Blitzschutz nach Installation von Schornsteinerhöhung (Edelstahlrohraufsatz) und PV-Anlage?

Diskutiere Blitzschutz nach Installation von Schornsteinerhöhung (Edelstahlrohraufsatz) und PV-Anlage? im Forum Blitzschutz, EMV, Erdung & Potentialausgleich im Bereich ELEKTRO-INSTALLATION & HAUSELEKTRIK - Liebe Forumsmitglieder, eine Warnung vorweg: Ich bin Laie und habe mein aktuelles Viertel- bis Halbwissen vor allem durch Lesen in Foren sowie in...
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CeKa

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Liebe Forumsmitglieder,

eine Warnung vorweg: Ich bin Laie und habe mein aktuelles Viertel- bis Halbwissen vor allem durch Lesen in Foren sowie in empfohlenen Quellen erhalten (Dehn-Blitzplaner, Kleiske etc.).

Ich wohne in einem Reihenhaus (Bj. 1996), kein LPS vorhanden, kleinstädtisches Wohngebiet, Hang-Randlage (d.h. zu 3 Seiten des Hauses sind die Nachbargebäude niedriger, zu 1 Seite höher).

Anfang des Jahres wurde eine PV-Anlage auf einer Dachseite installiert (Dachneigung 30 Grad) und entsprechend an den Potentialausgleich angeschlossen.

Auf derselben Dachseite verlässt der gemauerte und im Haus verlaufende Schornstein die Dachhaut. Dieser musste nun wegen Einbau einer Kaminkassette (in den vormals offenen Kamin) mit einem 1m-Edelstahlrohr (doppelwandig) verlängert werden. Das Edelstahlrohr ragt nun 1m über den Dachfirst hinaus. Damit stellt das Edelstahlrohr den neuen höchsten Punkt des Hauses dar.

Da sich unter der betreffenden Dachseite ebenfalls die Gastherme befindet (ca. 3m vom Schornstein entfernt), ist mir nun blitztechnisch doch etwas mulmig zumute.

Mehrere Blitzschutzfirmen, die ich zur Einschätzung des Risikos und zwecks Vorschlägen zum Blitzschutz kontaktiert habe, haben entweder wegen gefüllter Auftragsbücher abgesagt oder gar nicht auf meine Anfrage reagiert.

Deshalb würde ich mich freuen, wenn ich durch euch bezüglich folgender Fragen etwas Licht ins Dunkel bekäme:

1. Durch die Schaffung eines neuen höchsten Punktes des Hauses habe ich die Wahrscheinlichkeit eines Blitzeinschlags doch erhöht, oder? Ist zu berechnen, wie hoch das Risiko steigt?

2. Dipol hatte in einem älteren Post mal geschrieben, dass der Blitz nicht häufiger in Häuser mit vs. ohne Antennen (die ja auch metallene Dachaufbauten sind) einschlägt. Dazu finde ich im Netz leider keine Daten. Denn sonst ist die Logik, die ja auch bei Verhaltensempfehlungen im Fall eines Gewitters greift, dass man sich von Metallgegenständen entfernt halten sollte, da diese "Blitze anziehen". Ist bei metallenen Dachaufbauten also nicht das Risiko größer, aber die Auswirkungen sind gravierender?

3. Ist das Risiko eines Blitzeinschlags in das aufrecht stehende Metallrohr letztlich nicht höher als das Risiko eines Blitzeinschlags in die Metallschienen, auf denen die PV-Module befestigt sind?

4. Ist ein nachträgliches LPS bei einem Reihenhaus überhaupt möglich?

5. Gibt es sinnvolle Teillösungen, die für den Fall eines Blitzeinschlags in bestimmte Bereiche der Dachkonstruktionen (z. B. nur PV-Anlage, nur Schornstein) die Folgen abmildern (z. B. Überschläge vermeiden/verringern)?
Zunächst hatte ich an eine Erdung analog zu den Vorschriften für Antennen gedacht, aber da das Metallrohr ja nicht ins Haus geht und nur aufgesetzt ist, wird das vermutlich nicht nötig bzw. sinnvoll sein.

Viele Grüße!
 
