Kurzschlussssss schrieb:
Was soll denn das jetzt bitte für ein Argument sein? Jeder der eine fachliche Qualifikation und Zulassung hat muss genau so für das Normenwerk zahlen?
So ist es. Auch Fachleute müssen den Bumms bezahlen (DIN oder VDI-Mitglieder bekommen lediglich einen geringen Rabatt). Das ist Marktrealität.
Ich bekomme Belletristik ja auch nicht billiger, wenn ich den Inhalt bereits kenne.
Wir können uns jetzt darüber unterhalten, ob selbst die gebräuchlichsten Normen (nehmen wir mal die VDE 100, Teil 1) 90,- € kosten müssen. Das empfinde ich ebenfalls als happig. Andererseits muss man aber auch einräumen, dass die Erarbeitung von Normen sehr viel Arbeit sind und das DIN eben privatwirtschaftlich organisiert ist. Das liegt einfach daran, dass es der Staat nie für nötig gehalten hat, sich um national verbindliche Normen zu kümmern. Der Beuth-Verlag, der den ganzen DIN-Mist verkauft, mag man einerseits als Gelddruckmaschine verstehen, andererseits richten sich dessen Erzeugnisse großteils an gewerbliche Verwender - die den Krempel eben von der Steuer absetzen.
Andererseits muss man ach mal in den Sekundärmarkt hineinschauen: Gebrauchte Normenwerke sind ergo nicht erhältlich. Offenbar sind diese Druckwerke bei den Käufern beliebter als die Bibel oder Bestseller.
Machen wir uns nichts vor: Normen sind entscheidend, wie gutes Werkzeug. Man kommt nicht drumherum. Allerdings findet hier inzwischen auch ein Wandel statt: Europa sei Dank gibt es inzwischen technische Komissionen, die Regelwerke erstellen. Die Maschinenrichtlinie ist so zum Beispiel kostenlos erhältlich. Auch ASR-Regeln bekommt man kostenlos. Wenn diese Entwicklung so weitergeht, wäre es denkbar, dass auch der Inhalt der VDE100 in anderer Form frei verfügbar wird. Das wird die Zukunft zeigen.
Allein die Serie "Normen verständlich" aus dem VDE-Verlag sollten auch dem Letzten klarmachen, dass es sich um eine reine Abzocke handelt.
In meiner Auffassung macht "Normen verständlich" klar, dass der Wunsch nach Normenwissen zu einem Bedürfnis der Gesellschaft geworden ist und sich auch Laien und Interessierte sich faktisches Wissen aneignen wollen. Fachleute erkennen diese Reihen gerne als "Nett, braucht man aber nicht". Da sich die Reihen aber verkaufen, wie geschnitten Brot, muss da wohl doch ein Bedarf sein.
Anstatt die Normen klar zu formulieren verkauft man erst mal ein Normenwerk mit Interpretationsspielraum ohne Ende um dann noch ein Buch im selben Verlag rauszubringen, welches diesen dann wenigstens teilweise begrenzt.
Das ist mit Gesetzen keinen Deut anders: Der Gesetzestext ist sehr allgemein gefasst und die Kommentare zu den gGesetzen werden dann zu Fallbeispielen konkret. Da gibt's keinen Unterschied.
Die Normen müssen allgemein gehalten sein, da sie gleichfalls auf ein Großprojekt als auch auf Oma Schmidtchens Küchenumbau angewendet werden müssen.
Mein Tipp: Sekundärliteratur (Z.B. "Einführung in die Elektroinstallation", Verlag Hürtig & Pflaum) liefert die Informationen der einschlägigen VDE auch laiengerecht in verdaulichen Häppchen, veranschaulicht anhand zahlreicher Beispiele und Grafiken und strukturiert den Themenkomplex.
Für den DIY-Bastler, der eben mal eine Steckdose in den Keller flanschen will, ist ein Normenwerk auch schlicht zu unpraktisch.
Wer wirklich die Normen einsehen will, begebe sich an die nächste Landes- oder Universitätsbibliothek. Diese halten Normen oft auch in elektronischer Form parat.