Tja, das Elektrohandwerk "arbeitet" aber auch schon seit längerer Zeit hart daran sich selbst zu zerlegen. Mit großen Erfolg wie man aktuell ja zu spüren bekommt.
Wobei ich da die Bezahlung ansich, wenn man mal die tariflichen Stundenlöhne als Basis nimmt, erstmal nicht als Hauptgrund für den Mangel an "Fachkräften" sehe. Eher das ganze Konstrukt das um den Beruf ansich gesponnen wird, steht in keinem Verhältnis zur Realität.
Was die Ausbildung betrifft, versucht man den hochqualifizierten "Supermann" zu erschaffen. Nur das künftige Arbeitsumfeld braucht eben nicht die "Supermänner" sondern Handwerker. Früher, als der Hauptschulabschluss noch nicht das Todesurteil für die Berufswahl für einen jungen Menschen bedeutete, war der gute Abschluss desselben meist der Einstieg in das Handwerk. Aber selbst da lagen die Durchfallquoten gerade bei den Gesellenprüfungen der Elektrikern schon recht hoch. Heutzutage brauchst du mit guten/sehr guten Hauptabschluss nichtmal darüber nachdenken ins Elektro-Handwerk zu gehen. Wer aber heute das Abi in der Tasche hat, ob gut oder schlecht ist ja erstmal egal, eins und eins fehlerfrei zusammenzählen kann, wird sich sicherlich nicht für das Handwerk, und insbesondere das Elektrohandwerk als Berufsziel entscheiden. Gibt Ausnahmen, aber die werden nunmal Jahr zu Jahr immer seltener.
Bei dem beruflichen Umfeld in der Praxis besteht nunmal nicht der Bärenanteil der Arbeit mit hochspezialisierten Messungen und Berechnungen, sondern mit Kabel und Dosen in Wände verbuddeln. Da werden nicht täglich übermanngroße Verteilungen zusammen-philosophiert, sondern eher im muffigen Keller irgendwelche Kabel auf bröseligen Wänden getackert. Da gibt es keine 6 Wochen Schulungen jedes Jahr über die aktuellste Technik, mit viel Glück gibt es da ab und an ne Kopie von Artikeln der letzten de-Zeitschrift.
Es gibt Ausnahmen, klar, aber die werden immer weniger je mehr sich die Branche hoch spezialisieren will. Eine solche hochspezialisierte Fachkraft mit zig Jahre Berufserfahrung hält man aber nunmal nicht mit 16,35€/h Tariflohn bei Laune.
Die Kunden treiben dann die Wertschätzung auf das nächste Level. 120€/h und mehr ist bei einer Autowerkstatt vollkommen akzeptabel, aber wenn der Elektriker 50€/h aufruft kommt die Schnappatmung. Dann macht der Fachbetrieb das ganze eh noch falsch, weil der Kunde ja durch die neuen Medien wie zb. Youtube "informiert" ist und sich nicht übers Ohr hauen läßt. Da wird dann hinterfragt warum der leere Zählerschrank 50% teuer ist als im Internetshop. Warum kommt denn der Fachbetrieb mit einem Gesellen und einen Azubi, das kann doch der Geselle auch alleine machen. Ne, der Azubi wird nicht bezahlt, steht ja nur rum oder holt Material aus dem Auto. Dann wird aber auch gejammert wenn man für einen einfachen Herdanschluss 6 Wochen auf einen Termin warten muss. Da greift der Kunde dann mittels Youtube-Videos zur Selbsthilfe, naja die "Ergebnisse" der Taten liest man ja auch hier öfters
Die Verbände und Kammern tragen dann den letzten Gnadenstoss zu dem ganzen Schlamassel bei. Da werden dann für jeden warmen Pfurz irgendwelche "Titel" erfunden, ohne die man dieses und jenes überhaupt nicht mehr ausführbar ist. Schön das diese Verbände und Kammern dann die passenden überteuerten Kurse selbst anbietet, natürlich nur im Interesse der "Mitglieder". Bestes Beispiel der "E-Check", eine Maketingmasche die mal richtig nach hinten los ging.
Kurzum, wenn ich als Arbeitgeber eines Elektrohandwerkbetriebes meine Mitarbeiter regelmäßig schulen würde und dazu noch gerecht bezahle, dann müsste der Stundenlohn für die einfache EFK schon bei 60€/h+ liegen um überhaupt kostendeckend über Jahre vernünftig zu haushalten. Für die Inbetriebnahme...ääh...einstecken der vom Kunden gekaufte Ladestation muss dann die hochqualifizierte Fachkraft mit entsprechenden Titeln für 120€/h+ raus. Die normale EFK ist für sowas ja nicht "gebildet" genug.
Deswegen ist so ein Thread wie dieser komplett sinnbefreit. Denn selbst mit dem Wissen was jemand wo verdient, sofern es der Wahrheit entspricht
, kann man eh nix anfangen. Jeder muss sich selbst zum besten Tarif verkaufen und ein Titel sagt noch nix über Qualifikation aus. Wie viele Jung-Meister arbeiten jahrelang auf dem Lohn eines Gesellen, weil keine "Meisterstelle" vorhanden ist...
achja, es kann sein das der Beitrag Spuren von Ironie und Sarkasmus enthält