@bigdie.
Dein Haus ist von 1928, das Haus des TE von 1956. Als das Haus des TE gebaut wurde mussten dringend Wohnungen für Milionen der noteinquatierten Ostflüchtlinge und ausgebombte her. Bei meinem Opa waren die z.T in Stallungen einquartiert, um ein Dach über dem Kopf zu haben und waren nach dem Krieg ebenso beliebt, als was da jetzt über das Mittelmeer kommt.
Und es gab neue Werkstoffe und Bauformen: KS-Formsteine, Beton (nicht immer asbestfrei) und Flachdach . Stabil, unbrennbar, praktisch allerdings null Isolierwirkung und konnte kaum ein Fachmann mit um, massive Baufehler waren vorprogrammiert. War bis in den Siebzigern auch völlig egal, denn Brennstoff musste Dank des billigen Öl nicht mehr mühsam rangeschaft werden und man konnte heizen bis der Arzt kommt.
Bei vielen Häusern aus dieser Epoche wurde denn die vormals atmungsaktiven Außenwände mit einem neuen Isolierstoff dichtgeklebt: Styropor und Asbestfaserplatten. Bei den Vorkriegsbauten war diese Maßnahme oft nicht notwendig, da diese eine bessere Basisisolierung hatten.
Wenn die Häuser aus den 50-70ern nicht durch Schimmel oder Asbest verseucht sind, kann man den Kern noch als Hintermauerwerk nutzen, der Rest ist Schrott. Die Elektroanlage veraltet, die Wasserleitungen dicht, die Fussböden kalt, die Fliesen unmodern, die Flachdächer oftmals verschimmelt, oder die aufgesetzten Satteldächer als Wohnraum nicht nutzbar. So eine Kernsanierung wird nicht günstiger als ein Abriss, einzig spart man sich das ganze Bauantragszenario mit Architeken und Statiker etc. Ein alter Mauermeister kann da sowieso besser mit um, als die die noch nie auf dem Bau richtig gearbeitet haben. Die liegen aber langsam alle auf dem Friedhof.
Was du mit der Unterspannbahn schilderst ist ebenfalls ein bekanntes Problem, die wird nach einigen Jahren so mürbe, dass diese funktionslos ist. Wenn die 1/4 Jahr offen so auf dem Dach als Noteindeckung liegt, ist diese durch das UV-Licht soweit vorgeschädigt, dass diese ausgetauscht werden müsste - geht aber nicht. Die Dachlatten werden mit Riffelnägel angeschossen und sind nur noch mit einem Lattenreißer entfernbar - bei entsprechenden Schäden am Brettbinderdachstuhl. Wenn die nach 2000 gebauten Häusern zu Sanierung anstehen, können es vergessen, sondern sich gleich komplett ein neues Dach mit OG kalkulieren. Denn seit dem meinen schlaue Bautheoretiker Vollsparrendämmung sei das Beste, die jahrhunderte erprobte Hinterlüftung Mist. Dann die Unterspannbahn oben nach Herstellervorgaben dichtgeklebt und schon hat man in der kalten Jahreszeit einen Regenwald oben. Die gesündesten Dachstühle sind die, wo es oben noch durchpfeifen kann, da die Unterspannbahn nicht verklebt wurde oder einen kleinen Spalt aufweist. Beide wäre allerdings ein Mangel und müsste reklamiert werden. Pfiffige Bauherren dämmen den Dachstuhl bis in die Spitze und bauen den mit Platten aus, vergessen allerdings die Heizung. So ein unbeheizter isolierter Dachstuhl ohne Hinterlüftung - Tscha!
Du wirst als alter Praktiker wohlmöglich selbst in der Wand noch eine Luftschicht zur Hinterlüftung und moderat gedämmt haben. Denn wie du weißt viel Dämmung hilft nicht immer viel. Denn je höher man dämmt, desto dichter muss der Bau von innen sein. Heute Bauten müssen unterdruckluftdicht sein. Und was nicht rein kann, kann auch nicht raus, wenn nicht regelmäßig Stoßgelüftet wird (min 2x am Tag), dann schimmeln die hochgedämmten Neubauten mehr als ältere, wo noch ein Luftaustausch stattfindet. Es wurde aber nach den geltenen Richtlinien erstellt.
Also muss eine aktive Lüftung her. Wieder was neues, waran sich die Fachfirmen erst probieren müssen, da die sonst nur Heizungsrohre verlegt haben. Bei den einen regnet es aus der Lüftung heraus, da die Rohre aus der Dämmebene herauskommen, bei den nächsten gibt es das Raumtelefon gratis dazu, die Anlage singt, rausch und pfeift vor sich hin und wie die unter dem Estrich eng an eng verlegten Rohre regelmäßig gereinigt werden sollen, ist mir ein Rätzel, wenn die nicht gleich im Estrich liegen, da die Höhe planerisch nicht berücksichtigt wurde. Überhaupt wird heutzutage alles so fest eingebaut, als wenn nichts dem Verschleiß unterliegt.
Der Aufwand ist immens, wenn nach Jahren z.B. solche Neoprendichtung Leck schlägt, die Feuchtigkeit sich nach X-Zeit irgendwo zeigt und die Leckstelle auf Grund der Mehrfachüberbauung mit Lüftungsrohren und Fußbodenheizung, selbst mit modernen Ortungsgeräten nicht lokalisieren lässt. Praktisch, wenn es denn auch noch das verbaute Wellrohr der Solaranlage betrifft und die Fachwartungsfirma einfach immer nur nachfüllt und den Eigentümer noch zeigt, wie es geht und einen vollen 10l-Kanister hinterlässt. Solche Solarflüssigkeit ist allerdings leicht agressiv und löst gerne Kunststoffe an.
Spätesten dann kann man ins Hotel ziehen, da das eigene Haus kernsaniert werden muss. Die Vorschriften wurden aber damals eingehalten, die Gewährleistung abgelaufen, es zahlt dir keiner! Keine eigne und auch keine fremde Versicherung. Überlebt nicht jeder finanziell.
So etwas darf man sich erst ins eigene Haus einbauen, wenn es sich ausreichend bewährt hat.
Und ich kann immer wieder nur den Tipp geben: Lieber auf 2qm Raum verzichten und so wie 1928 einen vernünftigen durchgehenden begehbaren Schacht einzubauen, als sich den ganzen Müll unterm Estrich einbauen zu lassen.
@Leute: Ihr müsst da ran und zwar viel früher als man sich das oft vorstellen kann!