Aber gerade für einen Elektrofachbetrieb ist das doch Quatsch. Wenn bei uns ein Defekt vorliegt geht das Teil in die Werkstatt und wenn einer Zeit hat, wirds repariert - neue Leitung aufwickeln ist ja wohl das häufigste - und den Rest zerlegt man mal in paar Meter Stücken für Handverlängerung oder Geräteanschluss oder es kommt in die Kupferschrottbox.
Das macht bei uns auch mal Chef nach Feierabend selber oder ein Kundendienstler, der auf einen Termin wartet ... Wir reparieren ja auch unsere Maschinen z.T. selber - Und wenns nur mal Kohlebürsten zu wechseln sind oder ein Kabelbruch an der Zugentlastung oder ein defekter Mikroschalter oder oder oder - Wofür hat man denn die Befähigung im eigenen Hause?
Grundsätzlich muss man sich ja auch mal über den eigenen Anspruch Gedanken machen - Will ich SCHUKOultra II-Stecker? Will ich H07BQ-F? Will ich alle BGI-Anforderungen erfüllen? Will ich eine extra robuste Ausführung? Oder ist mir das alles egal ... ? Es motiviert auch Mitarbeiter, auf Werkzeug und Ausrüstung zu achten, bei der man eben nicht das Gefühl hat, da wurde das Billigste genommen, weils dem Arbeitgeber/Vorgesetzten Wurst ist. Ich mein, wenn da ein Monteur zu seinem Arbeitgeber geht, um eine Verlängerung bittet und dann da so eine 2€-3fach Tischsteckdose von vor 20 Jahren aus der Grabbelkiste mit rausgezogener Leitung in die Hand gedrückt bekommt ... Der denkt sich doch über die Qualität seiner Arbeit auch "Mir doch Wurst, ging nicht besser, interessiert eh keinen ...".
Das zieht sich doch bei anderen Dingen dann auch weiter durch - eine Kabeltrommel ist ja nunmal noch eher ein simples Produkt, was bekommt man denn, wenn man eine Abisolierzange haben möchte? Ne Weidmüller Stripax oder
http://www.duden.de/_media_/full/A/Abisolierzange-201020320055.jpg ? Eben ...
Es gibt immer eine billige Lösung, eine vernünftige, eine hervorragende und eine übertriebene - und solange sich alles im Bereich Vernünftig/Hervorragend abspielt, fühlt sich auch kein Mitarbeiter grundsätzlich verarscht und lässt sich (mit Ausnahmen) auch zu sauberer Arbeit bewegen. Sofern der Rest auch stimmt (Lohn, Arbeitszeitregelung, Urlaub, Kommunikation, Aufmerksamkeit, Unterweisung/Fortbildung ...).
Es gibt trotzdem auch einfach Jammerlappen. Ich hab immer mal wieder so einen dabei. Z.B. gibt es auf unserer Baustelle derzeit Getränke für die Mitarbeiter - Wasser, Brause, Eistee, Säfte, Tee und Kaffee - Aber glaub mir, an dem Tag wo ich vergesse Nachschub hinzustellen kommt von 20 Leuten einer angelaufen "Wenn ich das gewusst hätte ... und jetzt hab ich nix mit ... und bla" - "Da steht ein Imbiss auf dem Gelände, dann geb die 2€ halt heute mal aus, ich besorg die in meiner Freizeit nach Feierabend und hatte gestern was vor" ... Verwöhnte kleine Kinder manchmal. Da stehen 10 Leitern rum - verschiedene Größen, einige fix, einige Variabel, für Stufen ... "Aber ich wollte die haben, die ist so schön leicht ..." - Boah!
Willst Du Dich wirklich mit mir unterhalten, was für einen Scheiss Kindergarten man sich als Bauleitende Fachkraft anhören darf 6 Tage die Woche?
"Warum können wir Die Leuchten da noch nicht anhängen?" - "Weil der Plan noch nicht abgesegnet wurde" - "Warum nicht?" - "Weil sich Bauherr, Architekt und Bauleitung noch nicht einig sind bzgl. Optik vs. Funktion." - "Warum das denn nicht?" - "Komm hau ab, bau da hinten im Flur die Steckdosen ein!!!" (Solche Gespräche finden statt, während ich gerade Pläne revidiere oder Material zähle - ich hab ja auch sonst nichts zu tun! "Die" haben morgens ihre Anweisungen bekommen, was zu tun ist ...)
