DDR-Haus, 2,5mm ALU, korrekte Spannungen?

Diskutiere DDR-Haus, 2,5mm ALU, korrekte Spannungen? im Forum Grundlagen & Schaltungen der Elektroinstallation im Bereich ELEKTRO-INSTALLATION & HAUSELEKTRIK - Hallo zusammen, wir haben uns vor einiger Zeit ein älteres Haus (Bj.1983) gekauft und im Keller an der Waschmaschine ist eine Steckdose...
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SonOfThe80s

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Hallo zusammen,

wir haben uns vor einiger Zeit ein älteres Haus (Bj.1983) gekauft und im Keller an der Waschmaschine ist eine Steckdose ausgestiegen. Ich vermute die Feuchtigkeit hat ihr über die Jahre zugesetzt - es war zwar eine Aufputzdose aber keine geeignete für Feuchtraum. Die wollte ich jetzt tauschen und habe dafür den entsprechenden Einsatz rausgeschraubt (Alles 10/16V Schmelzeinsätze, kein FI soweit ich weiß, braucht also irgendwann mal eine Modernisierung).

Ich hatte an der neuen Steckdose dann vor Inbetriebnahme der WM mal testweise mit dem Multimeter gemessen in der Erwartung da ~238V ablesen zu können, wie das bei allen andere Dosen im Haus auch der Fall ist. Allerdings konnte ich dort nur etwa 125V messen.
Im EG und OG sind die Steckdosen irgendwie gebrückt, da dort nur 2 Pole vorhanden sind, alte Technik eben. Im Keller kommt aber eins mit drei Polen/Adern raus. Ich hab mal fotografiert.
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Wenn ich dort mit dem MM messe, erhalte ich zwischen B und GeGr ~90V, zwischen B und S ~124V und zwischen GeGr und S ~238V. Ich hab zwar gelesen, dass das MM hier nicht unbedingt das passende Messinstrument sein soll, aber wären das erwartbare Werte mit dem Gerät? Die Einstellungen am Gerät müssten ja korrekt sein.
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Ich habe mir einen Duspol bestellt, mit dem werde ich dann noch mal messen, was müsste ich dort für Werte sehen zwischen den einzelnen Kabeln (korrekter Anschluss überall vorausgesetzt)

Ich werde sicher den Elektriker kommen lassen, schon aus Selbstschutz. Aber die Neugier bzgl. der Werte bleibt, daher poste ich es mal hier.
 
Ist das in der ehemaligen DDR ?
 
Also zu DR Zeiten hat man oft ( nicht immer ) eine zweiadrige Installation an Steckdosen vorgenommen.
Der grüngelbe war ein sogenannter PEN Leiter , der Neutralleiter und Schutzleiter in sich vereinigte . Der schwarze Leiter war dann zum Beispiel ein Außenleiter ( Phase ) Das ist heute so nicht mehr zulässig. Deine Messungen scheinen alles in Allem auf eine solche Installation hinzuweisen.
Meine Meinung : wenn man für die Waschmaschinensteckdose vorerst die Alu Leitung weiter nutzen möchte , ist sie auf alle Fälle 3-polig zu nutzen ( PEN auftrennen in Neutralleiter und Schutzleiter ) mit Hilfe der blauen Ader .Und das bis in den Sicherungsverteiler. Außerdem sollte jede Steckdose einen FI-Schutzschalter vorweg haben
 
Danke für deine Antwort, ich werde dafür den Elektriker kommen lassen, ich habe einfach viel zu wenig Verständnis von der ganzen Materie. Allerdings versuche ich zumindest immer die Installationen und Gegebenheiten im Haus nachzuvollziehen, daher meine Neugier. Alles in allem braucht das Haus ein "Update" der elektrischen Anlage, aber nach der Fassadensanierung ist mein Geldbeutel erstmal geplündert, die Neuinstallation ist ja nicht eben billig, denke ich.
 
Mit dem Multimeter misst Du kapazitiv eingekoppelte Spannungen.
Unter geringster Belastung würden die sofort verschwinden.
In der DDR war die "klassische Nullung" bis zuletzt erlaubt.
Ob da auch individuell "gebastelt" wurde, lässt sich via Ferndiagnose schlecht beurteilen.
Das sollte alles neu gemacht werden, solange Ihr noch nicht tapeziert habt.
 
@Akkublitz

Danke auch dir für die Erläuterungen. Ich fürchte ich hab viel zu wenig Ahnung um die Hinweise korrekt einzusortieren, manches sagt mir durchaus was, anderes nicht. Wie gesagt, die Neugier ist groß, das fachliche Interesse auch, aber mit drei Kindern ist die Zeit zum Dazulernen spärlich. Ich übergebe es lieber dem Fachmann. Achja, leider haben wir schon "tapeziert", es ist also dafür zu spät. Gekauft haben wir während den Coronamaßnahmen, daher konnte kaum jemand helfen. Und es musste schnell gehen, da der Vermieter im vorherigen Haus hatte Eigenbedarf angemeldet. Ansonsten hätte ich das vielleicht gleich machen lassen. Habt ihr aus der Erfahrung vielleicht so ganz grob einen Richtwert, was das Erneuern der elektr. Anlage in einem EFH mit Keller kosten wird?
 
