Deckenauslass

[DanLi]

Hallo,

ich frage mich seit längerem ob es eigentlich richtig ist das NYM-J oder NYIF-J Kabel auf Abgehängten Decken einfach durch ein Loch in der Decke rausgeführt werden dürfen.

Ist das so zulässige? Ich meine es besteht ja in so einem Fall überhaupt keine Zugentlastung.

 

[bigdie]

Für fest verlegte Leitungen und Kabel brauchst du keine Zugentlastung

 

[T.Paul]

Ich fürchte DanLi meint aber keine fest installierte Leitung sondern den Pfusch NYM zwischen Einbauleuchten auf den Gipskarton zu werfen ohne Befestigung und Übergang auf flexible Leitung bzw. vernünftige Anschlussbox am Einbauring. Also den Müll, den jeder Hobby-Elektriker sich da fälschlicherweise selber hinbastelt ...

 

[bigdie]

Mag ja sein, das das Pfusch ist, ich halte sowieso eher wenig von Einbauleuchten. Aber in der Praxis ist eine Befestigung der Leitungen oftmals gar nicht möglich. Die Decke hat 10cm Hohlraum, irgendwo liegt der Tronictrafo, den man ja im Falle eines Defektes bis zum Loch ziehen können muss. Mitunter hat dieser ja eine brauchbare Zugentlastung, ich hatte aber auch schon welche, da ging höchstens 0,5mm² als Zuleitung drunter. Und bei den Strahlern ist es prinzipiell das Gleiche, oftmals gibt es den Einbauring und den Sockel mit 2 Drähten dran.
Mitunter hat es auch seine Vorteile, wenn Leitungen in Zwischendecken nicht befestigt sind, dann weichen sie besser aus, wenn mal ein Bohrer vorbei kommt :lol:

 

[T.Paul]

Die Leitung muss nicht fixiert werden um als fest verlegt zu gelten. Aber das NYM mit Lüsterlemmen an die Fassungsdrähte anzuschließen ohne Fixierung ist Pfusch. NYM an den Trafo, hitzebeständige flexible Leitung an den Sekundärausgang, zugentlastet in ein Kaiser ThermoX-Gehäuse mit fixierter Anschlussklemme, daran die Fassung ... Und alles ist gut. Jedenfalls wenn man es dann noch schafft die Temperaturprofile der ThermoX-Gehäuse zu lesen und zu verstehen, wenn Dämmung drauf liegt ...

 

[bigdie]

Klingt alles schön, vor 20 Jahren, als ich sowas zuletzt gemacht habe, gab es noch kein Kaiser ThermoX- Gehäuse, aber es gab besagte Tronictrafos von einem namhaften Hersteller, da ging kein 3x1,5 Nym unter die Zugentlastung, max. die schwarze und blaue Ader hast du da drunter gebracht.
Wie gesagt privat halte ich nicht viel davon, lediglich in meinen Keller kommen jetzt mal paar LED Einbaustrahler wegen der Deckenhöhe. Ansonsten gibt es nur "normale" Leuchten, die man, wenn sie einem nicht mehr gefallen, einfach tauschen kann.

 

[T.Paul]

Vor 20 Jahren lag auch noch keine Dämmung auf der Decke, da hat die Anschlussbox am Tragring noch gereicht ... heute ist das meistens anders.

 

[bigdie]

Wo hast du denn vor 20 Jahren gebaut? keine Dämmung??

 

[Moorkate]

Da gebe ich bigdie vollkommen Recht.
Auch bei heutigen Einbauleuchten oder Einbauringe egal ob 12V oder 220V ist kein vernünftiger Platz für ein DIN-gemäßes Anschlußkabel. Da werden sogar 2x0,75mm2 mitgeliefert, sogar durchgeschliffen.
Wenn du Glück hast ist die Lüsterklemme noch in ein primitives Plastegehäuse mit Zugentlastung eingepack. Selbst wenn du da mit 3G1,0 rangehst, muss du die Zuentlastung schon nacharbeiten, bei NYM den Schutleiter stramm wegschneiden damit es passt.
Ich weiss selber dass es nicht Normkonform ist, aber die Leuchten werden hier so verkauft, du bekommst auch keine anderen, außer du legst 100€ pro Stück hin. Und das Thema hatten wir hier auch schon mehrfach: "Wenn sich diese Leuchten nicht nach der DIN anschliessen lassen, dürften diese hier nicht verkauft werden!" Aber da bist du ja anderer Meinung, wenn der Hersteller in China das ok findet, dann ist es zulässig.

Selbst vor 20 Jahren wurden schon eigentlich unzulässige Tronictrofos, (von Osram) in den Verkehr gebracht. Mit Primär Ein- und Ausgang wo es zum nächsten Trafo ging, laut Datenblatt zulässig für 1,5er NYM und bis zu 12A Last. Arg eng und den Schutzleiter durchschleifen war nicht möglich, da keine Klemmstelle vorhanden. Die Leiterbahn reichte nach eigener Berechnung nur bis 7A, bei 25C°.
Die ganze Decke (isolierte Holzkonstruktion) unserer Aula war voll davon. Nachdem ich einige mit total verschmorten Anschlüsse herausgeholt habe, habe ich wegen der Brandlast eine Änderung der Verkabelung gefordert. Ersteinmal - öh teuer und so - wurde dann auch gemacht, weil keiner das Risiko eingehen wollte. (Gab aber keine Pluspunkte, da mal wieder Kosten verursacht)
Die damalige Installation wurde von einem Meisterbetrieb ausgeführt - der vorhandene Schutzleiter wurde nicht durchgeschleift, die Zuleitungen zu den Halos wurde unzulässigerweise mit NYM und offener Lüsterklemme verlängert. Ein typischer Meisterpfusch

mfG

 

