Sebastian Mares schrieb:
Ja gut, aber um bei einer dreiadrigen Verbindung tot am Boden zu liegen müssten doch gleich zwei Adern defekt sein (PE und N) und das Gerät noch dazu - ist ja weniger wahrscheinlich, als eine PEN Unterbrechung.
Nein! Du machst da einen Denkfehler. Der N hat mit der Schutzwirkung überhaupt nichts zu tun. Für den Schutz sind nur "grün-gelbe" Adern zuständig also PE oder PEN.
Wenn Du ein defektes Schutzklasse-I-Gerät mit Körperschluss an eine Schukosteckdose anschließt, deren PE oder PEN unterbrochen ist, kommt es bei Berührung des Körpers des Geräts zu einer möglicherweise lethalen Durchströmung! Bei der klassischen/modernen Nullung darf der "grün-gelbe" niemals unterbrochen sein!!!
Die Überstromschutzeinrichtung kann nur auslösen, wenn eine _Überlast_ eintritt, das bedeutet, dass im Falle einer B-Charakteristik der 5fache Nennstrom fließen muss, bei B16A also 80A, damit der LS "sofort" auslöst.
Und dieser Strom kommt in der Tat zum Fließen, wenn der PE oder PEN ordnungsgemäß und niederohmig angeschlossen ist. Ein Körperschluss wird quasi in einen Kurzschluss umgewandelt. (Das ist das Nullungsprinzip!) Und das funktioniert bei klassischer und moderner Nullung auf gleiche Weise.
Ist aber der PE unterbrochen und Du schaltest Dich stattdessen in den Stromkreis ein, wird niemals so ein hoher Strom zustande kommen und Du wirst gegrillt! Ohne dass es den LS auch nur ein müdes Lächeln kosten würde.
Nur ein hochempfindlicher FI-Schutzschalter kann im Falle eines unterbrochenen Schutzleiters noch eine "Sicherheitsleine" darstellen, weil dieser eben nicht den Strom misst, der über den PE fließt, sondern die Differenz von L1 und N, ohne zu fragen, wo diese Differenz hinfließt. Im Normalfall fließt der Fehlerstrom eben über PE. Fließt der Strom ungünstigerweise über Dich, merkt der FI es trotzdem, weil er eben nur Abs(I[L1]-I[N]) <= 30mA prüft.
Dass FI sicherer ist, ist klar. Wenn man aber immer nur vom Schlimmsten ausgeht, was passiert wenn PE, N, FI (aus welchem Grund auch immer) und Gerät kaputt sind? Ich frage mal heute, wie aufwändig und teuer es jetzt noch wäre, den Sicherungskasten zu vergrößern.
Dies wäre wichtig, auch für Deinen Elektriker. Denn wenn wir das ganze mal rechtlich betrachten, ist er regresspflichtig, wenn über die Waschmaschinensteckdose (im Bad ohne FI) jemand zu Schaden kommt.
Dass er die übrigen Steckdose ohne Zusatzschutz installiert hat, hat sicherlich das Potenzial für einen Präzidenzfall vor Gericht. Denn wie schon mehrfach geschrieben, verlangt die VDE seit Juni d.J. den FI für quasi alles in der Wohnung, allerdings mit einer Übergangsfrist bis 2009.
Früher konnte man überhaupt keine FIs einbauen, da klassische Nullung vorhanden war (soweit ich weiß braucht man für FIs drei Adern).
Richtig.
Außerdem gab es damals zur Hoch-Zeit der Klassischen Nullung überhaupt keine FIs mit Nennfehlerstrom kleiner/gleich 30mA.
Die Diskussion erübrigte sich quasi.
Jetzt kann man aber, wenn man sich dafür entscheiden sollte, den Sicherungskasten zu vergrößern, FIs einbauen. Somit war die Sache mit den Schlitzen nicht 100% umsonst.
Richtig! Aber der entscheidende letzte und wichtigste Schritt wird (unverständlicherweise) ausgelassen.
(Ist quasi so, also würdest Du Deine Traumfrau wochenlang anbaggern, plötzlich hast Du Erfolg, sie lässt die Hüllen fallen und Du sagst dann, och nö, warum denn. Naja, der Aufwand war ja nicht 100% umsonst, ich hätte ja gekonnt.....
Ok, Scherz beiseite.)
Was jetzt noch offen ist: wenn du schreibst, dass man nicht mehrere Stromkreise über einen FI-Schalter führen kann, ist der Vorschlag meines Elektrikers, die WM Leitung auch an dem vorhandenen FI anzuschließen, Müll? Da hängt z.Z. nur die Leitung für die Badezimmerleuchte und -steckdose.
Nein, so hab ich das nicht gemeint. Natürlich kannst Du mehrere Stromkreise gemeinsam mit einem FI schützen. Dazu ist es aber erforderlich, dass über den FI nur eine Leitung geführt wird, die danach auf mehrere Stromkreise mit mehreren LS aufgeteilt wird.
Und müssen die Leitungen des Herds auch abgesichert werden, oder gilt die Vorschrift nur für Steckdosen?
Ich würde da keine Ausnahme machen. Heutige Herde haben zwar keine Steckdose mehr eingebaut wie früher (erinnert sich noch jemand?).
Die Vorschrift fordert es, glaube ich nicht, aber ehrlich gesagt, ich weiß es gar nicht, weil es bei mir grundsätzlich keine Stromkreise ohne FI in Wohnungen mehr gibt (auch nicht für den vielzitierten Kühlschrank).
0V