Hallo CeKa, Willkommen im Forum!

eine Warnung vorweg: Ich bin Laie und habe mein aktuelles Viertel- bis Halbwissen vor allem durch Lesen in Foren sowie in empfohlenen Quellen erhalten (Dehn-Blitzplaner, Kleiske etc.).
Die beiden Quellen vermitteln schon reichlich Wissen.
1. Durch die Schaffung eines neuen höchsten Punktes des Hauses habe ich die Wahrscheinlichkeit eines Blitzeinschlags doch erhöht, oder? Ist zu berechnen, wie hoch das Risiko steigt?
Nach geltender Blitzschutzlehre erhöhen weder Blitzschutzsysteme noch Dachaufbauten wie PV-Anlagen oder Dachantennen üblicher Größenordnungen die lokale Einschlaghäufigkeit, Blitzdichte genannt. Physikalisch eindeutig kann das niemand exakt berechnen, denn dazu müsste man alle Möglichkeiten wie unterschiedliche Wolkenhöhen sowie senkrecht und schräg einfallende Blitze kalkulieren. Die Risikoberechnung nach IEC 62305-2 gibt dazu keine nachvollziehbaren Details her und die ist auch in Fachkreisen nicht unumstritten.
2. Dipol hatte in einem älteren Post mal geschrieben, dass der Blitz nicht häufiger in Häuser mit vs. ohne Antennen (die ja auch metallene Dachaufbauten sind) einschlägt. Dazu finde ich im Netz leider keine Daten. Denn sonst ist die Logik, die ja auch bei Verhaltensempfehlungen im Fall eines Gewitters greift, dass man sich von Metallgegenständen entfernt halten sollte, da diese "Blitze anziehen". Ist bei metallenen Dachaufbauten also nicht das Risiko größer, aber die Auswirkungen sind gravierender?
Blitze können durch Stellen mit hoher Feldlinienkonzentration wie Fangspitzen, Fangleitungen, Gebäudeecken oder -kanten angezogen werden, das aber nur in lokal begrenztem Umfang.

Luft ist ein guter Isolator mit km = 1. Ausgehend von z. B. von 2 km Wolkenhöhe wirkt sich eine Erhöhung eines geerdeten Edelstahlkamins als ungewollte Fangeinrichtung um 1 m nach Blitzkugelverfahren nur in einer vernachlässigende Vergrößerung der Dachfläche aus, in die ein Einschlag unwahrscheinlicher wird. Wenn die potentielle Blitzlänge von angenommen 2.000 auf 1.999 m verkürzt wird, kann das nur eine geringe Auswirkung hinter der Kommastelle auf die lokale Blitzdichte haben.
3. Ist das Risiko eines Blitzeinschlags in das aufrecht stehende Metallrohr letztlich nicht höher als das Risiko eines Blitzeinschlags in die Metallschienen, auf denen die PV-Module befestigt sind?
In die Traggestelle können Blitzströme nur über die PV-Generatoren eindringen.

Ein den Dachfirst um 1 m überragender geerdeter Edelstahlkamin bietet um sich nur einen begrenzten Schutzraum und der kann bei Starkwind auch durch verwehte Plasmakanäle im Radius um ca. 1 m kleiner ausfallen. Nur den mit einer einzelnen getrennten Fangstange zu schützen wäre unsinnig, denn auch die würde die PV-Anlage oder eine Dachantenne nicht vollständig schützen.
4. Ist ein nachträgliches LPS bei einem Reihenhaus überhaupt möglich?
Das ist prinzipiell jendenfalls für ein nicht getrenntes auch bei Reihenmittelhäusern ohne Fundamenterder mit zwei diagonal angeordneten Erdern vom Typ B möglich, die aber zwingend über eine HES für Blitzschutzpotentialausgleich miteinander nach Klasse H = 100 kA verbunden sein müssen.

So lange wie in den meisten Köpfen das Mantra "Mach das Dach voll" oberste Priorität hat, fällt dem optimaler getrennter Blitzschutz nach dem Stand der Technik meist zum Opfer.
5. Gibt es sinnvolle Teillösungen, die für den Fall eines Blitzeinschlags in bestimmte Bereiche der Dachkonstruktionen (z. B. nur PV-Anlage, nur Schornstein) die Folgen abmildern (z. B. Überschläge vermeiden/verringern)?
Wer auch das Risiko seltener Direkteinschläge ausschließen will, muss in getrennten Blitzschutz nach dem Stand der Technik investieren. Ein Blitzschutzsystem "light" nach IEC 60728-11 ist systemtypisch mit Einkopplungen von Teilblitzströmen verbunden.

