Studium ohne Gesellen- und Meisterausbildung in die Selbstständigkeit zu empfehlen?

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bastian95

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Guten Abend zusammen,

ich erwäge derzeit, ein Fernstudium in Elektrotechnik zu beginnen, um mich anschließend selbstständig zu machen, insbesondere im Bereich Hausinstallation, Gebäudetechnik, Netzwerkinstallation und Smart-Home. Allerdings habe ich noch einige offene Fragen dazu. Kurz zu meiner Person: Ich arbeite hauptberuflich bei der Feuerwehr und habe die Stufenausbildung durchlaufen, die 18 Monate handwerkliche Tätigkeiten umfasste, darunter auch 4 Monate Elektrotechnik. Danach habe ich meinem Vater auf Baustellen geholfen und dabei grundlegende Kenntnisse in Elektrotechnik erworben - zumindest die absoluten Grundlagen.

Da ich die klassische Ausbildung mit anschließender Abendschule zum Meister nicht parallel zu meinem Beruf absolvieren kann, frage ich mich nun, ob ein Studium ausreicht, um mich anschließend selbstständig zu machen.

Meint ihr, dass möglicherweise wichtige Grundlagen im Studium fehlen könnten, die während der Gesellen- und Meisterausbildung vermittelt werden?

Danke euch im Voraus

Viele Grüße aus Krefeld

Basti
 
Grundsätzlich ist das möglich. Um eine handwerkliche Tätigkeit ausführen zu können, bedarf es der Eintragung in die Handwerksrolle. Die Bedingungen dafür sind ausgeschrieben, auch für zulassungspflichtige Handwerke, wenn kein entsprechender Handwerksmeister vorliegt. Genauso sieht es mit der Eintragung als Installationspartner bei einem Netzversorger aus.
 
Also das Schrauben an einer Hauselektrik unterliegt noch dem Meisterzwang, bzw einem gleichwertigen DQR-Abschluß.
 
Anm: Es gibt haufenweise Firmen, die beschäftigen einen Meister bzw. jemanden mit der notwendigen Qualifikation
evtl. auch nur stundenweise für den fachlichen Nachweis.
Das ermöglicht Fachfremden eine Fachfirma zu betreiben. ;)
Meist Firma "blablub e.K.) e.K. = Eingetragener Kaufmann.
Hab bei denen viele Tage mit Fehlersuche in Leittechnik und Bussystemen verbracht.
Verbautes Material billigst.
Handbücher lesen unnötig.
Sicherheit minimal.
Vorsicht! Defekte Ersatzteile lagerhaltig.

Wenn du E-Technik studieren willst, bist du jedenfalls kein Fachfremder und denen schon mal weit voraus.
Aber die sind gnadenlos günstigst und somit kann Der, der alles richtig macht, nicht konkurrieren.
Ihr merkt, ich bin noch immer angesäuert.

Sollte ich irgendwem auf die Füße getreten sein, bitte ich um Nachsicht.
 
Ich kannte einen Elektro-Installationsbetrieb mit mehreren Gesellen. Der Chef hatte keinen Meister und keine Konzession beim Versorger. Das hatte sein Bruder mit einem anderen Betrieb an einem anderen ort.
 
Dann muss du einen E-Meister, technisch Betriebswirt oder E-Ing an der Hand haben, sonst wird dies nichts mit der Eintragung beim VNB.

Aber heutzutage sieht die Praxis eh so aus:
Handwerksmeister (oft mit osteurop. Sprachkenntnissen) haben (E-)Kleinstbetriebe, können ihre Leistung günstigst durch angeheuerte Wanderarbeitertruppen aus ihren ehemaligen Herkunfsländern anbieten. Heimische Betriebe, die hiesige Handwerker zu Tariflöhnen beschäftigen, können da nicht mithalten. Diese Wanderarbeitstruppen werden gerne gerade von den (auch von uns betreuten) BT/GÜ genommen, da auch der Preis wichtiger ist, als eine fachgerechte Ausführung.
Dies war bis jetzt auch kaum ein Problem, da im Auftragsboom der Niedrigzinsphase, die Aufträge für alle reichte.
Nur seit C19 ist erst die private Nachfrage weggebrochen, seit PW22* die Zinsen gestiegen und in Folge der Kaufzurückhaltung auch die lukrativen Aufträge aus der Industrie.