[T.Paul]

So etwas als eigene Schuld anzuerkennen, ist aber auch ned euer Ding, oder? Ich bin grad erst wieder mit nem Witz von Anschlussraum (einer Innotec-Sicherheitsleuchte) an den Hersteller getreten und hab mir vorführen lassen, dass es "Oh, sie haben Recht" nicht geht ... Jammern können alle, man muss solche Mängel auch mal an den Hersteller tragen. Ich hab letztes Jahr auch die Produktion einer ganzen Präsenzmelder-Serie von B.E.G. zum erliegen gebracht, weil der neue Prozessor auf der Platine mit der Software nicht richtig konnte. Hensel hat die Schließmechanik und andere Kleinigkeiten der enystar-Reihe überarbeitet und Glamox darf sich mal ernsthafte Gedanken um die Verpackung und Lagerung einiger Ihrer Leuchten machen.

Mit welchen Problemen habt ihr die Hersteller in den letzten Monaten konfrontiert?

... erinnert mich gerade daran, dass ich Gira nochmal anschreiben muss bzgl. dem Bechriftungs-Service zu den Außensprechstellen ...

Nur, weil etwas konzeptionelle Fehler aufweist, muss man es nicht wider besseren Wissens verwenden. Wer als Fachkraft der Ansicht ist, etwas besser zu wissen, sollte nicht darüber lamentieren, wie doof doch alle anderen sind, sondern die Verantwortlichen darauf ansprechen. manchmal wird man auch überrascht, welche Lösungen der Hersteller dazu hatte, die dann tatsächlich funktionieren - und manchmal wird dem Hersteller klar, dass er da Mist produziert. Ich hab mich auch schonmal völlig umsonst gewundert, z.B. über falsch positionierte PE-Anschlussklemmen in einem OBO Bettermann Stahlblech-BR-Kanal. Bis mich ein Außendienstler aufklärte, dass der Bauträger diese Fehlproduktion bewusst so abgenommen hat um einen günstigeren Preis zu erzielen - Danke auch, wir brauchten Winkelschraubendreher um dranzukommen ...

Solange ihr bastelt und der Hersteller ohne Reklamation verkaufen kann, verkauft er - Warum auch nicht, wenn der Umsatz und Gewinn stimmt? Man muss mit den Leuten schon mal in Kontakt treten, wenn einem etwas missfällt.

 

[Moorkate]

Du hast ja Recht, wenn du sagst man muss an den Hersteller herantreten. Im Fall unserer Auladecke habe ich auch Osram kontaktiert. Die haben mir zwar netterweise das Datenblatt zugesandt, aber sich ansonsten nicht für die Probkematik interessiert.
Das Produkt wird seit 10 Jahren nicht mehr hergestellt und Punkt.
Im KFZ-Bereich wäre eine Rückrufaktion gestartet - wer weiß wie viele unendeckte Schwelbrände es schon gegeben hat oder sich die Brandursache nicht mehr feststellen lies.
Das sind aber Bauteile, die idR von Fachbetrieben eingebaut werden und die machen sich auch keinen Kopf, da eine Vorabrecherce Zeit und Geld kostet die der Kunde nicht zahlt und bauen zudem nicht immer nach Vorschrift ein.

Mir geht es auch um den massenweisen Chinaschrott, der so in der EU im Umlauf gebracht wird. Bis auf fest eingebaute Leuchten, werden diese nicht von den Fachbetrieben besorgt und eingebaut, sondern diese besorgen die Leute selber. Und was da für ein Schrott verkauft wird - teilweise kriminell. Und da brauchst du nicht an den Importeur oder Hersteller in China herantreten, dass ist verschenkte Liebesmüh und die Zeit ist dann reines Hobby.
Ich bekomme das ja mit, weil ich immer mal wieder gefragt werde, ob ich diese anbringe oder austausche. Entweder arbeite ich die nach oder lasse die wieder zurückbringen. Manche meinen auch ein supertolles Schnäppchen gemacht zu haben, wenn die was für 4,99€ erstanden haben.
Besonders die beliebt gewordenen LED-Fluter sind solche Exemplare. Außen teilweise als SK II deklariert und innen nur mit diesen Telefonverbindern zusammengezwiebelt - auch schon mal gelöst gesehen. Die schraube ich grundsätzlich auf, schaue nach und ändere notfalls auf SK I mit ordentlicher Verbindung und Schutzleiter.

Aber wie viele Leuchten werden ungeprüft privat angeschlossen? Die große Masse!

mfG

 

[T.Paul]

Und wie viele Leute hätten das privat auch gedurft? Äh, warte ... Null! Und wenn es sich nicht verkaufen ließe, würde es nicht verkauft und ergo nicht mehr importiert/produziert - Wir sind also wieder beim Grundsatz-Problem der illegalen unfachmännischen Tätigkeit an der elektrischen Anlage wie in einem anderen Thema hier gerade - Der Kreis schließt sich.

Und zum Rest: Es gibt durchaus auch Rückrufaktionen in diesem Bereich. Bevorzugen tun die Hersteller das selbe, was auch die meisten Kfz-Hersteller am liebsten tun (solange es keinen öffentlichen Druck gibt): Stillschweigende Anweisungen an die Fachwerkstätten - Das wird dann bei der Wartung ohne Erwähnung mitgemacht.

Ebenso gibt es bei den Installateuren schwarze Schafe - wie überall, das sind aber nicht alle. Das sind i.d.R. eher die, die ausschließlich nach Preis eingekauft wurden ...