Bei Gewitter nass zu werden ist besser als tot zu sein. Daher Bäume meiden und auch keinen Golfschläger oder Regenschirm in die Höhe halten.

Blitzschutz soll wirtschaftlich sein und sich durch Schadensminderung amortisieren. Nach Untersuchungen von Prof. Häberlin an der Ingenieurschule Burgdorf (CH) wirken bei Gebäuden mit einem "klassischen" nicht getrennten Blitzschutzsystem kleine Fangspitzen an den PV-Generatoren schadensmindernd. Ohne LPS könnte man Leitungen von Dachaufbauten außen abführen und erst auf Erdniveau ins Gebäude einführen und mit ÜSE schützen.

Welcher Solarteur oder Eigenleister weiß es und setzt diese blitzschutztechnische Binsenweisheit auch um?
Zunächst hatte ich an eine Erdung analog zu den Vorschriften für Antennen gedacht, aber da das Metallrohr ja nicht ins Haus geht und nur aufgesetzt ist, wird das vermutlich nicht nötig bzw. sinnvoll sein.
Direkte Blitzeinschläge sind objektiv selten und auch bei dir hat die Fucht davor einen höheren Stellenwert obwohl die indirekten Auswirkungen wie induktive Blitzstromeinkopplungen aus Naheinschlägen und über Versorgungs- und Kommunikationsleitungen eindringende Überspannungsschäden viel höhere Schäden hervorrufen. Daher sollte man die höheren Risiken zuerst minimieren und Überspannungsschutz priorisieren.

Antennendirekterdungen sind reine Brandschutzmaßnahmen, die bei gewöhnlich innen ohne ausreichend isolierende Trennungsabstände als Blitzautobahn verlegten Erdungsleitern nicht verhindern können, dass besonders empfindliche Elektronik noch zerstört werden kann. Auch von innen verlegten PV-Leitungen und Funktionserdungsleiter können an Näherungen Lichtbögen überspringen, die mit Querschnittsvergrößerungen von Funktionserdungsleitern nicht zu kompensieren sind. Die PV-Leitungen innen und einen Funktionserdungsleiter außen zu verlegen ergibt eine großflächige Schleife, die als "Antenne" für induktive Blitzstromeinkopplungen wirkt.
 
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Hallo Dipol und schonmal vielen, vielen Dank für deine ausführlichen Antworten!

Ein paar Nachfragen habe ich noch:

Ein den Dachfirst um 1 m überragender geerdeter Edelstahlkamin bietet um sich nur einen begrenzten Schutzraum und der kann bei Starkwind auch durch verwehte Plasmakanäle im Radius um ca. 1 m kleiner ausfallen. Nur den mit einer einzelnen getrennten Fangstange zu schützen wäre unsinnig, denn auch die würde die PV-Anlage oder eine Dachantenne nicht vollständig schützen.

Für mich stellt sich die Frage, ob man das 1m-Rohr, das auf den gemauerten Kamin aufgesetzt wurde, mit einem geerdeten Edelstahlkamin (der ja ins Haus gehen würde) gleichsetzen kann. An dem Rohr wurde keine Erdung, Anschluss an Potentialausgleich o.Ä. vorgenommen. Besteht da also noch Handlungsbedarf?

Das ist prinzipiell jendenfalls für ein nicht getrenntes auch bei Reihenmittelhäusern ohne Fundamenterder mit zwei diagonal angeordneten Erdern vom Typ B möglich, die aber zwingend über eine HES für Blitzschutzpotentialausgleich miteinander nach Klasse H = 100 kA verbunden sein müssen.

Das ist schonmal eine sehr wichtige Info für mich. Also werde ich an dem Thema dranbleiben und mich beraten lassen. Und ja: letztlich muss ich dann Ängste/Sorgen und Wirtschaftlichkeit abwägen.

Ohne LPS könnte man Leitungen von Dachaufbauten außen abführen und erst auf Erdniveau ins Gebäude einführen und mit ÜSE schützen.

Da geht es bei uns zumindest schonmal in die richtige Richtung. Die Leitungen der PV-Anlage wurden sämtlich außen am Haus entlang geführt und direkt neben dem Lichtschacht für das Kellerfenster ins Haus geführt, wo sie an die Potentialausgleichsschiene angeschlossen wurden.