Die Altaufträge werden dieses Jahr abgearbeitet sein und jeder der Denken kann, kann sich ausmalen, ob der deutsche Facharbeitsbetrieb oder der Meisterschleuserbetrieb dies eher überlebt. Die Politik hat es ja bis jetzt nicht mal geschafft, das selbst eingescheuste Wanderarbeitstruppen aus dem großrussischen Reich hier die Einreise verwehrt wird und somit indirekt den PW22 mit finanzieren.
Große notwendige Bauprogramme (Subventionsprogramme für die Gewinne der Bauwirtschaft) wird es in absehbarer Zeit nicht geben, da milliardenschwere Sonderprogramme schwerer durchzusetzen sind und restliches verfügbares Geld Dank PW22 in die Rüstung gehen wird. Zum Glück bin ich schon in Home-Rente, ähh Home-Office und kann mir das Drama vom Sofa aus anschauen.



*)PutinWar2022
 
Da ich die klassische Ausbildung mit anschließender Abendschule zum Meister nicht parallel zu meinem Beruf absolvieren kann, frage ich mich nun, ob ein Studium ausreicht, um mich anschließend selbstständig zu machen.

Meint ihr, dass möglicherweise wichtige Grundlagen im Studium fehlen könnten, die während der Gesellen- und Meisterausbildung vermittelt werden?
Also die Zeit parallel zum Beruf für eine Ausbildung/Meister reicht nicht, aber für ein E-Technik-Studium??
Wo/wie soll das dann stattfinden? An einer Skathochschule? :rolleyes:

Hast Du denn die Eingangsvoraussetzungen für ein Studium, d.h. Abitur oder Fachhochschulreife?
Dann wäre es ungewöhnlich, hauptberuflich bei der Feuerwehr zu arbeiten, aber wer weiss....

Allerdings halte ich für die o.a. angestrebten Tätigkeiten ein E-Technik-Studium für ungeeignet, mangels direktem Praxisbezug zu eben diesen Tätigkeiten. Da ist der "klassische Weg" über Ausbildung/Meister (dauert zwar länger) der Bessere.
 
Allerdings halte ich für die o.a. angestrebten Tätigkeiten ein E-Technik-Studium für ungeeignet, mangels direktem Praxisbezug zu eben diesen Tätigkeiten. Da ist der "klassische Weg" über Ausbildung/Meister (dauert zwar länger) der Bessere.
Sehe ich genauso. Mit einem abgeschlossenen Studium bist du Elektroingenieur und die Tätigkeit unterscheidet sich schon deutlich von der eines Elektrikers.
 
Also die Zeit parallel zum Beruf für eine Ausbildung/Meister reicht nicht, aber für ein E-Technik-Studium??
Wo/wie soll das dann stattfinden? An einer Skathochschule? :rolleyes:

Hast Du denn die Eingangsvoraussetzungen für ein Studium, d.h. Abitur oder Fachhochschulreife?
Dann wäre es ungewöhnlich, hauptberuflich bei der Feuerwehr zu arbeiten, aber wer weiss....

Allerdings halte ich für die o.a. angestrebten Tätigkeiten ein E-Technik-Studium für ungeeignet, mangels direktem Praxisbezug zu eben diesen Tätigkeiten. Da ist der "klassische Weg" über Ausbildung/Meister (dauert zwar länger) der Bessere.
Guten Abend,

Vielen Dank für die Antwort! Tatsächlich habe ich vor einigen Jahren mein Abitur abgeschlossen und danach bis zum 4. Semester Bauingenieurswesen studiert, bevor ich dann die Stufenausbildung bei der Feuerwehr begonnen habe.

Mathematik ist mir also nicht fremd. Zudem arbeite ich im 24-Stunden-Dienst, zweimal pro Woche. Ein Fernstudium über die IU wäre somit definitiv umsetzbar. Praktische Kenntnisse habe ich bereits, wenn auch nicht in allen Bereichen; aber ich habe bereits Erfahrungen mit typischen Hausverdrahtungen vom HAK über die UV bis hin zur Kreuzschaltung gemacht und habe bereits Werkzeuge in der Hand gehabt. Allerdings fehlt mir das Wissen darüber, wann z. B. welcher Querschnitt genommen wird, welche DIN-Normen was vorschreiben usw. Daher die Frage, ob diese Themen auch im Studium wiederholt werden oder ausschließlich in der klassischen Gesellen- und Meisterausbildung behandelt werden.

Am Ende des Tages möchte ich nicht in die Entwicklung oder Wissenschaft. Sondern klassisch bei der Hausinstallation bleiben.

