu dem Totperfektionieren an Anforderungen, was dann mehr schadet als hilft.
Dies ist aber ein allgemeines Problem in allen Bereichen und nicht nur in der Normung.
Wir Deutschen sind in dieser Disziplin mal wieder Vorreiter, leider dieses Mal im negativen Sinne. Wir regeln, bürokratisieren und diskutieren uns in allen Bereichen des Lebens langsam zur Handlungsunfähigkeit-
Gruß
Uwe