Daher sollte man die höheren Risiken zuerst minimieren und Überspannungsschutz priorisieren.

Da bin ich dann aber auch bei der Blitzschutzfirma an der richtigen Adresse (wenn sich doch eine meldet ...), oder?
 
Für mich stellt sich die Frage, ob man das 1m-Rohr, das auf den gemauerten Kamin aufgesetzt wurde, mit einem geerdeten Edelstahlkamin (der ja ins Haus gehen würde) gleichsetzen kann. An dem Rohr wurde keine Erdung, Anschluss an Potentialausgleich o.Ä. vorgenommen. Besteht da also noch Handlungsbedarf?
Auf Gebäuden ohne Blitzschutzsystem ist dieser Rohrstutzen ebenso wie Verwahrungen und auch deine PV-Generatoren jedenfalls nach Regelwerken nicht in den Schutzpotentialausgleich einzubeziehen. Im Gegensatz zu einem durchgehenden metallischen Schornstein, welcher am Fußpunkt mit mind. 6 mm² Cu in den PA eingebunden ist, gilt der auch nicht als ungewollte Fangeinrichtung.
Da geht es bei uns zumindest schonmal in die richtige Richtung. Die Leitungen der PV-Anlage wurden sämtlich außen am Haus entlang geführt und direkt neben dem Lichtschacht für das Kellerfenster ins Haus geführt, wo sie an die Potentialausgleichsschiene angeschlossen wurden.
Einfacher kann man Näherungen nicht minimieren.

Nach den in Deutschland gültigen Regelwerken ist nach dem Beiblatt 5 der DIN EN 62305-3 (VDE 0185-305-3) lediglich eine Funktionserdung der Modulgestelle mit mind. 6 mm Cu empfohlen, obwohl die kein fremdes Potential einkoppeln können.

Im Chaos unterschiedlicher nationaler ausländischer Regelwerke kann von einem Hersteller ohne Angabe von Gründen auch ein Schutzpotentialausgleich der Rahmen von PV-Generatoren verlangt sein, der in D bei Modulen mit Schutzklasse II unzulässig ist.

Funktionserdungsleiter dürfen NICHT grün-gelb sein. Seit DIN EN IEC 60445 (VDE 0197):2023-02 wurde die frühere Empfehlung für ROSA zur Pflicht.
Da bin ich dann aber auch bei der Blitzschutzfirma an der richtigen Adresse (wenn sich doch eine meldet ...), oder?
Für einen eigenen Handwerksberuf Blitzschutzbauer gibt es zu wenige Betriebe. Daher zertifizieren der VDE und VdB außerhalb der Handwerksordnung Blitzschutzfachkräfte mit und ohne Inneren Blitzschutz. Für den Inneren Blitzschutz ist jede Elektrofachkraft mit VNB-Konzession zugelassen, nicht jedoch Blitzschutzfachkräfte für Äußeren Blitzschutz ohne VNB-Konzession.

Blitzschutzbau wird überwiegend von Dachdeckerfirmen angeboten, aber nicht jeder der damit wirbt hat in seiner Ausbildung vom Ohmschen Gesetz gehört. Also bei der Wahl der EFK oder BSFK des geringsten Misstrauens auch genau hinschauen. Eine EFK oder BSFK mit VNB-Eintrag zu finden, die noch vertragstreu ein VDE-Auswahlabo vorweisen kann, ist bei einer Quote von 20 % (lt. b.v.s) keine leichte Aufgabe.
 
1. Durch die Schaffung eines neuen höchsten Punktes des Hauses habe ich die Wahrscheinlichkeit eines Blitzeinschlags doch erhöht, oder? Ist zu berechnen, wie hoch das Risiko steigt?

Nein. Auch zieht Blitzschutz keine Blitze an.
Was aber passiert: wenn ein Blitz bei deinem Haus einschlägt, dann wird er mit höherer Wahrscheinlichkeit über den Kamin einen Weg suchen. Wenn dort keine Ableitung ist, gibt es entsprechend hohe Schäden. Mit Ableitung deutlich geringere.
Ein paar Ableitungen kosten nicht die Welt. Teuer wird aber die Erdung. Wurde ein Ringerder aus VA um eure Häuser verlegt wo man das anschließen kann, wäre es sehr einfach. Ist vermutlich nicht der Fall also bleiben zwei Lösungen: aufgraben, Ringerder verlegen (beste Lösung) oder Staberder reintreiben (lassen).
 