Viele Grüße und einen schönen Abend

Basti
 
Allerdings fehlt mir das Wissen darüber, wann z. B. welcher Querschnitt genommen wird, welche DIN-Normen was vorschreiben usw. Daher die Frage, ob diese Themen auch im Studium wiederholt werden oder ausschließlich in der klassischen Gesellen- und Meisterausbildung behandelt werden.
Du bekommst in der Meisterausbildung vermittelt, wie man mit den Normen arbeitet. Nachlesen mußt du selbst und dafür benötigt es ein entsprechendes Abo. Bei uns hat man in der Meisterausbildung das Grundwerk vom VDE für den halben Preis bekommen oder der Betrieb stellte es zur Verfügung. Für einen Eintrag als Installateur muß man das Abo nachweisen. Die erforderliche Liste, was sonst noch alles benötigt wird, kann man sich beim örtlichen Netzbetreiber runterladen.
 
Hallo @bastian95, ich habe ein E-Technik-Studium absolviert. Da werden die elektrotechnischen Kenntnisse in sehr tiefer Form vermittelt, sodass man vieles besser versteht, als durch eine Lehre oder Techniker oder Meister. Aber z.B. für eine Leitungsauslegung nach DIN erhältst du da Null Informationen. Meine Kenntnis in dem Bereich habe ich aus der Lehrzeit und persönlicher Weiterbildung in Verbindung mit dem Hintergrundwissen des Studiums.
Das persönliche Engagement macht sehr viel aus. Ich erinnere mich noch gut an eine Situation, in der mein Meister sagte: "Ich weiß auch nicht, wie das geht. Sieh man zu, dass du es hinkriegst." Das habe ich dann auch.
 
Bei uns gab es das Fach "Elektroprojektierung" inkl. Praktikum, da mußte z.B. eine Wechselschaltung verdrahtet werden. Der Prof war kein Theoretiker, sondern ein waschechter Elektriker, der sich bis zum Prof hochgearbeitet hat. An der Uni sieht das anders aus, da spielt die Praxis eine sehr untergeordnete Rolle.
 
Oh je
Normen
Es steht jedem frei, das anders zu machen als dort angegeben. Es sei denn, es ist im Auftrag schon so gefordert.
Aber! Im Falle eines Rechtsverfahrens orientieren sich die Gutachter an den DIN EN
Daher ist jede Firma gut beraten, wenn sie sich an den aktuellen Normen orientiert.
Lieder! Gibt es Normen und Richtlinien, die sich widersprechen.
"Der" Verlag für Normen B...h bietet zu den aktuellen DIN VDE auch Kommentare in Buchform an.
In den Normen geht es großteils darum wie genau ein techn. Ding zu prüfen ist.
In den Kommentaren wird darauf Bezug genommen, wie man die Norm umsetzt.
für gewöhnlich Sterbliche gibt komprimiertes Wissen in eg VDE Schriftenreihe 45
"Elektroinstallation in Wohngebäuden". Oder ähnliche Teilbereiche.
Was mich an den VDE stört, ist das man sich hinsichtlich alter Normen aus der Affäre zieht, in dem man diese Normen einzieht und alles Paperwork einstampft. D.h. der Ratlose Elektriker kann nicht nachsehen, warum sein Urahn etwas genau so gemacht hat, wie es heute vorgefunden wird. ? grundlos, Zufall, Absicht ? Was passiert, wenn ich diese Anlage an einer Stelle normgerecht aktualisiere? z.B. -> Baujahr 1953 eine Stelle mit einem geerdeten Leitsystem verbunden. -> Alle alte Elektronik defekt. shit happen!.
Es gibt noch andere Sammlungen von z.B. VDI DVGW TEMA ect.
Gerade die VDE (4-stellige Nummer) gibt einen umfassenden Überblick zu Messungen physikalischer Größen.
Da das keiner mehr kennt, werden die Anlagen falsch gebaut bzw. die Messungen oder Stellorgane falsch ausgelegt oder eingebaut.
Was den ING hier ausmacht, ist der Überblick, was man aus welchen Gründen wie baut.
Das lehrt aber keine Hochschule
Und das steht meist nicht in der Norm, sondern in den Planungsrichtlinien der großen Anwender.
Leider hat das Management dieser Konzerne nur die damit verbundenen Kosten gesehen und die (schwach besetzten) Abteilungen, welche dieses Wissen gepflegt haben, abgebaut. Heute sehe ich die Folgen. Die Planung und die Ausführung machen Fehler, die schon vor 50 Jahren erkannt und nachgehend vermieden wurden. Traurig!
Diese Abteilungen betrieben auch ein Monitoring der Materialschäden. So wussten sie aus Erfahrung und nach Jahren welche Materialien gut sind oder um welche man einen großen Bogen machen muss. Heute wird, nach amerikanischem Muster, eine komplette Anlage vom günstigsten Anbieter genommen und man wundert sich, dass diese nach nur 5 Jahren stehen bleibt.
Z.B Kabelverschraubungen Ex draußen nur in Faserverstärktem Polyamid, weil die PVC Dinger bei tiefen Minusgraden brechen.
Das ist Knowhow - steht in keiner Norm. Äh denk ich.

