FI löst aus obwohl Sicherung aus ist!

Diskutiere FI löst aus obwohl Sicherung aus ist! im Forum Grundlagen & Schaltungen der Elektroinstallation im Bereich ELEKTRO-INSTALLATION & HAUSELEKTRIK - Hallo an alle, Habe heute beim Neuanschluß der Küchensteckdosen ein seltsames Phänomen erlebt. Kurz zur Einführung. Die Küche und einige...
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Riedochse

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Hallo an alle,

Habe heute beim Neuanschluß der Küchensteckdosen ein seltsames Phänomen erlebt.

Kurz zur Einführung. Die Küche und einige andere Verbraucher wie z.B. Aussenbeleuchtung habe ich über einen gemeinsamen Drehstrom-FI laufen an dem die einzelnen Verbraucher wie Steckdoesen und Licht hängen. Nach dem FI ist jeder Verbraucher über eine Sicherung abgesichert.

Nun habe ich heute im Küchenbereich noch einige Steckdosen angeschlossen - Sicherungen waren natürlich raus. Die zu langen Kabel habe ich mit einer Isolierten Zange gekürzt wobei mir der FI rausgeflogen ist!
Dieses Phänomen ist an verschiedenen Verbrauchsstellen - jeweils eine andere Sicherung die abgeschaltet war aufgetreten.

Wieso löst der FI aus? Der mißt doch nur den fließenden Strom von Neutralleiter und Aussenleiter und löst bei entsprechender Differenz aus. Aber wenn der Aussenleiter über Sicherung abgeschaltet ist dürfte doch kein Strom fließen.

Könnt Ihr mir das bitte erklären (bin kein Fachmann).


Danke und schönen Gruß,
Ronald
 
Hallo, Ronald!

Ganz einfach!
Du hast zwar die Sicherung draus, das heißt auf dem schwarzen oder braunen ist kein Saft.
Aber...
der blaue geht ja zurück in die Verteilung.
Dort ist er mit den anderen blauen auf einer Schiene zusammengeklemmt.
Jetzt hast Du noch ein grüngelben Draht in Deinem Kabel, der Schutzleiter (PE). Im Volkschargon "Erde".
Wenn Du nun das Kabel durchschneidest, machst Du eine Verbindung zwischen dem blauen Neutralleiter und dem Schutzleiter.
Die anderen Stromkreise hast Du nicht abgeschaltet.
Ihre Ströme fließen an der Neutralleiterschiene im Verteiler zusammen und über den FI zurück zum Trafo.
Durch das Durchschneiden und kurzzeitige Verbinden von N und PE fließt nun ein Teil dieses Stromes über den blauen, Deine Zange zum Schutzleiter.
Dadurch "fehlt" Deinem N im FI etwas Strom.
Er löst aus.
Wenn Du alle Sicherungen hinter dem FI rausmachst, kannst Du durchschneiden, ohne daß er rausfliegt.
Im Prinzip produziertest Du beim Durchschneiden eine Verbindung zwischen N und PE, deswegen fliegt der FI.
Kann auch praktisch sein!
Beispiel:
Willst was anklemmen, bist aber zu faul den FI oder die Sicherung auszuschalten.
Sofern ein Verbraucher eingeschaltet ist, brauchst Du nur N und PE aneinanderzuhalten, der FI fliegt.
Bei einem 30mA-FI muß aber mindestens ein 7W starker Verbraucher eingeschaltet sein, sonst geht es nicht!
Aber niemals Phase und N oder Phase und PE zum Abschalten aneinanderhalten!
Das nennt sich Kurzschluß! Ist in unmittelbarer Nähe nicht nur laut, sondern auch ungesund!

Gruß,
Andreas
 
Hallo Andreas,

Danke für die Prima Erklärung. Wenn ich Dich richtig verstanden habe könnte ohne FI in so einem Fall auch ein entsprechend großer Strom vom N zum PE fließen?

Gruß,
Ronald
 
Hallo, Ronald!

Exakt.
Die Höhe des Stromes, der durch den "Abpetz-N" durch die Zange zum "Abpetz-PE" läuft, ist natürlich abhängig von den Widerständen.
In aller Regel ist er nicht so hoch.
Hängt auch ab, wieviel Verbraucher eingeschaltet sind!
Bei Drehstrom ist es ja so, daß der Strom auf dem N höchstens so groß ist, wie der größte Außenleiterstrom.
Wenn Du einen symmetrischen Drehstromverbraucher hast, also einer, der auf allen drei Phasen den gleichen "Saft" zieht, ist der Strom auf der N-Schiene dann sogar Null.
Nun gut,
nehmen wir mal an, Du hättest z.B. 20A, die über Deine N-Schiene zurück zum Trafo fließen.
Wenn das Widerstandverhältnis z.B. so wäre, daß der Weg "N-Schiene-Haupt-N, Trafo" im Verhältnis zu "Petz-N, Zange, Petz-PE, PE-Schiene, Trafo" (ein TN-C-S System vorausgesetzt) ca. 1:3 wäre, dann würden rund 5A über Deine Zange sausen.

Fazit: nach dem FI immer darauf achten, daß N und PE nicht mehr zusammenkommen!

Gruß,
Andreas
 
Riedochse schrieb:
Danke für die Prima Erklärung. Wenn ich Dich richtig verstanden habe könnte ohne FI in so einem Fall auch ein entsprechend großer Strom vom N zum PE fließen?

Das hat zum einen überhaupt nichts mit dem FI zu tun, zum anderen kann er das nicht nur, sondern soll das sogar über den PE fließen. Der Strom ist von Natur aus faul. Er will immer wieder zurück zum Transformator und das möglichst auf dem Weg des geringsten Widerstandes. Den Rückweg soll er über den Neutralleiter nehmen. Berühren sich jetzt Neutral- und Schutzleiter irgendwo, so teilt sich der Strom auf. Ein Teil fließt weiterhin über den Neutralleiter, ein anderer über den Schutzleiter in Richtung Trafo ab. Ein FI macht nichts weiter, als die Leitung zu überwachen und zwar dahingehend, dass aller Strom, welcher reinfließt, auch wieder zurückfließt. Das betrifft aber nur die Ströme auf den Betriebsstromleitern, also die Außenleiter und den Neutralleiter. Der Schutzleiter hat mit dem FI nichts am Hut. Dieser leitet den Strom je nach Netzform entweder direkt über den PEN (TN-C-Netz) oder über die Erde (TT-Netz) zum Trafo zurück.

MfG
 
Vielen Dank, Ihr habt mich erhellt ;-)

Schönen Gruß,
Ronald
 
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