Auf Gebäuden ohne Blitzschutzsystem ist dieser Rohrstutzen ebenso wie Verwahrungen und auch deine PV-Generatoren jedenfalls nach Regelwerken nicht in den Schutzpotentialausgleich einzubeziehen. Im Gegensatz zu einem durchgehenden metallischen Schornstein, welcher am Fußpunkt mit mind. 6 mm² Cu in den PA eingebunden ist, gilt der auch nicht als ungewollte Fangeinrichtung.

Da du in anderen Beiträgen bei bestimmten Fallkonstellationen auf Unterschiede zwischen "Normkonformität" und "fachlicher Sinnhaftigkeit" eingehst und hier nicht unterscheidest, gehe ich davon aus, dass du in meinem Fall keinen Widerspruch siehst.

Blitzschutzbau wird überwiegend von Dachdeckerfirmen angeboten, aber nicht jeder der damit wirbt hat in seiner Ausbildung vom Ohmschen Gesetz gehört. Also bei der Wahl der EFK oder BSFK des geringsten Misstrauens auch genau hinschauen. Eine EFK oder BSFK mit VNB-Eintrag zu finden, die noch vertragstreu ein VDE-Auswahlabo vorweisen kann, ist bei einer Quote von 20 % (lt. b.v.s) keine leichte Aufgabe.

Hab ich schon gemerkt. Aber ich bleibe dran. ;) Jedenfalls haben mir deine Beiträge und Antworten schon geholfen, um den Blick auf entsprechende Anbieter zu schärfen.
 
Wurde ein Ringerder aus VA um eure Häuser verlegt wo man das anschließen kann, wäre es sehr einfach. Ist vermutlich nicht der Fall also bleiben zwei Lösungen: aufgraben, Ringerder verlegen (beste Lösung) oder Staberder reintreiben (lassen).

Da in den mir vorliegenden Bauunterlagen von damals nichts zu einem Erder steht, gehe ich davon aus, dass dieser nicht vorhanden ist. Die weitere Machbarkeit muss dann wohl eine Blitzschutzfirma beurteilen. Wegen übers Grundstück verlaufender Leitungen wird die Sache nicht so simpel. Da muss ich mich auch erstmal im Baulastenverzeichnis schlau machen.
 
Da in den mir vorliegenden Bauunterlagen von damals nichts zu einem Erder steht, gehe ich davon aus, dass dieser nicht vorhanden ist. Die weitere Machbarkeit muss dann wohl eine Blitzschutzfirma beurteilen. Wegen übers Grundstück verlaufender Leitungen wird die Sache nicht so simpel. Da muss ich mich auch erstmal im Baulastenverzeichnis schlau machen.

Also Staberder reintreiben und am Dach ein paar Ableiter die sagen wir mal 0,5m überstehen. Google mal nach "Blitzschutz Kugelblitz" - da kommst du auf div Seiten wie man das berechnet.
LowCost: das am Dach kann man selbst machen (ich hab die in 8 oder 10mm Alu Rundstange vom Metall Großhandel gemacht + Rinneisenbieger modifiziert + div Montagezubehör von DEHN), Staberder muss eine Fachfirma auslegen und montieren.
 
Für mich stellt sich die Frage, ob man das 1m-Rohr, das auf den gemauerten Kamin aufgesetzt wurde, mit einem geerdeten Edelstahlkamin (der ja ins Haus gehen würde) gleichsetzen kann. An dem Rohr wurde keine Erdung, Anschluss an Potentialausgleich o.Ä. vorgenommen. Besteht da also noch Handlungsbedarf?
Bis du dir sicher, dass nur oben ein V4A-Rohr raufkommt und dieser nicht in den kompletten Schornstein eingezogen wird, da die alten Schornsteine einen zu hohen Querschnitt für die modernen Öfen haben?

Wenn das so wäre, da wäre eine umfangreich und wirksame blitzstromfähige Erdung notwendig, wenn dieser den höchsten Punkt in der Umgebung abbildet. Denn mit einem durchgehenden V4A-Schornstein, verkürzt sich die die Strecke des Blitzes schon entscheidend. Auch wenn ein direkter Einschlag sehr selten ist, steigt doch die Wahrscheinlichkeit, dass ein lokaler Blitz da einschlägt erheblich. Und der kann ungeschützt regelrechte Sprengkraft entwickelt, d.h. der Schornstein würde regelrecht auseinandergesprengt werden.