Das mit der Wechselschaltung versteh’ ich als Witz.
Bei der Projektierung geht es um z.B. um MTBF,
https://de.wikipedia.org/wiki/Mean_Time_Between_Failure
reliability, -> Alterungsverhalten ?
Cost of ownership ect. Verfügbarkeit im Falle einer Katastrophe -> Wo baue ich das hin?
z.B. Nicht in einer Senke, denn es könnte absaufen. Verbunkert, weil die chem. Anlage teilweise explodieren könnte?
Wartbarkeit einer Anlage: ohne mit Abschalten -> Redundanz -> Verfügbarkeit.
z.B. ist es möglich elektronische Steuerungen mit erhöhter Verfügbarkeit zu bauen in dem man
diese doppelt auslegt. Heiße Redundanz -> Wobei, und das ist ganz wichtig, das eine System das andere Überwacht.
Wird eine Fehlfunktion erkannt, schaltet sich ein System offline. Offline und nicht AUS, damit man im Nachgang noch
die Servicedaten auslesen kann.
In sehr seltenen Fällen kann es sein, dass die Fehlererkennung das "gute" System abschaltet.
In Anlagen wie z.B. Kernkraftwerken, bestimmten chemischen Anlagen ist so etwas nicht tolerierbar.
Daher gibt es Systeme mit dreifacher Steuerung und redundanter Peripherie. ("Systemname" EH = Extrem hochverfügbar)
Sowas ist andererseits empfindlich gegen Fehlbedienung.

Es braucht gut ausgebildetes Personal, um so etwas aufzubauen und zu betreiben. Leider gehen die Manager dazu über dises "teuere" Personal durch Fremdfirmen (Leihpersonal) zu ersetzen.
In den letzten Jahren meiner aktiven Zeit hab ich da so manches gesehen, wo man dem Betreiber den Vogel zeigen sollte.
Wir können froh sein, dass noch nicht mehr passiert ist.

Frohe Ostern allerseits
 
@bastian95
Mal eine andere Idee: wenn Du bereits die Eingangsvoraussetzungen und den, ich sage es mal zusammenfassend "Intellekt und Zug" für ein (Fern)studium hast, warum machst Du das nicht einfach und arbeitest danach angestellt und "sicher" in einem studiennahen Tätigkeitsfeld Deiner (im Moment quasi freien) Wahl, anstatt sich mit Installationen etc. auf selbständiger Basis ein doch eher mühsames Auskommen zu erwirtschaften?
Oder ist das wirklich Deine Leidenschaft, Kabel zu ziehen und anzuschließen (um es platt auszudrücken)?
 
Norm und Vorschrift hin oder her, ich halte einen Dipl. Ingenieur oder heute Master /Bachelor nicht im Ansatz als Elektrofachkraft und erst recht nicht als Verantwortliche Fachkraft.
Ohne weitere Bildung wie einer Fachausbildung wird das nichts.
Im Studium wird das nötige Wissen zu Normungen und Elektrosicherheit kaum vermittelt.
Hier geht es um Theorie und Physik und das kann keine 3,5 Jahre Berufsausbildung ersetzen.

Die Eintragung im Verzeichnis des Netzbetreibers verlangt zudem den TREI Schein.
Wenn Du den schaffst als Ing ohne Ausbildung könnte man vielleicht davon ausgehen zumindest das notwendige Wissen zu besitzen, es fehlt um anständig installieren zu können aber immer noch praktische Berufserfahrung.
 
Was ist nur aus der guten alten Gewerbefreiheit geworden, die 1945 nach dem Krieg eingeführt wurde . . .

Heute stecken wir wieder in einem Sumpf von Lobbyisten, Vorschriften und Bürokratie,
wodurch offensichtlich jegliche Kreativität abgewürgt wird, schlimmer als im tiefsten Mittelalter.
 
Thema: Studium ohne Gesellen- und Meisterausbildung in die Selbstständigkeit zu empfehlen?

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