Fehlender Sicherheitsleiter

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klaugee

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Hallo zusammen.

Hab da mal ne Frage. Bin kürzlich umgezogen in eine AltbauWohnung. Ist im Krieg teilzerstört worden und eben danach wieder aufgebaut worden. Die Elektroinstallation, zumindest die Kabel, stammt noch von damals.
Beim Blick in eine Steckdose ist mir aufgefallen, dass dort kein Sicherheitsleiter vorhanden ist. Stattdessen ist der Null-Leiter einfach über zwei Kontakte, also Null und Sicherheit geklemmt.
Dazu also meine Fragen:ist das der Minimalschutz?, Ist das übliche Praxis, wenn kein Kabel gegeben ist? ist das verboten?, ist das eventuell lebensgefährlich?

Außerdem: Im Bad ist der Sicherheitsleiter einer Steckdose direkt mit dem Gasrohr verbunden. Auch hier habe ich die oben genannten Fragen. Besonders was die Lebensgefährlichkeit angeht. Wenn es da einen Kurzschluß gibt, dann steht ja das ganze Rohrsystem unter Strom. Natürlich wird es geerdet sein, aber trotzdem ...

Kann mir bitte ein Fachmann was dazu schreiben. Danke im voraus
 
klaugee schrieb:
Beim Blick in eine Steckdose ist mir aufgefallen, dass dort kein Sicherheitsleiter vorhanden ist. Stattdessen ist der Null-Leiter einfach über zwei Kontakte, also Null und Sicherheit geklemmt.
Dazu also meine Fragen:ist das der Minimalschutz?, Ist das übliche Praxis, wenn kein Kabel gegeben ist? ist das verboten?, ist das eventuell lebensgefährlich?

Das nennt man klassische Nullung: der Neutralleiter wird zugleich auch als Schutzleiter verwendet. Man spricht dann von einem PEN (PE + N) oder Nullleiter. Diese Schutzmaßnahme ist in vielen Altbauten auch heute leider noch weit verbreitet. Sie ist in insofern suboptimal, als dass die Unterbrechung eines einzigen Leiters (des PEN) ausreicht, um einen potentiell lebensgefährlichen Zustand herbeizuführen: wenn nämlich der Nullleiter unterbrochen ist, fehlt nicht nur der Schutzleiter, sondern auch der Neutralleiter, der den Strom zurück zum Trafo leitet. Dadurch steht das Gehäuse von nicht schutzisolierten Verbrauchern (z.B. Waschmaschine, Spülmaschine, Wasserkocher, Wäschetrockner, manche Leuchten, und einiges mehr) in eingeschaltetem Zustand unter Spannung. Dies kommt daher, dass durch den unterbrochenen Rückleiter sich die Spannung quasi aufstaut, und da Schutz- und Neutralleiter direkt am Verbraucher miteinander verbunden sind, die "aufgestaute" Spannung auch am Gehäuse anliegt.

Verboten ist das nicht. Wenn Du Dir's leisten kannst, wäre es aber sinnvoll, die Anlage mal überprüfen zu lassen. Mit professionellen Messgeräten, kann man mögliche Gefahrenpunkte frühzeitig erkennen und so auch eine klassisch genullte Anlage bis zur Renovierung in einem halbwegs sicheren Betriebszustand erhalten.

klaugee schrieb:
Außerdem: Im Bad ist der Sicherheitsleiter einer Steckdose direkt mit dem Gasrohr verbunden. Auch hier habe ich die oben genannten Fragen. Besonders was die Lebensgefährlichkeit angeht. Wenn es da einen Kurzschluß gibt, dann steht ja das ganze Rohrsystem unter Strom. Natürlich wird es geerdet sein, aber trotzdem ...

Hierbei wird es sich um einen sog. örtlichen Potentialausgleich handeln. Die Verbindung leitfähiger Gebäudeteile im Badezimmer untereinander und mit der Gebäudeerdung war bis vor einigen Jahren vorgeschrieben und ist grundsätzlich erst mal nicht besorgniserregend. Heute gilt, dass ein örtlicher Potentialausgleich (PA) im Badezimmer nicht mehr nötig ist, wenn für das gesamte Gebäude ein funktionierender PA vorhanden ist.
 