Da bin ich dann aber auch bei der Blitzschutzfirma an der richtigen Adresse (wenn sich doch eine meldet ...), oder?
Wenn die Referenzen vorweisen kann! Denn die meisten EFK haben dies bezüglich eine Walddorf-Ausbildung genossen und außer labern „und so tun ob“ nichts gehabt.

Und übrigens nasse menschliche Körper leiten auch besser den Strom
 
Also Staberder reintreiben und am Dach ein paar Ableiter die sagen wir mal 0,5m überstehen.
  • Auch wenn Äußerer Blitzschutz umgangssprachlich Blitzableiter heißt sind "Ableiter" etwas anderes als Ableitungen oder die hier gemeinten Fangspitzen.
  • Mit dem Eintreiben eines Staberders ist es nicht getan, der muss z. B. auch bei einer Antennenerdung mit der MET/HES blitzstromtragfähig verbunden sein.
  • Wie weit Fangspitzen oder Fangstangen Schornsteine überragen müssen, ergibt sich schutzklassenabhängig aus der Höhe über Grund (Siehe Anhänge).
Google mal nach "Blitzschutz Kugelblitz" - da kommst du auf div Seiten wie man das berechnet.
  • Eine Berechnung für einen Kugelblitz wäre mir als Blitzschutzfachkraft neu, damit kann in laienhafter Ausdrucksweise nur das Blitzkugelverfahren (en. rolling spehre) gemeint sein.
  • Deren Größe berechnet auch niemand, denn die sind normativ fix nach Gefährdungsklassen festgelegt, in LPL 3 für normale Wohngebäude mit 45 m Radius.
  • Was man berechnen könnte sind die aus dem Blitzkugelverfahren abgeleiteten Schutzwinkel. Einfacher geht das mit der Tabelle 5.1.1.4 im DEHN Blitzplaner, die aber seit der 2. Edition in Zeile 23 m komplett fehlerhaft ist.
Es kursieren auch andere Tabellen mit unerklärlichen Abweichungen, daher habe ich mit mehr Kommastellen genauer gerechnet und gezeichnet:
IEC62305-3_BK+SW_Fo04.jpg

LowCost: das am Dach kann man selbst machen (ich hab die in 8 oder 10mm Alu Rundstange vom Metall Großhandel gemacht + Rinneisenbieger modifiziert + div Montagezubehör von DEHN), Staberder muss eine Fachfirma auslegen und montieren.
Nein, nicht nur Erder!

Erdung und PA sind integraler Bestandteil der Elektroanlage und Installationen bei einem VNB konzessionierten EFK und Arbeiten an Blitzschutzsystemen sind BSFK vorbehalten. Für Fang- und Ableitungen Alu-Stangen zu stückeln ist Unfug und Alu mit 8 mm übersteht per se auch Monsterblitze über 200 kA womit Standardverbinder überfordert und 10 mm Alu nutzlose Verschwendung sind.

GEBETSMÜHLE AN:
Wo baurechtlich kein Blitzschutzsystem gefordert ist, muss wegen Edelstahlschornsteinen, Antennen-, PV- oder Klimaanlagen auf dem Dach KEIN Äußerer Blitzschutz errichtet werden. Wird Äußerer Blitzschutz freiwillig errichtet, ist auch ein Blitzschutzpotentialausgleich mit energetisch koordinierten ÜSE aller Energie- und TK-Leitungen zu installieren.
GEBETSMÜHLE AUS!

Dass ich persönlich in keine Wohnung einziehen würde, in der ein Edelstahlkamin ohne getrennte Fangeinrichtung mit normkonformen Trennungsabstand an einem Kaminofen auf der Etage endet, ändert nichts an den baurechtlichen und normativen Fakten.
 