Egal, ob Alu oder Kupfer, klassische oder moderne Nullung, zwischen Außen- und Mittelpunktleiter müss trotzdem eine Spannung von etwa 230 V anliegen und da zeigt auch ein Multimeter auch nicht die Hälfte an. In der DDR mußten ab 1983 Badezimmer und Küchen mit seperaten Schutzleiter (moderne Nullung) versehen werden. Für alle anderen Stromkreise war immer noch die klassische Nullung Standart. Möglicherweise war auch diese Steckdose so geschaltet, dass schwarz Aussenleiter und gn-ge PEN ist. Die blaue Ader dürfte an der Steckdose also gar nicht angeschlossen gewesen sein. Die gn-ge Ader muss in diesem Fall an den Schutzleiterkontakt und von dort eine blaue Brücke zum anderen Steckdosenpol. Man darf eine defekte Steckdose austauschen und wieder so anschließen, verändert man aber die Installation, wie z.B. Versetzen der Dose, Änderung an der Leitung, ect., dann müssen die Aktuellen Vorschriften beachtet werden, also sperater N und PE und Anschluss über einen FI.
 
Sehr wahrscheinlich ist deine Vermutung mit der Brücke vom GeGr Schutzleiter zum freien Pol richtig, jedenfalls sehe ich im OG in den Steckdosen überall eine Alu-Brücke.
Also ich danke euch allen für die Erklärungen, ein wenig hat es auch geklickt, dennoch lass ich da lieber den Elektriker ran, zumal es eine Doppelsteckdose war und wieder werden soll, und ich gar nicht wüsste wie ich die mit dem alten System und der Brückung korrekt anschließen müsste.

Ich bin zwar immer für den Wahlspruch "selbst ist der Mann", aber man hängt ja auch irgendwo am Leben. ;-)
 
@Hemapri

Gestern wurde der Duspol geliefert und der misst tatsächlich andere Werte. Zwischen Schwarz und GeGr 238V und für die beiden anderen Kombinationen jeweils 0V. Das MM zeigte da ja analog 238V, aber bei den anderen ~90V und 124V. Sehr interessant, ich denke ich habe etwas dazugelernt. Mein Elektriker hat die Dose angeschlossen und tatsächlich den Schutzleiter zum zweiten Pol gebrückt, also alle beide Dosen der Doppeldose einzeln, wenn ich es richtig beobachtet habe. Er hatte auch einen Kommentar zu der DDR-Technik, der nicht ganz so schmeichelnd ausfiel ;-)

Ggf. lassen wir erstmal die Zentrale, also den Schaltschrank ins 21. Jahrhundert holen und dann nach und nach beim nächsten Renovieren die Steckdosen und Schalter. Er meinte das Alu kann liegen bleiben, das stört nicht. Zumal im Fertigteilhaus das nachträgliche Legen von Leitungen zwar möglich, aber nicht empfehlenswert sei. Zuviel Aufwand, arbeitstechnisch und finanziell. Bedauerlich, dass die '83 noch nichts von SmartHome, Internet, Heimkino etc. wussten.
 
Was du zwischen L und der unbeschalteten Ader gemessen hast, waren induktiv eingekoppelte Spannungen, welche unter Last sofort zusammenbrechen. Der Elektriker hat nicht den Schutzleiter gebrückt. Die grün-gelbe Ader ist bei dir kein Schutzleiter, sondern ein PEN, früher auch als Nullleiter bezeichnet. Deshalb auch der Anschluss mittels klassischer Nullung. Die klassische Nullung dürfte in den alten Bundesländern bereits seit 1973 nicht mehr durchgeführt werden, in der DDR wurden die Bestimmungen mit dem Einigungsvertrag angeglichen. Bis dahin war die klassische Nullung noch Standart. Vorhandene Alu-Leitungen können weiter verwendet werden, gegenüber Kupfer müsse diese aber einen Querschnitt höher aufweisen. Ein 2,5mm² Alu kann man also wie ein 1,5mm² Kupfer betrachten. Alu ist aber empfindlicher und muss vorsichtiger behandelt werden. Auch ein direktes Verbinden von Alu und Kupfer geht nicht. Mit Klemmen und getrennten Einführungen ist das aber auch kein Problem. Emphehlenswert ist hier die Verwendung von Alu-Leitpaste. Bei einer Restaurierung der vorhandenen Anlage ist ein seperater Neutral- und Schutzleiter notwendig. Wenn überall bereits eine blaue Ader vorhanden ist, die nicht genutzt wird, empfiehlt es sich, dies bereits jetzt zu machen. Möglicherweise wurde diese aber in bestehenden Leitungen schon anderweitig genutzt, z.B. für eine Schalterleitung. Dann gibt es natürlich ein Problem.
 
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