"Warum sind denn da andere Stromkreisnummern auf den Leitungen?" - "Weil die Ausführungspläne in der Rohbauphase noch ein anderes Nummernschema hatten" - "Und was mache ich da jetzt?" - (Gedanklich: Ähh ... Dein Ernst?) "Beide Pläne abgleichen und die Beschriftung beim Anschluss des Verteilers anpassen." - "Das ist ja umständlich, warum macht man denn sowas?" - (Gedanklich: Mach einfach deine Scheiss Arbeit, ich hab die Plände doch nicht gezeichnet Mensch ...) "Damit müssen wir jetzt leben, dann dauert das halt mal ne Stunde länger." - "Oh man, kann man das nicht gleich richtig machen?" - (Gedanklich: So lange wie du jammerst hätte ich schon die Hälfte umbeschriftet und die Leitungen eingekürt ...) "Es wurde nach Plan gearbeitet. Apropos Arbeiten ..." - "Hast du einen Edding?" - "Hast du keinen?" - "Weiss nicht mehr, wo der hin ist ..." (Es wurden übrigens Stifte in Massen für diesen Bau angeschafft und ausgegeben, die wurden sicher NIE verbraucht, nur verloren oder sind kaputt gegangen!) - "Lager, Regal, oben im Karton "Stifte" ..."
Glaub mir, man fasst sich bei solchen Projekten ständig wegen irgendwas an den Kopf, alles Profis ... Allesamt, Alle mit Brief, aber sicher keine EFK (Nicht, dass keine da wären ...).
Und bei manchen Kommentaren hier fühle ich mich an gewisse Monteure erinnert. Monteure, die Hohlwanddosen eingipsen, Leuchtstoffröhren nicht richtig reindrehen, Taster falsch rum einbauen, Schutzleiter nicht durchverdrahten, als Defekt gekennzeichnete Leuchten erneut verbauen, die falsche Leitung anschließen, gar keine Leitung anschließen, Schaltmodule nicht adressieren, "Die Drei Fragezeichen" auf eine unbekannte Leitung schreiben ....
Es ist nicht so, dass keine Fehler gemacht würden - meine Aufgabe ist es, dass diese entdeckt, behoben und zukünftig vermieden werden - Und man fängt bei jedem neuen Monteuer - egal ob fest angestellt oder Zeitarbeit - von vorne an! Und dann fragt man sich, wo und wie die zuvor gearbeitet haben ... Und hier wird mir immer wieder einiges klar, leider! Wenn mir unter X Leihmonteuren einer auffällt, der (fast) alles richtig macht, hat der auch ein Angebot zur Übernahme zu erwarten - kommt leider viel zu selten vor.
Da gibt es keine Toleranz. Ein Kunde, der ein Objekt für X Millionen beauftragt, wünscht i.d.R. eine entsprechende Ausführung - Und die bekommt er auch. Das ich dabei bei manchen Monteuren mit der Ausbildung an Tag 1 anfangen muss (Der Arbeitsplatz wird Besenrein verlassen ...), ist mein Problem - nicht des Kunden seines.
Ein Maßstab XYZ gilt bei uns für alle - und den muss ich durchsetzen und da werde ich auch nicht von abweichen, weder beim Material, noch bei der Ausrüstung, noch Maschinen oder Werkzeug, Arbeitsschritten oder sonstwas - Wenn ich sage "JEDE ungenutzte Ader ist mit einer Klemme zu sichern" - Dann gilt das für JEDE, für ALLE, GRUNDSÄTZLICH - Wenn ich da abweiche habe ich noch mehr Kindergarten "Aber Dingbums macht das auch nicht ... lalala". Darum könnt ihr mir hier auch zwanzig Jahre runter beten, wie ihr das handhabt, das muss und tut mir an gewissen Stellen vorbei gehen, weil ich so nicht arbeiten will, kann und darf.
Eine Anweisung wie "Lass die Leitung im BR-Kanal etwas länger, damit wir noch hin und her schieben können" gibt es nicht mehr, die heisst jetzt "Lass die Leitung im BR-Kanal 20cm länger, als du zum Anschluss benötigst" - Weil erstere zu Reservern zwischen 5cm und 5m führt, je nachdem, wem man sie gibt - offenbar unverständlich, was gemeint war ...
Ende des Monologs, so viel wollte ich eigentlich nicht "aus der Praxis", die mir hier manche aberkennen, nieder schreiben.