Anhänge

  • IEC62305-3_SW-Tab.+Grafik_o. Adresse.pdf
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Wenn das so wäre, da wäre eine umfangreich und wirksame blitzstromfähige Erdung notwendig, wenn dieser den höchsten Punkt in der Umgebung abbildet. Denn mit einem durchgehenden V4A-Schornstein, verkürzt sich die die Strecke des Blitzes schon entscheidend.
Bei einer Blitzstrecke durch Luft von ca. 2.000 bis 4.000 m würde die bei ca. 10 m Länge eines ES-Schornsteins um gerade mal 5 bzw. 2,5 Promille verkürzt.
Und übrigens nasse menschliche Körper leiten auch besser den Strom
Und was hat diese Binsenweisheit jetzt mit dem Thema zu tun? :mad:
 
Bei einer Blitzstrecke durch Luft von ca. 2.000 bis 4.000 m würde die bei ca. 10 m Länge eines ES-Schornsteins um gerade mal 5 bzw. 2,5 Promille verkürzt.
Dies wäre aber der höchste Punkt. Deswegen sollte man sich immer die Umgebung anschauen und dann entscheiden! Selbst eine leichte Erhebung in der Landschaft - in SH Berg genannt - sind so gesehen nur wenige Prozent, aber wer dort meint bauen zu müssen, sollte sich mehr Gedanken über Blitzschutz machen, als die im Tal oder Senke.
Mich wundert jetzt eher, dass ausgerechnet solche Aussage, der sonst zu Recht die Blitzschutzmüdigkeit in D bemängelt, von Dir kommt!
 
Zuletzt bearbeitet:
Mich wundert jetzt eher, dass ausgerechnet solche Aussage, der sonst zu Recht die Blitzschutzmüdigkeit in D bemängelt, von Dir kommt!
Ich unterscheide eben strikt zwischen meinen persönlichen Vorlieben und dem was baurechtlich vorgeschrieben ist oder wie in diesem Fall eben nicht.

Eine Erhöhung des Kaminkopfs um 1 m ergibt unabhängig davon ob der durchgängig ist oder nur aufgesetzt wurde keine signifikante Erhöhung des Einschlagrisikos. Ein wirtschaftliches Blitzschutzkonzept beginnt beim Überspannungsschutz und endet mit der teuren Beseitigung der Restrisiken durch Direkteinschlag nicht per Direkterdung sondern dem Schutz ALLER Dachaufbauten, also auch von PV- und Antennen-Anlagen, mit getrennten Fangeinrichtungen.
 
Bis du dir sicher, dass nur oben ein V4A-Rohr raufkommt und dieser nicht in den kompletten Schornstein eingezogen wird, da die alten Schornsteine einen zu hohen Querschnitt für die modernen Öfen haben?

Ja, ich bin mir sicher. Ich war bei der Installation anwesend und es wurden auch nur 1,1m V4A-Rohr auf der Rechnung ausgewiesen. Aus den Bauunterlagen des Hauses geht zudem hervor, dass der Schornstein damals nur gemauert wurde. Eine andere Baustelle ist, dass die neue Kaminkassette tatsächlich ein Abbrennverhalten zeigt, mit dem ich nicht so zufrieden bin. Ich habe den Verdacht, dass die im Kauf inbegriffene Querschnittsberechnung gar nicht vorher gemacht wurde, sondern einfach der vorhandene Querschnitt weiterverwurstet wurde. Der mir übersandte Ausdruck von der Berechnung wurde am Tag des Einbaus erstellt und enthielt zudem auch noch Fehler, deren Korrektur ich einforderte. In den nächsten Tagen steht auch nochmal das Gespräch mit dem örtlichen Bezirksschornsteinfeger an. Das Kapitel "Kaminkassette" ist mit einer Odyssee verbunden.

Wenn die Referenzen vorweisen kann! Denn die meisten EFK haben dies bezüglich eine Walddorf-Ausbildung genossen und außer labern „und so tun ob“ nichts gehabt.

Ich hab bisher nur Firmen angefragt, die entweder im VDE-Verzeichnis aufgeführt waren oder auf der eigenen Homepage mit VDB-Zertifikaten/-Urkunden werben.
 
Üblicherweise geht das Rohr bis zur Heizung (kann ja vielleicht auch auf Kunststoff welchseln?) denn moderne Heizungen benötigen zum einen Zu und Abluft und haben zum anderen geringe Abgastemperaturen welche dazu führen, daß das Abgas im Kamin abkühlt und Wasser abgibt.
 
Üblicherweise geht das Rohr bis zur Heizung (kann ja vielleicht auch auf Kunststoff welchseln?) denn moderne Heizungen benötigen zum einen Zu und Abluft und haben zum anderen geringe Abgastemperaturen welche dazu führen, daß das Abgas im Kamin abkühlt und Wasser abgibt.