Danke für die schnelle Antwort. Das beruhigt mich dann zumindest teilweise.

Scheint dann also so zu sein, wenns im Bad an dieser speziellen Steckdose einen Kurzschluß gibt, ist ja dann auch ein besonders gefährdeter Platz vonwegen Fön ins Badewasser usw., dann wird die Spannung über das Gasrohr abgeführt ohne dass es zu lebensgefärlichen Situationen kommt. Sofern dieses Rohr geerdet ist. So verstehe ich das dann.
Oder hat der Potentialausgleich noch andere Funktionen?

Danke
 
Potentialausgleich sorgt dafür, dass keine Differenz zwischen den verbundenen teilen besteht. Berührst Du beides bekommst du keinen Stromschlag, da beides auf dem selben Potential liegt. Auch wenn das mehrere tausend Volt gegen Erde wären bestünde keine Spannung dazwischen. Zur Erde ändert eben schon, Pech wenn das Rohr nicht geerdet ist, dein Fußboden aber schon und dann der PEN gebrochen ist.

Generell haben diese Anlagen ein höheres Sicherheitsrisiko, weil ein einfacher Fehler lebensgefährlich werden kann. Moderne Installationen benötigen 2 Bis 3 Fehler und sind dann immer noch nur begrenzt gefahrdend. In ordnungsgemäßen Zustand besteht keine direkte Gefahr, wohl aber gibt es bei solchen Anlagen ggf. Funktionseinschränkungen mit modernen Geräten. Gestörte Edv, Staubsauger und Netzteile, die Sicherungen auslösen, generell wenig nutzbare Leistung waren so typische sorgen und der Schutz vor Experimenten mit dem Draht in der Steckdose, den Kinder gern ausprobieren ist generell auch eher null.
 
Hallo klaugee,
wenn ich das hier so lese, mit der "Nullung" und Erdung der Badsteckdose am Gasrohr kann einem ganz mulmig werden. Das wäre für mich ein unhaltbarer Zustand.
Zelmani schrieb:
Hierbei wird es sich um einen sog. örtlichen Potentialausgleich handeln. Die Verbindung leitfähiger Gebäudeteile im Badezimmer untereinander und mit der Gebäudeerdung war bis vor einigen Jahren vorgeschrieben und ist grundsätzlich erst mal nicht besorgniserregend. Heute gilt, dass ein örtlicher Potentialausgleich (PA) im Badezimmer nicht mehr nötig ist, wenn für das gesamte Gebäude ein funktionierender PA vorhanden ist.
Ein PA für Dusch- und Badewanne ist nicht mehr gefordert. Sehr wohl müssen metallene Leitungen noch in den PA einbezogen werden.

Hier handelt es sich aber offenbar um eine Schutzerdung der Steckdose an der Leitung. Wenn nun irgendwo im Leitungszug eine Kunststoffarmatur oder Kunststoffleitung eingebaut wird/ist, gibt es keine Erdung mehr. Lebensgefahr.
In deinem Fall, speziell im Bad, gibts nur eine Lösung: Neues 3-adriges Kabel und Fi-Schalter (RCD).
 
Kenn ich auch, Schutzleiter an einem Heizungsrohr angeschlossen, dumm nur daß diese Rohre im Fußboden endeten...

Ciao
Stefan
 
Super

Danke für die aufschlußreichen Antworten.
 
Ich würde eine Anlage mit klassischer Nullung (2leiter) grundsätzlich als nicht sicher betrachten.

Es gibt mit dieser bis Anfang der 70er erlaubte Methode einige Probleme.
Eine solche Anlage kann die Anforderungen von heute nicht erfüllen.

Ich kann eine Grundlegende Erneuerung der elektrischen Anlage nur empfehlen.
 
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