Ja das liegt irgendwie auch immer an einem selbst. Ich kann mir ja im Prinzip aussuchen für wen ich arbeite, und wenn ich jetzt eben Kunden haben möchte, die vernünftige Arbeit abgeliefert haben wollen und die nicht wissen, wofür sie ihr Geld eigentlich ausgeben sollen, dann sollte ich mich nicht mit großen Baufirmen abgeben.
Also ich habe mal eine Dokumentation über die Herstellung von Bekleidung gesehen und da haben sie dann eine Fabrik irgendwo in Indien, welche T-Shirts für 1€ herstellt, einem Schneider in London, welcher maßgeschneiderte Anzüge und Mäntel für 5000€ aufwärts herstellt, gezeigt. Mit beidem kannst du zu Geld kommen, aber der Schneider aus London ist irgendwie besser dran
, und beim Elektriker ist das eigentlich auch so.
Jetzt wird es richtig OT.
Das ist völlig richtig, da bin ich deiner Meinung. Aber wie sieht denn die Realität aus. Da brauchen wir nicht mal ins Ausland mit Billigstlöhnen oder Luxusdesignerstücken schauen, sondern einfach hier vor unserer Haustür. Obwohl reichlich bekannt ist, das der Internetgroßhändler Arschozon mit prekären unsozialen Arbeitsverträgen, die man selber für sich nicht akzeptieren würde, arbeitet und hier kaum Steuern zahlt, also auch nicht für das Allgemeinwohl aufkommt, wird dieser von unserer Bevölkerung gerade in dieser Pandemiezeit derart unterstützt, indem die dort in Massen bestellen. Bekanntes Argument der Kunden, es ist bequem, günstig oder man kann es sich sonst nicht leisten. Und A-zon ist nicht der einzige I-Großhändler, der die Kaufkraft der Bevölkerung abgreift, aber hier kaum Steuern zahlt!
Wie sieht es denn in der Bauwirtschaft aus. Auch dort wird der Markt immer mehr von größeren Investoren/BT/GÜ regiert, dort ist eigentlich die gleiche Entwicklung, wie im Lebensmitteleinzelhandel vs Lebensmittelerzeuger zu beobachten. Da gibt es auf der einen Seite die großen Discounter, die 80% des Marktes abbilden, Restbestand an Nischenanbieter und reine Hof und Bioläden. Jeder ist - wenn er gefragt wird - für das Tierwohl, höheren Umweltstandards bei der Produktion (also weniger Chemie, Dünger und Gülle) und für faire auskömmliche Produktionslöhne, kauft aber in der Masse beim Discounter. Wir haben hier bei uns in der Nähe einen größeren Biohofladen mit einem vollen Sortiment, also man bekommt alles dort. Man muss sich aber leisten können dort einzukaufen, sprich, es kaufen die dort ein, die sich auch ein subventioniertes E-Mobil leisten können.
Zurück zur Bauwirtschaft und Handwerker: Immer mehr Personen aus dem ehemaligen Mittelstand haben das Problem, sich eine äquivalente Immobilie mieten zu können, da die Mietpreise sich überproportional entwickelt haben, aber gleichzeitig die Zinsen auch Dank reichlich frischen Geldes schon seit Ewigkeiten historisch niedrig sind und Dank der exponentiellen Verschuldung der EU-Länder prognostiziere ich, dass dies auch so bleiben wird. Gleichzeitig sind die Baulandpreise kräftig gestiegen, da Immobilien eine bessere Rendite versprechen als eine Geldanlage. Und die Erfahrung zeigt, dass Baulandpreisen noch nie wesentlich gesunken sind, da viele Grundeigentümer nicht verkaufen müssen, wenn es mal schlechter läuft. Mittlerweile ist es in den Ballungsräumen so, das der Grundstückspreis oft 50-75% der Gesamtimmobilie ausmacht. Also darf das Haus nicht soviel kosten und die Bauherren klappern denn die Hausbaudisconter ab, um ihr Grundstück bebauen zu lassen oder mit komplett zu kaufen. Und Investoren, die reine Mietobjekte bauen bauen, wollen eine Maximalrendite. Und dieser Interessentenkreis ist die mittlerweile die Masse und auch die privaten Bauherren haben keinerlei Bezug mehr zu den Handwerkern, die vor Ort tätig sind. Genauso wenig wie der A-zonkäufer zu dem Picker, der seine Ware aus dem Regal greift, noch der Käufer zum Bauern, wenn er sich sein Produkt aus dem Regal nimmt.
Es ist richtig, jeder Anbieter kann entscheiden welchen Markt er bedienen möchte, nur ist der Mittelstandsbauch in allen Segmenten schleichend verschwunden und die Pyramide in der Mitte viel dünner geworden, währen die dünne Spitze immer höher wird. Und da oben ist eben kein Platz für alle.