Es wurde eine Kaminkassette in einen vorher offenen Kamin eingesetzt. Der offene Kamin hing an einem gemauerten Schornstein. Wegen der nunmehr geltenden Abstandsregelung zu Fenstern und Türen von benachbarten Häusern musste der Schornstein um 1m durch den besagten Edelstahlrohraufsatz erhöht werden.

Die ebenfalls seit Hausbau vorhandene Gasheizung steht an der anderen Seite des Giebels und hat einen eigenen Abgasanschluss, dessen Kunststoffrohr jeweils ein kleines Stück aus der Dachhaut ragt.
 
@Dipol: klar gibt es Normen, Ausführungsrichtlinien usw aber wenn kein Blitzschutz gefordert ist und mann das freiwillig - und ggf etwas suboptimal und nicht ganz normgerecht ausführt - wird es im Ernstfall trotzdem das Haus besser schützen als ohne.
 
@Dipol: klar gibt es Normen, Ausführungsrichtlinien usw aber wenn kein Blitzschutz gefordert ist und mann das freiwillig - und ggf etwas suboptimal und nicht ganz normgerecht ausführt - wird es im Ernstfall trotzdem das Haus besser schützen als ohne.
SEUFZ!
  • Separate Erder ohne Verbindung zum Schutzpotentialausgleich, früher Hauptpotentialausgleich genannt, wie von dir empfohlen sind nicht "etwas suboptimal" und nützlich sondern im Ernstfall gefährlich und daher schon lange normwidrig.
  • Keine Blitzschutzfachkraft käme auf die Idee statt tordierter Alu-Knetlegierung ohne kropfunnötige potentielle Sollbruchstellen Stangen zu stückeln, was auch dem Text der Blitzschutznormen widerspricht, wonach unnötige Schnittstellen zu vermeiden sind.
  • Den gleichen Quatsch hatte in einem anderen Forum eine EFK gepostet, das ist hier jetzt kein Déjà-vu mit 6 m Stangen auf einem 50 m langen Betriebsgebäude und lediglich 4 Anschlussfahnen, oder? Dann stell doch bitte mal ein Bild von den Verbindern ein oder benenne wenigstens die Typen.
Warum nur fällt es einigen Laien wie auch manchen gestandenen Starkstromern, die von den Normenreihen IEC 60728-11 und IEC 62305 keinen blassen Schimmer haben so schwer, dem Drang zu widerstehen normwidriges Hörensagen nachzuplappern?
 
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  • Keine Blitzschutzfachkraft käme auf die Idee statt tordierter Alu-Knetlegierung ohne kropfunnötige potentielle Sollbruchstellen Stangen zu stückeln, was auch dem Text der Blitzschutznormen widerspricht, wonach unnötige Schnittstellen zu vermeiden sind.
Das bedeutet, die DEHN Klemmen bzw Kreuzverbinder sind auf jedenfall zu meiden weil die nicht funktionieren ?
Nur durchgehende Ableitungen ohne Klemmstellen ?
 
Das bedeutet, die DEHN Klemmen bzw Kreuzverbinder sind auf jedenfall zu meiden weil die nicht funktionieren ?
Beim Hersteller DEHN kann man für fast alle Produkte die Prüfzeugnisse transparent einsehen, aber die Verbindertypen sollen anscheinend top-secret bleiben.

Für die im anderen Forum an 10 mm Alu-Stangen verwendeten vor Ort verpressten Verbinder garantiert kein einziger Anbieter normkonform Klasse H = 100 kA noch Klasse N = 50 kA.
Nur durchgehende Ableitungen ohne Klemmstellen?
Unfug, aber kein Stangen-Gestümper mit diversen unnötigen Schnittstellen durch eine Nicht-BSFK. :mad:

An allen Ableitungen sind sogar ausdrücklich Trennstellen zu Messzwecken am Übergang zu den Erdeinführungsstangen bzw. NIRO-Erdungsleitern gefordert. Bis zum Beweis des Gegenteils darf vermutet werden, dass zum offenkundig fehlenden Blitzschutzpotentialausgleich weitere Mängel hinzu kommen.
 
Thema: Blitzschutz nach Installation von Schornsteinerhöhung (Edelstahlrohraufsatz) und PV-Anlage?
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